Internationale Reifeprüfung bestanden

Färjestad, Karfeitag, 7. April 2023. Als seine beste Chance hatte der mit einem Trio nach Färjestad am Nordufer des Vänersees gereiste Alessandro Gocciadoro den ihm im vorigen Herbst überstellten Jimmy Ferro BR bezeichnet, der im wertvollsten Rennen der zweiten österlichen V75-Spring-Race-Runde engagiert war.
Der 1996 zum 60. Geburtstag von Färjestad ins Leben gerufene Prins Carl Philips Jubileumspokal bzw. dessen über 250.000 SEK ausgestellter höchster Scheck waren des Objekt der Begierde jenes Mannes, der sich im Vorjahr vor Jean-Michel Bazire zum erfolgreichsten Trainer Europas aufgeschwungen hatte.
Die Wetter vernahmen die Botschaft wohl, kürten jedoch noch vor dem Braunen mit der markanten Gesichtszeichnung, den sein neuer Übungsleiter gleich bei der ersten Ausfahrt zum deutschen Breeders-Crown-Champion geformt hatte, den aus fünfmonatiger Winterruhe kommenden Iznogoud Am knapp vor ihm zum Favoriten. Der Muscle-Hill-Sohn suchte dieser Ehre sofort gerecht zu werden und schmetterte mit der „4“ los wie ein Blitz. Genauso gut gewachst hatte allerdings auch Bo Westergaard bei seinem Seven Nation Army (2) und dachte gar nicht daran, Iznogoud Am in Front zu lassen.
Die Folge waren höllische erste 500 Meter in 1:04,9. Dann hatte Adielsson ein Einsehen und parkte seinen etwas wackelnden Schützling hinter dem Leader ein. Das war Wasser auf die Mühlen Gocciadoros, der sich aus dem irren Zweikampf klug herausgehalten hatte und bei nunmehr deutlich abflauender Fahrt dem Führungsspieler auf die Pelle rückte. Der nahm auch das zweite, längst nicht so harsche Duell an.
Italiens „Mann in Gelb“ hatte verstanden und begnügte sich bald damit, nur den Begleiter anstelle des Drückers zu geben und zog Castor the Star, Aquarius Face und die einzige Lady Glamorous Rain hinter sich her. Schluss mit dem Waffenstillstand war zu Beginn der Zielgeraden. Unter sanften Schubsern seines Steuermanns gewann Jimmy Ferro mehr und mehr die Oberhand und klinkte sich mit dem vierten Treffer aus fünf Versuchen unter Gocciadoros Regie die bislang üppigste Prämie ein.
Die letzten 500 Meter in nochmals außergewöhnlichen 1:08,6 ergaben eine Endzeit von 1:09,5, womit der Love-You-Sohn nur eine Zehntelsekunde über San Moteurs im Vorjahr aufgestelltem Rennrekord blieb und eine neue deutsche Bestzeit für Fünfjährige markierte. Schneller als er war als im deutschen Gestütbuch Eingetragener ohnehin nur Mister F Daag, der 2022 im Elitloppet-Vorlauf in 1:09,1 über die Meile geflogen war.
Der innen eingesperrte Iznogoud Am schien in der Schlusskurve den Kontakt zu verlieren, kam jedoch noch einmal an die Vorderen heran und sprang sich 200 Meter vorm Pfosten um den möglichen dritten Obolus, der an Castor the Star fiel.
„Das kann durchaus einer für den Elitloppet 2024 werden“, schrieb Gocciadoro seinem Schützling ins Stammbuch, der mit 1.409.275 Kronen an Gewinnen noch ein Leichtgewicht ist, „in diesem Jahr wäre es noch zu hart. Er ist ein sehr, sehr Guter, der in vier Ländern gestartet ist und in allen gewonnen hat. Ich erinnerte mich an das Match vom letzten Jahr und dachte, dass es zu Beginn rasant zur Sache gehen würde, darum hab ich mich zurückgehalten. Ich weiß, wie stark Jimmy ist und dass er es auch außen herum müsste aushalten können.“
Sehr zufrieden war Bo Westergaard trotz der Niederlage mit Seven Nation Army: „Natürlich hab ich einen Moment geschwankt, bei dem irren Tempo Iznogoud Am vorbeizulassen. Aber ich hatte ‚A‘ gesagt und die Spitze mit viel Aufwand verteidigt, dass ich auch ‚B‘ sagen und vorne bleiben musste. Mein Hengst hat prächtig mitgespielt und sich bis zum letzten Schritt verteidigt. Wir hoffen, die dänische Fahne beim Elitloppet hochhalten zu dürfen“, spielte er den Ball Solvallas Sportchef zu.
