Generalprobe mit halber Kraft

Kopenhagen-Charlottenlund, Sonntag, 14. Mai 2023. 1928 als Internationale Meisterschaft von Kopenhagen aus der Taufe gehoben und noch einige Jahre nach Gründung des Elitloppet das „International“ Nordeuropas schlechthin, genießt der Copenhagen Cup schon lange nicht mehr das Renommee jener frühen Tage.
Das liegt an der mit 750.000 DKR (ca. 100.000 Euro) eher bescheidenen Dotation - wie der deutsche ist der dänische Trabrennsport seit Jahrzehnten eher auf Dornen denn auf Rosen gebettet -, zum Teil auch daran, dass er nicht mehr wie einst 14 Tage nach, sondern vor dem Elitloppet ausgefahren wird und sein Status als Elitloppet-Revanche wegfällt bzw. auf den Oslo Grand Prix übergegangen ist.
Die Franzosen, mit ganz anderem Geldregen gesegnet, machen sich rar. Der Einzige, der den traditionell über 2.011 Meter oder 1¼ Meilen führenden Cup in Angriff nehmen wollte - der seit dem 31. März in seiner Heimat wegen Erreichens der Altersgrenze ausgemusterte Ce Bello Romain -, musste wegen eines Kreuzverschlags passen.
Einziger Star von anspruchsvollerem Format, der dem altehrwürdigen, ein wenig pittoresken Lunden seine Aufwartung machte, aber längst (noch) nicht mit Walter Dear, Frances Bulwark, Gélinotte, Hairos II, Roquépine, Jorky, Idéal du Gazeau, Pershing, SJ’s Photo, Moni Maker, Zoogin, Victory Tilly in einem Atemzug genannt werden kann, war Önas Prince. Per Nordströms auf der anderen Seite des Öresund bei Jägersro vorbereitetes „Pferd meines Lebens“ trat, obwohl sein bevorzugtes Arbeitsgebiet eher die Sprintstrecke ist, als glasklarer 14:10-Favorit an - und wurde dieser Wertschätzung gegen die „C-Promis“ auf jedem Zoll des Weges gerecht.
Selbst durch einen Fehlstart - Flemming Jensen war mit E Type Cash auf dem falschen Platz hinter dem Flügel des Startwagens, was den „dänischen Iceman“ 3.750 DKR kostete - ließ sich der Prinz, der daheim längst ein König ist, nicht aus der Fasson bringen. Von der „7“ meterte er gewohnt schwungvoll los, und Magnus Djuse sah mit Iceland Falls (2) gar keinen Grund, ihm den Weg an die geliebte Spitze zu verwehren.
Hinter diesem Duo ordneten sich Calle Crown (3) und der wie eine Karre Sand beginnende Toto Barosso (1) ein, während Gocciadoros Zeudi AMG (5) den ungeliebten Part als äußere Anführerin aufgedrückt bekam, an die sich Seven Nation Army (9), Hell Patrol (10), E Type Cash und der den Start verpatzende Iznogoud Am hängten. Allzu sehr abflauen ließ Nordström die Fahrt nicht, was Björn Goop dennoch bewog, nach einer Runde mit Gocciadoro zu tauschen: Der in Frankreich gestählte Calle Crown wurde auf den Todessitz beordert, Zeudi AMG durfte dafür dessen Innenplatz einnehmen.
Das alles juckte Önas Prince wenig. Der stichelhaarige Dunkelbraune beschleunigte aus der Hand, ein kurzer Anticker Mitte der Zielgeraden genügte, um die Sachlage endgültig Richtung 27. Sieg aus 42 Versuchen zu klären. Spannend war nur der Fight um die besseren Prämien, bei dem Calle Crown mit eisernem Willen den aus seinem Fahrwasser angreifenden Seven Nation Army, der am Karfreitag in Färjestad nur Jimmy Ferro BR unterlegen war, um Haupteslänge in Schach hielt. Gut dabei blieben Iceland Falls und Zeudi AMG. Den blassen Rest führte Iznogoud Am ins Ziel, der ohne seinen Fehler zu Beginn um bessere Gelder kräftig mitgemischt hätte.
„Das war der letzte Schliff für den Eltloppet, wie ich ihn mir gewünscht habe“, strahlte Nordström, „ich bin so langsam wie möglich gefahren, um so viel wie möglich für den Elitloppet zu sparen. Önas Prince ist so knochentrocken - ich glaube, der braucht nicht mal ‘ne Dusche. Im letzten Jahr haben wir in den Elitloppet hineingeschnuppert. Es fühlt sich an, als sei der Sechsjährige heuer ein ganzes Stück schärfer.“ Der Chocolatier-Sohn blieb, obwohl sein Steuermann lange auf der Bremse stand, mit 1:10,2 nur um 0,2 Sekunden über Robert Bis Renn- und Bahnrekord aus dem Jahr 2015 und wird die Mammutaufgabe in 14 Tagen mit drei Siegen am Stück als 2023 Unbezwungener in Angriff nehmen.
Copenhagen Cup (Gruppe I int.)
2011m Autostart, 750.000 DKR
1. Önas Prince 10,2 Per Nordström 14
6j.stichelh. dklbr. Hengst von Chocolatier a.d. Sobra von Pine Chip
Be: Per Nordström AB, Hansson & Nilsson, SE; Zü: Tomas Jonsson, SE; Tr: Per Nordström
Pflegerin: Emma Nordström
2. Calle Crown 10,3 Björn Goop 72
3. Seven Nation Army 10,4 Bo Westergaard 127
4. Iceland Falls 10,4 Magnus Djuse 306
5. Zeudi AMG 10,6 Alessandro Gocciadoro 273
6. Iznogoud Am 11,0g Erik Adielsson 84
7. E Type Cash 11,1 Flemming Jensen 286
8. Toto Barosso 11,1 Jörgen Sjunnesson 317
9. Hell Patrol 11,1 Magnus T. Gundersen 466
Sieg: 14; Richter: leicht 1 - Kopf - 1 - 1½ - 4 - 1 Länge; 9 liefen (NS Ce Bello Romain / Muskelentzündung)
Zw-Zeiten: 10,0/500m - 11,1/1000m
Wert: 375.000 - 175.000 - 90.000 - 55.000 - 30.000 - 25.000 DKR
Video: https://replays.webstream.dk/player?date=2023-05-14&countrycode=DK&trackno=1&raceno=11
V75-1 (Stayer): Gangnam Style K. / Birger Jörgensen 699
V75-2 (Klass II): Generalen / Flemming Jensen 45
V75-3 (Open): Floris Baldwin / Bo Westergaard 88
V75-4 (4jähr.): B A Superhero / Bo Westergaard 131
V75-5 (Brons): Yuvaraj / Gustav Johansson 52
V75-6 (Cop-Cup): Önas Prince / Per Nordström 14
V75-7 (Elit-Sto): Nova Mahiron / Thomas Uhrberg 40
Umsatz V75: 19.758.727 SEK
1. Rang: 5,96 Systeme à 861.365 SEK
2. Rang: 1.994 SEK
3. Rang: 110 SEK
Umsatz Top-7 (Brons): 305.800 SEK