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Höchst vernehmlich geröhrt

(mw) Solvalla, Mittwoch, 24. April 2019. Man glaubt ja immer, nach einigen Jahrzehnten im Sport habe man schon (fast) alles erlebt - und wird wie an diesem schnuckeligen Mittwochabend auf Schwedens Hauptstadtbahn immer wieder eines Besserem belehrt.

Zwei Tage nach dem sehenswerten Comeback von Elitloppet-Sieger Ringostarr Treb, der nach fünf Monaten Pause die 1640 Meter von Halmstad in 1:10,3 durchfegt hatte, setzte einer einen drauf, dem sein damals neuer Trainer Daniel Redén den möglichen Doppelstart bei der inoffiziellen Weltmeisterschaft der Sprinter ersparen und ein Jahr warten wollte. Am 1. November hatte sich Heavy Sound, ausnahmsweise keiner der vielen Cracks des Stalles Zet, die Schwedens Trainerchampion unter seinen Fittichen hat, sondern im Besitz des SRF Stable von Finanzmakler Lennart Ågren, unter Einstellung des Bahnrekords in Romme in die Winterruhe verabschiedet.

Die Rückkehr hätte spektakulärer nicht ausfallen können und dürfte viele Zuschauer offenen Mundes zurückgelassen haben: Der Ken-Warkentin-Sohn hat über Winter auf den Sand- und Lehmpisten von Örsundsbro bei Enköping nordwestlich Stockholms, wo Redén seine Trainingszentrale hat, perfekt an sich gearbeitet, brillierte mit dem ersten Schritt und stellte auf Anhieb mit 1:09,6 eine nordeuropäische Saisonbestzeit auf - ganz wie es dem Namensgeber des „Lopps“ gebührt: Erinnert wurde mit der 1640-Meter-Aufgabe an Stig Johanssons ersten Elitloppet-Sieger (1984) und Vierjährigen-Weltrekordler The Onion. Und auch wenn er nicht umgehend eine der rosaroten Einladungskarten für das Millionen-Rennen am 26. Mai erhielt, stellte sein Trainer unmissverständlich klar, dass der Elitloppet heuer das erklärte Ziel sei: „Meine Güte, was die Pferde heute laufen! Als ich die Zeit auf der Anzeigetafel sah, dachte ich: ‚Hej, da haben sie sich wohl verstoppt. Das kann unmöglich stimmen.‘ Es war wohl goldrichtig, dass wir mit der ganz großen Aufgabe ein Jahr gewartet und ihm trotz seiner sechs Jahre Zeit zum Reifen gegeben haben. Das und das Wintertraining haben ihn härter und stärker gemacht - auch psychisch.“

Völlig baff war auch Kenneth Haugstad, der den Wallach auf ausdrücklichen Wunsch des Besitzers weiterhin fahren sollte, als er im Dezember 2017 von Roger Walmann zu Redén überstellt worden war, der bekanntlich wann immer es passt mit Örjan Kihlström zusammenarbeitet: „Das Vorjahr war mit hochkarätigen Siegen in Gävle, Färjestad, Solvalla sowie im finnischen Mikkeli beim St Michels Race fantastisch. Doch dieser Neuanfang setzt allem die Krone auf. Nie hätte ich mir solch eine Vorstellung zum Auftakt erträumt. Man muss das einfach nur genießen.“ Bei 1:10,7 ewig um sieben Längen abgehängt, wurde ein exzellenter Sprintertyp wie Charrua Forlan, der 2019 schon zwei Ehrenplätze intus hatte, erneut Zweiter.

Heavy-Sound-mål

So lang die Vorrede, so kurz und knackig fällt die Schilderung des Rennverlaufs aus. Heavy Sound, gerade in der Startphase auch mal für einen kräftigen Aussetzer zu haben, lag mit dem ersten Schritt wie ein Brett und fegte an Francais du Gull vorbei ins Kommando. Dahinter postierten sich Indoor Voices und French Laundry, wogegen Snowstorm Hanover und Suricato Jet überhaupt nicht ins Rennen fanden und sofort „out“ waren. Bei strammem 1:10er Tempo hatte Charrua Forlan das zweifelhafte Vergnügen, die äußere Linie vor Sliding Home, Rajesh Face und Food Money anzuführen. Kaum wurde 400 Meter vor Schluss Rajesh Face auf Eroberungstour dirigiert, ließ Haugstad seinen Schützling ein wenig von der Leine. Der legte spielerisch eine deftige Schippe drauf und verabschiedete sich mit Hurra. Rajesh Face hingegen wurde erneut seinem Ruf treu, läuferisch enorme Kapazitäten, fast immer aber auch einen Patzer drauf zu haben. Die Galopphexe ereilte ihn im Scheitel der Schlusskurve, womit die Chance auf „Silber“ oder „Bronze“ auch schon flöten war. (Foto: travnet.se)

The Onions Lopp (int.)
1640m Autostart, 202.500 SEK
1.    Heavy Sound    09,6    Kenneth Haugstad    15
    7j.br. Wallach von Ken Warkentin a.d. Illustre November von Viking Kronos
    Be: SRF Stable (Lennart Ågren); Zü: Deseks AB; Tr: Daniel Redén

2.    Charrua Forlan    
3.    Food Money    
4.    Rajesh Face    
5.    Sliding Home    
6.    French Laundry    
7.    Francais du Gull    
8.    Indoor Voices    
9.    Suricato Jet    
       Snowstorm Hanover    
10,7    Emilia Leo    
11,0    Björn Goop    
11,4g  Adrian Kolgjini    
11,6    Ulf Eriksson    
11,7    Ulf Ohlsson    
11,8    Erik Lindegren    
11,8    Örjan Kihlström    
19,8g  Jorma Kontio    
agh.    Stefan Melander    
41
327
60
516
1191
1192
369
1478
482

Sieg: 15; Richter: leicht 2½ - Kopf - Hals - 5 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 10,4/500m - 10,6/1000m - 08,2/letzte 500m
Wert: 100.000 - 50.000 - 25.000 - 13.500 - 8.500 - 5.500 SEK

Lesperanza im deutschen Zickenkrieg

Aus dem gehaltvollen Rahmen sei ein Abbild einer möglichen deutschen Stuten-Meisterschaft erwähnt: Die mittlerweile bei Björn Goop gelandete Lesperanza, bei den ersten Ausfahrten unter seiner Regie mit Ehrenplatz und Sieg in Vincennes bestens empfohlen, oder die seit 14 Monaten unter Peter Untersteiners Ägide bei den zurückliegenden zehn Starts durchweg auf dem Treppchen, davon fünfmal ganz oben gelandete Stonewashd Diamant - das war die Gretchenfrage in einem Stolopp, die klipp und klar zugunsten der Lasbekerin beantwortet wurde. War Ile Saint Louis an der „1“ am schnellsten flott, so wurde die Nurmos-Stute nach 600 Metern von der mächtig drückenden Stonewashd Diamant (2) abgelöst, die somit im deutschen Duell die Trümpfe in der Hand hielt.

Goop tummelte sich nach vorsichtigem Beginn zu jenem Zeitpunkt im dritten Paar außen. 850 Metern vorm Ziel begann der Mann in Blau mit einer Show, die sich gewaschen hatte. Wie ein Pfeil schoss die Ready-Cash-Tochter trotz einer Durchgangszeit von 1:12,9 für 1500 Meter los und rauschte eingangs des Schlussbogens auch an Stonewashd Diamant vorbei. Zu viel abverlangt hatte der zwölffache Schweden-Champ der Schwarzbraunen mit dem großen Keilstern mit diesem rasanten Zwischensprint keineswegs; Lesperanza zog ihren Stiefel unerschütterlich durch, kreuzte nach 1:12,1/2140m 3½ Längen vor ihrer Landsfrau (12,4) die Linie und machte bei diesem Coup Appetit auf viel mehr. Auf den Kontobüchern zahlte sich das mit 60.000 bzw. 30.000 Kronen aus.

Nero M