Große Kasse im Hoosier Park

Anderson / Indiana, Freitag, 25. September 2020. Als gäbe es keine durch die Corona-Pandemie mit Lockouts gebeutelte Wirtschaft, die speziell dem kleinen Mann das Leben erschwert, geht’s jenseits des Atlantiks Tag für Tag im Sulky-Sport um immense Börsen.
Seit 24 Stunden war die üppige Geldquelle des County Fair in Delaware / Ohio versiegt, da ging’s im Nachbarstaat Indiana auf dem 1406-Meter-Oval des vom Hotel- und Casino-Giganten Harrah’s betriebenen Hoosier Park rund 30 Kilometer nordöstlich von Indianapolis volle Pulle weiter. Ein sechsstelliges Preisgeld stand über sieben der 15 Aufgaben, von denen drei den Trabern vorbehalten waren.
Ronnies Doppeltreffer
Aus dem Feiern kommt Nordamerikas Trainerchampion Ron Burke gar nicht mehr heraus. Kaum hatte seine Sans Defaut am Donnerstag im Old Oaken Bucket „aus Versehen“ die Jungs vernascht, funktionierten zwei weitere seiner 2017 geborenen Ladys den The Moni Maker Trot zur Stallmeisterschaft um und zeigten, dass sie sich in der internen Rangliste von der etwas später berufenen Muscle-Hill-Tochter nicht ohne weiteres die Butter vom Brot nehmen lassen werden.
Gegen lediglich drei Rivalinnen - die erkrankte Dubai Princess musste im Palast bleiben - übernahm Dave Miller mit Crucial sofort vor Sister Sledge die Spitze, und so blieb es bis zum gold-silbernen Ende der beiden Father-Patrick-Nachkömmlinge, obwohl sich Brian Sears nicht so leicht geschlagen gab und Sister Sledge bis auf einen langen „Hals“ an die Trainingskameradin heranbrachte. Drei Längen zurück wurde Trace Tetrick mit der Swan-for-All-Tochter Rock Swan genauso unangefochten Dritter.
Für die am 2. Oktober 2018 in Lexington für 200.000 Dollar versteigerte Crucial, eine Enkelin mütterlicherseits von Muscle Hill, war’s der fünfte Saison- und achte Karrieresieg, mit dem sie 484.696 USD reich ist.
The Moni Maker (dreij. Stuten)
1609m Autostart, 105.000 USD
1. Crucial 11,0 David Miller 21
3j.br. Stute von Father Patrick a.d. Jolene Jolene von Muscle Hill
Be: William Donovan, Burke Racing, J. & T. Silva & Weaver Bruscemi; Zü: Steve Stewart, Maumee River Stables, Blck Creek Farm & Martin Schmucker; Tr: Ronald Burke
2. Sister Sledge 11,0 Brian Sears 18
3. Rock Swan 11,3 Trace Tetrick 85
4. Sweet Shirley Mae 11,6 Andy Miller 166
5. Tricky Sister 12,2 John De Long 298
Sieg: 21; Richter: Kampf ¼ - 2¾ - 2¼ - 5 Längen; 5 liefen (NS Dubai Princess / Attest)
Wert: 52.500 - 26.250 - 12.600 - 8.400 - 5.250 USD
Zurück auf der Siegerstraße
Obwohl nicht das wertvollste Rennen, war das mit 150.000 USD beflockte Caesars Trotting Classic, ein Frei für Alle, der trabrennsportliche Höhepunkt. „Atlanta oder Gimpanzee“ lautete die Gretchenfrage, die „aufm Platz“ um eine halbe Länge wie am Totalisator vom Schwarm der Wetter widergespiegelt zugunsten des Vierjährigen entschieden wurde.
Bevor es zum mitreißenden Endkampf der beiden Granden kam, gab‘s besonders auf dem ersten Viertel reichlich Stühle rücken im Zehnerfeld. Gerade hatte der neunjährige Opa JL Cruze den ersten Leader Custom Cantab von der Kommandobrücke gejagt, rauschte über Spur drei Guardian Angel Ås heran und steckte am Viertelmeilenpfosten den Kopf in Front, was dem gut wie selten zuvor gestarteten Gimpanzee den Part des äußeren Angreifers bescherte.
Der „Affe“ war nicht faul und robbte sich nach vorn, was wiederum Atlanta auf den Plan rief. Dave Miller scheuchte die frischgebackene Siegerin des Maple Leaf Trot kurz nach Halbzeit nach vorn, die mit ihrem Elan gleich mal auf zwei, drei Längen entkam. Zu Beginn der Zielgeraden betrug der Vorsprung vor dem Zuchtgefährten - beide wurden vom im schwedischen Borås ansässigen Stefan Balaszi gezüchtet -, der der Hambo-Siegerin von 2018 als Einziger auf den Fersen zu bleiben vermochte, weiterhin zwei Längen.
Eine Vorentscheidung war dies allerdings nicht. Mit einem Kraftakt kam der Braune mit dem großen Stern und der kecken Schnippe zurück ins Match und bog es dank seines die Übersicht behaltenden Standardfahrers Brian Sears auf den letzten Metern zu seinen Gunsten um. Unterm Strich stand mit 1:09,2 eine Durchschnittskilometerzeit, die lediglich eine Zehntelsekunde über dem Bahnrekord für ältere Traber lag. Den hatte im Vorjahr in diesem „kaiserlichen“ Rennen Lindy the Great markiert, der heuer wie Crystal Fashion aus der anfänglichen Hetzjagd herausgehalten worden war und dies mit einem feinen Endspurt dankte. Allerdings: Sechs Längen zurück sah der Crazed-Sprössling das Spitzenduo nur aus weiter Ferne.
