Hambo Day 2019: Favoritensiege als Tagesordnung
(nn) East Rutherford / New Jersey, Samstag, 4. August 2018. 16 Rennen, 3.678.674 Dollar an Rennpreisen - Nordamerika zelebrierte, abgesehen von den Breeder’s-Crown-Events, den üppigsten Renntag für die zwei- wie vierbeinigen Sulkysportler an der nobelsten Adresse im Nordwesten des Big Apple.
Bei herrlichem Rennbahnwetter um die 26 Grad hätte der Rückhalt bei den Fans ruhig etwas stärker ausfallen dürfen, denn vor der Tribüne blieb doch reichlich Platz. Umso besser fiel das Umsatzergebnis aus, das mit 6.501.778 Dollar ein Plus von knapp 800.000 USD oder 14,6 Prozent generierte.
Die Vorstellungen der „Trotter and Pacer“ hielten mit dieser kleinen Toto-Explosion durchaus mit, wobei die schönsten Blumen einer Pacerin gebührten. Im Lady Liberty Pace für ältere Stuten avancierte die sechsjährige Shartin N bei ihrem überlegenen 3½-Längen Sieg in 1:06,4 zur schnellsten Stute des „harness sport“ aller Zeiten. Das „wonder from down under“ - geboren ist sie in Neuseeland und Ende 2017 nach Nordamerika ins Quartier von Trainer und Mitbesitzer James King gewechselt - hat unter dessen Regie mit ihrem „Co-Owner“ Tim Tetrick 31 ihrer 37 Starts und fast zwei Millionen Dollar gewonnen. „Besser geht’s nicht“, ließ sich Rennkommentator Ken Warkentin zum wörtlichen Ritterschlag hinreißen.
Muscle Hill contra Father Patrick…
…hieß es vorab bei den „Jugendspielen“: Den zweijährigen Trabern war es vorbehalten, die Serie der sechsstellig dotierten Prüfungen zu eröffnen, und von diesen hatten wiederum die „fillies“ den Vortritt. Je vier der Teilnehmerinnen stellten Muscle Hill und der neue Shootingstar Father Patrick. Doch die Nase als Erste im Ziel hatte im an „GentlemanJim“ erinnernden James Doherty Memorial die von Chapter Seven gezeugte Hypnotic Am des schwedischen Großbesitzers Anders Ström. Die das rote Jersey mit dem gelben Hufeisen seines Stalles Courant vertretende Tochter der ungeprüften Muscle-Hill-Tochter Daydream Am (Amerikas Spitzenvererber hatte also doch seine Finger im Sieg-Spiel) war dank der blitzblanken Weste aus drei Treffern bei ebenso vielen Versuchen mit 15:10 die glasklare Wahl des Publikums und wurde dieser Einschätzung vollauf gerecht.
Aus dem Zehnerfeld klinkte sich einzig Panem im frühen Galopp aus, alle anderen Neun erledigten die erste große Aufgabe der Karriere ohne Fehl und Tadel. Brian Sears überstürzte mit der von Marcus Melander vorbereiteten Favoritin nichts und begnügte sich hinter Hello Tomorrow, Solsbury Hill und Crucial, die zur Hälfte des Weges nach vorn rauschte, mit Position vier. 100 Meter weiter schritt Sears zur Tat und installierte Hypnotic Am zügig an der Flanke der Leaderin, doch blieb das erwartete Duell der beiden Unbezwungenen - Crucial hatte beide Auftritte gewonnen - rundweg aus. Im schlanken Gang mit Umgucken hypnotisierte Hypnotic Am ihre erklärte Rivalin und ließ sie, an der kurz vorm Pfosten noch die von hinten kommende Sherry Lyns Lady und Hello Tomorrow vorbeizogen, ruckzuck links liegen. Zwei Längen voraus musste sie in 1:10,2 nie an ihre Grenzen gehen und hat nun schon 196.932 USD auf der hohen Kante.
