GNT: Cool gepokert, heiß vorbeigezischt

Amiens, Mittwoch, 8. März 2023. Kaum ist die Pforte in Vincennes ins Schloss gefallen, öffnet sich den einheimischen fünf- bis zehnjährigen Trabern die nächste.
In Zusammenarbeit mit der Fachzeitschrift Paris-turf, die seit der Erstauflage 1982 dabei ist, und weiteren Sponsoren geht es für sie zum 42. Mal beim Grand National du Trot auf 14 verschiedenen Rennbahnen (fast) „immer wieder Mittwochs“ mal rechts-, mal linksherum bis zum 22. November kreuz und quer durch die Fünfte Republik.
Beschlossen wird der GNT mit dem Finale für maximal 20 Teilnehmer, zu dem sämtliche Etappensieger sowie die restlichen Punktbesten zugelassen sind, am 3. Dezember in Vincennes. Das nächste Winter-Meeting wirft in Form dieser Clôture seine Schatten also schon zart voraus.
Und wenn auch nichts so konstant ist wie der Wandel, blieb eines fast schon in Eisen gegossen. Zum Auftakt gab sich ein 16-köpfiges Feld in Amiens die Ehre, der 135.000 Einwohner zählenden Stadt rund 40 Kilometer von der Ärmelkanal-Küste entfernt.
Fast drei Runden waren auf dem für französische Gepflogenheiten mit 1.100 Metern extrem kurzen Rechts-Kurs des Hippodrome de Petit Saint-Jean zu meistern, das die Einheimischen gern auch mal vollmundig als kleines Vincennes der Picardie bezeichnen.
Von den mehr oder weniger Namenlose und Formschwachen patzte ausgerechnet die bei 24:10 recht deutlich auf den Favoritenthron gehobene I Love Me, die bis auf 150 Euro genau ins erste Band passte und Tony Le Beller umgehend eine schwere Enttäuschung bescherte.
Gleich in die Vollen ging Gabriele Gelormini mit Hidalgo des Noés, knöpfte Flash de Vely flink die Spitze ab, und dann gedachte auch Eric Raffin die unverhoffte Gunst der Stunde zu nutzen. Kurze Aufforderung an Héliot de Cahot, der Wallach streckte sich willig und übernahm, als es das erste Mal am Zielschild vorbeiging, den Part des dezenten Tempomachers.
Bei nicht übermäßig flotter Fahrt gab Haribo du Loisir vor Howdy Partner den äußeren Zeremonienmeister, und als es das letzte Mal auf die Überseite ging, kreuzte Fame Music vor Falco des Rochers in dritter Linie auf. Vorn sollte Raffin durch die enge Schlusskurve alle Fäden in der Hand haben, doch ganz so viel wie gewünscht hatte Héliot de Cahot dann doch nicht auf der Palette.
Den mit einem mächtigen Schlenker nach außen bugsierten Hidalgo des Noés vermochte er so gerade in Schach zu halten, doch gegen Flash de Vely zog er knapp den Kürzeren. Noch gehaltvoller war das Paket, das Franck Nivard mit Howdy Partner vor der Nase hatte. Mittlerweile an vierter Stelle innen rettungslos eingeklemmt, hatte „Franckie mit der kalten Hand“ keine andere Option, als für gut Wetter bzw. einen Ausweg zu beten.
Wie durch Zauberhand war die innere Passage plötzlich frei, und solch ein Angebot lässt sich ein Nivard nicht zweimal unterbreiten. Mit Verve stukte er den Schützling von Tomas Malmqvist eine Länge voraus zur vollen Punktzahl. Schöner Erfolg für den Panamera Racing Stable des Jens Glud Hansen in einer allerdings schwach wie selten zusammen gestoppelten Gesellschaft, die sich den bescheidenen Wetter-Verhältnissen - 7 Grad und zeitweiliger Nieselregen - nahtlos anpasste.
Aber danach fragt morgen niemand mehr, und der Südschwede mit Zweigstelle in Nordfrankreich hat nun fast ein Dreivierteljahr Zeit, den Repeat-Love-Hengst fürs Finale grande in Schuss zu bringen. Derzeit ist sein Fahrtenbuch bei sieben Siegen aus 42 Versuchen und 280.516 Euro angelangt.
„Für mich hatte Howdy durchaus eine Chance, aber ich muss gestehen, dass wirklich alles für uns passte. Wir hatten Glück, dass sich vor uns alles öffnete und er wirklich brillant spurtete“, gestand Nivard.
1. Etappe des GNT
Prix Geny Courses (Gruppe III national, Fünf- bis Zehnjährige)
2900 Meter Bänderstart; 25 Meter Zulage ab 263.000, 50 Meter ab 442.000 Euro (unbesetzt); 90.000 Euro
1. Howdy Partner 2900 15,6 Franck Nivard 107
6j.br. Hengst von Repeat Love a.d. Action Replay von Ready Cash
Be / Zü: Panamera Racing Stable v/Jens Glud Hansen; Tr: Tomas Malmqvist
2. Flash de Vely 2900 15,7 Sébastien Ernault 220
3. Héliot de Cahot 2900 15,7 Eric Raffin 57
4. Hidalgo des Noés 2900 15,7 Gabriele Gelormini 68
5. Ezalyo Smart 2925 15,4 Yoann Lebourgeois 140
6. Gala Téjy 2925 15,4 Thomas Chalon 1120
7. Di Maggio 2900 16,1 François Lecanu 810
8. Express du Gers 2900 16,2 Jean-Charles Piton 1140
9. Haribo du Loisir 2900 16,2 Léo Abrivard 110
10. Emencourt Bléquin 2900 16,4 Jérémy Koubiche 1120
Derby du Dollar 2925 o.Z. Sébastien Olivier 1700
Emir de Rebomard 2925 o.Z. Robin Lamy 1530
Deganawidah 2925 o.Z. Julien Travers 1280
Fame Music 2900 o.Z. Mathieu Mottier 150
I Love Me 2900 dis.r. Tony Le Beller 24
Falco des Rochers 2900 dis.r. Axel Lenoir 370
Sieg: 107; Richter: sicher 1 - k.Kopf - ½ - 4½ - k.Kopf - ¾ - Hals; 16 liefen
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-03-08/8002/1
Punkte nach Etappe 1 (Amiens):
Howdy Partner 15 (1 Sieg)
Flash de Vely 10
Héliot de Cahot 8
Hidalgo des Noés 6
Ezalyo Smart 5
Gala Téjy 4
Di Maggio 3
Die Mehrzahl der heutigen Teilnehmer wird man auf Etappe 2 vermutlich nicht wiedersehen, denn dafür müssten sie quer durch Frankreich reisen: In drei Wochen, am 29. März, geht‘s im rund 920 Auto-Kilometer entfernten Marseille-Borély linksherum. Der Kurs des dortigen Hippodrome ist mit 1.375 Metern deutlich weitläufiger.
2 Mittwoch 29. März Marseille-Borély
3 Mittwoch 12. April Lyon-Parilly
4 Mittwoch 26. April Saint-Brieuc (neu)
5 Mittwoch 24. Mai Le Croisé-Laroche
6 Mittwoch 7. Juni Laval
7 Mittwoch 21. Juni Langon (neu)
8 Donn.tag 13. Juli Châtelaillon
9 Mittwoch 9. Aug. Saint-Malo
10 Mittwoch 13. Sep. Angers
11 Mittwoch 27. Sep. Le Mont Saint-Michel
12 Mittwoch 18. Okt. Reims
13 Mittwoch 8. Nov. Nantes
14 Mittwoch 22. Nov. Rouen-Mauquenchy