GNT 2020, 5. Etappe: Pfeilschnelle Lady

(nn) Le Croisé-Laroche, Mittwoch, 20. Mai 2020. Die nominell 5., ist tatsächlich erst die 2. Etappe des seit 1982 zum 39. Mal ausgetragenen Grand National du Trot, der großen Rundreise der Traber kreuz und quer durch die Grande Nation mit dem Finale am 6. Dezember in Vincennes. Die Corona-Krise hat deutliche Spuren hinterlassen: Die Stationen in Marseille-Borély, Lyon-Parilly und Toulouse fielen in jene Ära, in der (nicht nur) in Frankreich der Rennbetrieb komplett erloschen war.
Auch finanziell müssen die Traber bzw. ihre Besitzer deutlich kürzer treten: Wurden auf Etappe 1 noch 85.000 Euro ausgeschüttet, so sind es bis auf weiteres nur noch 75.000. Müßig zu erwähnen, dass das sonstige Volksfest für die kleineren Bahnen vorerst vor leeren Rängen ausgetragen wird. Das tat der Nachfrage allerdings keinen Abbruch. Mit 16 Gespannen konnte die Bahn hoch im Norden Frankreichs ein ausgezeichnetes Nennungsergebnis vermelden, und auch die zweibeinigen Cracks der Szene ließen sich nicht lumpen. Selbst ein Jean-Michel Bazire, der in der letzten Saison viele Fahrten abgegeben und sich auf dieser Tour rar gemacht hatte, war nach fast zwei Monaten Stillstand ausgehungert und gab sein „présent“.
Von Seiten der Vierbeiner war’s wie so oft ein Duell „Alt gegen Jung“, denn allein sechs Aspiranten zählten zur jüngsten starberechtigten Generation „F“, darunter die beiden Favoriten Fairplay d’Urzy und Flèche du Yucca, die im ersten Band loslegen durften. Das bekam auf der 1.662 Meter langen Bahn mit den recht engen Bögen und den ewig währenden Geraden Baron Daïdou vor Altius Fortis am besten hin, aber auch Flèche du Yucca fand zügig auf die Beine und führte die äußeren Garden vor Fairplay d’Urzy und As de Godisson an.
Kurz vor Erreichen der Tribünengeraden preschte Flèche du Yucca nach vorn, der eine Runde vorm Ziel Fairplay d’Urzy auf dem Platz an der Sonne folgte. Ruhe war damit jedoch nicht eingekehrt beim Gerangel um die beste Ausgangslage: Wie ein Düsenjäger kam Drôle de Jet angedonnert und riss in der zweiten Kurve das Zepter an sich. Ob es dabei etwas zu eng wurde für Fairplay d’Urzy oder der Bazire-Schützling, der schon am Start etwas unrund trabte, sich erschreckte, war schwer zu beurteilen. Der Ready-Cash-Sohn sprang giftig, wurde von „JMB“ sofort auf die Ausweichspur gelenkt und war damit aus dem Match.
Des vermeintlich härtesten Widersachers beraubt, dirigierte Jean-Philippe Dubois seine auf Gruppe-Ebene bestens erprobte Stute sofort in die Todeslage vor As de Godisson, Cantin de l’Eclair, Frisbee d’Am und Fric du Chêne. Bereits eingangs der Überseite rund 1200 Meter vorm Ziel machte Dubois Nägel mit Köpfen und übernahm mit der Prodigious-Tochter zum zweiten Mal die Regie, doch sollte auch das noch nicht aller Tage Abend gewesen sein. Mit einer Blitzattacke wurde sie zu Beginn der Zielegraden von Frisbee d’Am überrumpelt, doch stand der Zweite des Europachampionats der Vierjährigen 2019 diese nicht ganz durch.