James Doherty Memorial (Merrie Annabelle Trot) (zweij. Stuten)
1609m Autostart, 310.700 USD
1. Hypnotic Am 10,2 Brian Sears 15
2j.dklbr. Stute von Chapter Seven a.d. Dydream Am (SE) von Muscle Hill
Be / Zü: Courant AB (Anders Ström), SE; Tr: Marcus Melander
2. Sherry Lyns Lady 3. Hello Tomorrow 4. Crucial 5. Ms Savannah Belle 6. Queen of the Hill 7. Dune Hill 8. Solsbury Hill 9. Word of Honor 10. Panem |
10,5 Tim Tetrick 10,6 David Miller 10,7 Yannick Gingras 10,7 Jimmy Takter 10,9 Örjan Kihlström 10,9 Andrew McCarthy 11,0 Scott Zeron 11,5 Andy Miller 13,5 Dexter Dunn |
114 143 36 542 474 1345 358 387 462 |
Sieg: 15; Richter: leicht 2 - ¾ - 1 - ¼ - 1 - ¼ - ¾ Länge; 10 liefen
Trainer: Melander – Campbell – Engblom – Burke – Engblom
Väter: Chapter Seven – Father Patrick – Muscle Hill – Father Patrick – Muscle Hill
…wie bei den 2016er Jungs
War Hypnotic Am Melanders Einzelkämpferin bei den Stuten, so stellte der „Rising Star der Trainer 2018“ das halbe Feld des Peter Haughton Memorial, des Pendants für die 2017 geborenen Hengste und Wallache. Der ganz große Wurf gelang dem 27-jährigen nicht - da war mit dem von Jim Campbell gecoachten Real Cool Sam einer von fünf Muscle-Hill-Sprösslingen vor. Dem bei allen vier Versuchen als Klassenbester angekommenen „Homebred“ der Fashion Farms servierte Dave Miller einen ähnlichen Verlauf wie zuvor Brian Sears Hypnotic Am. Für die ersten Rufe waren durchweg die Schweden verantwortlich: Hatte erst der von Örjan Kihlström gesteuerte Melander-Trainee Rome Pays Off die Nase vorn, so wurde er nach 400 Metern von Trainingskumpel Back of the Neck abgelöst, den zur Halbzeit Per Engbloms Synergy verdrängte. Mit dem an vierter Stelle trabenden Expectations hatte der 15:10-Favorit einen weiteren Melander-Schützling direkt vor der Nase. Genau der zog ihn bald darauf in zweiter Spur in vordere Gefilde, und aus dieser Traumlage hatte Miller nicht das geringste Problem, „ober-cool“ mit Real Cool Sam zuzuschlagen. Fünf Starts, fünf Siege, 1:10,4 und 216.998 „greenbacks“ auf dem Konto - das sind die aktuellen Eckpfeiler „Sams“, der nach Sam McKee, dem 2017 im Alter von 54 Jahren einem Herzinfarkt erlegenen Rennkommentator, -interviewer und Auktionator, benannt worden ist. „Die Siege Sams sind etwas ganz besonders, denn der viel zu früh gestorbene Sam McKee war ein ganz enger Freund von mir“, zeigte sich Besitzer und Züchter Jules Siegel bei der Siegerehrung sehr bewegt.
Hinter Real Cool Sam landeten drei Melander-Schüler auf den Plätzen zwei bis vier. Die fünfte Prämie wanderte durch Synergy in den Stall von Jimmy Takters Nachfolger Per Engblom.
