Hagoort-Duo eiskalt erwischt
(mw) Enghien, Samstag, 27. Juli 2019. Auf Broadwells Spuren, der den Prix de Milan für die Vierjährigen im Vorjahr an seine Fahne geheftet hatte, sollten Mister F Daag und Ids Boko als Aushängeschilder Paul Hagoorts wandeln, was zumindest im Fall des deutschen Derby-Siegers von 2018 auch der Totalisator so sah:
Gerade mal 1,9-fachen Sieg-Einsatz hätte es auf den bulligen Braunen zurückgegeben, für den es trotz der äußersten Startnummer „8“ lief wie am Schnürchen. Aus dem Neunerfeld meldeten sich File Gin und Ferreteria bereits beim Beschleunigen des Startwagens im Galopp ab, während der Mister für seine Verhältnisse erstaunlich zügig Fuß fasste und außen neben Fric du Chêne und Trainingskumpel Ids Boko mittenmang bei der vorderen Musike war.
Mitte der Tribünengeraden wurde Robin Bakker für die Spitze durchgewunken, im zweiten Bogen fiel auch noch Fric du Chêne aus, dessen Position als erster Verfolger Feliciano übernahm. Ids Boko blieb innerer Dritter vor Folelli, den Part durch die Todesspur bekam Fakir du Lorault vor Florida Sport aufs Auge gedrückt. Im Vertrauen auf seinen Partner saß Robin Bakker bei Zwischenzeiten um die 1:12 keineswegs auf der Bremse und schien noch an der letzten Ecke alle Fäden in der Hand zu halten. Die Ernüchterung kam auf den finalen 250 Metern, als der von Eric Raffin perfekt geschonte Feliciano eingesetzt wurde und rasch wie deutlich die Oberhand gewann. Grenzenlos wurde sie, als auch der Ehrenplatz noch flöten ging, für den sich Fakir du Lorault um 1½ Längen vorbei ackerte. Wenig kam zum Schluss desgleichen von Ids Boko, der von Björn Goop mit viel Finesse im sauberen Trab gehalten wurde und drei weitere Längen zurück so eben Platz vier vor Florida Sport festhielt. (Foto: paris-turf.com)
17.600 anstelle der insgeheim erhofften 56.000 Euro - die in Enghien stattfindende Revanche aufs deutsche Traber-Derby 2018 ergab gleichwohl eine lukrativere Ausbeute für das Hagoort-Duo als jene echte, die in acht Tagen in Berlin-Mariendorf ansteht. Dort geht’s insgesamt um 25.000 Euro.
Prix de Milan (Gruppe III int., Vierjährige)
2150m Autostart, 80.000 Euro
1. Feliciano 11,3 Eric Raffin 85
4j.br. Hengst von Ready Cash a.d. Ravanella von Jain de Béval
Be / Zü: Ecurie des Charmes; Tr: Philippe Allaire
2. Fakir du Lorault 3. Mister F Daag 4. Ids Boko 5. Florida Sport 6. Folelli File Gin Ferreteria Fric du Chêne |
11,6 François Lecanu 11,7 Robin Bakker 12,0 Björn Goop 12,0 Miguel Mestre Suner 12,8 Alexis Prat dis.r. Guillermo Roig Balaguer dis.r. Matthieu Abrivard dis.r. François Lagadeuc |
65 19 61 260 790 810 150 100 |
Sieg: 85; Richter: leicht 3½ - 1½ - 3 - ½ - 9 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 12,2/1150m - 11,8/1650m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 (- 800) Euro
Schöne Aussichten: ein neuer Millionär
Eine Woche nach der mit 4150 Metern längsten hatte Enghien mit dem Prix de Washington um gleichfalls 100.000 Euro die kürzeste Prüfung des Sommers im Angebot: Lediglich 1609 Meter mussten die acht Kombattanten arbeiten, um eine der sieben Prämien zu erwischen. Das Ergebnis war das gleiche wie sieben Tage zuvor, zumindest was den Zweibeiner betrifft, der anschließend im Winner Circle aufkreuzte. Erneut hatte sich Jean-Michel Bazire für einen seiner zahlreichen Hochkaräter eine ausgesprochen passende Prüfung ausgesucht. Nach Cleangame war es Bel Avis vorbehalten, der im Gran Premio Lotteria zu Neapel zweimal seine Eignung für die Sprintstrecke nachdrücklich bewiesen und viel Kohle aus dem Stiefelland abgeschleppt hatte, zu beweisen, wer ungeachtet des momentanen Tabellenstands die uneingeschränkte Nummer eins bei den „drivers“ ist.