Der Konter, den Flèche du Yucca setzte, war gnadenlos. Ganz leicht setzte sich die wuchtige Braune, eine der Entdeckungen des vergangenen Winter-Meetings, zum zwölften Mal in ihrer Karriere durch und baute ihr Konto auf 302.920 Euro aus - Tendenz stark steigend. Zwei Längen dahinter stibitzte Drôle de Jet innen entlang Frisbee d’Am die zweite Prämie um Haupteslänge. Platz vier ergatterte weit außen der aus dem Mittelfeld auf Touren kommende Fric du Chêne. Als Knaller der Quinté-Wette bedankte sich Außenseiter Altius Fortis bei Philippe Masschaele für einen kraftsparenden Run streng innen und streckte den Kopf haarscharf vor Baron Daïdou und Belle Louise Mabon an die Linie.
Die Gesamtwertung ist nach zwei Etappen wenig aussagekräftig; es führen die beiden Sieger mit je 15 Zählern vor einem Trio, das 10 Punkte gesammelt hat. „Das war eine recht einfache Kiste, obwohl Flèche noch ein paar Kilo zu viel mit sich herum schleppt. Sie hat sicher ein bisschen Luft nach oben, doch wie es mit ihr weitergeht, weiß ich noch nicht so recht. Wir werden es ihr so leicht wie möglich machen. Ich hätte nie gedacht, dass sie mal so gut werden würde. Unser einstiges Sorgenkind verbessert sich von Rennen zu Rennen“, war Jean-Philippe Dubois‘ Fazit über sein aktuelles Schmuckstück.
5. Etappe des GNT
Prix Geny Courses (Gruppe III national, Fünf- bis Zehnjährige)
2825 Meter Bänderstart; 25 Meter Zulage ab 278.000, 50 Meter ab 462.000 Euro; 75.000 Euro
1. Flèche du Yucca 2825 14,1 Jean-Philippe Dubois 36
5j.br. Stute von Prodigious a.d. Vincenza von Gobernador
Be: Ec. Victoria Dreams; Zü: Christian Bernard Martin; Tr: Philippe Moulin
2. Drôle de Jet 3. Frisbee d’Am 4. Fric du Chêne 5. Altius Fortis 6. Baron Daïdou 7. Belle Louise Mabon 8. Cantin de l’Eclair 9. Elite du Ruel 10. Beau de Grimoult 11. Fiorella de Ted 12. Best du Hauty Bikini Fairplay d’Urzy As de Godisson Fakir du Lorault |
2850 13,6 Pierre Vercruysse 2850 13,6 Alexandre Abrivard 2850 13,7 François Lagadeuc 2825 14,5 Philippe Masschaele 2825 14,5 Cyril Chenu 2850 13,8 Eric Raffin 2850 13,9 Tony Le Beller 2850 14,2 Franck Anne 2875 13,9 Jean-François Senet 2825 15,2 Pierre-Yves Verva 2850 15,0 Olivier Bizoux 2825 dis.r. Franck Ouvrie 2825 dis.r. Jean-Michel Bazire 2825 dis.r. Laurent Verva 2850 dis.r. François Lagadeuc |
360 88 120 1510 380 150 430 820 1350 1580 1340 520 23 1290 160 |
Sieg: 36; Richter: leicht 2 - Kopf - 1½ - 2 - k.Kopf - k.Kopf - 1½ - 3 Längen; 16 liefen
Wert: 33.750 - 18.750 - 10.500 - 6.000 - 3.750 - 1.500 - 750 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-05-20/5901/1
Punkte nach Etappe 5 (Amiens,Le Croisé-Laroche) - nicht ausgetragen Marseille-Borély, Lyon-Parilly, Toulouse:
Défi Pierji Flèche du Yucca Belle Louise Mabon Dascalia Drôle de Jet Dexter Chatho Frisbee d‘Am Altius Fortis Fric du Chêne Fashion Queen Baron Daïdou Colt des Essarts |
15 (1 Sieg) 15 (1 Sieg) 10 10 10 8 8 7 6 5 4 4 |
Der Tross bleibt im nördlichen Bereich der Republik: Am 3. Juni wird Etappe 6 auf dem Linkskurs von Laval, der Hauptstadt der Mayenne, entschieden.