Ein bisschen angefressen war Erik Adielsson: „Natürlich hätte ich mich mit einer Position als Zweiter oder Dritter außen begnügen können, doch ich dachte, Bosse (Westergaard) würde die Führung abgeben. Iznogoud war nicht leer, als er sprang, aber bei diesem irren Tempo braucht‘s nur eine kleine Berührung, um aus dem Tritt zu kommen.“
Hertigen av Värmland, Prins Carl Philips Jubileumspokal (int., Fünfjährige)
1640m Autostart, 540.000 SEK
1. Jimmy Ferro BR 09,5 Alessandro Gocciadoro 32
5j.br. Hengst von Love You a.d. Avalon Transs R von Super Arnie
Be: van Dijk GmbH, DE; Zü: Bernhard Rosengarten & van Dijk GmbH, DE; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Seven Nation Army 09,6 Bo Westergaard 77
3. Castor the Star 09,6 Mats Djuse 196
4. Glamorous Rain 09,8 Örjan Kihlström 76
5. Aquarius Face 09,9 Adrian Kolgjini 258
6. Take this Society 10,4 Magnus T. Gundersen 527
Iznogoud Am dis.r. Erik Adielsson 20
Sieg: 32; Richter: sicher ½ - 1 - 1 - 1 - 4 Längen; 7 liefen (NS Get a Wish / lahm)
Zw-Zeiten: 04,9/500m - 09,9/1000m - 08,6/letzte 500m
Wert: 250.000 - 125.000 - 70.000 - 39.000 - 24.000 - 16.000 - 10.000 - 6.000 SEK
Clarissas Demonstration
500 Meter mehr für deutlich geringeren Lohn hatten zwei Stunden zuvor die 2018 geborenen Stuten zu ackern, um an Teile der für den Folke Hjalmarssons Minneslopp ausgelobten 329.000 SEK zu gelangen. Das größte Stück vom Kuchen schnitt sich wie bei 16:10 von fast allen erwartet die mit insgesamt zwölf Treffern und einem exzellenten dritten Platz aus Vincennes vorstellig werdende Clarissa ab, die auch von Startplatz „9“, der daraus folgenden zweiten Reihe und der sich anschließenden Todeslage nicht aufzuhalten war.
„Sie ist eine auch moralisch bärenstarke Stute, die in Italien aus genau dieser Lage neben dem Tempomacher ihre Meriten gesammelt hat“, verriet Alessandro Gocciadoro im Anschluss an den mit 2½ Längen Vorsprung überlegen ausfallenden 13. Sieg. Die, die sie geknackt hatte, war nicht irgendeine, sondern die mit Schmackes in Front geschmetterte Faeza Zet, die den von ihrer Trainingsgefährtin Honey Mearas im Vorjahr gewonnenen Titel nicht so ohne weiteres vom Tisch gehen lassen wollte.
Örjan Kihlström nahm mit der Redén-Stute jede Tempoverschärfung Clarissas an - bis auf die finalen 200 Meter vorm Ziel. Ab dort neigte sich die Waagschale sehr deutlich zugunsten der Exploit-Caf-Tochter, die der 47-jährige nicht einmal anfasste, im Gegenteil mit geschulterter Peitsche eine geruhsame Zielgerade durchlebte.
