Homers schöne Bescherung

Vincennes, Samstag, 23. Dezember 2023. Im letzten Jahr im Schatten der beiden Amérique-Qualifikationsläufe Critérium Continental und Prix Ténor de Baune stehend, erfreuten sich die älteren Satteltraber heuer ungeteilter Aufmerksamkeit: Der Prix Jules Lemonnier, bei dem 2022 Granvillaise Bleue und Camille Levesque erstmals auf dem Plateau de Gravelle im Reiten mit 1:09,9 eine Schallmauer durchbrochen hatten, bildete den Höhepunkt des Neun-Gänge-Menüs.
Der 2.175 Meter kurze Sprint wurde für all jene Wetter, die ihr Weihnachtsgeld einem der Favoriten anvertraut hatten, zum unverdaulichen, schwer im Magen liegenden Brocken, derweil die Underdogs fröhliche Urstände feierten.
Speziell im Quartier von Jean-Michel Bazire, das mit Fulton und Gigolo Lover zwei ausgewiesene Kurzstrecken-Spezialisten gesattelt hatte, dürfte die vorweihnachtliche Ernüchterung immens gewesen sein, und auch Granvillaise Bleues neuerlich rätselhaft schwache Vorstellung - eine Kopie zum Prix Paul Buquet am 30. November - wird die Hoffnungen der Familien Levesque und Gallier auf einen zweiten Platz im 2024er Prix de Cornulier wie 2022 und 2023 arg gedämpft haben: 600 Meter vorm Ziel war die Jag-de-Bellouet-Tochter in der Todeslage mit ihrem Latein restlos am Ende und tatsächlich mausetot.
Dabei sah es von Beginn an nicht schlecht aus für die Gemeinten. Gigolo Lover kam vor Fougue du Dollar blendend ab und sicherte sich die Spitze vor Stablemate Fulton, Granvillaise Bleue, Dynasty Péji und ganz außen Homer de Fromentel, der beim dritten Auftritt nach der Pause den sommerlichen Siegeszug durch die Gemeinden Laval und Enghien in der Zentrale des französischen Sulkysports endlich fortsetzen sollte.
Nach 300 Metern wurde das erste Mal kräftig gesiebt: Dynasty Péji kam aus dem Takt, durfte aber weitermachen im Gegensatz zu Fulton, der in vorderster Linie die rote Karte sah und 150 Meter weiter in Figaro de Larré einen Partner am Sünderturm bekam.
Das focht den „Gigolo“ zunächst nicht an, der bis zum Gipfel vorneweg tanzte - allerdings deutlich dezenter, als es vor Jahresfrist zur Sache gegangen war. Außen begleitete ihn Granvillaise Bleue vor Geisha Speed und der wieder Kontakt findenden Dynasty Péji, die sich bergauf sogar in Spur drei wagte. Die hatte Homer de Fromentel gerade verlassen, um Gigolo Lover resolut die Spitze abzujagen, was weitere Fragezeichen auf die Stirnen von dessen Anhängern zeichnete.
Sie fürchteten zu Recht: An zweiter Position wurde der Royal-Lover-Sprössling wegen immer schlechter werdender Trabaktion ausgehängt - diesmal eingangs der Zielgeraden während des Rennens und nicht wie vor zehn Tagen per „Enquête“ als Nachtisch.
Frei war der Weg zum zwölften Treffer aus 41 Versuchen für den etwas nach außen driftenden Homer de Fromentel damit noch lange nicht. Bis zum Schluss Obacht geben musste Christopher Corbineau, dass ihm die geradeaus durchstoßende Geisha Speed nicht doch noch den obersten Podest-Platz abspenstig machte. Jeweils in Abständen von vier Längen komplettierten Fougue du Dollar und die rundum beschlagene, mit Nachwuchsmann Noé Perron losgeschickte Hirondelle du Rib den Aufstand der Longshots.
„Ich hätte ihm das nicht zugetraut“, gestand Besitzer und Trainer Damien Lecroq, „bislang fehlte ihm für den Sprint die nötige Grundschnelligkeit (im Gegensatz zu seinem Erzeuger Vanishing Point, der vor elf Jahren im Monté auf dieser Distanz neue Maßstäbe gesetzt hatte/Anm.d.Red.) und er ist am Start nicht der Sicherste, setzt man ihn zu sehr unter Druck."
"Heute hat er zu Beginn keinen Boden verloren, und Christopher hat gut daran getan, sich um die Spitze zu bemühen, denn dort gefällt’s Homer am besten. Es sieht so aus, als ob er mit zunehmendem Alter immer kompletter wird. Sein Programm wird sich nicht groß ändern, denn noch passt er mit seinen 370.200 Euro in jene beiden bei 400.000 Euro geschlossenen Rennen, die ich ausgesucht habe.“
Wenn’s auch keinen neuen Rennrekord gab - das war schon zur Hälfte des Weges absehbar -, so konnte sich doch der stolze Sieger um 0,7 Sekunden auf 1:10,8 steigern.
Prix Jules Lemonnier - Monté - (Gruppe II int., Fünf- bis Zehnjährige)
2175m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Homer de Fromentel 10,8 Christopher Corbineau 180
6j. Rappwallach von Vanishing Point a.d. Rose de Fromentel von Lilium Madrik
Be / Tr: Damien Lecroq; Zü: Sabrina Cauchepin
2. Geisha Speed 10,9 Anthony Barrier 280
3. Fougue du Dollar 11,2 Mathieu Mottier 200
4. Hirondelle du Rib 11,5 Noé Perron 730
5. Granvillaise Bleue 11,9 Camille Levesque 26
6. Dynasty Péji 12,1g Damien Bonne 75
Figaro de Larré dis.r. Benjamin Rochard 340
Gigolo Lover dis.r. Alexandre Abrivard 31
Fulton dis.r. Eric Raffin 60
Sieg: 180; Richter: Kampf ½ - 4 - 3½ - 5 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 09,0/675m - 10,4/1175m - 10,7/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 (- 1.200) Euro