Gewogen und für zu leicht befunden
Florenz, Sonntag, 28. Februar 2021. In Florenz, der Hauptstadt der Toskana und dank der Dynastie der Medici während der Renaissance einer der mächtigsten Städte Europas, bzw. auf dem Ippodromo Visarno stand mit dem Gran Premio Firenze für in- und ausländische Vierjährige das 2021 bislang lukrativste Trabrennen Italiens zur Debatte.
Zweimal 88.000 Euro wurden nach Geschlechtern getrennt nach 2020 Metern verteilt, wobei Thorsten Wecks und Roger Wittmanns Namanga Bo für den einzigen fremdländischen Farbtupfer sorgte - und kläglich unterging. Dabei hatte es Fortuna gut gemeint mit der Maharajah-Tochter und ihr für die beiden 1000-Meter-Runden Startplatz „4“ zugelost.
Ein zweiter Platz am 2. Februar in Vincennes machte zusätzlichen Mut, und so wunderte es nicht, dass die zum zweiten Mal mit dem Italien-erfahrenen Thorsten Tietz liierte Braune gegen zwölf Signorinas mit 70:10 zum erweiterten Favoritenkreis zählte.
Der Rennverlauf entwickelte sich jedoch komplett gegen sie, die zwar gut, aber nicht gut genug losflitzte. Zackiger kamen Bella Winner (1), Blue di Girifalco (6) und Blackflash Bar (7) in die Hufe, und als sich nach 400 Metern die Letztgenannte für die Spitze durchgesetzt hatte, blieb Namanga Bo nur die Todeslage. Tietz lockte und lockte, doch vorbei und die ungeliebte Aufgabe als äußere Lokomotive übernehmen wollte niemand seiner Anhängsel.
Als Santo Mollo bei der Derby-Zweiten im Schlussbogen die Bremse löste und sich mit einem „Allegro furioso“ verabschiedete, stieß Namanga Bo endgültig an turmhohe Grenzen, verlor Platz um Platz und passierte das Ziel als todmüde Letzte.
Blackflash Bar hingegen machte ihrem Namen als „schwarzer Blitz“ alle Ehre. Die Derby-Zweite, vorab ohnehin die Reichste des Rudels, knöpfte der demolierten Konkurrenz, von der sich Bella Winner (von Love You) noch am besten und die aus dem zweiten Paar außen angreifende Birba Caf (von Orlando Vici) um eine Nasenspitze in Schach hielt, „Fahne hoch“ und mit den Ohren spielend volle sieben Längen ab, ohne dass Mollo hinter der Oropuro-Bar-Tochter eine Hand rühren musste. 36.800 Euro für den achten Treffer aus 13 Versuchen streckten ihr Konto auf 413.870 Euro.
Auf der gleichen Welle erledigte Bonjovi MMG eine Stunde später die ihm gestellte Aufgabe als 22:10-Favorit der 13 einheimischen Hengste. Auch für ihn war Startplatz „7“ der Schlüssel zum Glück, ja er legte sogar noch einen Schuss fetziger los als Blackflash Bar und übernahm vorm Einbiegen in die erste Kurve die Tête, wo sich die Reihen der Aufrechten extrem lichteten.
Baccani, Buffon ZS, Becoming, Belzebu‘ Jet und Billy Idol Jet sprangen sich in kurzer Folge um Kopf und Kragen, so dass nur ein Achterfeld übrig blieb. Der Platz im Rücken des ein quirliges Tempo anschlagenden Leaders war Brand Roc vor Benjamin und Bramante Ors vorbehalten. Den äußeren Anführer musste Derby-Sieger Bleff Dipa geben, war damit für die finalen 500 Meter, als Giampaolo Minnucci bei Bonjovi MMG das ganz große Blatt auflegte, heillos überfordert und empfahl sich Mitte der Schlussbiege als Nächster im Galopp aus der Party.
Die wurde zur Solo-Show des Ganymède-Sprössling, der „nur“ 6½ Längen voraus den zehnten Volltreffer landete und sich auf 193.739 Euro verbesserte. Die weiteren Stockerl-Plätze fielen durch Bristol CR (von Owen CR) und Boston Luis (von Look de Star) an zwei Kandidaten, die in dritter Schlussbogenspur ihre Pfunde in die Waagschale warfen und bis zum Ende prima durchhielten.