Folke Hjalmarssons Minneslopp (int., fünfj. Stuten)
2140m Autostart, 329.000 SEK
1. Clarissa 11,0 Alessandro Gocciadoro 16
5j.br. Stute von Exploit Caf a.d. Nikelia von Lemon Dra
Be: Natalino ‘96 Sas di C. & C. Leopoldo, IT; Zü: Az.Agr. Daniele Ricci, IT; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Faeza Zet 11,3 Örjan Kihlström 36
3. Seventh Heaven 11,8 Magnus Djuse 143
4. Donna Summer 11,9 Carl Johan Jepson 214
5. Thai Brooklyn 11,9 Nicklas Korfitsen 86
6. I.D.Excellent 12,0 Ole Johan Östre 632
7. Red Lady Express 13,6g Björn Goop 190
8. Ad Astra 14,1g Morgan Ivarsson 792
Sieg: 16; Richter: überlegen 3 - 4 - 1 - k.Kopf - Hals; 9 liefen (NS A Perfect Dutchess / in Behandlung)
Zw-Zeiten: 13,1/500m - 11,9/1000m - 11,6/1500m - 09,8/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
V75-1 (5j. St.): Clarissa / Alessandro Gocciadoro 16
V75-2 (Amateure): Hipster K / Linda Sedström 26
V75-3 (4jähr.): Jackpot / Magnus Djuse 19
V75-4 (Kallblod): Ramstad Balder / Adrian Solberg Akselsen 37
V75-5 (Nachw.): Email / Andreas Lövdal 77
V75-6 (5jähr.): Jimmy Ferro BR / Alessandro Gocciadoro 32
V75-7 (Stayer): Digital Eye / Carl Johan Jepson 512
Umsatz V75: 31.692.196 SEK
1. Rang: 103,8 Systeme à 79.340 SEK
2. Rang: 204 SEK
3. Rang: Jackpot 20 SEK
Umsatz Top-7 (Nachwuchs): 524.928 SEK
Imponierendes Comeback
Erstes Highlight unmittelbar vor der V75-Serie war ein mit lediglich 144.000 SEK dotiertes „Frei für Alle“, in dem der für den Elitloppet eingeladene San Moteur sein Comeback nach acht Monaten Auszeit gab. Schärfste Widersacher des Sechsjährigen, der im Vorjahr im Prins Carl Philips Jubileumspokal triumphiert hatte, waren Startplatz „8“ sowie Bengurion Jet. Jener ebenfalls 2017 geborene Maharajah-Sohn, der vor zwei Jahren in Jägersro mit 1:08,8 zum schnellsten vierjährigen europäischen Traber aller Zeiten avanciert war, den daraus resultierenden Hoffnungen wegen kleinerer Stopps und Wehwehchen nie hundertprozentig hatte gerecht werden können.
Mit dem Sechsjährigen biss Alessandro Gocciadoro nach 500 Metern Ragazzo da Sopra von der Spitze weg, während San Moteur am Start nichts abverlangt wurde. Los ging die Gala des aus 20 Versuchen 15-fachen „Winners“ nach 800 Metern, als ihn Björn Goop in Marsch setzte. Der im strahlenden Sonnenschein wie eine Speckschwarte schillernde Braune flitzte wuchtig ins Kommando, wofür ihm Gocciadoro überraschenderweise nicht das kleinste Steinchen in den Weg legte.
Das war 900 Meter vorm Ziel die Vorentscheidung, denn anbrennen ließ San Moteur nichts mehr. Mit fester Ohrenkappe, rundum beschlagen und im normalen Sulky war der beste Sohn des einstigen Travkompaniet-Stars Panne de Moteur wie bei 12:10 zu erwarten eine Klasse für sich und obsiegte viel leichter, als es der Vorsprung von einer Länge auf Bengurion Jet vermuten ließe. 1:13,2/2140m und 60.000 Kronen lauten die ersten Einträge in sein 2023er Fahrtenbuch.
„Was für eine Freude, San Moteur zu fahren“, strahlte Goop. Viel emotionaler reagierte sein Onkel Håkan Arvidsson als Züchter und Mitbesitzer: „Ich bin enorm erleichtert über diese tolle Vorstellung. Natürlich - er hat gut trainiert, aber du weißt nie, wie ein Pferd das nach solch einer langen Pause umsetzt. Wir werden sehen, ob wir ihn vor dem Elitloppet noch ein-, zweimal starten. Er brauchte nie viel Anlauf, und nach dem heutigen Match wird er das nächste Mal ein, zwei Zacken schärfer sein. Es geht eher darum, ihn frisch und munter zu halten.“
Auf der Hand lägen Starts in Vor- und Endlaufe des Paralympia-Travet…