Gimpanzees erster Fleck

(nn) Nichols / New York, Sonntag, 16. August 2020. Nur acht Tage nach dem Hambo-Day auf The Meadowlands waren die etwas älteren trabenden „Damen und Herren“ schon wieder um große Kassen gefragt. In Tioga Downs, der wie The Meadowlands zum Imperium des Milliardärs Jeff Gural gehörenden 5/8-Meilen-Bahn des 2.500-Einwohner-Städtchens Nichols, erwischte es Gimpanzee. Beim sechsten 2020er Versuch, zugleich dem zweiten gegen die (noch) Älteren, bekam der vierjährige Chapter-Seven-Sohn den ersten zarten Fleck auf seiner bis dahin blütenweißen, mit 539.592 USD geschmückten Weste.
Es war jedoch nicht Lindy the Great, der ihm am 8. August im John Cashman Memorial das Leben bis zum letzten Meter sauschwer gemacht hatte und nur dank einer gewaltigen Anstrengung des „Affen“ den Kürzeren gezogen hatte. Diesmal war es der vom Fleck weg führende Guardian Angel Ås, Nordamerikas gewinnreichster älterer Traber 2019, der ihn in einem epischen Finish, in das sich in dritter Spur auch Crystal Fashion sehr nachdrücklich einmischte, um einen langen „Hals“ in Schach hielt und nach vier ziemlich verkorksten Auftritten bewies, dass mit ihm auch 2020 wieder sehr gut Kirschen essen sein kann.
Tim Tetrick stach mit dem Archangel-Sohn von der „2“ den ganz innen nicht sonderlich gut wegkommenden Crystal Fashion, vor dem auch Lindy the Great (5) und Gimpanzee (4) einscherten, im Kampf um die Spitze locker aus. Innerer Fünfter war Marcus Melanders zweite vierjährige Waffe Reign of Honor, dem Marseille folgte. Nach 700 Metern wurde Sears die Innenhaft zu riskant. Der 51-jährige beorderte Gimpanzee nach außen und spendierte so Majestic Player, dem Don’t Let’em und Soul Strong am Hacken klebten, den gewünschten Windschatten.
Zu Beginn der Zielgeraden war Gimpanzee auf Augenhöhe mit dem Tempomacher, der gar nicht daran dachte, sich ohne weiteres in die Knie zwingen zu lassen. Dank erbitterter Gegenwehr behielt er in der 1:08,9-Bahnrekordzeit für ältere Traber, die desgleichen für Gimpanzee und den perfekt aus vierter Position frei und in dritter Spur horrend auf Touren kommenden Crystal Fashion registriert wurde, um jeweils einen langen „Hals“ das beste, 110.000 Dollar wertvolle Ende für sich. Pechvogel Lindy the Great saß hinter dieser Troika fest und musste sich 1½ Längen zurück mit Rang vier bescheiden.
Gimpanzee, der seine im nordamerikanischen Rennsport verbliebenen Jahrgangsgefährten überragt, fiel bei der ersten Saisonniederlage kein Zacken aus der Krone. Trainer Marcus Melander war bereits nach dem hart erkämpften Triumph im Cashman Memorial klar, dass es gegen die gestählten älteren Recken deutlich schwieriger würde.
Für den für seine schwedischen Züchter Ann-Christin Lorentzon und John-Erik Magnusson (ACL Stuteri) sowie Kjell Johansson laufenden Guardian Angel Ås war dieser erste „big shot“ der Saison zugleich der 25. Sieg aus 61 Starts.
