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Girlie-Power im alten Klassiker

Little Orélie im Saint-Léger des Trotteurs (Foto: letrot.com)
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Frankreich

Caen, Samstag, 12. Oktober 2024. Seit 2022 die für französische Verhältnisse recht große Umstrukturierung im Traber-Kalender erfolgt ist, trägt die alte Normannen-Hauptstadt Caen nicht mehr den ersten Klassiker für die dreijährigen Satteltraber an einem Mittwoch Mitte Mai aus; dies gebührt seither dem Ende Juni, also rund fünf Wochen später in Vincennes entschiedenen Prix d‘Essai.

Das Saint-Léger des Trotteurs wird nun an einem Samstag Anfang Oktober auf dem 1.954 Meter weiten Rechtskurs entschieden und gibt den Youngstern unterm Sattel ein wenig mehr Zeit zur Reife.

Obwohl mit Lexie de Banville die Siegerin des „Essai“ fehlte, wurde das Saint-Léger zum Triumphzug des vermeintlich schwachen Geschlechts, das das Podest komplett okkupierte und auch noch die Nummern fünf und sieben stellte.

Mit Little Orélie heftete die Dritte des Prix d’Essai nach je zwei Siegen und zweiten Plätzen in Halbklassikern ihr erstes ganz großes Ding an die Fahne und unterstrich mal wieder die bis zum Erbrechen zitierte alte Weisheit, einer verpatzten Generalprobe folge eine grandiose Premiere.

Den letzten Test nämlich hatte die sonst so zuverlässig abliefernde körperlich kleine Orélie im Galopp verpatzt - allerdings nicht mit ihrem gesperrten Standardreiter und Ausbilder Mathieu Mottier, sondern unter Ersatzmann Antoine Dabouis.

Wieder mit ihrem gewohnten Obmann unterwegs, kannte die Feeling-Cash-Tochter keinen falschen Schritt und spielte sofort bei der vorderen Musik des nach kurzfristiger Abmeldung von Lucas 15 Zentauren umfassenden Pulks mit. Nur kurz vorn dabei war Légende du Goutier, die nach 250 Metern aus dem Rhythmus kam und die Erste von letztlich Fünf war, die das Sündertäfelchen zierten.

Das Kommando sicherte sich Lochan vor Lutin des Bordes und Let Me Shine Gio, während für den äußeren Dampf der Mitte der Überseite krass abbauende und sich in Galopp rettende Luxor de Villabon vor Lyzia des Agets, Little Orélie und Lambada du Goutier zuständig fühlte.

Als Lambada einen Kilometer vorm Ziel zum Tanz bat, reagierte Mottier, überrannte seine beiden Vorderleute, parkte an der Flanke Lochans und verbannte Lambada du Goutier in die dritte Linie. Das sollte sich im ewig währenden Einlauf auszahlen. Eingangs desselben waren die Karten bereits gegen Lochan gefallen, der der Angriffswucht der beiden Stuten nichts mehr entgegenzusetzen hatte.

Die boten dafür ein Gezänk vom Feinsten. Unermüdlich attackierte die auf Gruppe-Level noch nie geprüfte Carat-Williams-Tochter, und Mottier musste tatsächlich drei-, viermal zum „Stock“ greifen, um seine Lady im Vorteil zu halten. Der betrug im Ziel 1½ Längen gegenüber der unerschrockenen, in allen Ehren unterlegenen Angreiferin. Sieben Längen dahinter machte Lovissime eine Länge vor Lochan den totalen Durchmarsch der „Demoiselles“ perfekt.

Für Little Orélie, die mit ihrem vierten Sieg aus elf Auftritten auf 259.870 Euro schoss, bleibt zu hoffen, es möge ihr besser ergehen als beispielsweise Vorgängerin Kandora Bella, die danach nichts mehr zustande gebracht hat. Sonst bliebe auch der neue Rennrekord nur eine Randnotiz der Historie: J’Aime le Foots alte Marke aus dem Jahr 2022 pulverisierte sie mit 1:12,3 um 0,9 Sekunden.

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Foto: letrot.com

Auf Wolke sieben schwebte Mottier: „Ich bin überglücklich, denn ein Gruppe-I-Rennen zu gewinnen ist immer schwierig. Meine kleine Stute hat sich unglaublich reingehängt. Die Zeit muss außergewöhnlich sein, denn es gab praktisch keine ruhige Phase. Lambada war extrem stark, und zu Beginn des Einlaufs hatte ich ernste Zweifel, dass wir das Ding gewinnen würden. Aber Orélie hat großartig gekämpft und alles dafür getan, die Nase vorn zu behalten.“

Überaus zufrieden war auch der nicht allzu oft im Schlaglicht stehende Trainer Christophe Petrement: „Auf dem Papier hatte Lambada vielleicht Chancen auf Platz fünf. Sie hat sich enorm reingehängt - und vielleicht gar eine Idee zu früh angegriffen. Aber auch mit dem Ehrenplatz bin ich sehr zufrieden. Gelingt es uns, die heutige Form und ihren Mut zu konservieren, kann sie eine sehr gute Stute werden.“

Saint-Léger des Trotteurs - Monté - (Gruppe I nat., dreij. Hengste und Stuten, mind. 13.000 Euro)

2450 Meter Bänderstart o.Z., 150.000 Euro

1.    Little Orélie               12,3    Mathieu Mottier              27

       3j.br. Stute von Feeling Cash a.d. Orélie de Retz von First de Retz

       Be / Zü: Luc Vanderhaegen; Tr: Mathieu Mottier

2.    Lambada du Goutier   12,4    François Lagadeuc       250

3.    Lovissime                 13,0    Guillaume Martin          150

4.    Lochan                     13,0    Anthony Barrier              79

5.    Luz Fatale                 13,9    Camille Levesque         430

6.    Lutin des Bordes        14,2    Damien Bonne               43

7.    Lyzia des Agets         14,4    Paul-Philippe Ploquin    100

8.    Let Me Shine Gio       14,8    Clément Frecelle          440

9.    Lotus Paulois             18,1    Oscar Placier             1270

10.   Loupiac de Godrel      35,1g  Esteban de Jesus       1300

       Libertine Djob            dis.r.   Alexis Collette              330

       Légende du Goutier    dis.r.   Benjamin Chauve-Laffay 110

       Luxor de Villabon       dis.r.   Pierre Geray                600

       L’As de Cœur            dis.r.   Benjamin Rochard        190

       Lutte du Logis            dis.r.   Jérémy Condette        1280

Sieg: 27; Richter: sicher 1½ - 7 - 1 - 10 - 2½ - 3 - 4 Längen; 15 liefen (NS Lucas)

Zw-Zeiten: 10,2/1000 - 11,8/1500 - 11,7/2000m

Wert: 67.500 - 37.500 - 21.000 - 12.000 - 7.500 - 3.000 - 1.500 Euro

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-10-12/1400/8