Große Kasse für die Kleinen

Vincennes, Samstag, 26. August 2023. Unerschöpfliches Vincennes! Eine Woche nach Beginn des Herbst-Meetings mit sechs Gruppe-Aufgaben hatte die Bahn auf dem Plateau de Gravelle schon wieder vier halbklassische Rennen im Angebot - diesmal zuvorderst für die Traber der Generation 2020.
Im finanziellen Mittelpunkt stand der zum vierten Mal ausgetragene Arqana Yearling Cup für all jene Dreijährigen, die im September 2021 auf der Arquana-Auktion zu Deauville im Katalog gestanden hatten. Für üppige 150.000 Euro hatten 15 Jungspunde, deren Gewinnsumme von 28.465 (Kalao du Vivier) bis 111.500 Euro (Kristal Josselyn) reichte, 2.700 Meter zu arbeiten.
Der Reichste, immerhin schon Gruppe-III-Sieger, wurde zum Favoriten erwählt, verkaufte seine Haut brav und teuer, doch sollte es zum vierten Karriere-Treffer nicht ganz reichen. Bereits am Start war für Kacha de Vandel und Kool And The Gang Schluss mit der Trab, derweil Kairos de Bomo vor Kalao du Vivier nach vorn sprintete und vor der Tribüne von Kiss Atout abgelöst wurde. Die äußere Truppe führte Kembia vor Kapitano de Source und Kristal Josselyn an, die in einer konzertierten Aktion am Gipfel in Spur drei wechselten.
Der „Kapitano“ übernahm im Schlussbogen die Führungsrolle in Spur zwei, so dass dem Guarato-Schützling fortan der Fahrtwind der dritten Linie ins Gesicht blies. Das schien dem für schmale 29.000 Euro verkauften Bold-Eagle-Sohn nicht allzu viel auszumachen. Kaum hatte Kapitano de Source den galoppierenden Kiss Atout erdrückt, musste er sich der Attacke Kristal Josselyns erwehren. Was anfänglich nach einem Dauerzwist um jeden Meter aussah, entwickelte sich jedoch zu einer glasklaren Angelegenheit für den Ready-Cash-Sohn der Ecurie Hunter Valley, dem Eric Raffin die Kräfte bestens eingeteilt hatte.
Der Konter saß: 2½ Längen voraus schnappte sich der Schützling von Tomas Malmqvist beim Gruppe-Debüt den großen Pott. Sechs Siege aus acht Starts und 147.550 Euro stehen nunmehr im Bordbuch des als Jährling für 81.000 Euro nicht gerade zum Schnäppchenpreis verkauften Kapitano, der mit 1:14,2 den Rennrekord I Still Loving Yous aus dem Jahr 2021 egalisierte.
„In der Schlusskurve hatte ich ein wenig Angst vor dem enorm starken Kristal Josselyn. Doch als ich Ohrenwatte und Scheuklappen zog, machte sich Kapitano richtig lang und wehrte den Angriff leicht ab. Ich hab dieses Pferd schon immer gemocht“, war Raffins Statement.
