Gotland und Gu lösen die UET-Hausaufgaben

(mw) Vincennes, Dienstag, 29. September 2020. Vincennes rief zum Vorlauf des Europa-Championats der Vierjährigen, und einige mehr als sonst kamen, weil auch das Finale auf dem Plateau de Gravelle ausgetragen wird. Nach Streichung von Alessandro Gocciadoros Aston Bar blieben 14 Aspiranten aus West- und Mitteleuropa, die sich in zwei Qualifiern um ein Ticket für den mit 400.000 Euro dotierten Grand Prix de l’UET bewarben, in das die jeweils besten Drei zogen.
Deutschland wird an jenem 16. Oktober nicht vertreten sein. In der vermeintlich leichteren 1. Elimination, die nur sechs Gespanne am Ablauf sah, bot Deutschlands Derby-Sieger 2019 eine erschreckend schwache Leistung und passierte die Linie ohne Fehler weit abgeschlagen als Letzter. Dabei passte für Velten von Flevo alles, mit dem Hugo Langeweg nichts überstürzte und sich hinter Goulette und Gondole Jénilou mit dem dritten äußeren Platz begnügte.
Fürs betuliche Tempo war auf den ersten 700 Metern Golden Bridge zuständig, der sich für die Schlussrunde auf der kleinen Bahn von Stallkamerad Gotland ablösen ließ, der es nicht wesentlich eiliger hatte. Es lief auf eine Sprintentscheidung hinaus, bei der Velten von Flevo, in der letzten Kurve in Spur drei beordert, dort aber nie vorankommend, kräftig unterging. Mitte der Zielgeraden stellte sein Chauffeur sämtliche nutzlose Bemühungen ein und ließ den Ganymède-Sohn austrudeln.
Vorn forderte Eric Raffin Gotland für den zwölften Sieg nur das Allernötigste ab, was für den ersten Primus der Generation „G“ einen „Hals“ Vorsprung auf Golden Bridge bedeutete. Begleitet wird das Allaire-Duo ins Finale grande von Goulette, die eine Länge zurück den innen gefesselten Gamble River um eine Nasenspitze abfing.
Zwar ist Gotland ob der frühen Gruppe-Erfolge noch immer nach Einkommen die Nummer eins seiner Generation - sein Konto ist mit 547.500 Euro propper gefüllt -, doch hat ihn der erst im Dezember 2019 von Philippe Billard ins halbklassische Geschehen geworfene Gu d’Héripré sportlich längst abgelöst. Seitdem ging’s für den elegant-kraftvollen Fuchs mit der langen, schmalen Blesse steil bergauf, der in Vorlauf 2 seiner Favoritenstellung selbst von Startplatz „8“ vollauf gerecht wurde und einmal mehr eine exquisite Vorstellung bot.
Nur 800 Meter vermochte ihm Franck Nivard ein verdecktes Rennen zu servieren. Dann war ihm sein Zugpferd Gelati Cut, für den sich Trainer Romain Christian Larue einiges ausgerechnet hatte, als neuer Leader abhanden gekommen. „La main froide“ sah sich das bis zum Ende des auf der „petite piste“ kaum der Rede werten Anstiegs an, setzte sich dann an die Spitze und stellte Green Grass, die Primadonna der 2016 Geborenen, in den Wind. War die Fahrt ohnehin bereits viel höher als in Vorlauf 1, so gab Gu auf den finalen 500 Metern eine zusätzliche Kostprobe seines Könnens.
Nivard war nur Passagier: Der Coktail-Jet-Sohn schüttelte ganz von allein mal eben 1:10,0 für jenen Abschnitt aus den langen Beinen und stellte die Konkurrenz vor unlösbare Probleme. Die Peitsche geschultert, die Knochen voll, die Ohrenkappe nicht gezogen, so passierte das Gespann in 1:11,7 zwei Längen vor dem Rest die Linie und empfahl sich als der Herausforderer schlechthin für Ecurie D., die ins dänische Gestütbuch eingetragene Siegmaschine von Frode Hamre bzw. Björn Goop, der sich ähnlich imponierend zwei Tage zuvor in Solvalla die Endlaufkarte geholt hatte.
Von Gelati Cut war für den „Cut“ gar nichts mehr zu sehen. Viel besser machte es der sich für den Ehrenplatz an Green Grass vorbeiraufende Gallant Way; Philippe Allaire wird also mit drei Musketieren versuchen, in 2½ Wochen seine Stücke vom großen UET-Kuchen abzuschneiden.
