Herodotus mit Bahnrekord

Delaware / Ohio, Donnerstag, 21. September 2023. Einen Tag nach den dreijährigen Passgeher- und Traber-Ladies hatten die 2020 zur Welt gekommenen „Männer“ ihren großen Auftritt auf dem Volksfest des Delaware County Fair im US-Bundesstaat Ohio.
Bei den Trabern stand The Old Oaken Bucket im Mittelpunkt - mit 100.000 Dollar Prämien längst kein Aha-Erlebnis mehr im nordamerikanischen Rennsport, jedoch noch immer ein Rennen mit viel Renommee, dessen Titel sich auf einer Visitenkarte gut macht.
Das heißeste Eisen im zwei Runden à 800 Meter währenden Feuer hatte Dexter Dunn mit dem an der „1“ aufgestellten Talent Scout, der von den acht Kombattanten mit 154.454 Dollar in dieser Saison am meisten gescheffelt hatte. Nicht viel nach stand ihm der direkt über ihm aufgestellte Herodotus, und genau der jagte ihm mit einem harten Run durch die erste Kurve das Kommando ab. Hinter den beiden Granden parkte Drink Up Drink Up ein, doch bevor Dave Miller die Bremse einlegen konnte, beorderte Dunn den Favoriten wieder nach außen.
Die Jagd durch den zweiten Bogen schien für Talent Scout erfolgreich zu enden, denn ausgangs desselben war er fast vorbei. Das eiserne Gegenhalten Herodotus‘ sollte sich jedoch bewähren: Der Bar-Hopping-Sohn behielt die Führung, und Talent Scout saß fortan auf dem Todessitz fest.
Dunns Mumm sollte sich rächen: Während der Burke-Schützling genügend Körner hatte, um auf der Zielgeraden auf 2½ Längen zum sechsten Saisonsieg davon zu düsen, der seine Jahresgage auf 190.334 sowie die Karriere-Einkünfte mit diesem achten Treffer aus 25 Versuchen auf 262.965 USD stemmte, kam Talent Scout auf bleischweren Beinen auch am gezwungenermaßen streng innen bleibenden Drink Up Drink Up nicht vorbei und musste zunächst mit Platz drei vorliebnehmen.
Vier, fünf Galoppsprünge des Trixton-Sohnes 50 Meter vorm Pfosten, den Aaron Merriman gekonnt wieder in den Rhythmus und im Trab über die Linie brachte, nötigten die Stewards, ihn hinter Talent Scout zu platzieren.
Ron Burke hat damit in den letzten vier Jahren drei Sieger im Old Oaken Buckett gestellt. Sein S I P gewann im Vorjahr mit Joe Bongiorno in 1:09,2 - Weltrekord für dreijährige Traber auf 800-Meter-Bahnen. Deutlich langsamer war Herodotus mit 1:10,4 am Ziel der Wünsche - neuer „track record“ für dreijährige Wallache.
The Old Oaken Bucket (dreij. Hengste & Wallache)
1609m Autostart, 100.000 USD
1. Herodotus 10,4 David Miller 47
3j.br. Wallach von Bar Hopping a.d. Regal Woman von SJ’s Caviar
Be: Burke Racing Stable, Hatfield Stables & Weaver Bruscemi; Zü: Dr. William Solomon; Tr: Ronald Burke
2. Talent Scout 10,9 Dexter Dunn 14
3. Drink Up Drink Up 10,6g* Aaron Merriman 91
4. Spending Crazy 11,5 Tim Tetrick 239
5. Kruise on Dover 12,0 Brett Miller 328
6. Just Show Up 13,1g Yannick Gingras 172
Country Dagger dis.r. Peter Wrenn 214
Muscle On dis.r. Ronnie Wrenn jr 704
*als Zweiter wegen Galopps kurz vorm Ziel hinter Talent Scout gesetzt
Sieg: 47; Richter: leicht 2½ (- 1¼*) - 5¼ - 4¼ -9 Längen; 8 liefen
Wert: 50.000 - 25.000 - 12.000 - 8.000 - 5.000 USD
Pflicht im schlanken Gang erledigt
Nach vier Vorläufen - einer war mangels Masse ausgefallen -, die seit dem 3. Juni über die Bühnen von Mohawk und The Meadowlands gegangen waren, trafen sich 100 Minuten später die „willigen“ acht punktbesten älteren Traber-Ladies zum mit 90.000 Dollar überschriebenen Miss Versatility Trot Final, und erneut kreuzte das Duo Dave Miller / Ron Burke im Winner Circle auf.
M-m’s Dream, die heuer den Bundesstaat Indiana verlassen hat, um auf der großen Bühne - nun unter den Fittichen des Trainer-Champions - ihr Glück zu versuchen, flogen bei 12:10 fast alle Wetterherzen zu - und die Siegmaschine lieferte.
