Jörgen Westholm - he is the Champion!
Åby, Samstag, 1. Februar 2020. Wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte!
So geschehen bei der Suche nach dem V75-Champion des Jahres 2019, für den die 15 Punktbesten der schwedischen Eliteliga sich auf der Piste mit dem doppelten Open Stretch versammelt hatten. Von Hause aus nicht dabei waren der Dritte Björn Goop, der mal wieder an Vincennes‘ reich gedeckter Tafel naschte, und der verletzte Conrad Lugauer, der die V75-Serie mit elf Siegen als Elfter abgeschlossen hatte. Ansonsten hatten, um mal mit Udo Jürgens zu sprechen, „alle unterschrieben, schau dir mal die lange Liste an“. Kurzfristig passte Robert Bergh, für den Joakim Lövgren einsprang.
Was nach Durchsicht der mit jeweils 15 Teilnehmern bestückten üppigen Starterfelder in den sechs den Profis vorbehaltenen klassenlosen Aufgaben, in denen wie bei Gulddivisionen jeweils 306.500 Kronen auf die ersten Sieben warteten, schwer nach einem Duell zwischen Örjan Kihlström und Rikard Skoglund roch, schnappte sich ausgerechnet ein Ersatzmann: Jörgen Westholm, der 47-jährige aus Romme, durch den kleinen zähen Kämpfer Super Light europaweit bekannt geworden, inzwischen jedoch mehr als Trainer denn als Chauffeur gerühmt, rutschte als Nummer 16 für Goop ins illustre Starterfeld und räuberte weidlich.
Dabei ging’s gut los für Örjan Kihlström, der im einleitenden Stayerlopp Favorit Burning Man früh auf den Kommandostand bugsierte, dort nichts anbrennen ließ und für 18:10 sicher mit einer halben Länge gegen den zudringlichen Vagabond Bi nach Hause kam. Ein bisschen Pech hatte Thorsten Tietz‘ New Dawn, der nach einer Runde Todesspur in Rikard Skoglunds Gizmo de Veluwe eine höchste willkommene Lokomotive erhielt, deren Motor jedoch 500 Meter vor Schluss mächtig stotterte und die ihn gründlich ausbremste, so dass es nur zu Platz sieben und 5.000 Kronen reichte. Es war Tietz‘ bzw. Sybille Tinters einziger Starter, denn Iron Creek musste den Lauf der Lärlingschampions wegen Hustens auslassen.
Spektakuläre Mamba
In solch einem Bewerb geht’s nicht nur um Siege, sondern auch gute Platzierungen, und davon hatte der „Iceman“ reichlich anzubieten: Zweimal Rang zwei, einmal Fünfter, einmal Elfter: Vor der letzten Aufgabe, einem Sto-Lopp, hatte der „Iceman“ mit 65 Zählern den dank Strong Heartbeat und Remarkable Feet zweimal eher unerwartet siegenden Jörgen Westholm (71) in Reichweite und das chancenreichere Pferd zur Hand. Dritter war Rikard Skoglund, für den es mit zwei zweiten, einem dritten Platz und zwei Nullnummern längst nicht wie gedacht gelaufen war. Dieser Trend schien sich fortzusetzen. Die von Heinrich Gentz gezüchtete Green Mamba, prima aus dem zweiten Band gekommen, geriet im Mittelfeld eingangs der ersten Kurve aus dem Takt, verlor ihre akzeptable Lage und machte im siebenten Paar außen unmittelbar vor Kihlströms doppelt bezulagter Wild Love weiter. Westholm hingegen vermochte Shutter Island als äußerer Zweiten einen traumhaften Verlauf zu bescheren.
Kaum jemand billigte der Mamba aus dieser Lage größere Chancen zu, doch was die Tochter der Gravität ab 1000 Meter vorm Ziel aufs nasse Parkett zauberte, ließ selbst die Experten-Runde im ATG-Fernsehkanal um Stefan Hultman mit der Zunge schnalzen. „Was macht der Skoglund da?“ wird sich manch einer gefragt haben, als der die Sechsjährige für die Schlussrunde in Spur drei beorderte und mächtig Dampf machte. Pünktlich zum Einbiegen in die Schlusskurve kam er aus der Frischluftreihe weg - nicht in Spur zwei, sondern gar in Front. Wer gedacht hatte, nach diesem Husarenritt würden Green Mamba die Füße irgendwann schwer, den belehrte sie übergründlich eines Besseren. „Ein irres Pferd“, schüttelte selbst Skoglund ein wenig fassungslos den Kopf über die Ende Oktober an die Philip konsulting HB in Vänersborg verkaufte „Schlange“, die giftig bis zum guten Schluss blieb.
In 1:14,5/2160m vollbrachte sie vier Längen voraus ihr mit 150.000 Kronen belohntes Meisterstück, mit dem sie nun elf Siege, davon drei en suite fürs neue Quartier, aus 45 Versuchen und 626.616 Kronen im Fahrtenbuch stehen hat. Eine Marke, die nach den Eindrücken der letzten Wochen zügig ausbaufähig scheint. Mit Platz zwei von Shutter Island sicherte sich Westholm den V75-Goldhelm, weil Kihlström mit Wild Love nicht über Platz vier hinauskam. „Ich denke, es war meine Schuld, dass Green Mamba gesprungen ist. In jenem Moment wollte ich zu viel von ihr. Ich bin dankbar, dass sie meinen Fehler so brillant ausgebügelt hat“, resümierte Skoglund, für den es in der Schlussrechnung zu Rang drei langte, selbstkritisch.
Total happy war Jörgen Westholm: „Eine tolle Geschichte - kommst als Ersatzmann und gehst als Champion. Und das, obwohl ich mich derzeit mehr als Trainer denn als Fahrer sehe. Als ich am Sonntag (26. Januar) angerufen wurde, ob ich für Björn einspringen würde, hab ich meine Startpferde durchforstet, ob ich wenigstens einige habe, die ich fahren könnte, denn als Catchdriver, der sich rasch auf fremde Pferde einstellen muss, sehe ich mich ganz und gar nicht. Glücklicherweise hatten wir mit Strong Heartbeat und Remarkable Feet zwei, von denen ich immer eine hohe Meinung hatte, die jedoch wegen Infektionen etwas aussetzen mussten. Die waren topfit und haben den Grundstein gelegt!“
V75-1 (Stayer): V75-2 (Sto): V75-3 (-): V75-4 (Kallblod): V75-5 (Lärl): V75-6 (-): V75-7 (Sto): |
Burning Man / Örjan Kihlström Super Sarah / Erik Adielsson Strong Heartbeat / Jörgen Westholm Trö Hera / Magnus Teien Gundersen Zenzero Jet / Anders Eriksson Remarkable Feet / Jörgen Westholm Green Mamba / Rikard Skoglund |
18 31 49 301 30 80 22 |
Umsatz V75: 95.362.229 SEK
1. Rang: 2.166 Systeme à 11.442 SEK
2. Rang: 72 SEK
3. Rang: Jackpot
Umsatz Top-7 (Lärling): 1.522.916 SEK