Imponierende Titelverteidigung
(nn) Vincennes, Donnerstag, 28. November 2019. Hätte es eines Appetitanregers auf das kommende Wochenende, an dem zwei Prüfungen der Kategorie II, das Finale des Grand National du Trot sowie die drei Endläufe der Open des Régions für die Drei-, Vier- und Fünfjährigen den „turfistes“ das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen und das zum ersten Mal in diesem Winter Massenbesuch erwarten lässt, überhaupt noch bedurft, so lieferte ihn dieser Prix Paul Buquet für die hochklassige Kavallerie.
Ans Ende der Acht-Gänge-Karte gesetzt, dürfte er wegen einer schlichtweg überragenden Titelverteidigung Clegs des Champs‘ den - wie stets nutzlosen - Ruf, die Gruppe-I-Ereignisse in Frankreich allgemein und jene des Pariser Winters speziell endlich auch für Wallache zu öffnen, mal wieder befeuert haben. Von den neun Aspiranten konnte nur die Stute Catalogne die 2850 Meter lange Aufgabe als ersten Schritt Richtung Prix de Cornulier nutzen; der Rest waren Kastraten, die dem rassigen Match durchweg ihren Stempel aufdrückten. Es war für den Totalisator überraschend nicht der Legs-du-Clos-Sohn, der seit seinem Comeback nach zweijähriger krankheitsbedingter Auszeit bei 19 Monté-Versuchen nie schlechter als (zweimal) Dritter geworden war und mit elf Siegen all das nachgeholt hatte, was er vor der Pause versprochen hatte. Noch mehr hatten die „Turfistes“ für Spätentwickler Vertige de Chenu übrig, den Jean-Michel Baudouin auf seine alten zehnjährigen Tage zum veritablen Satteltraber umfunktioniert hat, der zwei halbklassische Reiten gewonnen hatte und zuletzt mit einem 25-Meter-Handicap nur Caban Prior unterlegen war.
27:10 notierte der „Oldie“ bei seinem 143. Auftritt gegen 35, für die Clegs abging, und das wie gewohnt recht behäbig. Wenn man bei einem 739.580 Euro schweren Klotz überhaupt von einer Schwäche sprechen kann, dann ist dies in dessen Fall der Start. Dafür wird er umso stärker, je länger die Distanz ist, was Vertige de Chenu schwer zu spüren kommen sollte. Mit dem alten Herrn legte Eric Raffin los wie die Feuerwehr. 800 Meter durfte Volcan de Bellande das Zepter schwingen, dann übernahm Vertige de Chenu bei stetem, wie vom Metronom eingestellten 1:12er-Takt. Caban Prior hatte sich hinter dem Lynx-de-Bellouet-Nachkömmling einsortiert, es folgten Boston Terrie und Catalogne. Blé du Gers, nach 4½ Jahren mal wieder in dieser Sparte ausprobiert - damals stand er noch im Stall von Sébastien Guarato - spielte sich als Anführer der äußeren Garden vor Clegs des Champs, Accord Marjacq und Carly auf. Das machte dem Achtjährigen, den Jean-Michel Bazire wohl nur deshalb unterm Sattel ausprobierte, um seine Truppen um Cleangame, Ave Avis und Bel Avis in dieser Gewinnklasse ein wenig entzerren zu können, 600 Meter vorm Ziel schwer zu schaffen. Der vorm Sulky so kampfstarke Wallach verschwand, als Clegs des Champs aus seinem Rücken energisch antrat, sang- und klanglos im Hintertreffen und bestätigte einmal mehr den Eindruck, dass „JMB“ seine Armada für den Sulkysport exzellent in Schuss hat, als Trainer fürs Monté-Gewerbe jedoch (noch) längst nicht erste Wahl ist.
Das andererseits ist Thierry Raffegeau. Als David Thomain Clegs endgültig von der Leine ließ, war’s um Vertige de Chenu rasch geschehen, der sich nach dem Zusammenbruch des letzen Widerstands eingangs der Zielgeraden im Galopp abmeldete. Dass ihm die drei jüngsten, durchaus ehrenvollen Niederlagen ein wenig auf der Seele lagen, offenbarte Thomain auf den finalen 20 Metern, auf denen er auch den kreuzgefährlich aufkommenden Caban Prior abgewimmelt hatte: Peitsche hoch ritt der 31-jährige jubelnd durchs Ziel, das sein nunmehr 17 Siege aus 34 Auftritten und 784.580 Euro reicher Partner 1½ Längen vor Carly erreichte. Der schnappte zäh wie Leder, hart wie Krupp-Stahl Caban Prior den Ehrenplatz in einem Fotofinish vor der braunen Nüster weg. Neun Längen zurück bot Catalogne als Vierte eine annehmbare Vorstellung.
Wie stark dieser Clegs des Champs ist, zeigte der Blick auf den unbestechlichen Chronometer: 2018 hatte er in 1:14,2 gewonnen, heuer musste er dank Vertige de Chenus schneidiger Tempoarbeit 1:12,6 aufs Tapet hämmern.