Grand Prix de l’UET - Vorläufe - (int., vierj. europ. Hengste & Stuten)
2100m Autostart, 60.000 Euro
Wert: 30.000 - 15.000 - 9.000 - 3.600 - 2.400 Euro
3. Vorlauf
1. Gotland 12,5 Eric Raffin 16
3j.br. Hengst von Ready Cash a.d. Sanawa von Jeanbat du Vivier
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Jean-Pierre Guay
2. Golden Bridge 12,6 David Thomain 70
3. Goulette 12,6 Franck Nivard 73
4. Gamble River 12,6 Björn Goop 190
5. Gondole Jénilou 12,9 Louis Baudron 170
6. Velten van Flevo 14,3 Hugo Langeweg jr 54
Sieg: 16; Richter: sicher Hals - 1 - k.Kopf - 3½ - 15 Längen; 6 liefen (NS Aston Bar)
Zw-Zeiten: 14,5/1100m - 13,5/1600m
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-09-29/7500/6
4. Vorlauf
1. Gu d’Héripré 11,7 Franck Nivard 15
4j. Fuchshengst von Coktail Jet a.d. Vedetta d’Héripré von Orlando Vici
Be: Ecurie Rolling; Zü: Ecurie d’Héripré; Tr: Philippe Billard
2. Gallant Way 11,9 Anthony Barrier 260
3. Green Grass 11,9 Mathieu Mottier 88
4. Gospel Pat 12,1 David Thomain 180
5. Gelati Cut 12,3 Alexandre Abrivard 45
6. Gipson Creek 12,3 Björn Goop 170
7. Give Me Cash 12,3 Gwenn Junod 420
8. Get Happy 12,7 Eric Raffin 510
Sieg: 15; Richter: überlegen 2½ - ¼ - 2 - 2½ - Hals - k.Kopf - 4½ Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 12,8/1100m - 12,3/1600m
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-09-29/7500/7
Zu hoher Berg
Ein weiterer internationaler Vergleich galt mit dem Prix Kurse Dreijährigen, die keine 120.000 Euro angesammelt hatten, und wurde zum leichten Spiel des kürzlich in einer Gruppe-II-Prüfung siegreichen Hohneck. Der nach dem dritthöchsten Berg der Vogesen benannte Royal-Dream-Sohn setzte seinen Run als Musterschüler Philippe Allaires fort, kannte auch beim elften Versuch keinen Wackler und machte das halbe Dutzend an Siegen mit zwei Längen Vorsprung vor Hanna des Molles voll.
Das zügige Kommando gab Hermine Girl, mit der sich Christophe Lebissonnais offensichtlich einiges vorgenommen hatte. Dem ersten frühen Griff Beautiful Colibris nach der Spitze erteilte er ebenso eine Abfuhr wie dem nach kurzer innerer Sammlung zweiten, nach dem die Italienerin in Allaires Diensten endgültig in der Innenspur verschwand. Yoann Lebourgeois hatte an dritter Stelle abgewartet, was die beiden Streithennen vorführten, und griff an, als Ruhe eingekehrt war.
Eine dritte Herausforderung wollte Lebissonnais seiner Stute dann doch nicht zumuten und ließ den Favoriten am Gipfel vorbei, womit Hanna des Molles vor Hussard du Landret, Brillant Ferm, Helboy d’Alesa und Hakim Griff der äußere Fahrtwind um die Ohren pfiff. Das machte der Braunen aus dem Erfolgsstall der Abrivards wenig aus, die zwar dem souveränen Hohneck keinen Moment gefährlich wurde, den Rest aber bombensicher im Sack hatte.
Von dem kam Beautiful Colibri als Dritte ins Ziel, wurde aber nach Überprüfung disqualifiziert, weil François Lagadeuc im Bemühen, hinter der müden Hermine Girl wegzukommen, die sich bei den Anfangsscharmützeln deutlich übernommen hatte, ausgangs der Schlusskurve dem daneben liegenden Brillant Ferm in die Quere gekommen war. Glücklicher Dritter wurde durch das vollauf berechtigte Veto der Stewards Hussard du Landret vor Hadès de Vandel; dem Hagoort-Traber hatte Matthieu Abrivard innen entlang die kürzest möglichen Wege angedeihen lassen, was der mit feinem Endspurt dankte.
Prix Kurse (Gruppe III int., Dreijährige, keine 120.000 Euro)
2100m Autostart, 55.000 Euro
1. Hohneck 12,5 Yoann Lebourgeois 17
3j.schwbr. Hengst von Royal Dream a.d. Carança von Ready Cash
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Jean-Pierre Guay
2. Hanna des Molles 12,7 Alexandre Abrivard 69
3. Hussard du Landret 13,0 Benoît Robin 110
4. Hadès de Vandel 13,2 Matthieu Abrivard 120
5. Hidden Texas 13,2 Eric Raffin 79
6. Hakim Griff 13,3 Björn Goop 370
7. Hermine Girl 13,8 Christophe Lebissonnais 750
8. Helboy d’Alesa 13,8 David Thomain 220
Beautiful Colibri* 3.d.RL François Lagadeuc 140
Brillant Ferm dis.r. Gabriele Gelormini 440
*wegen Behinderung von Brillant Ferm ausgangs der Schlusskurve disqualifiziert
Sieg: 17; Richter: leicht 2 - (3) - 1 - 1½ - k.Kopf - 1 Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 09,4/600m - 12,0/1100m - 13,6/1600m
Wert: 24.750 - 13.750 - 7.700 - 4.400 - 2.750 - 1.100 - 550 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-09-29/7500/4