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Fliegende Geisha

Geisha Speed im Prix de l’Île de France (Foto: letrot.com)
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Frankreich

Vincennes, Sonntag, 4. Februar 2024. Eine Woche nach dem Prix d’Amérique beginnt der Reigen der Revanchen, was die Monster-Prüfungen im Reiten und Fahren betrifft. Jene für den Prix de Cornulier kam mit gebremstem Schaum daher, denn 14 Tage nach dem wertvollsten Satteltraben der Welt zeigten Sensationssiegerin Esperanza Idole, die Vierte Ina du Rib und die Siebente Halfa dem 200.000 Euro wertvollen Prix de l’Île de France die kalte Schulter.

Überhaupt war der 2.175-Meter-Sprint eher dürftig besetzt: Hatten im Cornulier drei Kandidaten, darunter Blackflash Bar und Hip Hop Haufor, ausgemustert werden müssen, so traten diesmal lediglich zehn „Zentauren“ an, wobei die italienische Rappstute auch beim zweiten Versuch unterm Sattel nicht zu bestätigen vermochte, für dieses Gewerbe sonderlich tauglich zu sein.

Obwohl im Gegensatz zur Cornulier-Zweiten Hirondelle du Rib, die diesmal von Jean-Loïc Dersoir an die Kandare genommen wurde und sofort ausfiel, und Dynasty Péji, die schon im Canter den Galopp übte und nur 300 Meter weit trabte, durchweg in der vorgeschriebenen Gangart unterwegs, strich die im Mittelfeld liegende Oropuro-Bar-Tochter resolut die Segel, als es ans Eingemachte ging. Sie befand sich dabei in guter Gesellschaft, denn auch Landsmann Vaprio, im Vorjahr Zweiter, und Titelverteidigerin Hanna des Molles waren keine Offenbarung und ergatterten, innen bzw. außen die Schlusslichter, nur die Prämien sieben und sechs.

Weil auch Granvillaise Bleue und noch mehr Flamme du Goutier längst nicht in der überragenden Fasson des vorigen Winters sind, was schon im Prix de Cornulier augenfällig geworden war, setzte es fast zwangsläufig das nächste Waterloo für die Favoriten.

Inshore, vierfacher halbklassischer Sieger in diesem Gewerbe, wobei der letzte Erfolg fast ein Jahr her war, düste im Sauseschritt an die Tête und gab bis zu deren Fehler vor Dynasty Péji den schneidigen Takt vor. Danach war Granvillaise Bleue vor Geisha Speed und Vaprio die erste Verfolgerin. Außen tummelte sich etwas nach hinten versetzt Blackflash Bar vor Idéale du Chêne, Flamme du Goutier und Hanna des Molles, bis Paul Ploquin sich am Gipfel ein Herz fasste und die Italienerin umflankte.

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Foto: letrot.com

Das wiederum lockte Granvillaise Bleue nach außen, so dass Geisha Speed direkt in den Sog des Tempomachers vorrücken konnte. Dieses Manöver sollte sich als Gold bzw. 90.000 Euro wert erweisen. Weil die von ihrer Erkältung augenscheinlich noch immer nicht voll genesene Granvillaise Bleue und Inshore nicht mehr allzu viel zuzusetzen hatten, war die Lücke ins Glück für die Geisha 150 Meter vorm Ziel da.

Anthony Barrier ergriff die Chance für das Familienpferd der Monclins - Vater Jean-Marie (62) zeichnet als Besitzer, Filius Jean-Philippe (33) als Trainer - beim Schopf. Im sechsten Anlauf auf Gruppe-Level knisterte endlich der höchste Scheck in der Kasse der Uriel-Speed-Tochter, die damit 541.830 Euro reich wurde.

Daran konnte auch die wie im „Cornulier“ mit viel Pep, aber einen Hauch zu spät auf vollen Touren sprintende Idéale du Chêne nichts mehr ändern, die sich die üppige zweite Prämie einverleibte.

Mit 1:10,5 markierte Geisha Speed die viertschnellste Zeit in diesem Klassiker nach Bilibili (1:10,0 / 2020), Freeman de Houëlle (1:10,3 / 2022) und Hanna des Molles (1:10,4 / 2023).

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Foto: letrot.com

„Wunderbar! Phantastisch!“ brach es aus Jean-Marie Monclin heraus, der Ende 2022 die Trainieranstalt seinem Sohn übertragen hat, „dieser Sieg umfasst alles, wofür die Passion für Pferde und Rennen lebt. Wir sind unter meinen Farben eine Familie. Mein Sohn hat die Stute unserer lebenslangen Freunde Françoise und Michel Triguet ausgebildet. Was für eine wunderschöne Geschichte von Anfang bis Ende.“

Jean-Philippe war selbst nicht vor Ort, sondern 450 Kilometer südwestlich in Challans engagiert, wo er für Rainer Engelke die dreijährige Lolita Bourbon, das sechste Fohlen der vierfachen Gruppe-II-Siegerin und 556.608 Euro reichen Scala Boubon, zum Einstand in die Rennlaufbahn sowie Jovence d’Amour zu Siegen führte.