Keinen Meter zum Traben zu bewegen war Swans Eye. Umso besser kam Eternal Lee (4) in die Hufe, trat die Regie aber bereits vor der zweiten Kurve an Raised by Lindy ab, womit M-m’s Dream der äußere Fahrtwind um die schwarzbraune Nase pfiff.
Das störte das 18.500-Dollar-Jährlings-Schnäppchen (Auktion im Hoosier Park Oktober 2020) kein Stück, die munter durch die Todesspur stiefelte, an der letzten Ecke die krass abbauende Raised by Lindy sofort im Griff hatte und mit minimalem Aufwand - noch stehen ihr einige Großaufgaben in Lexington und Meadowlands bevor, für die es Kräfte zu sparen gilt - eine knappe Länge voraus zum siebenten Mal in diesem Jahr als Erste anschlug, womit die Jahreseinkünfte nun schon bei 489.362 USD angelangt sind.
Der größte Batzen stammt mit 205.000 „greenbacks“ aus dem Hambletonian Maturity, das sie am 15. Juli gegen Jiggy Jog auf ihre Kappe gebracht hat. Zweite wurde Mohawk-Siegerin Adare Castle, die von letzter Position das mit Abstand zügigste letzte Viertel aufs Tapet hämmerte.
„Sie ist ein echter Segen“, schwärmte Mitbesitzer Henry Graber vom Eleven Star Stable, „sie macht alles aus freien Stücken und scheint das Verlieren zu hassen.“ Erneut trat Burke als Wiederholungstäter auf: Im Vorjahr hatte er sich mit der dann in die Mutterschaft entlassenen Atlanta diese Prüfung gesichert.
Miss Versatility Trot - Final - (int., Stuten)
1609m Autostart, 90.000 USD
1. M-m’s Dream 10,1 David Miller 12
4j.schwbr. Stute von Swan for All a.d. Trading Places von Classic Photo
Be: Eleven Star Stables, Frank Baldachino & Hillside Stables; Zü: Mervin Miller; Tr: Ronald Burke
2. Adare Castle 10,2 James MacDonald 214
3. Warrawee Xenia 10,2 Tim Tetrick 102
4. Eternal Lee 10,4 Andrew McCarthy 136
5. Ghostintheshell 10,5 Peter Wrenn 256
6. Raised by Lindy 10,5 Yannick Gingras 86
Swans Eye dis.r. Douglas McNair 223
Sieg: 12; Richter: sicher ¾ - ½ - 1¼ - ½ - ½ Länge; 7 liefen (NS Dreamonhigh / Attest)
Wert: 45.000 - 22.500 - 10.800 - 7.200 - 4.500 USD
Goldenes Duo Zeron / Toscano
Höhepunkt des Tages, ja des gesamten Meeting rund um das County Fair war selbstverständlich das 78. Little Brown Jug für dreijährige Pacer, in dem eine runde Million Dollar auf neue Besitzer wartete - gesplittet auf drei Vorläufe à 50.000 Dollar sowie das Finale, in dem im 25. und letzten Rennen des Tages, das zugleich das letzte des Meetings war, für die jeweils besten Drei 850.000 „bucks“ zur Debatte standen.
Der mit 425.000 Dollar gefüllte „kleine braune Maßkrug“ ging an keinen der drei Vorlaufsieger Moment is Here (Tim Tetrick für Bob McIntosh), Ken Hanover (David Miller für Roland Mallar) und Cannibal (Yannick Gingras für Nancy Takter), der sich als einziger der drei Favoriten durchzusetzen vermocht hatte.
Im Finale gab Moment is Here zwar lange den Takt vor, hatte aber keinen Moment mehr, als es darauf ankam, wurde gefressen und auf Platz vier verfrachtet. Die beiden lukrativsten Schecks fochten zwei „Ehrenplätzler“ unter sich aus, von denen Scott Zeron mit dem Sweet-Lou-Sohn It’s my Show die beste Show ablieferte und seine Lokomotive Seven Colors (Dexter Dunn für Andrew Harris) um einen „Hals“ in zeitgleichen 1:07,7 niederkämpfte.
Anschließend hatten die Statistiker das Wort. Scott Zeron, der das Little Brown Jug schon 2012 mit Michael’s Power gewonnen hatte und mit damals 23 Jahren zum jüngsten aller Siegfahrer wurde, war der erste nach Dave Miller 2011, dem es in einem Jahr gelang, „Jugette“ (das am Vortag ausgetragene Pendant für die Stuten mit Ucandoit Blue Chip) und „Jug“ auf seine Kappe zu bringen.
Auch Ucandoit Blue Chip wird von Linda Toscano vorbereitet, der somit wie Ron Burke und Brett Pelling im letzten Vierteljahrhundert auf Trainerseite der Doppelschlag gelungen ist.