4. Yearling Cup - Arqana Trot - (Gruppe III; für Dreijährige, die im Auktionskatalog der Arqana-Auktion vom 1., 2. und 3. & September 2021 in Deauville eingeschrieben waren)
2700m Bänderstart o.Z., 150.000 Euro
1. Kapitano de Source 14,2 Eric Raffin 49
3j.br. Hengst von Ready Cash a.d. Varina von Norginio
Be: Ecurie Hunter Valley (Matthieu Millet); Zü: Geert Vanbelle; Tr: Tomas Malmqvist
2. Kristal Josselyn 14,3 Benjamin Rochard 26
3. Kid Bellay 14,7 Louis Baudouin 50
4. Kiara de Vandel 14,7 Alexandre Abrivard 240
5. Kalao de Vivier 14,9 Paul-Philippe Ploquin 480
6. Kembla 15,1 Tony Le Beller 1070
7. Kairos de Bomo 15,1 Charley Heslouin 260
8. Kinnaird 15,1 Damien Bonne 1460
9. Kanaka de Busset 15,2 Franck Ouvrie 780
10. Karmina 15,3 Teddy Calo 900
Kiss Atout dis.r. Clément Duvaldestin 83
Kool And The Gang dis.r. Matthieu Abrivard 110
Kacha de Vandel dis.r. David Thomain 350
Kataki de Wallis dis.r. Franck Nivard 1000
Kash Madrik dis.r. François Lagadeuc 920
Sieg: 49; Richter: leicht 2½ - 5 - Hals - 2 - 3 - 1 Länge; 15 liefen
Zw-Zeiten: 14,3/1200m - 15,5/1700m - 15,2/2200m
Wert: 67.500 - 37.500 - 21.000 - 12.000 - 7.500 - 3.000 - 1.500 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-08-26/7500/6
Bazire-Doublette mit Rennrekord
Eine glatte Sache für die beiden Bazire-Eleven wurde der Prix Camille Lepecq für die Schwergewichte der Satteltraber über die Sprintstrecke von 2.175 Metern. Das Hochgeschwindigkeitstempo gab Louanne Fauchon mit French Way of Life vor Vorjahrssieger Fulton vor, der wie eine Klette am Othello-Bourbon-Sohn klebte.
Mit rund 20 Meter Abstand auf die beiden Flüchtlinge folgten Filou d‘Anjou, Fine Perle of Love und Gigolo Lover, für den „Maître JMB“ zum Monté-Debüt keinen Geringeren als Sattel-Champion Alexandre Abrivard auserkoren hatte. Der machte seine Sache mit dem Eintänzer ausgezeichnet. Als Fulton eingangs der Zielgeraden antrat, hatte er im Handumdrehen 25 Meter Vorsprung herausgeholt. Abrivard ließ sich davon nicht ins Bockshorn jagen, legte mit dem Royal-Lover-Sohn eine geharnischte Platte aufs Parkett und bolzte die Meter nur so weg.
Genau im Ziel erwischte er Fulton und machte den Doppeltreffer der Bazire-Eleven in 1:09,9 perfekt, womit dieses Duo den von Granvillaise Bleue am 24. Dezember 2022 aufgestellten Bahn- und französischen Monté-Rekord einstellte.
Sechs Längen zurück holte Filou d’Anjou Rang drei vor Fine Perle of Love. Unterirdisch die Vorstellungen der beiden Reichsten: Gruppe-I-Siegerin Happy and Lucky war mal wieder wegen einer frühen Galoppade ein Totalausfall, Fantaisie stiefelte beim zweiten Auftritt nach siebenmonatiger Pause von Beginn an weit hinterher, schien völlig indisponiert und Lichtjahre von der Form des letzten Winters entfernt.
Für Gigolo Lover war dieser 16. Treffer der erste auf Gruppe-Niveau, mit dem sein Konto auf 438.460 Euro sprang. „Ich bin nicht überrascht, dass er den Pfosten als Erster erreicht hat, denn im Heat hat er mir ausnehmend gut gefallen, und die richtig guten älteren Satteltraber waren ja am 13. August in Enghien unterwegs. Es passte alles bestens. Er steigt spät in dieses Gewerbe ein und ist unverbraucht. Eingangs der Zielgeraden hab ich daran geglaubt, Fulton abfangen zu können. Ich freue mich sehr, für diese Farben gewonnen zu haben“, kommentierte Abrivard.
