Holger Ehlerts krachender Doppelschlag
Rom-Capanelle, Mittwoch, 29. Juni 2022. Im Jahre 1977 wurde in Italien aus wirtschaftlichen Gründen neben anderen kirchlichen Feiertagen auch jener für „Peter und Paul“ am 29. Juni abgeschafft. In der ewigen Stadt gedenkt man der Jünger Petrus und Paulus dennoch mit dem nach dem Derby Italiano del Trotto bedeutendsten Traber-Tag auf dem Ippodromo Capanelle.
Zweimal ging‘s in der Kategorie I um jeweils 154.000 Euro, einmal um 66.000 Euro, und das jeweils international. „Echte“ Ausländer waren allerdings ausgesprochene Mangelware und wurden allein durch Sébastien Guaratos Iway vertreten. Ein bisschen fremdes Flair versprühten zudem der in Italien registrierte, vom Franzosen Philippe Allaire trainierte Callmethebreeze sowie der Däne Dumbo und der Norweger Chief Orlando, die von einheimischen „Allenatori“ für italienische Interessen auf Vordermann gebracht werden.
Nichts für Nervenschwache und Herzkranke waren die letzten 100 Meter des Gran Premio Gaetano Turilli für die „Erwachsenen“, in dem es ewig nach dem 29. Treffer von Holger Ehlerts Zacon Gio roch. Mit dem einstigen „Weltstar für 800-Meter-Bahnen“ konnte Roberto Vecchione an der „3“ zwar nicht verhindern, dass ihm Vincero‘ Gar mit gewaltigem Antritt von der „5“ die Spitzenposition ablief. Vecchione ließ sich nicht verdrießen, blieb in zweiter Spur und bugsierte den kleinen dunkelbraunen Kurvenflitzer ausgangs der ersten Biege auf den Platz an der Sonne.
Hinter ihm lagen Vincero‘ Gar, der nach Italien zurückgekehrte Valzer di Poggio und Viscarda Jet, außen löste Dumbo für die zweite Runde Atik DL als Windbrecher ab. Ihnen folgten Blackflash Bar und Bleff Dipa. 600 Meter vorm Ziel lugte Ehlerts zweite Waffe Bleff Dipa vorsichtig in Spur drei. 150 Meter weiter gab Vecchione Vollgas, und seine Rechnung schien aufzugehen: Vincero‘ Gar und Dumbo kamen bei der abrupten Tempoverschärfung nicht mit und bremsten die Verfolger sogar aus, so dass Zacon Gios Vorsprung zackzack auf vier, fünf Längen wuchs, mit denen er auf die „Via triumphalis“ einbog.
Sie sollten nicht reichen. Insbesondere Bleff Dipa schien weit außen an der Stätte seines bedeutendsten Triumphs Flügel zu bekommen und fraß Gegner und Meter im Sturmschritt. Der Derby-Sieger von 2020 - damals mit Vecchione - ließ den Trainingskameraden sicher mit 1½ Längen links liegen und bescherte Vincenzo-Piscuoglio dell’Annunziata den dritten Triumph in diesem Klassiker nach den Siegen mit Amon You SM 2021 und Tesoro degli Dei 2016. Monsieur Jean-Pierre Barjon durfte sich über frische 64.400 Euro freuen, die das Konto des besten Nachkommen seines einstigen Jungstars Mister JP mit dem siebenten Volltreffer auf 651.700 Euro hoben.
Bis zum Schluss alle Hände voll zu tun hatte Vecchione, sich für den Ehrenplatz im engen Hauen und Stechen einer breiten Phalanx von Gegnern zu erwehren, bei dem es um jeden Zentimeter ging.
