Jiggy Jog joggt zur halben Million
Yonkers / New York, Samstag, 7. September 2024. Bereits im Vorjahr war sie klare Zweite im International Trot, der inoffiziellen Mitteldistanz-Weltmeisterschaft auf dem 800-Meter-Oval von Yonkers im Nordosten des Big Apple.
„Aber da war sie erst vier, und es ist immer ein immenser Sprung von dreijährig in die Erwachsenenklasse. Über Winter hat sie nochmal ausgelegt, ist größer und kräftiger geworden und hat auch mental zugelegt. Das hat man schon bei den vier Starts in diesem Jahr, die sie allesamt gewonnen hat, gemerkt. Sarah und Åke haben ihr Zeit zum Reifen gegeben und sie nur sporadisch eingesetzt. Dies war ja seit Mai erst ihr fünfter Auftritt."
"Die Beiden machen ohnehin einen grandiosen Job, und ich kann ihnen nicht genug danken, dass ich solch eine Super-Stute immer wieder in die Hand bekomme. Ich denke, sie wird weiterhin dezent eingesetzt, denn das große Ziel ist die Breeder‘s Crown am Ende der Saison“, sollte Dexter Dunn, der vor sechs Jahren wie ein Tornado in die nordamerikanische Fahrer-Szene eingebrochen ist und sie kräftig durcheinandergewirbelt hat, ein hohes Loblied auf Jiggy Jog und Åke und Sarah Svanstedt sowie deren Team singen.
Erstmals seit 1991 Peace Corps hat wieder eine Stute den International Trot für die Fahne des schwachen Geschlechts geholt und sich in die Riege der Roquépine (1967, 1968), Une de Mai (1969, 1971), Delmonica Hanover (1973, 1974) eingereiht. Wobei nicht verhehlt werden soll, dass dieser 1959 erstmals ausgetragene Klassiker - erster Triumphator war der Franzose Jamin mit Jean Riaud - von 1996 bis 2014 eingestellt und 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie nicht ausgetragen worden war.
Nach Siegen in Cutler Memorial, Six Pack Trot, Cashman Memorial (jeweils auf The Meadowlands) und Sebastian K. Invitational auf der 1.000-Meter-Bahn von Pocono Downs wurde die in Schweden geborene, dort bislang noch nie gestartete Braune dank ihrer blütenweiße Saisonweste in Nordamerika mit 18:10, in Frankreich bei der PMU mit 24:10 auf den Favoritenschild gehoben und dieser Rolle mit dem ersten Schritt vollauf gerecht.
Obwohl Rennen von der Spitze nicht so ihr Ding sind - sie liebt es, die Anderen aus der Deckung zu jagen -, ging Dunn von der „4“ mit ihr sofort aufs Ganze, fuhr Frankreichs mit der „2“ und „1“ bestens bediente Vertreter Idéal San Leandro und Eclat de Gloire aus und erteilte Logan Park (5) zunächst eine glatte Abfuhr.
Ausgangs der ersten Kurve, die für Castor the Star (3), Get a Wish (9) und Vernissage Grif (8) unüberbrückbare Klippen offenbarte - das Trio war nach schweren Patzern de facto aus dem One-Million-Dollar-Spiel -, ließ Dunn den vor gerade mal einer Woche frischgebackenen Maple-Leaf-Trot-Dritten dann doch vorbei und holte sich das Kommando nach einer äußerst kurzen Rochade auf der ersten Tribünengeraden rasch zurück.
Eine Runde später brach Hail Mary (7) den Gänsemarsch auf und spielte das Zugpferd für Periculum (10) und Amerikas Dauerbrenner It’s Academic (6). Von einer Abneigung als Führungsspielerin war bei Jiggy Jog weiterhin nichts zu sehen. 400 Meter vorm Ziel tippte Dunn das Gaspedal an, die Fünfjährige reagierte prächtig und schnurrte auf und davon, als träte der Rest auf der Stelle.
Das war bei Hail Mary der Fall, der an der letzten Ecke, an der Eclat de Gloire aus dem Takt geriet, enttäuschend früh aufgab und dem Vernehmen nach in den USA bei den Svanstedts bleiben soll.
