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Erstes Bauernopfer im Fall Propulsion?

Getrennte Wege: STC-Chefin Maria Croon und Steen Morten Johansson (Foto: aftonbladet.se)
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(nn) Solvalla, Dienstag, 7. Juli 2020. Steen Morten Eidsmo Johansen, bei der Einstellung vor einem Jahr als Ermittlungs- und Sicherheitschef bei Svensk Travsport als der Wunschkandidat schlechthin vorgestellt, wird den STC mit sofortiger Wirkung verlassen. Das teilte der schwedische Verband am Dienstag mit.

„Unsere Ansichten, wie die Rolle in solch einem wichtigen Aufgabenbereich auszugestalten sei, sind in diesem einen Jahr immer weiter auseinander gedriftet. In solch einer wichtigen Rolle genießen gegenseitiges Vertrauen und übereinstimmende Ansichten oberste Priorität. Beides war in letzter Zeit nicht mehr gegeben“, ließ die STC-Vorsitzende Maria Croon verlauten, „wir danken Steen Johansen für die geleistete Arbeit und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.“

Der STC ist bereits auf der Suche nach einem Nachfolger, wird in der Zwischenzeit Johansens Aufgabenbereich so gut wie möglich weiterführen und bei Bedarf externe Ressourcen anzapfen.

Der Ex-Polizist sieht sich als Bauernopfer im noch nicht entschiedenen Fall Propulsion. Der aktuelle Elitloppet-Sieger, ein gebürtiger US-Traber, der vierjährig im August 2015 vom Stall Zet ersteigert und nach Europa geholt worden war, droht aller hierzulande eingetrabten Renngewinne, Titel und Ehren verlustig zu gehen - unter anderem war er Schwedens Pferd des Jahres 2019 -, weil er in den USA (dort erlaubten) Nervenschnitten unterzogen worden sein soll.

Solcherart behandelte Pferde sind im Einzugsbereich der UET nicht startberechtigt. „Ich habe das Gefühl, dass der STC mir die Schuld geben will, dass es so weit kommen konnte und hinter meinen Rücken Ermittlungen geführt werden, die mein Renommee erschüttern. Es ist ein großer Zwiespalt.“

Maria Croon wies diese Anschuldigungen vehement zurück: „Es ist überhaupt nicht wahr, dass wir Steen Morten die Schuld an dem Dilemma um Propulsion gegeben haben. Die Untersuchungen dazu sind noch nicht abgeschlossen, daher gibt es diesbezüglich von unserer Seite keinerlei Stellungnahme. Außerdem geht’s nicht um die Frage der Schuld, sondern um größtmögliche Objektivität.“

Fakt ist allerdings, dass Johansen bereits im Vorjahr von den Gerüchten über Nervenschnitte bei Propulsion in Nordamerika gewusst haben muss. Schließlich war laut (unwidersprochener) Aussage von Daniel Redén er es, der den Trainer davon unterrichtet hatte. Bei einer sofort durchgeführten tierärztlichen Untersuchung waren beide Vorderbeine „bis in die Zehenspitzen“ sensibel, so dass „für mich die Sache erledigt war, wir keine Gefahr sahen, etwas Verbotenes getan zu haben, und weitermachten wie zuvor“, so Redén in einem offenen Brief Anfang Juni.

Warum STC und speziell Johansen nicht nachgehakt haben und ob Johansen definitiv von den Nervenschnitten wusste, die vom amerikanischen Verband USTA in Propulsions Register und die Exportpapiere eingetragen wurden, als der Muscle-Hill-Sohn offensichtlich längst in Schweden weilte, ist eine der zahlreichen Gretchen-Fragen.

Derzeit ist der neunjährige Hengst bis zur Klärung der Lage vom schwedischen Verband gesperrt; verdient hat er in seiner europäischen Ära rund 33,5 Millionen Kronen (rd. 3,2 Mio. Euro). Sollte er im Nachhinein disqualifiziert werden, droht dem STC als Aufsichtsorganisation eine Schadenersatzklage in mindestens dieser Höhe.