Gran Premio Gaetano Turilli (Gruppe I int., frei für Alle)
2100m Autostart, 154.000 Euro
1. Bleff Dipa 12,7 Vincenzo-P. dell’Annunziata 30
5j.br. Hengst von Mister JP a.d. Preziosa JW von Lets Go
Be: Jean-Pierre Barjon, FR; Zü: Arcangelo di Pasquale; Tr: Holger Ehlert
2. Zacon Gio 12,9 Roberto Vecchione 37
3. Birba Caf 12,9 Vincenzo Luongo 232
4. Blackflash Bar 13,0 Santo Mollo 44
5. Viscarda Jet 13,0 Crescenzo Maione 217
6. Valzer di Poggio 13,0 Gabriele Gelormini 273
7. Vincero’ Gar 13,1 Pietro Gubellini 87
8. Atik DL 13,1 Antonio di Nardo 170
9. Dumbo 13,5 Enrico Bellei 46
10. Vaprio 14,1 Rene’ Legati 422
11. Chief Orlando 14,4 Alessandro Gocciadoro 348
Boston Luis dis.r. Gaetano di Nardo 557
Sieg: 30; Richter: sicher 1½ - Kopf - Kopf - Kopf - ½ Länge; 12 liefen
Wert: 64.400 - 30.800 - 16.800 - 8.400 - 5.600 und 28.000 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6308729754112
Das Dutzend ist voll
Hatten die beiden Gocciadoro-Schützlinge Vaprio und Chief Orlando im Premio Gaetano Turilli nichts ernten können, so versahen es ihre „Klassenkameraden“ Charmant de Zack und Cash Maker eine halbe Stunde später im Gran Premio Tino Triossi für die Vierjährigen nicht besser - jener Prüfung, die Zacon Gio 2019 in der Rekordzeit von 1:11,3 auf seine Kappe gebracht hatte.
Sie wurde wie bei 1,7-fachen Odds allseits erwartet eine Sache für Philippe Allaires Callmethebreeze, doch hatte Andrea Guzzinati am Ende mehr zu ackern, als das blanke Resultat aussagen mag. Einen Monat nach seinem Triumph in Solvallas Fyraåringseliten erstmals wieder angespannt, hatte der Trixton-Sohn, der trotz seiner Jugend in Frankreich bereits zweimal mit hochkarätigen „Erwachsenen“ die Klingen gekreuzt und sich sowohl in Vincennes (II. zu Elie de Beaufour) wie Enghien (VI. hinter Vivid Wise As und Etonnant) achtbar aus jenen Affären gezogen hatte, an der „1“ gegen den unermüdlich drückenden Capital Mail (4) keine Chance, die Spitze zu behaupten.
Eingangs der ersten Kurve war der Nad-Al-Sheba-Sprössling vorbei - und ließ sich nach 500 Metern vom Favoriten ohne Widerrede ablösen. Dahinter reihten sich Iway, Corazon Bar, Croizeross und Cesare AMG auf, außen lautete die Reihenfolge Caio Titus Bond vor Derby-Sieger Charmant de Zack, Corsaronero Font, Colbert WF und Cash Maker. Cosmo Spritz war im Galopp losgespritzt.
Was nach „business as usual“ für Callmethebreeze aussah, zumal Caio Titus Bond Mitte der letzten Gegengeraden restlos die Waffen streckte und seine Gefolgsleute früh aus der Reserve zwang, entwickelte sich auf der Zielgeraden zu einer haarigen Angelegenheit, bei der Guzzinati alle Register ziehen musste.
Gegen den Schwarm, der auf ihn eindrang, behielt der Orsi-Mangelli-Sieger die Nase um eine halbe Länge gegen Capital Mail, den innen kaum Freiraum findenden Iway, den durch die vierte Schlussbogenspur attackierenden Colbert WF und die ebenfalls kräftig mitmischenden Corsaronero Font und Charmant de Zack vorn. Nach dem zwölften Erfolg aus 23 Versuchen stehen nun 752.200 Euro in seinem Fahrtenbuch, in das im kommenden Winter, so alles wie geplant läuft, auch ein Auftritt im Prix d’Amérique eingetragen werden soll.
