In der Ruhe liegt die Kraft
(nn) Vincennes, Donnerstag, 27. Februar 2020. Auch zum Ende des Meetings geht den Herren Laurent-Claude - als Vorbereiter - und Alexandre Abrivard kein Stück die Luft aus, was Monté-Sport auf höchster Ebene anbelangt.
Das kongeniale Monté-Duo dieses Winters bunkerte im Prix Ali Hawas, mit dem des in Tunesien geborenen, 2004 im Alter von 70 Jahren verstorbenen legendären Besitzers und Trainers gedacht wird, durch die beim sechsten Satteltraben zum dritten Mal siegreiche Hytte du Terroir den nächsten Gruppe-Erfolg. Ausschlaggebend war eine taktische Meisterleistung des amtierenden „Etrier d’Or“ und das Glück, dass mit Hopla des Louanges kurz nach dem Ab und Happiness Ellis weit voraus am tiefsten Punkt der Piste Zwei aus dem engsten Favoritenkreis ins Straucheln kamen und gewaltig Boden verloren. Bei der Opus-Viervil-Tochter, die Mathieu Mottier richtig scharf gemacht hatte, mögen es gut 40 Meter gewesen sein, die sie verlor. Mit viel Massel entging sie der roten Karte und reihte sich als Sechste noch vor Hopla des Louanges ein.
Die Führungsarbeit fiel unblutig an Harley Rock, die ihren Fluchtversuch vor 14 Tagen über 2175 Meter bei der ersten Gruppe-Aufgabe knapp durchgestanden hatte. Der Bird-Parker-Tochter waren Hève de la Noé, die an der Einmündung der kleinen Bahn den Kontakt verlor, Hera Landia und Horée d’Ar auf der Spur, während sich außen Happiness Ellis bald wieder bemerkbar machte. Hinter der hatte Hytte du Terroir das beste Plätzchen, das sie sich wünschen konnte, und auch Hopla des Louanges hatte am Gipfel endlich Kontakt zum Spitzen-Sextett. Auf der Zielgeraden entpuppte sich Hytte du Terroir klar als die Beste und ließ Harley Rock leichtfüßig um zwei Längen links liegen. Bis auf eine knappe Länge kämpfte sich Happiness Ellis an den Schützling Tony Le Bellers heran und hätte ohne ihren Aussetzer zweifellos eine ganz gewichtige Rolle bei der Sieg-Vergabe gespielt. Ähnliches gilt für Hopla des Louanges, die weitere fünf Längen dahinter bewies, warum sie am Totalisator so stark nachgefragt war.
„Es macht mich stolz, ein Rennen zu gewinnen, das an einen der ganz Großen des Montés erinnert. Im November deutete nichts darauf hin, dass meine Stute an diesem Wettbewerb würde teilnehmen können. Doch Anfang des Jahres gab’s einen Leistungssprung, sie gewann im Februar, und ich hatte sofort den ‚Ali Hawas‘ im Visier. Ich hab mich in den letzten Wochen intensiv um sie gekümmert. Den Rest hat Alexandre erledigt“, strahlte der 51-jährige Vater des Sieges, der in diesem Meeting in den Monté-Prüfungen reiche Ernte gehalten hat - eben nicht nur dank Bilibili.
Prix Ali Hawas - Monté - (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
2700m Bäderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Hytte du Terroir 16,1 Alexandre Abrivard 172
3j.br. Stute von Boccador de Simm a.d. Scarlett d‘Ohara von Podosis
Be: Jacques Cottel; Zü: Ludovic Fleury; Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Harley Rock 3. Happiness Ellis 4. Hopla des Louanges 5. Hève de la Noé 6. Hera Landia 7. Héliciane d’Erable 8. Hygie Mésange 9. Hermine Eleven 10. Historiola 11. Horée d’Ar Hawaï Team Halowie Renardier |
16,2 Benjamin Rochard 16,3g Mathieu Mottier 16,7g Adrien Lamy 16,7 David Thomain 18,2 Paul-Philippe Ploquin 18,8 Eric Raffin 19,0g Mathilde Collet 19,0 François Lagadeuc 21,0 Jean-Yann Ricart 21,0 Damien Bonne dis.r. Matthieu Abrivard dis.r. Margot Grolier |
45 23 53 220 110 370 980 1080 710 250 220 830 |
Sieg: 172; Richter: leicht 2 - ¾ - 5½ - ½ - 21 Längen; 13 liefen
Zw-Zeiten: 13,5/1200m - 14,5/1700m - 15,3/2200m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Heart of Gold mit Zittern und Zagen
Wie die Demoiselles wählten eine Stunde später im Prix Félicien Gauvreau viele der jungen Hengste die falsche Gangart und sollte sich der Favorit nicht durchsetzen. Auf den ersten 200 Metern erwischte es die disqualifizierten Hacker Lover und Hugh de Banville sowie Houston Berry und Harper de Banville, die weitermachen durften. Noch auf der langen Startgeraden setzte sich 25:10-Favorit Hudson Védaquais an die Spitze, doch aufmerksamen Beobachtern dürfte nicht entgangen sein, dass der Sattelspezialist zwei, drei „dreischlägige Schritte“ einlegte, als ihn Héros de Fleur vor der Tribüne testete. Yoann Lebourgeois hielt den dreifachen Monté-Sieger geschickt zusammen, und als Héros de Fleur oder seine Reiterin Margot Grolier ihr Mütchen gekühlt hatten, lag er ab der Senke und bergauf deutlich besser und das ungute Gefühl schien sich in Luft aufzulösen.
Es war sofort wieder da, als Stallkamerad Heart of Gold, hinter Hector des Champs an dritter Position innen lauernd, zum finalen Tanz bat. Hudson Védaquais wackelte und wankte und war schon passiert, als er sich 250 Meter vorm Ziel in Galopp manschte und fürs Treppchen „out“ war. Für Dreifachsieger Heart of Gold, bereits fleißig im Fahren unterwegs und auf Gruppe-Level gestählt, bevor er beim Sattel-Debüt am 13. Februar im Prix Edouard Marcillac den Ehrenplatz hinter Hudson gebunkert hatte, war der Weg zu Treffer Nummer vier und 45.000 Euro damit offen wie ein Scheunentor. Das nutzte David Thomain zum puppenleichten 3½-Längen-Sieg vor Hispanien, der aus fünfter Position prächtig auf Touren kam und Hector des Champs den sicher geglaubten Ehrenplatz um eine Länge entriss.
Nicht verborgen geblieben war den Rennrichtern, dass des Bird-Parker-Sohnes Gangart trotz der Leichtigkeit des Sieges alles andere als sauber war. Wie ein geprügelter Hund absolvierte er die letzten Meter. Sieben falsche Schritte sind seit November 2018 auf den finalen 200 Metern erlaubt, und offensichtlich waren es nicht mehr, wie die Stewards nach „Enquête“ feststellten. Sicher war sich selbst Philippe Allaire vor dem endgültigen Richterspruch nicht: „Hudson war heute alles andere als perfekt, und auch Heart of Gold lief nicht so geschmeidig, wie ich es mir nach diesem Verlauf gewünscht hätte. Zwar hat er sich auf der Zielgeraden dann doch als echter Kämpfer erwiesen, aber wir müssen abwarten, wie entschieden wird.“ In diesem Fall zugunsten des „Angeklagten“, was bei den dahinter Platzierten ganz sicher für Zündstoff gesorgt hat.
Prix Félicien Gauvreau - Monté - (Gruppe II nat., dreij. Hengste)
2700m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Heart of Gold 16,4 David Thomain 40
3j.br. Hengst von Bird Parker a.d. Corsica von Coktail Jet
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Isabelle Martin
2. Hispanien 3. Hector des Champs 4. Hickory d’Erpion 5. Houston Berry 6. Héros de Fleur 7. Harper de Banville Handy de Sologne Hacker Lover Hugh de Banville Hudson Védaquais |
16,6 Anthony Barrier 16,7 Adrien Lamy 17,2 Pierre-Yves Verva 18,0g Eric Raffin 18,1 Margot Grolier 20,5g Fabien Gence dis.r. Joao-David Ferreira dis.r. Mathieu Mottier dis.r. Alexandre Abrivard dis.r. Yoann Lebourgeois |
200 210 310 100 690 890 1170 45 160 25 |
Sieg: 40; Richter: leicht 3½ - 1 - 7 - 12 - 1 - 28 Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 15,2/1200m - 15,5/1700m - 16,0/2200m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Punktgenauer Konter
Drunter und drüber ging’s zum Auftakt des vorletzten Meetings-Tages im 2700 Meter langen Prix Émile Allix Courboy, den vor Jahresfrist prominente Namen geprägt haben: Gewonnen worden war er von Dorgos de Guez, Zweite war die spätere Amérique-Vierte Chica de Joudes. In dem hinter Violetto Jet sehr offenen Match nützte das Daumendrücken der deutschen Anhängerschar wenig. Dreambreaker, nach sechs ziemlich brotlos verlaufenen Aufgaben mal wieder von Jean-Michel Bazire an die Kandare genommen und in Anbetracht des einzigen Sieges mit dem Meister während des Meetings für 9,2-fachen Einsatz zu haben, sprang kurz nach dem „Ab“, weil der ganz außen wie der Wind gestartete Portland vielleicht ein bisschen dicht vor seiner Nase nach unten hechtete, ohne dass eine direkte Störung vorlag. Den hitzigen Offshore-Dream-Sohn, bei dem in den zurückliegenden fünf Monaten bis auf besagten Treffer und zwei dritte Prämien nichts zusammengelaufen war, vermochte Bazire erst auszuparieren, als die Disqualifikations-Hupe längst ertönt war. Wie gut er dennoch drauf ist, zeigte sich zum Schluss, als er außer Konkurrenz weit außen fast noch Nancy America erwischt hätte.
Mit Marion Jauss‘ Fuchs wiederum versuchte Eric Raffin, von der Spitze zu ernten. Auf mit 1:11,3 höchst anspruchsvollen 1200 Metern ließ er Ende der Tribünengeraden die über Spur vier mächtig drängende Estola vorbei, wechselte, als ihn mit Dragon des Racques ein ähnlich lang notierter Außenseiter einzusperren drohte, sofort wieder nach außen, vollendete die offensichtlich besprochene Rochade und legte bergauf mit 1:13,5 ein deutlich langsameres Tempo an den Tag. Unique Juni führte vor Diable de Vauvert, Vainqueur R.P. und Nancy America die zweite Reihe an, noch weiter außen produzierte sich Bazires zweite Waffe Calina vor I Love Paris und Jerry Mom. Die Fans Violetto Jets guckte dort schon traurig aus der Wäsche: Ausgerechnet der Mister Zuverlässig, der auf seiner Frankreich-Tour acht seiner 13 Auftritte als Primus und den Rest nie schlechter als auf Platz vier beendet hatte, war Franck Nivard im Bogen von Joinville in dritter Linie aus heiler Haut aus dem Ruder gelaufen.
Die Zielgerade erreichte Portland mit einer Länge Vorsprung, doch dann kam’s knüppeldick. Vermochte er Calina abzuwimmeln, so sah er gegen den in vierter Spur heran schießenden Diable de Vauvert keine Sonne. Gabriele Gelormini stieß wie ein Habicht nach unten, verbaute mit dieser halbseidenen Aktion Unique Juni den direkten Weg und schien den Sieg bombensicher in der Tasche zu haben. Völlig verblüfft war der Italiener, als die Stute, von Matthieu Abrivard mühsam nach außen gezirkelt, das Gebiss noch mal bravourös zwischen die Zähne nahm und ihn mit dem allerletzten Schritt klassisch auskonterte. Es war der zweite Frankreich-Sieg der von Jörgen Westholm trainierten Schwedin, die in ihrer Heimat als bedeutendsten Treffer noch unter der Regie von Hans Strömberg 2016 ein E3-Finale in Örebro auf ihre Kappe gebracht hat.
Sechs Längen hinter dem furiosen Duo ließ der Belgier Jerry Mom die letzten mageren Auftritte glattweg vergessen und watschte sich mit kernigem Endspurt für „Bronze“ Portland mit drei Längen ab.
Prix Émile Allix Courboy (int., Sechs- bis Elfj., keine 399.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 67.000 Euro
1. Unique Juni 13,3 Matthieu Abrivard 257
7j.br. Stute von Uptown Yankee a.d. Staro Unique von Supergill
Be: Jan Spåls Invest AB, SE; Zü: Maria Eriksson & Lars-Ove Blomkvist, SE; Tr: Jörgen Westholm
2. Diable de Vauvert 3. Jerry Mom 4. Portland 5. Nancy America 6. Copernic de Play 7. Calina 8. Dream de Lasserie 9. Vainqueur R.P. 10. Estola 11. Baraka de Bellou Violetto Jet I Love Paris Dreambreaker Be Bop Haufor Dragon des Racques |
13,3 Gabriele Gelormini 13,7 Pierre Vercruysse 14,0 Eric Raffin 14,1 François Lagadeuc 14,3 Franck Blandin 14,4 David Thomain 14,8 Romain Derieux 14,9 William Bigeon 15,7 François Lecanu 18,7 Mathieu Mottier dis.r. Franck Nivard dis.r. Adrien Lamy dis.r. Jean-Michel Bazire dis.r. Damien Bonne dis.r. Alexandre Abrivard |
59 360 110 290 1280 52 1200 1140 290 1830 26 1110 92 220 350 |
Sieg: 257; Richter: Kampf k.Kopf - 6 - 3 - 1½ - 3½ - 1 Länge; 16 liefen
Zw-Zeiten: 11,3/1200m - 13,5/1700m - 13,8/2200m
Wert: 30.150 - 16.750 - 9.380 - 5.360 - 3.350 - 1.340 - 670 Euro