Stall / Info / Trabrennsport aus aller Welt / „Game over“ für Calgary Games

„Game over“ für Calgary Games

Calgary Games beendet seine Rennlaufbahn (Foto: wkimedia.org)
Aucun objet associé.
Schweden

Ekerö, Donnerstag, 16. November 2023. Was längst viele seiner zahlreichen nicht nur schwedischen Anhänger befürchtet hatten, wurde am Donnerstag nach einer Meldung der Zeitschrift Travronden amtlich. „Der Entschluss ist endgültig: Calgary Games wird nicht mehr auf die Rennbahn zurückkommen“, bestätigte Entdecker, Trainer und Mitbesitzer Timo Nurmos der Redaktion.

Er habe kürzlich mit Menhammars Verwaltungschef Johan Hellander ein Treffen gehabt, wo die Entscheidung gefallen sei, „doch im Grunde war es schon seit längerem klar. Er bewies auf der Rennbahn, was er für ein fantastisches Pferd war, und ich hoffe, dass er in der Zucht sein Bestes gibt.“

Auch für die kommenden Decksaison heißt es bereits über ihn „Book full and closed“, will heißen, er hat die in Schweden maximal mögliche Zahl an Anmeldungen von Stuten. Was allerdings nicht bedeutet, dass sein Samen nicht auch im Ausland eingesetzt werden kann.

Calgary-Games-up-e1642240589526

Foto: starbreeding.be

Damit endet die märchenhafte Reise des 2017 auf Menhammar Stuteri geborenen Braunen, der aussieht wie seinem Erzeuger Readly Express aus dem Leib geschnitten. „Als ich ihn zum ersten Mal auf Menhammar gesehen habe, war ich hellauf begeistert, und als ich ihn die ersten paar Male als Jährling gefahren habe, hat er sich sofort einzigartig angefühlt wie noch kein Pferd zuvor, dass ich in Händen gehabt habe“, resümierte Nurmos, und das will bei einem Mann, der über die Jahrzehnte Klassepferde en masse geformt hat, darunter auch Readly Express, enorm viel heißen. „Ich bin dankbar, dass ich mit solch einem Individuum arbeiten durfte.“

Calgary-Games-Paris-Abenteuer-beendet_billboard

Timo Nurmos mit seinem Superstar (Foto: swedishhorseracing.com)

Die Rennkarriere verlief in höchstem Maße ungewöhnlich. Obwohl er ein solches Talent war, startete ihn Nurmos dreijährig nur dreimal in Feld-, Wald- und Wiesen-Rennen, die er allesamt gewann, aber nur 105.000 Kronen auf die Habenseite brachte. Die Krönung sollte im Travkriterium erfolgen, doch ein Hufabszess eliminierte ihn aus dem Vorlauf. Danach war erst mal Schluss bis weit in den Juli 2021 hinein.

Erneut wählte der Trainer die Mini-Route und ging mit zwei 40.000-Kronen-Siegen ins Derby. In Vor- und Endlauf schälte er sich genau als jener Dominator heraus, als den ihn die Wetter bei Quoten von 1,4- bzw. 2,5-fachen Odds ausgemacht hatten. „Überlegen 5 Längen“ lautete der Richterspruch an jenem 5. September - und das gegen Cracks wie Önas Prince, den Königs-Pokal- und Sprintermästaren-Sieger, und San Moteur in der Distanz-Weltrekordzeit von 1:11,7/2640m.

Ebenso überzeugend klinkte er Vorlauf (in Solvalla) und Finale (in Åby) des Europa-Derbys der Vierjährigen ein - nun schon in Mitbesitz der Menhammar Stuteri, für die sich Milliardärin Margareta Wallenius-Kleberg speziell für die Zucht 50 Prozent gesichert hatte.

Auch in der zweiten Saison blieb Calgary Games‘ Weste somit blütenweiß; sechs Start, sechs Siege, 6.480.000 SEK standen für 2021 im Fahrtenbuch - und das Versprechen Nurmos‘, er werde lange nicht mehr auf der Rennbahn zu sehen sein. Ziele seien eine intensive Nutzung als Deckhengst und der Prix d‘Amérique 2023. Es dauerte endlos, bis die Fans seiner wieder ansichtig wurden.

calgarygames-oksitePARZ

Calgary Games im UET-Finale 2021 (Foto: prixdameriqueraces.com)

Selbst der millionenschwere Jubileumspokalen für Fünfjährige Mitte August 2022 in Solvalla war keine Option. Nach der Re-Qualifikation am 2. November in 1:11,7/2140m folgte das Comeback am 14. Dezember im Gösta Nordins Lopp, in dem er sechs Längen vor der schwachen Konkurrenz in 1:13,4 um die Bahn schlenderte. Traber-Schweden war euphorisiert, bei zahlreichen Wettanbietern rangierte er in den Vorwetten für den Prix d’Amérique trotz dieser wenig verratenden Vorstellung ganz oben.

All jene, die ihm damals ihr Geld anvertraut hatten, wurden krass enttäuscht, denn ausgerechnet am Heiligen Abend gab’s eine bitterböse Bescherung: Im Prix Ténor de Baune, den sein Erzeuger Readly Express 2017 wie fünf Wochen später den Prix d’Amérique gewonnen hatte, sprang er erstmals in seiner Karriere als 16:10-Favorit im Bogen von Joinville.

Zumindest in dieser Konstellation konnte er seinem Erzeuger also nicht mehr folgen. Es sollte das letzte Spiel des Calgary Games gewesen sein, der das Engagement im Prix de Belgique 2023, die letzte Chance, sich sportlich für den Prix d’Amérique zu qualifizieren, wegen „Halsschmerzen“ sausen lassen musste.

Auch Very Kronos sagt Servus

Nach 62 Auftritten, von denen 29 mit einem Besuch im Winner Circle endeten, 7.322.559 SEK und einer Bestmarke von 1:10,7, die er als Sechster des Elitloppet-Vorlaufs 2021 erzielt hat, kehrt auch der Zeit seiner Karriere von Svante Båth gecoachte und von Erik Adielsson gesteuerte Very Kronos den Pisten, die Ruhm, Ehre und großes Geld bedeuten, den Rücken.

very-kronos

Very Kronos mit Erik Adielsson (Foto: francetrotting.com)

„Schon im letzten Jahr hatte er viel mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Wir gaben ihm eine lange Pause, dachten, wir hätten die Ursache gefunden und ihm noch einmal helfen können. Aber er ist nicht mehr derselbe wie zuvor. Er hat uns so viel Freude bereitet, uns so viel gegeben, dass wir gemeinsam mit seinem Besitzer Kjell Johansson beschlossen haben, ihn vom Sport zurückzuziehen“, kommentiert Båth auf der Webseite seines Stalles.

Duplizität der Ereignisse: Auch der schwarzbraune Ready-Cash-Sohn beendet seine Rennlaufbahn mit einer roten Karte, die er sich am 13. Mai in Umeå eingehandelt hat.

Herausragende Erfolge des Neunjährigen, der demnächst eine Beschälerbox in Sisyfos Söderby Gård, der Heimat der Sisu-Traber in der Nähe von Stockholms Flughafen Arlanda, beziehen wird, waren Siege in Eskilstunas Fyraåringstest 2018, in der Svenskt Mästerskap 2020 & 2021, im Konung Carl XVI Gustafs Silverhäst 2020 und im Sundsvall Open Trot 2021 sowie Ehrenplätze in Norrbottens Stora Pris und Paralympiatravet (beide 2021).