Gran Premio Tino Triossi (Gruppe I int., Vierjährige)
2100m Autostart, 154.000 Euro
1. Callmethebreeze 12,8 Andrea Guzzinati 17
4j.br. Hengst von Trixton a.d. Gilly LB von Supergill
Be / Tr: Philippe Allaire, FR; Zü: Scud. Perno I Sas
2. Capital Mail 12,9 Mario Minopoli jr 123
3. Iway 12,9 Giampaolo Minnucci 189
4. Colbert WF 12,9 Roberto Vecchione 63
5. Corsaronero Font 13,0 Antonio di Nardo 161
6. Charmant de Zack 13,0 Alessandro Gocciadoro 41
7. Corazon Bar 13,3 Enrico Bellei 344
8. Croizeross 13,3 Edoardo Loccisano 409
9. Cesare AMG 14,0 Vincenzo Luongo 523
10. Cash Maker 14,0 Santo Mollo 451
11. Caio Titus Bond 15,3 Gabriele Gelormini 142
Cosmo Spritz dis.r. Manuel Pistone 123
Sieg: 17; Richter: Kampf ½ - Kopf - Hals - ½ - k.Kopf - 3 Längen; 12 liefen
Wert: 64.400 - 30.800 - 16.800 - 8.400 - 5.600 und 28.000 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6308729964112
Demonstration der Oaks-Siegerin
Sehr viel übersichtlicher und entspannter ging’s im Gran Premio Antonio Carena für die vierjährigen Signorinas zu, die als erste der Gruppe-Aspiranten ran durften, lediglich 1.640 Meter Arbeit vor der Brust hatten, aber auch nur 66.000 Euro Lohn unter sich aufteilen durften. Früh fielen Cameron Diaz Treb und Caterina aus, während sich Enrico Bellei mit Crystal Pan (3) ruckzuck das Zepter vor Cathrinelle, Charlotte Gar und Chance EK krallte und die Ideale-Luis-Tochter richtig knattern ließ.
Weit weniger glücklich lief’s für seine Startnachbarin Clarissa (4), die den kompletten ersten Bogen durch Spur drei segeln musste, bevor sie endlich außen vor Cadillac Grif, Credit Cash As, Cilesia Pit und Cherie Vit in der Todeslage die Tempomacherin halbwegs zu Gesicht bekam. Die ließ die Fahrt nie wesentlich abflauen, was Charlotte Gar nach 1.100 Metern mit dem totalen Rückzug quittierte.
In der letzten Kurve bat „Enrico nazionale“ seine Stute zum finalen Tanz. Unter unablässigen Hilfen baute sie die Führung zügig auf fünf, sechs, sieben Längen aus, doch in Ruhe ließ Bellei sie nicht. Ihm schwante wohl, wie enorm sich Cadillac Grif (von Vivid Wise As) noch reinzuhängen vermöchte, die aber nur zwei Längen auf die nach bombastischen 1:10,7 den Pfosten kreuzende Crystal Pan wettmachte. Die verbesserte ihre alte, vom Sieg in den Derby Oaks stammende Hausmarke damit um 1,6 Sekunden und streckte durch den siebenten Erfolg aus 21 Engagements ihr Guthaben auf 262.528 Euro.
Höchst übersichtlich gingen die übrigen Prämien weg, wobei die 14:10-Favoritin Clarissa (von Exploit Caf) in Anbetracht des sehr anspruchsvollen Verlaufs als Dritte keineswegs enttäuschte
Gran Premio Antonio Carena (Gruppe II int., vierj. Stuten)
1640m Autostart, 66.000 Euro
1. Crystal Pan 10,7 Enrico Bellei 60
4j.br. Stute von Ideale Luis a.d. Reyla von Conway Hall
Be: Scud. Fox; Zü: Soc.Agr. Pan; Tr: Enrico Bellei Soc.All.
2. Cadillac Grif 11,3 Antonio di Nardo 60
3. Clarissa 11,6 Alessandro Gocciadoro 14
4. Chance EK 11,9 Pietro Gubellini 90
5. Collier 12,1 Mario Minopoli jr 950
6. Cherie Vit 12,3 Vincenzo Luongo 661
7. Cathrinelle 12,4 Filippo Rocca 262
8. Cilesia Pit 12,6 Giampaolo Minnucci 1170
9. Credit Cash As 12,8 Andrea Guzzinati 390
Caterina dis.r. Federico Esposito 58*
Charlotte Gar dis.r. Roberto Vecchione 58*
CameronDiaz Treb dis.r. Giorgio d’Alessandro jr 800
*Stallwette
Sieg: 60; Richter: überlegen 4½ - 2½ - 2 - 2 - ¾ - 1- 1 Länge; 12 liefen
Wert: 27.600 - 13.200 - 7.200 - 3.600 - 2.400 sowie 12.000 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6308725141112