Eric Raffin - der Mann für die Youngsters
(nn) Vincennes, Samstag, 9. November 2019. Das Winter-Meeting ist gerade mal zehn Tage alt, da hatten auch die einheimischen Dreijährigen ihre ersten lukrativen Beschäftigungen. Zwei Gruppe-II-Prüfungen richteten sich nach Geschlechtern getrennt an die gefahrene Generation „G“, Hengste und Stuten gemeinsam waren zum Auftakt im Prix Louis Tillaye unterm Sattel um 100.000 Euro unterwegs.
Glückspilz Gainsborough
Mit doppeltem Theaterdonner ging der Nachmittag los, denn die bei ihren sechs Versuchen unterm Sattel noch nie bezwungene Grâce de Faël erinnerte sich ihrer ersten beiden Sulky-Versuche, die mit Disqualifikationen endeten, und war am Start keinen Schritt zum Trab zu bekehren. Da waren’s nur noch sechs, die sich um die sieben Prämien bewarben, von denen sich David Thomain mit Guérilla de Simm resolut den Taktstock schnappte und vor Gainsborough und dem sich außen mühenden Gala Téjy souverän ihre Runden zog.
Im Einlauf musste Gala Téjy für einen der ersten beiden Plätze zeitig passen, wogegen Guérilla de Simm ihren ersten Gruppe-Sieg endlich unter Dach und Fach zu bringen schien. Gainsboroughs Bemühungen, der Brillantissime-Tochter diese Suppe noch zu verbrocken, perlten ab wie Wasser an einer Teflon-Pfanne. Mitte des Einlaufs trabte die Schwarzbraune jedoch immer unansehnlicher und wurde disqualifiziert, so dass Gainsborough der vierte Treffer in den Schoß fiel. 2½ Längen dahinter blieb Gala Téjy als bisheriger Chef der Reiterei 2016 einiges schuldig, während der Rest trotz des 1:16er Tempos, mit dem der 1:14,5-Rennrekord Feeling Cashs aus dem Vorjahr nicht annähernd in Gefahr geriet, ganz früh den Kontakt zur Dreier-Gruppe verloren hatte.
Prix Louis Tillaye - Monté - (Gruppe II nat., dreij. Hengste und Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Gainsborough 16,2 Yoann Lebourgeois 93
3j.br. Hengst von Bird Parker a.d. Redemption Song von Idéal de l‘Iton
Be: Jan Stins; Zü: Sharmila Dass; Tr: Romain Derieux
2. Gala Téjy 3. Galactique Mérité 4. Going Jet 5. Golden Lady Grâce de Faël Guérilla de Simm |
16,4 Paul-Philippe Ploquin 17,0 Jean-Yann Ricart 17,1 Eric Raffin 20,2 Fabien Gence dis.r. Matthieu Abrivard dis.r. David Thomain |
43 290 180 660 17 63 |
Sieg: 93; Richter: (½) - 2½ - 10 - 1 - 32 Längen; 7 liefen
Zw-Zeiten: 16,8/1200m - 16,2/1700m - 16,5/2200m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 (- 2.000 - 1.000) Euro
Gunilla ein erstklassiger Trumpf
Für die Ehrenparade der dreijährigen „gefahrenen“ Stuten und Hengste, die ihre erste halbklassische Etappe auf dem Weg zum Critérium des 3 Ans am 15. Dezember austrugen, war Frankreichs designierter Sulky d’Or Eric Raffin zuständig. Als Diener zweier Herren klinkte er den Prix Reine du Corta mit Gunilla d’Atout für Sébastien Guarato wie den Prix Abel Bassigny mit Gotland für Philippe Allaire ein.
Über 2175 Meter waren zuerst die Ladys gefragt, von denen Gloria du Goutier vor Gunilla d’Atout am rasantesten in die Hufe kam, im Scheitel der ersten Biege jedoch von Gondole Jenilou von der Führungsarbeit erlöst wurde. Viel Zutrauen hatte Raffin in seinen „Atout“, beorderte sie zu Beginn des Anstiegs in die Todeslage und bot somit Green Grass und Girls Talk perfekte Zugdienste. Die überraschend zur Favoritin erkorene Galilea Money kühlte indes ihr Mütchen in dritter Spur, was sie vor enorme Probleme stellte: 400 Meter vorm Ziel warf sie resolut den Anker und verschwand völlig aus dem Blickfeld um bessere Prämien.
Beim ersten Auftritt nach der Sommerpause als Fünfte durch eine Muskelentzündung gehandicapt, wie sich nach jenem 22. Oktober herausgestellt hatte, präsentierte sich Gunilla d’Atout in einer Form, die Hoffnungen auf einen größeren Wurf im Critérium macht. Die zähe Gondole Jenilou bekam sie für den sechsten Sieg aus acht Versuchen sicher in den Griff und war auch gegen den Endspurt Girls Talks gefeit, die den entscheidenden Tick zu spät auf Touren und lediglich auf einen „Hals“ heran kam. „Dichte bi“ war als Vierte Green Grass, doch scheint die Bold-Eagle-Tochter jenen überragenden Punch noch nicht wieder gefunden zu haben, der ihr zu fünf Gruppe-Treffern verholfen hat. Der Siegerin des Critérium des Jeunes blieb beim vierten Start in Folge Platz eins verwehrt.
Für Gunilla d’Atout sieht die Zukunft ausgesprochen rosig aus. Die unkomplizierte, ohne Check aufgebotene Braune mit dem markanten Stern stemmte ihr Konto auf 148.400 Euro und hat wie ihre Mitstreiterinnen als nächste Probe das Critérium des Pouliches am 23. November im Visier.
Prix Reine du Corta (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Gunilla d‘Atout 13,4 Eric Raffin 36
3j.br. Stute von Ready Cash a.d. Topaze d‘Atout von Coktail Jet
Be: Ec. Saint-Martin; Zü: SCEA du Beaumanoir; Tr: Sébastien Guarato
2. Girls Talk 3. Gondole Jenilou 4. Green Grass 5. Gloria du Goutier 6. Galaxie du Goutier 7. Giuletta Jet 8. Galilea Money 9. Greenpeace 10. Gaia Olmenhof |
13,5 David Thomain 13,5 Yoann Lebourgeois 13,6 Gabriele Gelormini 13,7 Jean-Philippe Monclin 13,7 Clément Duvaldestin 14,4 Franck Nivard 14,7 Jean-Michel Bazire 14,8 Pierre Vercruysse 14,8 Christophe Martens |
80 100 68 160 320 490 25 860 1020 |
Sieg: 36; Richter: Kampf Hals - ½ - 1 - 1 - k.Kopf; 10 liefen
Zw-Zeiten: 10,5/675m - 13,1/1175m - 14,4/1675m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Gotland auf der Sonnenseite…
und dies zum zehnten Mal nach lediglich 14 Ausfahrten hieß es wie bei Odds von 17:10 allseits erwartet nach dem Prix Abel Bassigny für die zehn Hengste. Damit führt der stets etwas faul daherkommende Sohn der Gruppe-I-Cracks Ready Cash und Sanawa die Generation „G“ auch nach Gewinnsumme mit 440.100 Euro Gage eindeutig an und ist einer der brandheißen Favoriten fürs Critérium. Die Stalltaktik der drei Allaire-Buben klappte hervorragend: Gamble River rauschte wie der Blitz nach vorn, Gotland parkte dahinter vor Get Happy und Grand Art ein, außen führte Gatsby Perrine nach hinten versetzt die zweite Schiene an und lockte bergan den als stärkster Herausforderer Gotlands angesehenen Gipson Creek vorbei, in dessen Windschatten es sich bestens leben ließ.
Beim Rieussec-Sprössling, der sich am 4. August in Avenches das Schweizer Critérium des 3 Ans gekrallt hatte, zeigte der Marsch an der frischen Luft gegen Frankreichs Elite zeitig Wirkung: Zu mehr als Platz sechs deutlich zurück reichte es mit dieser Offensiv-Strategie nicht. Seine Schwäche passte Gotland bestens ins Kalkül. Der kapitale Braune tat, von Raffin problemlos nach außen bugsiert, erneut nicht mehr als unbedingt nötig, um den Kopf als Erster an die Ziellinie zu stecken. In die Phalanx der „Allaire-Musketiere“ brach wie weiland D’Artagnan Get Happy ein, der mit tollem Finish fast Golden Bridge den Ehrenplatz entrissen hätte; ihm fehlte lediglich ein „Kopf“. Gepflegter Vierter wurde Gatsby Perrine vor dem drei Längen zurück den Rest ins Ziel führenden Hagoort-Schützling Grand Art.
