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„Ich bin ein Berliner“

Gio Cash (Foto: gratistravtips.se)
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Schweden

Jägersro, Mittwoch, 29. September 2021. …kann nach diesem von Regenschauern begleiteten Abend auf Schwedens Derbybahn, die gemeinsam mit Solvalla die V86-Wette ausfuhr, nach Wissen des Chronisten erstmals ein Sieger des 2014 eingeführten europaweiten Breeders Course von sich behaupten. Gio Cash aus Zucht und Besitz des Berliners Pierre Sagitz, für den unter anderem auch Jorma Bo läuft, holte sich das Finale des „Course“ für die Zweijährigen samt 600.000 Kronen, nachdem er bereits den Holland-Vorlauf in Wolvega am 27. August auf seine Kappe gebracht hatte.

Breeders Course

War er damals nur die zweite Waffe Dion Tesselaars, der mit Marvellous Steel den „Cut“ verfehlt hatte, und mit Jeffray Mieras vorn, so nahm der Chef diesmal die Leinen selbst in die Hand.

Wie leicht ging dem Nachwuchs des pfeilschnellen, früh in die Zucht entschwundenen Victor Gio (eines Bruders des Millionen-Trabers Tony Gio) und der Berliner Stute Give me Love, die von 34 Rennen nicht ein einziges hatte gewinnen können, allerdings Diamond Way in direkter Verwandtschaft weiß, der historische Coup von der Hand!

Screenshot 2021-09-30 at 14-03-25 breeders Course gio cash – Google Suche

(Foto: travronden.se)

Von der „3“ flitzte der kompakte, muskelbepackte Rappe nicht wie ein Youngster, sondern wie ein alter Hase vor Bellissimo Face und Lollo Trot unwiderstehlich in Front, bekam außen erst von Hepburn, nach 600 Metern von der von Wim Paal anstelle Jean-Pierre Dubois‘ gesteuerten „Wolvega-Dritten“ Look of Love Besuch und setzte sich mit dieser sowie Bellissimo Face und Hepburn auf den letzen 350 Metern deutlich vom Rest ab, aus dem sich Jazzy Dancer, Jack J.E. (ausgangs des ersten Bogens) sowie Urban Africa (nach einer Runde) um ihre Chancen gesprungen hatten.

9-29-21-Team-Tesselaar

(Foto: harnesslink.com)

So sehr ihm Paal mit der zähen Le-Reve-Tochter, einer Schwester solch gestandener Größen wie Le Miracle, Light the Fire, Larry Joe, Laurel Park und vor allem La Grace auch ans Leder wollte, wackelte und wankte Gio Cash keinen Moment und siegte leichter, als der Vorsprung von einer Länge aussagt. Mit 1:13,1 verbesserte der nunmehr 701.928 Kronen „Cash“ aufweisende Hengst nicht nur seine persönliche Bestmarke um 1,7 Sekunden, sondern stellte den seit der Premiere 2014 von Mister JP gehaltenen Rennrekord ein.

Gegen die beiden Deutschen - Look of Love ist wie zudem Point of View im hiesigen Gestütbuch registriert - hatten weder Hepburn (von Southwind Frank) noch Bellissimo Face (von Raja Mirchi) eine Chance, füllten jedoch Kolgjini Sohn und Vater mit zusammen 222.000 Kronen ordentlich die Kasse.

Kleiner Wermutstropfen für Tesselaar: Weil er im Einlauf um eine Spur von der Innenkante abgewichen war, muss er 6.000 SEK (ca. 590 Euro) berappen. „Gio Cash hat sich fantastisch präsentiert. Er ist ein Pferd mit großer Lunge und viel Power. Ich denke, er wird trotz dieser frühen Belastung seinen Weg machen“, kommentierte der Trainer in gewohnt zurückhaltender Manier.

8. Breeders Course 2 years old - Finale - (int., Zweijährige)
1640m Autostart, 1.200.000 SEK (118.000 Euro)
1.    Gio Cash*    13,1    Dion Tesselaar    22
    2j. Rapphengst von Victor Gio a.d. Give me Love von Judge Joe
    Be / Zü: Pierre Sagitz, DE; Tr: Dion Tesselaar
2.    Look of Love    13,2    Wilhelm Paal    143
3.    Hepburn*    14,0    Adrian Kolgjini    33
4.    Bellissimo Face    14,5    Lutfi Kolgjini    214
5.    Point of View    14,9    Jaap van Rijn    281
6.    Hurlyburly    15,4    Ken Ecce    731
7.    Lollo Trot    15,9    Petter Engblom    1867
8.    Thai Mississippi    16,3    Nicklas Korfitsen    447
9.    Dontfearthejudge    16,6    Kevin Oscarsson    975
10.    Jack J.E.    16,9g    Dwight Pieters    1108
    Urban Africa*    dis.r.    Dante Kolgjini    74
    Jazzy Dancer*    dis.r.    Erik Adielsson    120
*Vorlaufsieger
Sieg: 22; Richter: leicht 1 - 5 - 3 - 2½ - 2½ Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 12,4/500m - 14,0/1000m - 12,0/letzte 500m
Wert: 600.000 - 300.000 - 150.000 - 72.000 - 48.000 - 30.000 SEK

Campo Bahia patzt auch beim zweiten Comeback-Start

Weiterhin in Geduld üben muss sich das Umfeld von Campo Bahia, ob der Sieger des 2019er Königspokals noch einmal an seine grandiose Verfassung jener Tage anknüpfen kann. Beim zweiten Auftritt nach mehr als einjähriger Abstinenz hatte Conrad Lugauer für ihn den Fahrer gewechselt: Er selbst nahm sich in der 1.640 Meter kurzen Hästägarkannen Night Broddes an und übergab den beim Comeback am Start gesprungenen Muscle-Hill-Sohn Marc Elias.

Die „9“ entpuppte sich als schieres Gift für den enorm am Gebiss stehenden Sechsjährigen, der innen verhaftet blieb, in der ersten Kurve in einer engen Situation auf einen Vordermann auflief, sprang, aussichtslos zurückfiel und in 1:12,8 als brotloser Achter die Linie kreuzte. Zumindest dem Ergebnis nach hatte Lugauer aufs richtige Pferd gesetzt und von der „3“ keine Mühe, ins Kommando zu stürmen und dort unbehelligt seine Kreise zu ziehen.

Zum 15. Erfolg reichte es für den Up-and-Quick-Nachkömmling dennoch nicht: Trotz permanenter Todesspur, die bei einem ersten Kilometer von 1:09,6 kein Zuckerschlecken war, gab ihm Zarenne Fas, den Johan Untersteiner im Schlussbogen clever für 100 Meter hinter Night Brodde Luft holen ließ, überlegen in 1:10,2 zu 1:10,7 um vier Längen das Nachsehen, was sich im Portemonnaie mit 60.000 bzw. 30.000 SEK bemerkbar machte.

Was Lugauer an Untersteiners Fahrweise auszusetzen hatte, blieb auch nach mehrmaligem Video-Studium ein Rätsel. Die Rennleitung würzte sein Gehabe 100 Meter vorm Ziel, als er sich die Mund-Nase-Maske herunterriss und mit drohendem Zeigefinger dem grußlos vorbeidüsenden Rivalen ein paar geharnischte, sicher nicht allzu freundliche Takte mit auf den Sieg-Weg gab, mit 1.000 Kronen Geldstrafe für „unangemessenes Verhalten“.