Prix Paul Buquet - Monté - (Gruppe II int., Sechs- bis Zehnjähr.)
2850m Bänderstart, 25m Zulage ab 919.000 Euro (unbesetzt); 100.000 Euro
1. Clegs des Champs 2850 12,6 David Thomain 35
7j.dklbr. Wallach von Legs du Clos a.d. Proserpine von Fortuna Fant
Be: Jean-Yves Rozé; Zü: Jean-Baptiste Vallée; Tr: Thierry Raffegeau
2. Carly 3. Caban Prior 4. Catalogne 5. Accord Marjacq 6. Boston Terrie 7. Blé du Gers 8. Volcan de Bellande Vertige de Chenu |
2850 12,6 Matthieu Abrivard 2850 12,6 Aurélien Desmarres 2850 13,2 Mathieu Mottier 2850 13,2 Paul-Philippe Ploquin 2850 13,3 Alexandre Angot 2850 14,8 Jean-Yann Ricart 2850 15,0 Noëmie Hardy 2850 dis.r. Eric Raffin |
56 64 240 430 590 87 930 27 |
Sieg: 35; Richter: leicht 1½ - k.Kopf - 9 - k.Kopf - 2½ Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 12,5/1350m - 12,9/1850m - 12,8/2350m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Scharte gründlich ausgewetzt
Nach sechs Monté-Siegen an der Strippe unter Maxime Tijou hatte Grâce de Faël am 9. November mit Matthieu Abrivard als haushohe Favoritin mit dem Prix Louis Tillaye ihre erste halbklassische Prüfung in Angriff genommen - und war bereits am Start krachend im Galopp gescheitert. Kein Grund für Thierry Duvaldestin, den 34-jährigen als Reiter abzusetzen; der bedankte sich im gewinnsummenbeschränkten Prix Urgent mit einem perfekten Ritt für dieses Vertrauen. Diesmal legte die großrahmige und dennoch elegante Stute ohne Fehl und Tadel los. Zügiger als sie kam lediglich die als härteste Rivalin ausgemachte Guérilla de Simm in Gang, mit der David Thomain eine Pace im 1:14er Bereich anschlug, was sämtliche Attacken im Keim erstickte. Dritter mit erklecklichem Abstand zu den beiden Ladys war Gangster du Wallon, der sich diesmal gesetzes-, sprich gangarttreu benahm und vier, fünf Längen hinter dem Spitzenduo die zweite Abteilung vor Gladys des Plaines und Galactique Mérité anführte.
Bis zur Einmündung der kleinen Bahn hielt Abrivard die Füße still bzw. seine Stute im Windschatten der Tempobolzerin, dirigierte sie dann nach außen und hatte, einen deftigen Schnaps zulegend, umgehend gewonnenes Spiel. Guérilla de Simm, in Gruppe-Prüfungen erfahren und erfolgreich, geriet derart unter Druck, dass die Gangart der Brillantissime-Tochter immer mäßiger wurde und sie 250 Meter vorm Pfosten disqualifiziert wurde. Grâce de Faël war dort längst auf und davon und feierte ihren siebenten Sieg mit neun Längen Vorsprung in einem herzerfrischenden Stil, der Hoffnungen für offene Monté-Aufgaben weckt. 135.000 Euro hat die Braune mit der kecken Schnippe auf dem Konto, das im Laufe des Winters zügig aufgestockt werden dürfte. Gladys des Plaines, die im Sattel wie vorm Sulky gewonnen hat, wäre auch ohne Guérillas rote Karte leicht Zweite geworden; „Bronze“ ging ebenso übersichtlich an Gangster du Wallon.
Prix Urgent - Monté - (Gruppe III int., Dreij., keine 125.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Grâce de Faël 14,1 Matthieu Abrivard 15
3j.br. Stute von Sam Bourbon a.d. Aquarelle de Faël von Look de Star
Be: José Fernandes; Zü: Virginie Le Piver; Tr: Thierry Duvaldestin
2. Gladys des Plaines 3. Gangster du Wallon 4. Gaillard de Larré 5. Gaia du Pont 6. Galactique Mérité 7. Gabiano Greta du Châtelet Gershwin des Vès Garincha Sport Guérilla de Simm |
14,7 Eric Raffin 15,1 Benjamin Rochard 15,5 Paul-Philippe Ploquin 15,6 Adrien Lamy 15,9 Jean-Yann Ricart 18,3g Mathieu Mottier dis.r. Alexandre Dabouis dis.r. Anthony Barrier dis.r. Alexandre Abrivard dis.r. David Thomain |
220 180 190 790 410 120 980 700 200 56 |
Sieg: 15; Richter: überlegen 9 - 5 - 4½ - 8 - Hals - 4½ Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 13,7/1200m - 14,2/1700m - 14,7/2200m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro