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GNT 2019, 3. Etappe: Rauchender Colt

(nn) Lyon-La Soie, Mittwoch, 10. April 2019. Es war ein prächtiges Geburtstagsgeschenk, wie Jean-Claude Ravier, Präsident der Société des Courses Lyonnaises, befand: Zur dritten Station des Grand National du Trot besuchte der Tross den vor zehn Jahren funkelnagelneu eröffneten 1200-Meter-Rechtskurs von La Soie, der in Frankreichs mit knapp 500.000 Einwohnern drittgrößter Stadt 2008 den alten von Villeurbanne mitsamt einem Sport-, Freizeit- und Einkaufszentrum ersetzt hatte: „Wir freuen uns jedes Jahr, Teil dieser Tour zu sein.

Paysage_hippodrome_lasoie_opt

Berühmte Fahrer sind präsent und locken entsprechend Publikum und Presse. Solch eine Traber-Fete vor großer Kulisse ist für unsere Region sportlich wie wirtschaftlich immens wichtig.“

Obwohl Jean-Michel Bazire als Trainer wie Fahrer der Veranstaltung weit entfernt von seinem gewohnten Arbeitskreis die kalte Schulter zeigte, konnten sich die Fans über interessante Aspiranten nicht beklagen: Acht „Hasen“ ohne große Erfahrung in Gruppe-Rennen aus dem ersten Band - die chancenreiche Eclipse Danica mit Vorjahrssieger Pierre Vercruysse hatte passen müssen - wurden von einem Quintett über die 2½ Runden gejagt, für das über Winter hochwertige Prüfungen so etwas wie das täglich Brot gewesen war.

Angeführt wurde es von Ceylan Dairpet, der im GNT 2018 drei Etappen hatte gewinnen können und als der erklärte Herausforderer des Favoriten Colt des Essarts galt.
Der Hengst von Rodolphe (55) und François Lagadeuc (26), als Siebenjähriger bei 37 Starts, die in 15 Siege mündeten, noch nicht übermäßig strapaziert, wurde seiner Rolle früh gerecht. Nur 600 Meter duldete er die sich abwechselnden Verika Dairpet und Comtesse du Clos in Front. Dann übernahm Lagadeuc das Zepter mit dem Braunen, der bekanntermaßen am liebsten vorneweg marschiert und dies fortan bis zum Exzess auskostete.

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Früh hatten sich auch die Bezulagten in Stellung gebracht. Speedwunder Aribo Mix kam bestens in die Hufe, konnte auf der 380 Meter langen Zielgeraden seinen gefürchteten Endspurt jedoch als gefangener innerer Vierter nie zur Geltung bringen. Wesentlich effektiver lief’s für Ceylan Dairpet, mit dem Tony Le Beller auf dem äußeren Gleis bald vor Beach Julry, Baraka de Bougy und Cyriel d’Atom die Nase im Wind hatte und zur Halbzeit in Blues des Landiers einen willkommenen Schlepper erhielt. Unverdrossen bolzte der „Colt“ mit dem großen Stern und der kessen Schnippe Tempo, so dass Comtesse du Clos Ende der letzten Überseite nicht mehr Schritt halten und Blues des Landiers in seinem Rücken verschwinden konnte. So stand Ceylan Dairpet für den Rest des Weges erneut außen auf eigenen Füßen. Allein - Colt des Essarts ließ sich nicht einen Moment erschüttern und baute den Vorsprung ohne ersichtliche Mühe auf drei Längen aus. Nur deshalb durfte sein hartnäckigster Widersacher auf eine Länge auflaufen, weil Lagadeuc auf den finalen 100 Metern die Zügel schleifen ließ.

Die Überraschung war die weit außen auf Touren kommende Comtesse du Clos, die zwei Längen zurück den tapferen Blues des Landiers abservierte, der sich mit viel Mumm der dicht an dicht die Ziellinie passierenden Cross Dairpet, Beach Julry und des von letzter Position eingesetzten Câlin de Morge erwehrte. Einzig der zum erweiterten Favoritenkreis gezählte Cyriel d’Atom hatte sich mit „Monsieur Quinté“ Eric Raffin im Schlussbogen um Kopf und Kragen galoppiert.

