Glücklicher Stadtführer
(nn) Enghien, Mittwoch, 3. Juli 2019. „Enghien, übernehmen Sie“, hatte es schon am Samstag für die Bahn im Norden der französischen Hauptstadt geheißen - die Bespaßung der Pariser „turfistes“ nämlich, nachdem Vincennes am Freitagabend seine Pforten für die kommenden sieben Wochen geschlossen hatte.
An diesem sommerlichen Mittwoch nun war erstmals ein deutschstämmiges Trio auf dem Plateau de Soisy unterwegs, von dem Zwei die engste Entscheidung unter sich ausmachten - und letztlich doch nur eine Medaille abräumten in einem Rennen, das im nackten Ergebnis seinem Vorsatz „Trab“ zu spotten schien: Nur vier der zehn Kombattanten des über 2875 Meter führenden Prix de la Madeleine für Vierjährige bis 154.999 Euro Gewinnsumme kamen ohne richterliche Maßregelung durch, womit die Prämien fünf bis sieben von zusammen 4.240 Euro im „Stadtsäckel“ blieben.
Letztes Opfer war Ids Boko. Deutschlands Derby-Zweiter, der nach drei Disqualifikationen in Skive, Vincennes und Enghien am 23. Juni in Vincennes endlich mal fehlerlos geblieben war und prompt gewonnen hatte, legte nach ähnlichem Muster gleich noch einen drauf. Wie auf dem Plateau de Gravelle überrollte er das verbliebene schmale Feld - Fortuna Pride war eingangs der ersten, Free Man ausgangs der zweiten Kurve aus dem Takt geraten, First Class erwischte es als Laternenträger vorm Schlussbogen, Fabio de Pervenche als innerer Vierter und Fakir de Mérité als äußerer Zweiter eingangs der Zielgeraden - aus der Todeslage und schnappte sich City Guide, für den Pierre Vercruysse offensichtlich Order hatte, von Beginn an das Zepter zu schwingen. In Hurra-Manier flog der kapitale Braune, der heuer nach Ablauf seiner Dopingsperre fünf seiner sieben Aufgaben, darunter drei in Vincennes, als Primus gelöst hatte, vor Florida Sport, Fille du Chêne, Fabio du Pervenche, Lover Boy und First Class in Front, indes Ids Boko weit nach hinten versetzt zwischen Innen- und Todeslage changierte.
Nach 1700 Metern entschloss sich Robin Bakker endgültig, den äußeren Leader zu spielen, rückte jedoch nur mählich in die Nähe des Tempomachers. Der schien an der letzten Ecke „Fahne hoch“ alle bombensicher im Sack zu haben, hatte sich jedoch auf dem Weg zum Sieg etwas verfranst. Die letzten 150 Meter - da hatte Vercruysse längst zum „Stock“ gegriffen - fielen dem von Jean-Pierre Dubois gezüchteten Hengst der Gerrits Recycling Group schwer und schwerer, und im Ziel hatte ihn Ids Boko um einen „Hals“ rasiert. Auch Co-Favorit Lover Boy und die innen wohl verpackte Florida Sport bleiben sportlich ganz dicht dabei, während Fille du Chêne dieses Quartett aus sieben Längen Abstand bewunderte. Das letzte Platzierungs-Wort hatten die Rennrichter, und die hatten ziemlich überraschend an Ids Bokos Gangart in einer überharten Entscheidung, die dem schwedischen Reglement neue Nahrung geben dürfte, derart viel auszusetzen - erlaubt sind sieben falsche Schritte -, dass sie den Hengst nach „Enquête“ disqualifizierten. So durfte sich der „Cicerone“ 23.850 anstelle von 13.250 Euro einstecken und verfügt nun über 130.980 Euro. Ids Boko hingegen geht in Frankreich als „Gebrandmarkter“ in die nächsten Aufgaben. (Foto: zeturf.com)
Prix de la Madeleine (int.; Vierj., keine 155.000 Euro und kein Gruppe-I-Rennen gewonnen in den letzten 12 Monaten)
2875m Bänderstart o.Z., 53.000 Euro
1. City Guide 13,5 Pierre Vercruysse 25
4j.br. Hengst von Love You a.d. Crys Dream von Taurus Dream
Be: Gerrits Recycling Group, NL; Zü: Jean-Pierre Dubois, DE/FR; Tr: Erwin Bot
2. Lover Boy 3. Florida Sport 4. Fille du Chêne Ids Boko Free Man Fabio de Pervenche First Class Fakir Mérité Fortuna Pride |
13,6 Alexandre Abrivard 13,6 Miguel Mestre Suner 14,1 Anthony Duperche 1.dai Robin Bakker dis.r. Mathieu Mottier dis.r. Matthieu Abrivard dis.r. Etienne Dubois dis.r. Eric Raffin dis.r. Franck Nivard |
31 280 460 56 470 200 770 170 100 |
Sieg: 25; Richter: Kampf (Hals) - ½ - Hals - 7 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 15,4/1875m - 14,1/2375m
Wert: 23.850 - 13.250 - 7.420 - 4.240 (- 2.650 - 1.060 - 530) Euro
Goldy in Bronze
Fast zur gleichen Stunde vertrat 200 Kilometer westlich im Prix „le Posodis“ von Lisieux nach der Streichung von C’est bien allein Goldy Stardust deutsche Interessen. Michael Nimczyk brachte die Quick-Wood-Tochter für die zwei Runden auf dem 1248 Meter langen Rechtskurs mäßig ab und im vierten Paar innen hinter den Favoriten Giovanni Bianco und Bandit Brick sowie Cooper de Guez unter und wurde um eine weitere Position nach hinten verschoben, als sich für die Schlussrunde Ciel d’Azur die Kapitänsmütze aufsetzte. Als in der letzten Biege der die äußeren Garden anführende J.S.Apollo allmählich müde wurde, konnte Jules Van der Putte seinen Giovanni Bianco (Archivfoto: geny.com) ohne Sorgen nach außen dirigieren, und der stiefelte für 17:10 leicht nach Hause, obwohl sich Bandit Brick, den die „Firma Bazire“ immer besser in den Griff bekommt, bis auf eine Länge heran wirtschaftete. Länger, nämlich fast bis Mitte der Zielgeraden, musste Deutschlands Goldhelm warten, bis für seine Stute die Ampel auf Grün sprang. Das reichte, um sich ohne allzu viel Pep „Bronze“ und 3.080 Euro zu sichern. Zum schwedischen „Banditen“ fehlten der Braunen, die nach dem vierten Versuch weiter auf ihren ersten Frankreich-Treffer warten muss, drei Längen.
Prix „le Posodis“ Lisieux (int.; Sechs- und Siebenj., keine 141.000 Euro und in den letzten 12 Monaten nicht 1., 2. 3. in Gruppe I bzw. Sieger in Gruppe II)
2725m Bänderstart o.Z., 22.000 Euro
1. Giovanni Bianco 14,5 Jules Van den Putte jr 17
6j.br. Wallach von Armbro Embellish a.d. Whitelips Mari von Coktail Jet
Be: Stal Monjoi, BE; Zü: J. van der Horst, NL; Tr: Jules Van den Putte jr
2. Bandit Brick 3. Goldy Stardust 4. Ciel d‘Azur 5. Cooper de Guez 6. Crazy Criscani 7. Darwin Maza 8. Whole Lotta Love 9. J.S. Apollo 10. Dream of Jiel Dauphin du Maxfran Caliméro du Thiole |
14,6 Nicolas Bazire 14,8 Michael Nimczyk 14,8 Kevin Leblanc 14,8 Antoine Wiels 15,0 Gabriele Gelormini 15,1 Sébastien Baude 15,1 Sébastien Olivier 15,2 Léo Abrivard 15,6 Pierre-Yves Verva dis.r. Yoann Lebourgeois dis.r. Jean-Claude Hallais |
49 83 100 410 370 760 990 270 220 830 480 |
Sieg: 17; Richter: leicht 1 - 3 - ½ - ½ - 2½ - 1½ Längen; 12 liefen (NS C’est bien)
Wert: 9.900 - 5.500 - 3.080 - 1.760 - 1.100 - 440 - 220 Euro