Prix Camille Lepecq - Monté - (Gruppe II int., Sechs- bis Zehnjährige)
2175m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Gigolo Lover 09,9 Alexandre Abrivard 35
7j.br. Wallach von Royal Lover a.d. Rosalie Moubaz von Fleuron Perrine
Be: Ec. Moureaux As; Zü: Magalie Moureaux; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Fulton 09,9 Damien Bonne 63
3. Filou d‘Anjou 10,3 Marine Beudard 40
4. Fine Perle of Love 10,6 Nathalie Henry 96
5. Force Vive 10,7 Benjamin Rochard 160
6. French Way of Life 11,2 Loanne Fauchon 300
7. Du Scion 12,1 Paul-Philippe Ploquin 820
8. Fiaschetto 12,9 Esteban de Jesus 760
9. Finger de Rodrey 16,3 Mathieu Mottier 290
10. Fantaisie 19,0 François Lagadeuc 89
Happy and Lucky dis.r. Adrien Lamy 78
Sieg: 35; Richter: Kampf Kopf - 6 - 3½ - 2 - 8 Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 06,1/675m - 07,0/1.175m - 09,5/1.675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-08-26/7500/5
Impressionist mit Massel
Hohen Unterhaltungswert hatte der Prix de Provence für fünf- bis siebenjährige Europäer, die keine 375.000 Euro verdient hatten und in dessen Ehrenliste sich vor zwei Jahren eine gewisse Ampia Mede SM verewigt hat. Während der schon beim Aufcantern etwas unwirsche He and Me die vom Totalisator sehr offen behandelte 2.700-Meter-Aufgabe mit einem kurzen Fehler begann, der ihn rund 50 Meter auf die Spitze kostete, brauste Idéal du Rocher los wie der Blitz.
Abgelöst wurde er nach 400 Metern von Ibiki de Houëlle, der über die gesamte Tribünengerade mit Impressionist rochierte. Trotz des anfänglichen Lapsus war He and Me im Bogen von Joinville dank eines gewaltigen Zwischenspurts Dritter vor dem Nicolas Bazire anvertrauten Héraut d’Armes und Cash Bank Bigi, wogegen sich Favorit Gamin Jaba noch im hinteren Mittelfeld herumtrieb.
Als He and Me am Gipfel in die Todeslage beordert wurde, hängten sich Héraut d’Armes und Cash Bank Bigi an. 200 Meter vorm Ziel kam Ibiki de Houëlle unter Druck, 50 Meter weiter aus dem Tritt, womit der erste Gruppe-Sieg für Impressionist, den Eric Raffin sicher nach Hause schaukelte, geritzt war.
Eine Länge dahinter wurde zur Sicherheit das Zielfoto zu Rate gezogen, das den ersten Eindruck „aufm Platz“ bestätigte und einen knappen Vorteil von Cash Bank Bigi gegen den ungemein speedigen Bilo Jepson auswies. Dicht dabei war als Vierter Gamin Jaba, während sein „Stablemate“ Heraut d’Armes zwar endlich mal fehlerlos um den Parcours kam, jedoch nichts davon verriet, dass „JMB“ ihn in seiner wöchentlichen Kolumne als möglichen Sieger angesungen hatte.
Prix de Provence (Gruppe III int., Fünf- bis Siebenj., keine 375.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Impressionist 12,6 Eric Raffin 174
5j.schwbr. Hengst von Ready Cash a.d. Une Lady de Nappes von Love You
Be: Ecurie Hunter Valley (Matthieu Millet); Zü / Tr: Louis Baudron
2. Cash Bank Bigi 12,7 Franck Nivard 57
3. Bilo Jepson 12,7 David Thomain 37
4. Gamin Jaba 12,7 Jean-Michel Bazire 45
5. He and Me 12,8g Matthieu Abrivard 76
6. Héraut d‘Armes 13,0 Nicolas Bazire 85
7. Idéal du Rocher 13,2 Alexandre Bodin 1020
8. Giboulée de Mars 13,3 François Lagadeuc 570
9. Sahara Jaeburn 14,1 Dominik Locqueneux 460
10. Selected News 14,2 Clément Duvaldestin 180
11. Girly Béco 15,3 Maxime Bézier 1560
Ibiki de Houëlle dis.r. Anthony Barrier 94
Sieg: 174; Richter: sicher 1 - k.Kopf - 1 - ½ - 2 Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 13,9/1200m - 12,7/1700m - 12,8/2200m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-08-26/7500/4
Passende Aufgabe resolut gelöst
Eine gallebittere Pille bekam Philippe Allaires Monté-Hoffnung Kastel Védaquais im Prix Phact, der letzten Gruppe-Prüfung, eingetrichtert. Der Vollbruder zu Hohneck hatte all seine drei Versuche unterm Sattel gewonnen, wurde deshalb beim ersten Griff nach halbklassischem Lorbeer zum 36:10-Favoriten gekürt gegen Mitstreiter, die auf dieser und gar klassischer Ebene einige Meriten vorweisen konnten - und gründlich gestutzt.