„Er hat seine Jobs übers ganze Jahr verdammt gut gemacht“, schrieb Trainer Marcus Melander seinem Juwel ins Stammbuch, das nach Siegen in der Graduate Serie und dem Hambletonian Maturity für Vierjährige auch in der ersten Reifeprüfung gegen die Älteren am Hambo-Tag im Cashman Memorial triumphiert hatte, „er weiß, wo der Pfosten steht und hat Atlanta ja bereits bezwungen. Im Maple Leaf Trot war er solide, aber ohne jenen gewissen Pfiff, der heute nach drei Wochen Rennpause wie eh und je da war. Atlanta ist zweifellos eine grandiose Stute, doch diesmal war er der Bessere und hat all das gezeigt, was ihn auszeichnet.“
Für den sechsten Sieg aus acht 2020er Versuchen kassierte der hochgewachsene Chapter-Seven-Sohn 75.000 Dollar, was seine Saisongage auf 718.464 USD streckte. Der einstige 170.000-Dollar-Jährling (Harrisburg 2017), der nun insgesamt 2,5 Millionen Dollar schwer ist, führt die Gewinnsummenliste der älteren Standardbreds - Pacer eingeschlossen - klar vor Atlanta an, die 452.064 USD eingetrabt hat.
The Caesars Trotting Classic (int., free for all)
1609m Autostart, 150.000 USD
1. Gimpanzee 09,2 Brian Sears 18
4j.dklbr. Hengst von Chapter Seven a.d. Steamy Windows von Muscle Massive
Be: Courant Inc. & SRF Stable, SE; Zü: Order by Stable (Stefan Balaszi), SE; Tr: Marcus Melander
2. Atlanta 09,2 David Miller 27
3. Lindy the Great 10,0 Andy Miller 93
4. Crystal Fashion 10,1 Jordan Stratton 145
5. Guardian Angel Ås 10,2 Tim Tetrick 199
6. Custom Cantab 10,4 Peter Wrenn 1268
7. JL Cruze 10,7 Matthew Kakaley 467
8. Fiftydallarbill 10,7 Trace Tetrick 696
9. Bridge to Jesse’s 11,0 John De Long 906
10. Don’t Let’em 11,8 Dexter Dunn 236
Sieg: 18; Richter: sicher ½ - 6 - ¾ - 1 - 1¼ - 2¼ Längen; 10 liefen
Wert: 75.000 - 37.500 - 18.000 - 12.000 - 7.500 USD
„Little Sister“ ganz groß
Bereits knapp zwei Stunden zuvor hatten Balaszi, Melander, Sears und - diesmal als Solist - Besitzer Anders Ström von der Courant AB (die mit dem roten Dress und dem goldenen Hufeisen auf dem Rücken) allen Grund zu strahlen. Gimpanzees kleine Vollschwester Iteration, am 4. November 2019 in Harrisburg mit 250.000 Dollar einer der Höhepunkte der Mammut-Auktion, machte im Kentuckiana Stallion Management Trot für zweijährige Stuten ganz kurzen Prozess und gewann nach dem New York Sire Stakes Final am 12. September zu Yonkers ihren zweiten großen Titel.
Sears hielt sich nicht mit langen Vorreden auf, schnappte sich mit der 20:10-Favoritin sofort den Taktstock und gab ihn gegen die stets in seinem Windschatten kreuzende, ebenfalls von Chapter Seven gezeugte Big City Pearl nicht mehr her. Die hatte 1½ Längen zurück etwa ebenso viel Luft zu Swift Swanda (von Swan for All).
Nach sechs Versuchen stehen vier Siege, ein zweiter und dritter Platz sowie 258.194 Dollar Gage im Fahrtenbuch Iterations, „an deren Zäumung wir ein bisschen herumgebastelt haben, nachdem sie mir im NYSS Final zu aggressiv geworden ist und mit einem Fehler reagiert hatte. Ich traue ihr eine Menge zu, nur müssen wir aufpassen, dass sie uns nicht zu hitzig wird“, war Sears (52), der vor kurzem die 200-Millionen-Dollar-Marke an Einfuhren übersprungen hat und bei 201.105.079 „bucks“ gelistet ist, zufrieden mit seiner neuen Hoffnungsträgerin.
Marcus Melander ergänzte: „Sie ist deutlich unreifer, als es Gimpanzee zu jener Phase war. Doch wenn sie sich weiter so entwickelt und lernt, was wir von ihr wollen, kann sie wie ihr großer Bruder eine ganz Große werden.“
The Kentuckiana Stallion Management Trot (zweij. Stuten)
1609m Autostart, 221.000 USD
1. Iteration 11,5 Brian Sears 20
2j.dklbr. Stute von Chapter Seven a.d. Steamy Windows von Muscle Massive
Be: Courant Inc., SE; Zü: Order by Stable (Stefan Balaszi), SE; Tr: Marcus Melander
2. Big City Pearl 11,6 Verlin Yoder 71
3. Swift Swanda 11,8 Trace Tetrick 71
4. Ima Diamond Babe 12,0 James Yoder 1016
5. Material Girl 12,1 Tim Tetrick 212
6. Miss Vet Hanover 12,2 Lewayne Miller 238
7. Hot as Hill 12,2 David Miller 226
8. Pub Crawl 13,0 Dexter Dunn 73
9. Aela Jamieson 17,3g Andy Miller 54
Guccio’s Lady hdF Peter Wrenn o.W.*
*wegen Galopps weit vor der Startmarke wurden die Wetten auf Guccio’s Lady zurückgezahlt
Sieg: 20; Richter: leicht 1½ - 1¾ - 1¼ - ½ - ¾ - ½ Länge; 10 liefen
Wert: 110.500 - 55.250 - 26.520 - 17.680 - 11.050 USD