Peter Haughton Memorial (zweij. Hengste & Wallache)
1609m Autostart, 324.550 USD
1. Real Cool Sam 10,4 David Miller 15
2j.dklbr. Hengst von Muscle Hill a.d. Passageway von Angus Hall
Be / Zü: Fashion Farms (Jules Siegel); Tr: Jim Campbell
2. Rome Pays Off 3. Expectations 4. Capricornus 5. Synergy 6. Ontopofthehill 7. Back of the Neck 8. Stay Close 9. Dublin 10. Hellbent for Am S |
10,6 Örjan Kihlström 10,7 Brian Sears 10,7 Tim Tetrick 11,0 Yannick Gingras 11,0 Dexter Dunn 11,0 Mattias Melander 11,3 Scott Zeron 12,3 Matthew Kakaley 15,5g Andrew McCarthy |
253 412 56 49 1338 276 156 1151 952 |
Sieg: 15; Richter: leicht 2¼ - 1 - k.Kopf - 2 - Kopf - ¼ Länge; 10 liefen
Trainer: Campbell – Melander – Melander – Melander – Engblom
Väter: Muscle Hill – Muscle Hill – Muscle Hill – Cantab Hall – Father Patrick
Crystal Fashion im Cashman Memorial
Nachfolger von Marion Marauder auf dem Thron für die älteren Traber wurde im diesmal wieder über 1609 Meter führenden John Cashman Memorial (früher Nat Ray Trot) in einem atemberaubenden Finish Crystal Fashion, womit der 2016 in Harrisburg für 100.000 Dollar von den Fashion Farms ersteigerte Cantab-Hall-Sohn nach dem Hambletonian Maturity gegen Atlanta und Six Pack binnen drei Wochen den zweiten sechsstelligen Scheck einstrich. „So richtig lesen konnte ich das Rennen vorab nicht. Da waren doch einige Fragezeichen drin. Also bin ich von der ‚7‘ erst mal mit Schmackes losgedüst“, sollte Dave Miller, der nach langer Abstinenz nur deswegen mal wieder im Sulky des von Jim Campbell Trainierten saß, weil sich Standardfahrer Tim Tetrick für Guardian Angel Ås entschieden hatte, im Nachgang berichten.
Plan A klappte vorzüglich, der Wallach flitzte vor Eurobond und dem „Schutzengel“ ins Kommando und trat es kurz nach Passieren des Viertelmeilenpfostens an Favorit Six Pack ab, der von der „9“ ohnehin ein bisschen mehr zu kurbeln hatte. 500 Meter weiter wurde Guardian Angel Ås in die Angriffslage beordert und begann ab dem Scheitel der Schlusskurve, Six Pack massiv zu massieren. Die Lücke, die dadurch entstand, weil Fiftydallarbill als äußerer Zweiter nicht ganz mitkam, war eine Einladung für Miller, Crystal Fashion an der letzten Ecke in Spur drei zu dirigieren. Es entspann sich ein mörderischer Dreikampf: Innen wehrte sich Six Pack mit allem, was er hatte, mittig gewann Guardian Angel Ås allmählich die Oberhand, und außen warf sich Crystal Fashion in die horrende Schlacht, die er eine halbe Länge voraus als Sieger beendete. „Er ist ein grandioser Kämpfer, der aus verdeckter Lage alles gibt, und die hat ihm Dave perfekt verschafft. Natürlich bin ich mit dem ersten Match gegen die erfahrenen Kämpen hochzufrieden“, strahlte Jim Campbell nach dem 17. Volltreffer seines Schützlings, der nun 1.761.859 Dollar für die Fashion Farms eingetrabt hat. Pech hatte Titelverteidiger Marion Marauder, der im „Anflug“ auf Platz vier 150 Meter vorm Ziel aus dem Takt kam und auf Platz sieben zurückgesetzt wurde.
