Gelungene Flucht

Enghien, Samstag, 5. August 2023. Langsam neigt sich der Enghiener Traber-Sommer dem Ende zu. Zwei Internationale der Kategorie III für Drei- und Vierjährige bildeten das Gerüst der siebtletzten Veranstaltung, mit denen für einige der Einheimischen die Vorbereitung auf die Kriterien der Drei- bzw. Vierjährigen im September begannen.
Und wenngleich es bis zu diesen Klassikern noch ein gutes Weilchen hin ist und sie über die Vincenner Bühne gehen, wird sich Monsieur Allaire reichlich Gedanken gemacht haben: Seine vier Musketiere Just A Gigolo, Joyner Sport, Koctel du Dain und Knockonwood dürften die stets hochgeschraubten Erwartungen ihres Herrn und Meisters nicht um ein Jota erfüllt haben.
Zum Kompott musste der 63-jährige im Prix de Genève mit ansehen, wie der von ihm im Winter verkaufte und zu Antoine Lhérété überstellte J’Aime le Foot endlich den lange avisierten ersten Sieg für neue Farben landete. Ausgerechnet über fast drei Kilometer stand der Boccador-de-Simm-Sohn mit Eric Raffin einen Fluchtversuch eisern durch, wohl auch, weil Jaguar Griff innen und das Allaire-Doppel Joyner Sport/Just A Gigolo außen ihn (zu) lange gewähren und auf bis zu 25 Meter davon rauschen ließen.
Niemand wollte sich opfern, die Lücke zu schließen, und so hielt die 88:10-Chance den Part bis zum Pfosten durch. Auch wenn Juliet Papa Bravo aus vierter Außenposition noch bis auf einen „Hals“ heran spritzte, fiel der dritte Gruppe-Treffer, zugleich Nummer acht der Karriere, sicher aus und hievte ihn auf 289.250 Euro.
Ganz blass blieb Just A Gigolo, der die Last der frühen und höchst erfolgreichen Jahre schwer zu spüren scheint. Er ergatterte gerade mal die kleinste Prämie, die ihn kaum merklich auf 933.150 Euro voranbrachte.
„Er ist eher Dauerläufer denn Sprinter. Fast hätte uns Juliet Papa Bravo mit ihrem exorbitanten Speed überrascht, aber ich hab die Gefahr kommen sehen, und als ich ihm 50 Meter vorm Ziel die Peitsche auf die Schweifrübe gelegt habe, hat er prächtig reagiert. Vielleicht gewinne ich leichter, wenn ich ab eingangs der Zielgeraden etwas wilder fuchtele“, gestand Raffin.
Prix de Genève (int.; Vierjährige)
2875m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. J’Aime le Foot 13,0 Eric Raffin 88
4j.br. Hengst von Boccador de Simm a.d. Elegante de Foot von Ready Cash
Be: Ec. Olivier Morel; Zü: Patrick Hawas; Tr: Antoine Lhérété
2. Juliet Papa Bravo 13,0 Clément Duvaldestin 71
3. Josh Power 13,3 Sébastien Ernault 200
4. Juninho Dry 13,3 Paul-Philippe Ploquin 75
5. Deus Zack 13,5 Benjamin Rochard 67
6. Coquaholy 13,6 Gabriele Gelormini 370
7. Just A Gigolo 13,6 Franck Nivard 22
8. Jaguar Griff 13,8 Romain Hue 530
9. Just Love You 13,8 Alexandre Abrivard 530
10. Joyner Sport 14,0 David Thomain 210
11. Dundee As 14,0 Nicolas Bazire 420
Just For Lova dis.r. Antoine Lhérété 1020
Sieg: 88; Richter: sicher Hals - 5 - Kopf - 1½ Länge; 12 liefen
Zw-Zeiten: keine
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-08-05/7502/3
Ein Krack ist Trumpf
35 Minuten später platzte der Traum des ins deutsche Gestütbuch eingetragenen Jazzman, nach den Prix de Rome und Prix Henri Cravoisier auch den Prix de Berlin, nunmehr gegen die französischen Granden dieser Generation, an seine Fahne zu heften. Alexandre Abrivard sah über 2.875 Meter mit dem Sohn der Italienerin Nefertite del Rio erst 400 Meter vorm Ziel die Innenspur.
Bis dahin hatte sich der kleine Schwarze durchweg als nach hinten versetzt äußerer Leader produziert ohne Chance, mal in die Deckung abzutauchen und Luft zu holen. Nur kurz war Knockonwood in Front, wurde noch auf der Startgeraden von Koctel du Dain und dem resolut die Führung an sich reißenden Kamehameha abgelöst und hatte seinerseits Brothers in Arms, Esperia CR und Konfinée am Hacken.
Mitte der letzten Überseite vertrat sich Koctel du Dain und besuchte Rikita JP und Keserasera am Sünderturm, die sich früh dorthin gesprungen hatten. Allmählich tastete sich Jazzman vor, begann im Schlussbogen Kamehameha unter Druck zu setzen, der prompt an dessen Ausgang aus dem Tritt kam. Den horrenden Marsch durch die Instanzen stand jedoch auch der „Musikus“ nicht ganz durch.
Die in seinem Fahrwasser bestens aufgehobenen Kristal Josselyn und Krack Time Atout wetzten die Messer auf der Zielgeraden das entscheidende Stück schärfer - und dann mischte sich auch noch der mittenmang durchstoßende Brothers in Arms deftig ein. Nach hartem Kampf ergatterte Paul-Philippe Ploquin mit dem Guarato-Trainee den dicksten Batzen einen „Hals“ vor Brothers in Arms.
Für Jazzman wurde es ganz bitter, denn auf den letzten Metern ging auch Platz drei flöten. „Ich wusste, dass Krack ein gutes Pferd ist. Heute hat er es mit seinem ersten Gruppe-Sieg endlich bewiesen. Es lief alles perfekt für uns“, gestand Ploquin nach dem dritten Sieg des Face-Time-Bourbon-Sohnes, der dafür 16 Anläufe gebraucht und nunmehr 156.600 Euro auf dem Kerbholz hat.
Prix de Berlin (int.; Vierjährige)
2875m Bänderstart o.Z.,, 90.000 Euro
1. Krack Time Atout 13,6 Paul-Philippe Ploquin 189
3j.br. Hengst von Face Time Bourbon a.d. Topaze d‘Atout von Coktail Jet
Be: Philippe Barbe; Zü: SCEA du Beaumanoir; Tr: Sébastien Guarato
2. Brothers in Arms 13,7 Gabriele Gelormini 320
3. Kristal Josselyn 13,8 Benjamin Rochard 120
4. Jazzman 13,8 Alexandre Abrivard 34
5. Ebano d’Arc 14,0 Léo Abrivard 1130
6. Knockonwood 14,0 Franck Nivard 100
7. Esperia CR 14,0 Franck Ouvrie 900
8. Konfinée 14,0 Julien Dubois 1130
Koctel du Dain dis.r. David Thomain 25
Kamehameha dis.r. Eric Raffin 100
Keserasera dis.r. François Lagadeuc 330
Rikita JP dis.r. Matthieu Abrivard 120
Sieg: 189; Richter: Kampf Hals - 1½ - Kopf - 2½ - Hals - ½ Länge; 12 liefen
Zw-Zeiten: 14,4/1875m - 13,5/2375m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro