Ewige Durststrecke beendet

Vincennes, Samstag, 6. Mai 2023. Am 15. April waren die Damen und Herren der französischen Generation 2018 in den Prix Henri Levesque und Prix Robert Auvray getrennt marschiert. Im Prix Albert Demarcq, in dem der Nachfolger unter anderem von Insert Gédé (2001), Mara Bourbon (2005), Univers de Pan (2013), 1:12,2-Rekordler Détroit Castelets und zuletzt Hooker Berry gesucht wurde, machten sie wiederum um 120.000 Euro gemeinsame Sache.
Erneut in Abwesenheit der großen Drei Idao de Tillard, Italiano Vero und Izoard Védaquais schien der 2.850 Meter weite Weg bestens geeignet für Spätentwickler It’s a Dollarmaker, die nächsten Gruppe-Lorbeeren einzuheimsen, zumal dessen Trainer Sébastien Guarato nach dem Sieg im Prix Robert Auvray davon gesprochen hatte, das Limit des Saxo-de-Vandel-Sprösslings noch nicht gesehen zu haben.
Der bzw. dessen Chauffeur machte ihm jedoch einen dicken Strich durch diese vollmundige Ansage und ließ ihn als Orakel in schlechtem Licht stehen. Die Schuld des Vierbeiners war es jedoch nicht, sondern die seines Steuermanns: Selten sah man sich Eric Raffin derart verzocken wie diesmal, der zum bösen Ende in der selbst gewählten Falle „vorm vollen Kühlschrank verhungerte“.
Dabei lief’s gar nicht schlecht für den elffachen Sieger, der nach einem Kilometer an Inmarosa vorbei in Front zog und sofort von Iroise de la Noé unter Druck gesetzt wurde, die ähnlich wie er erst spät erweckt ist und ihren ersten Auftritt auf halbklassischem Parkett im Prix Henri Levesque mit Aplomb auf ihre Kappe gebracht hatte. Im Scheitel des Joinviller Bogens durfte die Levesque-Stute vorbei.
Als am Gipfel Léo Abrivard mit Inmarosa die Perlenkette, aus der Impressionist zur Hälfte der Strecke im Galopp herausgefallen war, aufzubrechen drohte, saß Raffin in der Zwickmühle: Kurz wechselte er auf den Todessitz, um dann doch wieder in den Windschatten der Tornado-Bello-Tochter abzutauchen und damit sein Verhängnis zu unterschreiben. Ans Tageslicht kam der „Dollarmaker“ nämlich nicht mehr und machte mit Platz sieben als gefesselter Riese nur eine Handvoll Dollar.
So sehr sich Iroise de la Noé ins Zeug legte, stand die zweite Chance des Wettmarkts und Ärmste des Feldes ihren Part nicht ganz durch. Inmarosa kämpfte sie aus der Todeslage unter Aufbietung letzter Kräfte um einen „Hals“ nieder. Noch einen Schnaps mehr drauf hatte deren Schattenmann Idéal Ligneries. Den Repeat-Love-Sohn aus dem Hause Souloy, der bereits als Zweijähriger auf höchstmöglicher Ebene seine Haut zu Markte getragen hatte, kämpfte sich dank Franck Nivards so perfekter wie cooler Taktik wie ein Löwe um eine Länge an den Streithennen vorbei zum siebten Sieg - dem ersten seit 1½ Jahren, nachdem er als Youngster mit fünf Treffern an der Strippe begonnen hatte.
Dank einer Fülle guter Platzierungen in hochwertigsten Prüfungen nicht zu den armen Schluckern zählend, gab’s ein kräftiges Gewinnsummen-Upgrade auf 441.450 Euro für den Schwarzbraunen, der die letzten 500 Meter in 1:08 herunter schmetterte.
„Da bergab viel Tempo in der Partie war, hab ich mich entschlossen, im Mittelfeld abzuwarten. Mit Inmarosa bekam ich bergauf die perfekte Lokomotive - das war ausschlaggebend“, freute sich „Franckie mit der kalten Hand“.
Zufrieden mit seiner Stute, die nach Gangartüberprüfung den dritten Platz behalten durfte, nicht aber mit seiner Fahrweise war Thomas Levesque: „Ich habe zu viel über den in unserem Windschatten liegenden It’s a Dollarmaker nachgedacht und wollte nicht das Tempo für ihn hoch halten. So etwas passt Iroise nicht, weil ihr die Grundschnelligkeit fehlt - sie ist der Typ Dauerläuferin, die eine gleichmäßig hohe Fahrt liebt. Gleichwohl hat sie weitere Fortschritte offenbart. Heute war meine Taktik schuld.“
Prix Albert Demarcq (Gruppe II nat., fünfj. Hengste und Stuten)
2850m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Idéal Ligneries 13,1 Franck Nivard 160
5j.schwbr. Hengst von Repeat Love a.d. Ouragane von Elvis de Rossignol
Be: Ec. Le Trémont (Fabrice Souloy); Zü: Claude Legras; Tr: Fabrice Souloy
2. Inmarosa 13,2 Léo Abrivard 170
3. Iroise de la Noé 13,2 Thomas Levesque 28
4. Invincible Cash 13,2 Mathieu Mottier 86
5. Igrec de Celland 13,3 David Thomain 540
6. Instrumentaliste 13,3 Gabriele Gelormini 97
7. It’s a Dollarmaker 13,3 Eric Raffin 27
8. Ivanka de Jilme 13,4 Matthieu Abrivard 490
9. Inoubliable 13,8 Jean-Philippe Dubois 550
Impressionist dis.r. Louis Baudron 150
Sieg: 160; Richter: sicher 1 - Hals - k.Kopf - ½ - k.Kopf - 1 Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 12,8/1350m - 13,5/1850m - 14,0/2350m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-05-06/7500/7
Im Namen des Großvaters
Das gewinnsummenbeschränkte, unter Handicap-Bedingungenen gelaufene Monté des Prix Roger Ledoyen über 2.850 Meter wurde als zweite große Nummer des Samstagnachmittags wie im Vorjahr eine Beute Mathieu Mottiers. Nach Georgica Gédé führte der zweimalige „Etrier d’Or“ diesmal Fougue du Dollar zum Sieg - den ersten auf Gruppe-Level und elften insgesamt.
Es war zugleich eine Hommage an den Namensgeber des Rennens: Roger Ledoyen war Züchter, Besitzer und Trainer des 1981 geborenen Podosis, der unter anderem die Prix de Vincennes, de Cornulier, des Centaures und den „République“ an seine Fahne geheftet ha. Seine Enkelin Laura Ledoyen ist Besitzerin der Rappstute und setzt die Familientradition im Trabermetier fort.
Mottier lauerte nach zügigem Start seelenruhig hinter dem fürs enorme Tempo verantwortlichen Gef de Play und Estelle Nordique und hatte im Gegensatz zu Eric Raffin 35 Minuten zuvor Glück, dass die Gefängnistür sich öffnete: Die aus Band zwei am kernigsten in die Hufe gekommene Dynasty Péji hatte nach einem Kilometer mit der Nase im äußeren Wind an der Einmündung der kleinen Bahn einen kleinen Schwächemoment.
In den Freiraum stieß Mottier gerade rechtzeitig, bevor ihn der über Spur drei aufziehende Granit Meslois wieder verbauen und bevor Gef de Play seinem enormen Tempo selbst erlag und für sie zum Bremsklotz werden konnte. Der Rest war Formsache für die Up-and-Quick-Tochter, für die Trainer Sylvain Roger diese Prüfung ausgeguckt hatte.
„Wir haben sie ein bisschen anders zurechtgemacht, unter anderem auf die Gummischuhe verzichtet. Es freut mich ungemein für Laura, auch als Erinnerung an ihren Großvater. Wir werden den Moment genießen und sehen, wie ihr Programm weitergeht.“
Bei 343.075 Euro sollte die Achtjährige, die mit 1:12,3 einen neuen Rennrekord markierte, einige passende Aufgaben vor der Brust haben. Pech für den Trainer, dass seine zweite Waffe Figaro de Larré am Start viele Meter im Galopp verschenkte und so das Podium knapp verfehlte: „Ohne den Aussetzer wäre Platz zwei allemal drin gewesen“, so Sylvain Roger.
Prix Roger Ledoyen (Prix Antigoné) - Monté - (Gruppe III int., Fünf- bis Zehnj., keine 750.000 Euro)
2850m Bänderstart, 25m Zulage ab 325.000 Euro; 90.000 Euro
1. Fougue du Dollar 2850 12,3 Mathieu Mottier 132
8j. Rappstute von Up and Quick a.d. Magalie du Dollar von Achille
Be: Laura Ledoyen; Zü: Ecurie du Dollar; Tr: Sylvain Roger
2. Granit Meslois 2850 12,7 Alexis Collette 160
3. Geisha Speed 2850 12,8 Anthony Barrier 50
4. Dynasty Péji 2875 12,2 Damien Bonne 57
5. Figaro de Larré 2875 12,2g Benjamin Rochard 59
6. Fine Perle of Love 2850 12,9 Nathalie Henry 330
7. Gef de Play 2850 12,9 François Lagadeuc 570
8. Galipette Pierji 2850 12,9 Matilde Herleiksplass 180
9. Django du Bocage 2875 12,3 Alexandre Abrivard 120
10. Estelle Nordique 2850 14,1 Adrien Lamy 260
11. Hakim de Chenu 2850 14,7 David Thomain 78
12. Du Scion 2850 15,9 Alexandre Angot 1060
Hacker Boy 2850 4.dai Eric Raffin 69
Sieg: 132; Richter: überlegen 6 - 1 - (1) - Kopf - Kopf - ½ - k.Kopf; 13 liefen
Zw-Zeiten: 13,0/1350m - 12,2/1850m - 12,5/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-05-06/7500/8