Als alles andere denn optimal erwies sich Startplatz „1“ für den bei 20:10 favorisierten Ganymède-Sohn, der trotz aller Anspitzung durch „JMB“ chancenlos war, gegen Billie de Montfort, Elitloppet-Sieger Dijon und auch Tessy d’Eté in Front zu kommen. Schon holte Bazires Plan B aus der Schublade: Den Wallach aufnehmen, Trainingskumpel Dorgos de Guez vor sich herausgehen, die zweite Reihe anführen und sich dahinter in idealer Lage ziehen lassen war die neue Strategie, die zu hundert Prozent aufgehen sollte. Hinter Bel Avis postierten sich Valko Jenilat, der in La Capelle beim Dauerduell zwischen Bold Eagle und Aubrion du Gers der lachende Dritte gewesen war, und Cash Gamble, innen beschloss Cobra Bleu die Kolonne.
So einfach wie Cleangame wurde es Bel Avis jedoch nicht gemacht. Die Fans rieben sich verblüfft die Augen: Billie de Montfort hängte sich eingangs der Zielgeraden voll rein, schüttelte Dijon ab und führte plötzlich mit zwei, drei Längen. Mitte des Einlaufs fand Bazire bei Bel Avis endlich den Schnellgang. Im Nu machte der Achtjährige die entscheidenden Meter wett, doch kaum war die große alte Dame des „B“-Jahrgangs geknackt, kam ganz außen Tessy d’Eté enorm auf Touren und forderte ihm bis zur Linie alles ab. Der seinen Rekord um 0,6 Sekunden auf blanke 1:10 drückende Bel Avis musste sich gewaltig strecken, bis nach hartem Kampf der 21. Sieg um einen „Hals“ unter Dach und Fach war und ihn zum Millionär machte: Die frischen 45.000 Euro ließen sein Konto auf 1.037.633 Euro klettern - bei nur 58 Starts „schöne Aussichten“ für die Besitzer der New Blue 1 LLC von Daniel Wildenstein, es weiter zügig auszubauen. (Foto: letrot.com)
Monsieur Bazire kannte die Siegerehrung schon: 2011 hatte er mit Commander Crowe, 2016 mit Un Mec d’Héripré triumphiert.
Prix de Washington (Gruppe II int., Vier- bis Zehnjährige)
1609m Autostart, 100.000 Euro
1. Bel Avis 10,0 Jean-Michel Bazire 20
8j.br. Wallach von Ganymède a.d. Gloria Maris von Workaholic
Be: New Blue 1 LLC (Wildenstein Stables Ltd.); Zü: Comte de Bellaigue; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Tessy d‘Eté 3. Billie de Montfort 4. Dijon 5. Valko Jenilat 6. Dorgos de Guez 7. Cobra Bleu Cash Gamble |
10,0 Franck Nivard 10,1 Gabriele Gelormini 10,3 Romain Derieux 10,5 Paul-Philippe Ploquin 11,0 Alexandre Abrivard 11,1 Pierre Vercruysse dis.r. Christophe Martens |
100 87 32 150 270 650 230 |
Sieg: 20; Richter: Kampf Hals - 1 - 1½ - 2 - 3½ Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 09,9/609m - 11,2/1109m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro