Großer Knall zum Schluss

Klosterskogen, Ostersamstag, 8. April 2023. Die dritte von vier Stationen des über die ATG abgerechneten österlichen V75 Spring Race fand in Norwegens Südosten liegender 55.000-Einwohner-Kommune Skien statt. Die 800-Meter-Piste von Klosterskogen war einst so etwas wie die zweite Heimat des Deutschen Classic Grand Cru, der den Klosterskogen Grand Prix 2010, 2011 (in der noch heute gültigen Bahnrekordzeit von 1:12,6) und 2013 auf seine Kappe gebracht hatte.
Die geradezu inflationäre Ausuferung der Millionenwette mit entsprechenden Angeboten für alle Leistungsklassen sowie das von 520.000 über 490.000 und 397.000 (2022) auf nur noch 378.000 NKR gekappte Preisgeld waren kein Anreiz für die Euro-Cracks, in Norwegen vorbeizuschauen. Längst vorbei die Zeiten, als Weltklassepferde wie Mack Lobell (1990), Nealy Lobell (1991) und Peace Corps (1994) dieser Prüfung ihre Stempel aufdrückten. Selbst die sonst so reiselustigen Schweden schickten nur wenige Vierbeiner vorbei.
So blieb der Grand Prix eine Sache der Einheimischen - mit einer Ausnahme: Der inzwischen in Årjäng ein paar Kilometer jenseits der Grenze von Jonas Ås trainierte Belker, der sich 2018 Sieg und Lorbeerkranz im Svensk Uppfödningslöpning mit Bythebook geteilt hatte und 2022 mit eher mäßigem Erfolg unter Jean-Michel Bazires Regie in Frankreich auf Achse gewesen war, suchte die schwedische Fahne hochzuhalten.
Der Scarlet-Knight-Sohn, für den Torbjörn Jansson, Chauffeur der frühen und von Erfolgen gekrönten Jahre, den weiten Weg von Stockholm auf sich genommen hatte, verschwand mit der „1“ sofort im Hintertreffen und spielte nie eine Rolle. Während Dream Builder (6) und Vitro Diablo (7) mit Fehlern in die Party einstiegen, fegte H.M. Lovely Comers (5) los wie ein Wirbelwind und pflanzte sich vor Z.Boko (2), High Glider (9), Zaffiro Jet (4) und dann erst Belker auf den Regiestuhl.
Nach 500 Metern im Windschatten gab Kristian Malmin mit Z.Boko Gas und wurde von der als längste Außenseiterin gehandelten Love-You-Tochter ohne große Widerworte vorbeigelassen. Keine schlechte Idee Geir Nordbottens, denn erstens zählte der Zola-Boko-Sohn zum engeren Favoritenkreis und zweitens lockt in Klosterskogen die Option des Open Stretch. So musste sich Hell Patrol den Weg außen herum selbst bahnen und zog Titelverteidiger Gigant Invalley (10) und Dream Builder hinter sich her.
Obwohl unterwegs nicht allzu sehr gepiesackt, hatte Z.Boko für den Endkampf überraschend wenige Reserven im Angebot. Mit einigen Mühen gewann Hell Patrol die Oberhand und schien das Ding nach Hause zu schaukeln, denn weder die sich über die innere Überholspur versuchende H.M. Lovely Comers noch die in dritter bzw. vierter Spur attackierenden Gigant Valley und Dream Builder hatten das Zeug, ihn vom Sockel zu stürzen.
Ganz anders High Glider, mit dem Lars Anvar Kolle lange warten musste, bis Gigant Valley den geordneten Rückzug antrat und 100 Meter vorm Ziel eine Mini-Lücke schuf, die der Yankee-Glide-Sohn trefflich zu nutzen wusste. Mit krachendem Endspurt zwang er den fast schon im sicheren Hafen gelandeten Hell Patrol um einen „Kopf“ in die Knie und ließ selbst seinen Chauffeur ungläubig staunen: „Wir sind zum fünften Mal in diesem Grand Prix dabei, und endlich hat’s geklappt. Gerechnet hab ich ganz und gar nicht damit“ - wie die Mehrzahl der Wetter, von denen kaum jemand den 653:10-Longshot auf dem Schein hatte.
„Die Lage als innerer Dritter war in Anbetracht des Open Stretch ganz okay. Er stand die ganze Zeit prima am Gebiss, und als ich im letzten Bogen die Klappen zog, reagierte er prächtig. Nun musste nur noch irgendwie die Tür aufgehen. Zu unserem Glück ließ Gigant Invalley nach“, war Kolle nach „einem meiner schönsten Siege überhaupt“ völlig losgelöst. Für High Glider, der die bis dahin im Topf verbliebenen 4.531 V75-Systeme auf 38 eindampfte und diesen Glücklichen ein dickes Osterei bescherte, war’s aus 70 Versuchen der elfte Volltreffer; das Konto des 2014 in den USA geborenen Hengstes sprang auf 1.767.218 NKR.
Zwei Längen dahinter war die Verteilung der weiteren Prämien eine ebenso enge Kiste. Aus dem Viererpack entpuppte sich Zaffiro Jet haarscharf als eher Glücklichster denn Bester gegenüber Dream Builder, Z.Boko und H.M. Lovely Comers.
Klosterskogen Grand Prix (int., Drei- bis Zwölfjährige)
2100m Autostart, 378.000 NKR
1. High Glider 13,7 Lars Anvar Kolle 653
9j.br. Hengst von Yankee Glide a.d. Highland Ridge von Tom Ridge
Be / Tr: Ole Björn Hoppestad; Zü: Deo Volente Farms, US
2. Hell Patrol 13,7 Magnus T. Gundersen 30
3. Zaffiro Jet 13,9 Bo Westergaard 68
4. Dream Builder 13,9g Eirik Höitomt 302
5. Z.Boko 14,0 Kristian Malmin 46
6. H.M. Lovely Comers 14,0 Geir Nordbotten 760
7. Gigant Invalley 14,3 Gunnar Austevoll 109
8. Park View 14,3 Vidar Hop 291
9. Vitro Diablo 14,3g Tom Erik Solberg 242
10. Belker 14,8 Torbjörn Jansson 101
Sieg: 653; Richter: Kampf Kopf - 2 - Kopf - Kopf - Kopf - 3½ - Kopf; 10 liefen
Zw-Zeiten: 11,0/500m - 12,0/800m - 12,8/1200 - 13,1/1600m
Wert: 175.000 - 87.500 - 43.500 - 25.000 - 17.000 - 10.000 - 10.000 - 10.000 NKR
V75-1 (Stayer): Delicious Me / Eirik Höitomt 127
V75-2 (Kallblod): Ard / Tom Erik Solberg 27
V75-3 (Sprint): Frazze / Jörgen Eriksson 26
V75-4 (Kallblod): Tangen Bork / Tom Erik Solberg 19
V75-5 (Habibs): I.D.Exceptional / Bo Westergaard 27
V75-6 (-): Lazy Beach / Eirik Höitomt 61
V75-7 (Grand-Pr.): High Glider / Lars Anvar Kolle 653
Umsatz V75: 40.297.367 SEK
1. Rang: 38,82 Systeme à 269.902 SEK
2. Rang: 484 SEK
3. Rang: 39 SEK
Umsatz Top-7 (Habibs): 545.019 SEK