„Zum Zeitpunkt des Île de France war ich auf der Piste, konnte auf meinem Mobil-Telefon jedoch nur die letzten 200 Meter verfolgen und hab einen Daumen gedrückt - mehr ging nicht. Es freut mich ungemein für meinen Vater, dessen Farben noch nie einen Klassiker gewonnen haben.“  

Prix de l’Île de France - Monté - (Gruppe I int., vier- bis elfj. Hengste & Stuten)

2175m Bänderstart o.Z., 200.000 Euro

1.      Geisha Speed            10,5     Anthony Barrier                  120

         8j.br. Stute von Uriel Speed a.d. Star Speed von Jain de Béval

         Be: Jean-Marie Monclin; Zü: Françoise Triguel; Tr: Jean-Philippe Monclin

2.      Idéale du Chêne        10,6     Paul-Philippe Ploquin         35

3.      Granvillaise Bleue     10,7     Camille Levesque               61

4.      Inshore                        10,7     David Thomain                  170

5.      Flamme du Goutier   10,8     Mathieu Mottier                     34

6.      Hanna des Molles     11,0     François Lagadeuc              71

7.      Vaprio                          11,0     Nathalie Henry                   250

8.      Blackflash Bar            11,1     Jonathan Carré                  530

         Hirondelle du Rib      dis.r.    Jean-Loïc Claude Dersoir 130

         Dynasty Péji               dis.r.    Damien Bonne                   430

Sieg: 120; Richter: sicher 1¼ - ½ - 1 - 1 - 3 - Hals; 10 liefen

Zw-Zeiten: 08,0/675m - 09,6/1175m - 10,6/1675m

Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-02-04/7500/6

Auf dem Weg zum Critérium

Schwer zu schlucken hatten Bazire-Fans an der Vorstellung von Lapis Lazuli, dem der Prix Leopold Verroken für französisch-stämmige Dreijährige, die keine 80.000 Euro verdient hatten, auf den Leib geschnitten schien. Der mit drei roten Karten, aber auch drei vollen Erfolgen antretende Halbedelstein schien mit der äußersten Startposition „8“ sehr gut bedient.

Der 20-fache Sulky d’Or legte mit ihm mit rund drei Längen Abstand zum Auto los und ordnete sich rasch hinter Loulou de Mye und La Joyeuse Wicz als Dritter ein. Als für den Anstieg in zweiter Spur die erklärten Gegner Lash Perrine und Logan Jiel anrückten, wurde Lapis Lazuli nach außen dirigiert. Auch das machte der Schwarzbraune ohne Fehl und Tadel mit, hisste jedoch 300 Meter vorm Ziel übergründlich die weiße Fahne und seilte sich nach hinten ab; da stehen dem Maître noch einige Wochen harter Aufbauarbeit mit dem Ready-Cash-Sohn ins Haus.

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Loulou de Mye im Prix Leopold Verroken (Foto: letrot.com)

Umso besser war Loulou de Mye drauf, der sich stramm vorneweg nicht mehr in die zweite Siegsuppe seiner acht Auftritten umfassenden Karriere spucken ließ und im sechsten Anlauf endlich den ersten Gruppe-Treffer buchte, mit dem der Schützling von Romain Christian Larue auf 93.360 Euro kletterte. 1½ Längen trennten den Fuchs von seiner ständigen Verfolgerin La Joyeuse Wicz, die in etwa gleich viel Luft zu den Kopf an Kopf am Zielrichter vorbeiflitzenden Learn To Fly und Logan Jiel hatte.

„Das war heute eine Kategorie niedriger als sonst. Deshalb habe ich nicht gezögert, die Spitze zu übernehmen und es resolut von vorn zu versuchen. Eigentlich war dieser Start gar nicht geplant, aber weil Loulou im Prix Paul Viel früh gesprungen war, hat er hier bestens reingepasst. Der Erfolg war mühelos. Am 18. Februar geht’s ins Critérium des Jeunes; dafür wird er erstmals mit ziehbaren Zaumklappen ausgerüstet sein“, kommentierte Larue.

Prix Leopold Verroken (Gruppe III nat., Dreij., keine 80.000 Euro))

2100m Autostart, 60.000 Euro

1.      Loulou de Mye              13,1     Romain Christian Larue  77

         3j. Fuchshengst von Clif du Pommereux a.d. Arista de Mye von Mercenaire

         Be: Ecurie du Mont Joly; Zü: Gérard Vaixelfisch; Tr: Romain Christian Larue

2.      La Joyeuse Wicz          13,2     Eric Raffin                           98

3.      Learn To Fly                  13,3     Frédéric Senet                 300

4.      Logan Jiel                      13,4     Franck Ouvrie                    48

5.      Lash Perrine                  14,1     Franck Nivard                    43

6.      Lapis Lazuli                   14,2     Jean-Michel Bazire           23

7.      La Joie de Vivre            15,4g  Julien Dubois                  260

         Largo de Castelle         dis.r.    Damien Bonne                530

Sieg: 77; Richter: sicher 1½ - 1½ - k.Kopf - 7 - 1½ Längen; 8 liefen

Zw-Zeiten: 10,1/600m - 12,9/1100m - 13,9/1600m

Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600 Euro

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-02-04/7500/3

Flamme du Goutier wird Mutterstute

Am Abend teilte Thierry Duvaldestin mit, dass nach Rücksprache mit Besitzer Jean Cottin für Flamme du Goutier ab sofort die Rennkarriere beendet ist. Die 2015 geborene Ready-Cash-Tochter wird nach 62 Auftritten mit 17 Siegen, davon fünf der höchsten Kategorie I - allesamt im Monté - und 1.646.955 Euro in die Zucht entlassen.

Herausragend waren ihre Erfolge in den Prix de Cornulier (2022 & 2023), Prix de Normandie (2020), Prix des Centaures, Prix de l’Île de France (beide 2021) sowie dritte Plätze vorm Sulky im Prix d’Amérique 2022 und im Critérium des 5 Ans 2020. Der erste Partner der Zeit ihrer Karriere bei den Duvaldestins stationierten Braunen steht noch nicht fest.

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Fin de Carrière: Flamme du Goutier (Foto: letrot.com)