Prix Abel Bassigny (Gruppe II nat., dreij. Hengste)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Gotland 14,3 Eric Raffin 17
3j.br. Hengst von Ready Cash a.d. Sanawa von Jeanbat du Vivier
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Jean-Pierre Guay
2. Golden Bridge 3. Get Happy 4. Gatsby Perrine 5. Grand Art 6. Gipson Creek 7. Godfather Guerrier Royal Gamin des Perdrix Gamble River |
14,4 Yoann Lebourgeois 14,4 Jean-Philippe Monclin 14,5 Anthony Barrier 14,7 Matthieu Abrivard 15,5 Gabriele Gelormini 15,7 Louis Baudron dis.r. Guillermo Roig Balaguer dis.r. Alexandre Abrivard dis.r. François Lagadeuc |
72 1120 120 340 47 670 1130 290 120 |
Sieg: 17; Richter: leicht 1 - Kopf - ¾ - 3 - 8 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 17,1/675m - 16,6/1175m - 15,9/1675m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Wer „Männersport“ mit Beteiligung zweier Mesdames genießen wollte, wurde im Prix du Langedoc für Sechs- bis Zehnjährige, die keine 600.000 Euro gewonnen hatten, bestens bedient. Wie von den „turfistes“ ausgeguckt, hatte nach 2850 Metern Chica de Joudes die Nase vorn, doch war’s ein hartes Stück Arbeit für die Jag-de-Bellouet-Tochter und ihren Steuermann, Besitzer und Trainer, bis Sieg Numero 14 in trockenen Tüchern war. Alain Laurent (66) schonte seine an dritter Stelle hinter Tempomacherin Bilooka du Boscial und Caduceus des Baux liegende Stute nicht und brach den Gänsemarsch ausgangs des Bogens von Joinville auf. Ein gefundenes Fressen für ihre direkten Verfolger Valokaja Hindö und Coach Franbleu, die als ärgste Widersacher ausgemacht waren.
400 Meter vorm Ziel hatte Chica die Leaderin zu den Akten gelegt. Den von Bazire mit allen Kniffen und Finessen vorgetragenen Valokaja Hindö, eine von des Meisters ausländischen Entdeckungen des vorigen Winter-Meetings, hielt sich die Braune mit der Riesenblesse mit viel Aufwand vom Leib. Gefährlicher sahen die Avancen des spät gebrachten Coach Franbleu aus, der trotz wuchtigen Endspurts die Wende um einen „Hals“ verpasste. Drei Längen zurück gab der aus der Tour Européen du Trotteur Français wohlbekannte Blues d’Ourville einem Jerry Mom glattweg das Nachsehen, der an die Fülle seiner Glanztaten bis zum 4. Oktober nicht im Entferntesten anzuknüpfen vermochte und unter die schwarzbraune Nase gerieben bekam, wie dünn die Luft in dieser Gewichtsklasse wird.
Prix du Languedoc (Gruppe III int., Sechs- bis Zehnj., keine 600.000 Euro)
2850m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Chica de Joudes 13,3 Alain Laurent 18
7j.br. Stute von Jag de Bellouet a.d. Queschua Love von Love You
Be / Tr: Alain Laurent; Zü: Jean-Pierre Vulliamy
2. Coach Franbleu 3. Valokaja Hindö 4. Blues d‘Ourville 5. Jerry Mom 6. Bilooka du Boscai 7. Caduceus des Baux 8. Ambassadeur d‘Am |
13,3 Franck Nivard 13,3 Jean-Michel Bazire 13,6 Pierre Houel 13,9 Pierre Vercruysse 13,9 Yves Hurel 14,2 Damien Bonne 14,4 Christophe Martens |
130 26 590 84 280 1180 1060 |
Sieg: 18; Richter: Kampf Hals - Hals - 3½ - 4 - ½ Länge; 8 liefen (NS Mindyourvalue W.F.)
Zw-Zeiten: 14,1/1350m - 13,5/1850m - 13,9/1350m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Die eine Etage tiefer (sechs- bis achtjährige Franzosen, keine 360.000 Euro) entschiedene Quinté-Prüfung, der Prix d’Argentan, wurde eine sichere Beute Defi de Retz‘ und Jean-Michel Bazires. Der 2013 geborene First-de-Retz-Sohn überspurtete im Einlauf Be Bop Haufor, der ihn 700 Meter vorm Ziel auf der Kommandobrücke abgelöst hatte, um eine Länge und sackte 33.750 der ausgelobten 75.000 Euro ein. Es sollte der einzige Sieg des noch 51 Tage amtierenden Champions bleiben, der zudem je einmal Zweiter, Dritter, Vierter und Achter wurde und mit 140 Siegen Platz vier des Gesamtklassements hinter Eric Raffin (248), Yoann Lebourgeois (172) und seinem ewigen Kronprinzen Franck Nivard (147) belegt.