John Cashman Memorial (ehemals Nat Ray Trot) (ältere Traber)
1609m Autostart, 280.000 USD
1. Crystal Fashion 08,4 David Miller 94
4j.br. Wallach von Cantab Hall a.d. Window Willow von Tagliabue
Be: Fashion Farms; Zü: Hanover Shoe Farms; Tr: Jim Campbell
2. Guardian Angel Ås 3. Six Pack 4. Eurobond 5. Cruzado dela Noche 6. Fiftydallarbill 7. Marion Marauder 8. Tight Lines 9. Trolley 10. Southwind Chrome |
08,4 Tim Tetrick 08,5 Åke Svanstedt 08,6 Andy Miller 08,7 Brian Sears 08,7 Corey Callahan 08,6g* Scott Zeron 09,1 Jeff Gregory 09,1 Marcus Miller 13,6g Andrew McCarthy |
26 23 103 173 282 128 1457 517 1297 |
*als 5.gdZ, auf Platz sieben gesetzt
Sieg: 52; Richter: sicher ½ - ½ - ¾ - (1¼) - ½ - k.Kopf - 3¼ - ¼ Länge; 10 liefen
Voll wieder da
Nach einer Dreijährigen-Saison, in der Manchego trotz sieben Siegen und 663.944 Dollar Gage einiges gegen den Strich gegangen war, sie die enormen Erwartungen nicht ganz zu erfüllen vermocht hatte und es auch vierjährig höchst ruckelig losging, scheint die zweijährig ungeschlagene Jahrgangskönigin endlich wieder den Dreh gefunden zu haben. Das hatte die nunmehr von Nancy Johansson trainierte Muscle-Hill-Tochter bereits vor einer Woche beim 1:08,5-Sieg über Marion Marauder in einem Handicap angedeutet und unterstrich dies beim Nachschlag im Dr. John Steele Memorial. In der mit 154.800 Dollar dotierten Prüfung für ältere Traber-Ladys pochte Dexter Dunn mit ihr von der „1“ eisenhart auf die Pole Position. Hinter der vorjährigen Hambo-Oaks-Siegerin postierten sich Hannelore Hanover, Top Expectations und die zur Halbzeit in die Außenspur beorderte Schwedin Darling Mearas, der dort Ice Attraction und Custom Cantab auf den Fersen waren.
Der 21. Karrieresieg aus 33 Versuchen fiel Manchego leichter, als der Abstand von einer halben Länge auf Hannelore Hanover, die sieben Jahre alte Grande Dame des „harness racing“, aussagen mag. „Ich wusste ja, dass sie direkt hinter mir lag, und hab darum meiner Stute erst den Kopf freigegeben, als ich mir sicher war, sie könne uns nicht mehr erwischen“, war Dexter Dunns Statement, „ich bin stolz, ein derart gutes Pferd fahren zu dürfen. Im ersten Bogen war es hart, die Führung zu verteidigen, aber ich wollte sie unbedingt behalten - aus dieser Lage ist sie eindeutig am stärksten.“ Dank des Rückzugs von Ice Attraction kam Hannelore zwar recht früh frei, musste aber in dritter Spur erst gerade gestellt werden, bis sie ihren Topspeed-Gang gefunden hatte. In neuer Rennrekordzeit von blanken 1:50/1:08,4 - in identischer Zeit hatte Manchego in den Oaks angeschlagen, fetziger war sie nur bei der hauchdünnen 1:08,2-Niederlage gegen Plunge Blue Chip im Delvin Miller Memorial 2018 unterwegs - klapperten 88.350 Dollar für die 19:10-Favoritin im Sack.
Dr. John Steele Memorial (Stuten aller Altersklassen)
1609m Autostart, 186.000 USD
1. Manchego 08,4 Dexter Dunn 19
4j.dklbr. Stute von Muscle Hill a.d. Secret Magic v. Cantab Hall
Be: Black Horse Racing; Zü: Brittany Farms; Tr: Nancy Johansson
2. Hannelore Hanover 3. Darling Mearas 4. Custom Cantab 5. Emoticon Hanover 6. Ice Attraction 7. P L Jill 8. Plunge Blue Chip 9. Top Expectations 10. Phaetosive |
08,4 Yannick Gingras 08,5 Andy Miller 08,6 David Miller 09,0 Bob McClure 09,0 Andrew McCarthy 09,1 Corey Callahan 09,1 Åke Svanstedt 09,2 Daniel Dube 10,4 Brian Sears |
30 108 88 144 1234 1124 821 345 278 |
Sieg: 19; Richter: sicher ½ - ¼ - 1¼ - 3 - ½ - 1 Länge; 10 liefen