The Crawford Farms Trot (int., frei für Alle)
1609m Autostart, 220.000 USD
1. Guardian Angel Ås 08,9 Tim Tetrick 133
6j.br. Hengst von Archangel a.d. Provide Ås von Allstar Hall
Be: ACL Stuteri & Kjell Johansson, SE; Zü: ACL Stuteri AB, US; Tr: Anette Lorentzon
2. Gimpanzee 08,9 Brian Sears 12
3. Crystal Fashion 08,9 Jordan Stratton 392
4. Lindy the Great 09,1 Andy Miller 118
5. Reign of Honor 09,4 David Miller 815
6. Marseille 09,6 Scott Zeron 1622
7. Don’t Let’em 09,9 Wally Hennessey 580
8. Mission Accepted 09,9 Matthew Kakaley 587
9. Majestic Player 10,0 Andrew McCarthy 96
10. Soul Strong 10,2 Dexter Dunn 167
Sieg: 133; Richter: Kampf ¼ - ¼ - 1½ - 2 - 2½ - 1¼ - ¼ Länge; 10 liefen
Wert: 110.000 - 55.000 - 26.400 - 17.600 - 11.000 USD
Manchego erneut geputzt
Auch im The Joie de Vie Trot für die älteren Ladys sollte die Favoritin nicht das höchste Preisgeld schnappen. Wie vor acht Tagen im Dr. John Steele Memorial belegte Manchego, die bislang herausragende Stute dieses Rennjahres, lediglich Rang drei. Es war jedoch nicht die „Steele“-Siegerin When Dovescry, die ihr den Erfolg madig machte. Der an fünfter Stelle hinter Manchego, Plunge Blue Chip, Felicity Shagwell und Pure Chance 500 Meter vorm Ziel die Perlenkette aufbrechende Muscle-Hill-Tochter war der Part der ersten Angreiferin eindeutig zuviel – sie brachte als enttäuschende Sechste nicht mal Hafergeld in den Stall zurück.
Nancy Takters inzwischen vierfacher Weltrekordlerin Manchego machten die beiden Svanstedt-Stuten den Garaus, und das ziemlich deutlich. 300 Meter vorm Ziel lancierte Scott Zeron Plunge Blue Chip, die seit dem 14. Juli 2018 die Dreijährigen-Bestmarke für Stuten auf Meilenbahnen hält, aus dem Windschatten der Tempomacherin und rang der bis zur Linie zwei Längen ab. Besser als Manchego präsentierte sich auch die Ende letzten Jahres von André Eklundh nach Nordamerika zu Svanstedt überstellte Felicity Shagwell, die sich mit viel Verve um eine knappe Länge vorbeikämpfte und das Doppel des nunmehr in Florida stationierten „Kung Åke“ perfekt machte.
Für Plunge Blue Chip, als Jährling 2016 in Harrisburg für 42.000 USD zu haben, war’s der 21. Sieg, mit dem sie 1.388.475 Dollar reich ist.
The Joie de Vie Trot (int., Stuten)
1609m Autostart, 133.000 USD
1. Plunge Blue Chip 09,4 Scott Zeron 50
5j.dklbr. Stute von Muscle Mass a.d. Dunk the Donato von Donato Hanover
Be: Åke Svanstedt, Blue Chip Bloodstock & Tomas Andersson; Zü: Blue Chip Bloodstock; Tr: Åke Svanstedt
2. Felicity Shagwell 09,5 Andy Miller 647
3. Manchego 09,6 Dexter Dunn 14
4. Pure Chance 09,7 Aaron Merriman 870
5. Princess Deo 10,0 Andrew McCarthy 442
6. When Dovescry 10,0 David Miller 45
7. Beautiful Sin 11,0 Wally Hennessey 710
Sieg: 50; Richter: sicher 1¼ - ¾ - 1 - 1¾ - ¾ - 8 Längen; 7 liefen
Wert: 66.500 - 33.250 - 15.960 - 10.640 - 6.650 USD
Hatten die trabenden Favoriten einen ungemütlichen Nachmittag, so war auf die Pacer-Stute Shartin, deren amerikanisches Namensanhängsel „N“ auf ihre Herkunft aus Neuseeland hinweist, einmal mehr todsicher Verlass im The Artiscape Open Mare Pacing Stake. Vom Start bis ins Ziel ließ die von Jim King trainierte Siebenjährige keine Rivalin in ihre Nähe kommen, holte sich 1¾ Längen voraus mit Tim Tetrick ihren dritten Artiscape-Titel sowie die Hälfte der ausgelobten 129.000 Dollar.
Es war aus sechs Starts der fünfte Erfolg der laufenden Saison und 46. „lifetime“. Verdient hat die nach neuseeländischer Zeitrechnung sechsjährige, nach amerikanischer siebenjährige Stute heuer 282.519 USD - fast ein Klacks nach den 982.177 „Bucks“, die sie 2019 aus 19 Auftritten mit 15 Siegen und drei Ehrenplätzen für ihre Eigner Richard Pollucci, Jo Ann Looney-King und Tim Tetrick gescheffelt hat. Der Toto spendierte immerhin 15 Prozent Rendite auf die Eisenharte.