Gran Premio Firenze (Gruppe II int., Vierjährige)
2020m Autostart, 88.000 Euro
Wert: 36.800 - 17.600 - 9.600 - 4.800 - 3.200 sowie 16.000 Euro Züchterprämie
Stuten
1. Blackflash Bar 13,5 Santo Mollo 21
4j.schwbr. Stute von Oropuro Bar a.d. Marasque von Daguet Rapide
Be: Scud. 4 AB Sas di R. Bruera; Zü: Az.Agr. Luigi Truccone; Tr: Fausto Barelli
2. Bella Winner 14,2 Alessandro Gocciadoro 55
3. Birba Caf 14,2 Enrico Bellei 43
4. Brigitte Roc 14,6 Roberto Vecchione 1734
5. Berenice Bi 14,7 Mario Minopoli jr 185
6. Blue di Girifalco 14,8 Gaetano di Nardo 473*
7. Bangla d’Esi 14,8 Andrea Farolfi 371
8. Bonneville Gifont 14,9 Antonio Velotti 346
9. Babirussa Jet 14,9 Giuseppe Lombardo jr 473*
10. Brooklyn Lux 14,9 Antonio di Nardo 306
11. Namanga Bo 15,2 Thorsten Tietz 70
Brezza du Kras dis.r. Federico Esposito 47
Bahia Pax dis.r. Roberto Andreghetti 520
*Stallwette
Sieg: 21; Richter: überlegen 7 - k.Kopf - 4 - 1 - ½ - Hals - ½ - k.Kopf - k.Kopf; 13 liefen (NS Bahamia)
Hengste & Wallache
1. Bonjovi MMG 12,4 Giampaolo Minnucci 22
4j.br Hengst von Ganymède a.d. Ethel Blak von Indro Park
Be: Mauro Prospero’; Zü: Allev. Due Magico; Tr: Walter d’Ambrogio
2. Bristol CRG 13,1 Gaetano di Nardo 394*
3. Boston Luis 13,3 Vincenzo Gallo 394*
4. Benjamin 13,4 Mario Minopoli jr 192
5. Bramante Ors 13,8 Enrico Bellei 197
6. Black Beauty Key 13,9 Roberto Andreghetti 789
7. Brand Roc 14,2 Filippo Rocca 413
Billy Idol Jet dis.r. Federico Esposito 44
Bleff Dipa dis.r. Roberto Vecchione 26
Buffon ZS dis.r. Andrea Farolfi 177
Becoming dis.r. Santo Mollo 155
Belzebu’ Jet dis.r. Vincenzo Luongo 321
Baccani agh. Antonio di Nardo 177
*Stallwette
Sieg: 22; Richter: überlegen 6½ - 2 - 4 - 1 - 3 Längen; 13 liefen (NS Bubble Effe)
Ein kleines Trostpflaster gab’s zumindest für Thorsten Tietz und die Trainiergemeinschaft Sparber/Gramüller, für die in Italien Robert Gramüller in Italien allein verantwortlich zeichnet, im Premio Galeria degli Uffizi, den Khalid hochüberlegen auf seine Kappe brachte. Nach 2020 Metern gab‘s für Wolfgang Moschners bei 20:10 notierten Lets-Go-Sohn acht Längen voraus 1.748 der insgesamt verteilten 4.180 Euro. Die Uhr blieb für den nunmehr zweifachen Italien-Sieger, mit dem Tietz aus fünfter Position erst 700 Meter vorm Ziel wie ein Torpedo zur Attacke angesetzt hatte, bei 1:14,4 stehen.
Nichts zu ernten gab’s für zwei deutschstämmige Traber in der aus zwei Bändern begonnenen Abschlussprüfung, die als Premio Ugo Bottoni an einen der bedeutendsten italienischen Trabrennfahrer der Nachkriegszeit erinnerte. Für die seit 2½ Jahren so gut wie ausschließlich jenseits der Alpen aktive Pocahontas Diamant (Federico Esposito, dis.r.) wie für New Dawn (Enrico Bellei, VIII. in 1:20,3) war nach verheerenden Startfehlern früh Schluss.
Den „Hauptgewinn“ von 5.520 Euro steckte sich die Start-Ziel dominierende Akela Pal Ferm ein, die sich mit Antonio di Nardo als 21:10-Chance in 1:14,9 auf fünf Längen absetzte. Für die fünfjährige Maharajah-Tochter stehen nach dem 15. Treffer aus 39 Versuchen nun 87.078 Euro zu Buche.