Während Jiggy Jog ihren Stiefel stramm zu ihrem 23. Sieg aus 40 Versuchen durchzog - dazu war sie zehnmal Zweite und zweimal Dritte - und bei 2.970.391 USD an Einkommen landete, schälte sich vom Rest ebenso deutlich Periculum als Zweiter heraus - trotz der Dauerbelastung der letzten Wochen mit Vor- und Endlauf des Maple Leaf Trot, die er beide hatte an seine Fahne heften können.
Schlichtweg eine Sensation war Platz drei für Idéal San Leandro, mit lediglich acht Treffern aus 51 Versuchen und schmalen 153.125 Euro auf der hohen Kante der Underdog dieser Mammutaufgabe, der in seiner Heimat wenig hat reißen können. Der Mut des strahlendem Richard Westerink, der nach Timoko (Zweiter 2015) und dessen Söhnen Dreammoko (Neunter 2017) und Etonnant (jeweils Achter 2022 und 2023) zum fünften Mal bei dem Spektakel präsent war, wurde vollauf belohnt.
„Ich bin den Tränen nahe! Die arme Maus steht auf dem Podium - das ist wie ein Sieg! Ich hab immer gesagt, dass ein Pferd in Form mit guter Startnummer für eine Überraschung sorgen kann. Wer nichts versucht, kann nichts gewinnen.“
Die Blumen jedoch, sie gebührten unbestritten Jiggy Jog. „Was für eine gigantische Lady. Hinter ihr zu sitzen und solche Rennen zu gewinnen, ist wie ein Traum“, gestand Dexter Dunn, der mit diesem Sieg einen weiteren weißen Fleck auf seiner persönlichen To-Do-Liste tilgte, „ich habe mit Åke und Sarah vorher gesprochen, und sie meinten, ich solle es ruhig vorneweg versuchen. Ganz einfach war’s nicht, denn innen wie außen waren zwei hartnäckige Rivalen."
"Doch sie spielte brillant mit, und als sich die Option ergab, rasch die Spitze zurückzuholen, hab ich‘s genutzt. Danach hat man uns ziemlich in Ruhe gelassen. Ich hätte gedacht, zwischendurch würden wir mal ernsthaft getestet, doch es kam niemand. Wir können den Rest der Saison mit viel Optimismus angehen.“
Sarah Svanstedt kommentiert: „Auch wenn’s leicht aussieht - diese Rennen sind niemals leicht. Sie war ein bisschen müde nach dem ‚Cashman‘ (3. August) und nach Pocono (17. August), so dass ihr die drei Wochen Rennpause wie gesehen sehr gut getan haben. Wie sie in den letzten Bogen gedonnert ist, war schon gewaltig. Wir werden sehen, wie sie dieses Match verkraftet. Möglicherweise ist das Caesar’s Classic oder ein Auftritt in Lexington ihr nächstes Ziel.“
Für den Lacher des Nachmittags sorgte Mitbesitzer Steve Stewart von der Hunterton Farms, bei dem eher der züchterische denn der sportliche Aspekt im Vordergrund steht: „Mit ihr ist‘s ein bisschen anders. Ihre Rennkarriere macht so viel Spaß. Ich hoffe, sie bleibt auf diesem Level und in drei Jahren kommen unsere Rivalen zu uns und fordern uns auf, endlich diese ‚verdammte‘ Stute aus dem Rennbetrieb in die Zucht zu nehmen, damit sie auch mal was Großes absahnen können.“
44. International Trot (int. Einladungsrennen)
2011m Autostart (1¼ Meile), 1.000.000 USD
1. Jiggy Jog 12,1 Dexter Dunn 18
5j.br. Stute von Walner a.d. Hot Mess Hanover von Cantab Hall
Be: Åke Svanstedt, Steve Stewart, John Lengacher & Hickory Hollow Stables; Zü: Vestmarka AB, SE; Tr: Åke Svanstedt
2. Periculum 12,4 Scott Zeron 54
3. Idéal San Leandro 12,7 Björn Goop 527
4. Logan Park 12,8 Douglas McNair 115
5. It’s Academic 13,0 David Miller 260
6. Hail Mary 13,2 Örjan Kihlström 113
7. Eclat de Gloire 14,6g Loris Garcia 777
8. Get a Wish 16,2g Johan Untersteiner 457
9. Castor the Star 19,3g Mats Djuse 107
Vernissage Grif agh. Alessandro Gocciadoro 71
Sieg: 18; Richter: überlegen 3½ - 2¾ - ¾ - 2 - 1¾ - 14¼ - 15¾ - 31½ Längen; 10 liefen
Wert: 500.000 - 250.000 - 120.000 - 80.000 - 50.000 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=mMUNah5SLbY&t=741s
Der König von Yonkers mit dem Ferrari
Eine verblüffend glatte Sache wurde der über 1.709 Meter führende und mit 250.000 Dollar dotierte MGM Robert Miecuna Invitational Trot, in dem die Amerikaner unter sich waren, für Ari Ferrari J.