Behauptete er sich anfangs im Vordertreffen und ergatterte hinter der früh in Front gezogenen Kapaula de l’Epine ein windschattiges Plätzchen, so wurde dem Royal-Dream-Sohn bei dem exorbitanten Tempo auf den finalen 300 Metern das Mark aus den Knochen gesogen. Richtig gut drauf war hingegen Kandora Bella. Die Fuchsstute zeigte sich von ihrer roten Karte im Prix d’Essai am 25. Juni bestens erholt und klinkte sich ihren zweiten Gruppe-Treffer souverän ein. Camille Levesque scheute mit der kleinen Prodigious-Tochter den Marsch durch die Todesspur nicht, bei dem sie Karla de Mai und Kélanie Lorraine hinter sich herzog.
An der letzten Ecke, an der Kastel Védaquais den Anker warf, wurde sie erst richtig munter, ließ Kapaula de l’Epine leichten Schritts links liegen und war gegen die ansehnlichen Schlussattacken Karla de Mais und Kélanie Lorraines bestens gewappnet. 1½ Längen voraus machte die Monté-Spezialistin in der neuen Rennrekordzeit von 1:12,9 den dritten Treffer aus elf Versuchen fix und steigerte ihr Konto auf 150.220 Euro.
„Sie war schon in den letzten Trainingseinheiten frisch und munter drauf. Sie kam zwar nicht mit großem Vorsprung ins Ziel, war aber bis zum Ende mutig bei der Sache und wird nun aufs St Léger in Caen vorbereitet, wo sie für eine Prämie hoffentlich gut genug ist“, freute sich Mademoiselle Levesque, die die Fahne der „Jockettes“ in Frankreichs Montés weiterhin am höchsten hält.
Prix Phact - Monté - (Gruppe III nat., Dreijähr.)
2175m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Kandora Bella 12,9 Camille Levesque 83
3j. Fuchstute von Prodigious a.d. Doriana Bella von Ready Cash
Be / Tr: Thomas Levesque; Zü: Rémi Boucret
2. Karla de Mai 13,0 Benjamin Rochard 480
3. Kélanie Lorraine 13,2 Paul-Philippe Ploquin 47
4. Kapaula de l‘Epine 13,4 Mathieu Mottier 58
5. Kobalt du Vallon 14,1 Alexis Collette 230
6. Kastel Védaquais 14,7 Christopher Corbineau 36
7. Kiara du Ried 16,0 Clément Frecelle 520
8. Koncord Délo 18,5 François Lagadeuc 280
9. Kolonel 23,1 Anthony Barrier 130
Kifil de Bussy dis.r. Eric Raffin 65
Kimbo Berry dis.r. Damien Bonne 170
Sieg: 83; Richter: leicht 1½ - 2 - 2 - 7 - 6 Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 07,8/675m - 09,9/1.175m - 11,8/1.675m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-08-26/7500/7
Eine enttäuschende Leistung bot der ins deutsche Gestütbuch eingetragene Géricault im Prix de Lury-sur-Arnon für Vierjährige, die keine 135.000 Euro gewonnen hatten, in dem es über 2.100 Meter um 52.000 Euro ging und in den er mit 133.195 Euro perfekt passte.
Nach zügigem Beginn von Startplatz „9“ sofort im Vordertreffen aktiv, ergriff Christophe Martens mit dem Muscle-Hill-Sohn ausgangs des Bogens von Joinville die Initiative und führte das Neunerfeld den Berg hinauf. An der letzten Ecke war der Hengst, der lange fürs deutsche Derby in Frage gekommen war und krankheitsbedingt passen musste, gestellt und ergatterte lediglich deswegen die fünfte Prämie von 2.600 Euro, weil der deutlich strammer gehende Jewel de la Côte 200 Meter vorm Ziel aus dem Takt kam.
Sieg und 23.400 Euro gingen nach 1:11,8 an den von Matthieu Abrivard für Christophe Hamel gesteuerten Jasmin Perrieux.