Dritte Etappe, dritter unterschiedlicher Sieger - der GNT 2019 scheint um einiges interessanter zu werden als jener des Vorjahrs, den ein gewisser Cleangame früh zu einer Solo-Rallye umgemünzt hatte. Colt des Essarts, mit diesem seinem wertvollsten Erfolg 316.290 Euro reich, ist auf den weiteren Stationen ganz gut unterzubringen, „obwohl er kein Reisepferd ist. Allzu weit werden wir uns deswegen wohl nicht durch Frankreich wagen. Das Programm hab ich diesbezüglich noch gar nicht studiert. Heute war er wieder mal bärenstark. Ich denke, er ist der Beste, den mein Vater je trainiert hat“, strahlte der Junior.
 3. Etappe des GNT
Prix Geny Courses (Gruppe III national, Fünf- bis Zehnjährige)
 3250m Bänderstart, 25m Zulage ab 286.000, 50m ab 464.000 Euro (unbesetzt); 85.000 Euro
 1.    Colt des Essarts    3250    13,8    François Lagadeuc    24
     7j.br. Hengst von Olitro a.d. Navy Vaumicel von Cèdre du Vivier
    Be / Zü: Ec. des Essarts; Tr: Rodolphe Lagadeuc

2.    Ceylan Dairpet 

3.    Verika Dairpet

4.    Blues des Landiers 

5.    Cross Dairpet

6.    Beach Julry 

7.    Câlin de Morge

8.    Aribo Mix 

9.    Baraka de Bougy

10.  Alamo du Goutier

11.  Comtesse du Clos

12.  Dream de Nilrem 

       Cyriel d’Atom 

3275    13,3    Tony Le Beller    

3250    14,0    Jean Boillereau    

3275    13,6    Dominique Chéradame    

3250    14,2    Mickaël Cormy    

3250    14,3    Jean-Paul Gauvin    

3275    13,7    Franck Nivard    

3275    13,8    Dominik Cordeau    

3250    14,6    Mathieu Mottier    

3275    14,3    Vincent Hébert    

3250    15,1    Benoît Vassard    

3250    15,8    Alexis Prat    

3250    dis.r.   Eric Raffin    

46

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250

150

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380

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830

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Sieg: 24; Richter: leicht 1 - 2 - 3 - 1 - ½ - 1 - ¾ Länge; 13 liefen (NS Eclipse Danica)    
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro

Link zum Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-04-10/6902/1

Punkte nach 3 Etappen (Amiens, Marseille-Borély, Lyon-La Soie):

Bleu Ciel

Bulle de Lauxmont

Colt des Essarts

Cross Dairpet

Allegro Nonatais

Bachar

Cadix 

Ceylan Dairpet

Diego du Guelier

Verika Dairpet

Cyriel d‘Atom

Beerscott

Viking d’Hermès

Blues des Landiers

Beach Julry 

Bolt

Cantin de l‘Eclair 

Balthazar Maza

Câlin de Morge

Cobra Ar Carac

15 (1 Sieg)

15 (1 Sieg)

15 (1 Sieg)

11

10

10

10

10

8

8

7

6

6

6

4

4

4

3

3

3

Die Tour bleibt im Süden. Turnusgemäß ist das kleine Beaumont-de-Lomagne mit seinem 1115 Meter kurzen Rechtskurs in zwei Wochen das vierte Objekt der Begierde. Das 3.700-Einwohner-Städtchen im Pyrenäen-Vorland 50 Kilometer nordwestlich von Toulouse wechselt sich im vierjährigen Turnus mit der „Airbus-Stadt“, Bordeaux sowie Agen ab.
Unterdessen ist die Petition zur Erhaltung der Piste von Marseille-Borély, auf der am 27. März die zweite Etappe ausgetragen und die an jenem Tag aufgelegt worden war, richtig ins Rollen gekommen, wie einer der Köpfe, Pauline Chehboub, Tochter des Vizepräsidenten der Société Hippique de Marseille, am Rande mitteilte. „Es ist eine Schande, wie mit der gewachsenen, mehr als hundertjährigen Historie umgegangen werden soll“, war die Kampfansage der 25-jährigen an die Verantwortlichen der Stadt.

Fotos: letrot.com