Im Kampf um die Spitze zwischen Cecil Hanover, mit dem sich Åke Svanstedt von der „5“ gegen den hinter ihm einparkenden Take all Comers (7) durchsetzte, vermochte der Walner-Sohn trotz der „2“ nicht gegenzuhalten. Jason Bartlett hielt ihn jedoch gleich in zweiter Spur, klopfte auf der ersten Überseite mal energisch bei Cecil an und wurde vorbeigelassen.
Nach einer Runde eröffnete Nows the Moment (9) die zweite Spur, an den sich Amigo Volo (3), Venerate (4) und M-m’s Dream (6) koppelten. Ari Ferrari J dachte indes keine Sekunde daran, klein beizugeben.
Munter sprudelte der Vierjährige seinen Part herunter und klinkte sich zwei Längen voraus mit Bartlett, der als Lokalmatador in Yonkers jedes Sandkorn kennt, beim 40. Auftritt den elften und nach dem Zweig Memorial 2023 renommiertesten Titel seiner Laufbahn ein, womit er nach kanadischer Rechnung auf 1.095.745 CAD kommt.
Gekostet hat er als Nummer 54 der Lexington-Auktion 2021 die stolze Summe von 620.000 USD. Auch in der Pferdewelt gilt offenbar, dass man einen Ferrari nicht zum Schnäppchenpreis bekommt.
Weil sich Venerate, Sieger der ersten Mohawk Million, zu Beginn des Einlaufs an sechster Stelle im dichten Pulk verhaspelte, zwar als Fünfter anschlug, jedoch auf den letzten Rang verfrachtet wurde, und Vorjahrssiegerin M-m’s Dream auf weiten Wegen durch den Schlussbogen raufte und mit viel Speed weit außen nur Platz vier retten konnte, gab’s für die Podestplätze zwei und drei deftige Überraschungen: Cecil Hanover und Take all Comers hielten ihre Plätze streng innen eisern fest.
„Das größte Problem war, Ari am Start auf dem richtigen Fuß zu erwischen“, bekannte Bartlett, „der Flügel des Startwagens schwingt selbst an der ‚2‘ manchmal in der Kurve so sehr, dass sich die Pferde erschrecken und einen Gang kürzer treten. Ich hab ihn mal machen lassen und gehofft, alles würde gut gehen - und das tat es dann ja auch."
"Am 22. August gewann er hier in Yonkers mit der ‚1‘ ganz leicht, und auch im Hambo Maturity hat er mir trotz Platz sechs gut gefallen. Ich war schon vorab sehr optimistisch, als ich Startnummer und Mitstreiter gesehen habe.“
MGM Robert Miecuna Invitational Trot (Einladungsrennen)
1709m Autostart (11/16 Meile), 250.000 USD
1. Ari Ferrari J 10,7 Jason Bartlett 80
4j. br. Hengst von Walner a.d. Dream Child von Muscle Hill
Be: Kenneth Jacobs; Zü: Biasuzzi Stable, US/IT; Tr: Tony Alagna
2. Cecil Hanover 10,9 Åke Svanstedt 221
3. Take All Comers 11,0 Jordan Stratton 562
4. M-m’s Dream 11,3 David Miller 24
5. Amigo Volo 11,3 Dexter Dunn 65
6. Tipsy Moni 11,4 Yannick Gingras 365
7. Stormy Kromer 11,4 Tim Tetrick 655
8. Black Magic 11,5 Scott Zeron 194
9. Now’s the Moment 11,7 Mark Macdonald 905
10. Venerate 11,3* Scott Zeron 27
*als 6. gdZ.
Sieg: 80; Richter: leicht 2½ - 1¼ - 1½ - (¾) - Kopf - ¼ - ¼ - 1½ - 1½ Längen; 10 liefen
Wert: 125.000 - 62.500 - 30.000 - 20.000 - 12.500 USD