Erbarmungsloses Monster

Solvalla, Mittwoch, 16. August 2023. Bei herrlichem Sommerwetter - wolkenloser Himmel und noch immer 18 Grad - wurde um kurz nach 21.30 Uhr im 47. Jubileumspokalen der König zumindest der nordeuropäischen und italienischen Fünfjährigen gekrönt.
Gewidmet war er erstmals der am 14. April verstorbenen Margareta Wallenius-Kleberg, jener Grande Dame des schwedischen Trabrennsports, die in ihren vielfältigen Tätigkeiten Trabersport und -zucht ihres Heimatlandes Impulse gab, die mit jenen eines Bruno Cassirer im Deutschland der 1915er bis 1933er Jahre vergleichbar sind.
Das seit 2009 nur mehr für Fünfjährige offene Drei-Millionen-Ding wurde zum siebten Mal eine Beute Örjan Kihlströms, der sich erstmals 2009 mit Iceland in die exquisite, mit Charme Asserdal beginnende Siegerliste eingetragen hat, die außerdem mit Pershing, Callit, Napoletano, Peace Corps, Queen L., Zoogin, Victory Tilly, Varenne, Gidde Palema wahre Welt-Cracks führt und in der 2010 auch der Name des deutschen Derby-Siegers Nu Pagadi steht.
In Händen hatte der „Iceman“ den seit 16 Auftritten unbezwungenen Francesco Zet, der überhaupt erst zwei seiner Vorstellungen nicht mit einem Besuch im Winner Circle beendet hatte. Obwohl die drei Saisonsiege des wegen einer im Frühjahr erlittenen Infektion nur sehr sporadisch eingesetzten Hengstes mit den Vorteilen „Hals“, „eine Länge“ und „1½ Längen“ nicht unbedingt bombastisch ausfielen, bekleidete der wie aus dem Ei gepellt daherkommende Muskelprotz mit 11,9:10 die überdeutliche Favoritenstellung.
Konnte Startplatz „1“ zur Gefahr werden? Kihlström ließ sich nicht auf einen Kampf um die Spitze auf Biegen oder Brechen ein gegen den von der „3“ nach vorn fliegenden Castor the Star und die ebenfalls rasant in die Hufe kommenden Jimmy Ferro BR (4) und Mellby Jinx (6), zirkelte seinen Partner praktisch ab der Startmarke in Spur zwei und löste dort nach einer Runde den vor Mellby Jinx auf dem Todessitz installierten Jimmy Ferro ab.
Innen lauerte hinter dem ein kerniges Tempo vorgebenden Castor the Star, für den diese Prüfung das Ziel des Sommer war, Seven Nation Army, Imperatur Am und Invictus Madiba, während Clarissa nach dem zweiten Fehler im dritten Bogen - den ersten hatte sie sich am Start geleistet - disqualifiziert wurde. 400 Meter vorm Ziel schnupperten High on Pepper und Borups Victory aus vierter bzw. sechster äußerer Position in die dritte Linie, was auf Francesco Zet gar keinen Eindruck machte.
Das Monster des Stalles Redén legte sich Castor the Star mundgerecht vor und war sofort überlegene Ware. 120 Meter vorm Pfosten befreite ihn „ÖK“ sicherheitshalber von der Zugwatte - der Rest war dank der eindrucksvollsten Vorstellung dieser Saison ein Kinderspiel für den nunmehr achtfachen klassischen Sieger, der in seiner monströsen Karriere nur ein wichtiges Match verloren hat: das E3-Kurzstrecken-Finale vor zwei Jahren in Gävle gegen Felix Orlando.
Der aufmüpfige Castor the Star wurde ganz bitter vom Himmel geholt und blieb als Siebter sogar ohne Prämie. Glücklicher war Daniel Wäjersten, der nach Global Badmans 2022er Ehrenplatz mit Borups Victory erneut sehr zufrieden sein konnte. Sein Endspurt trug ihn ebenfalls auf Platz zwei vor High on Pepper und Invictus Madiba, der sich aus einem dichten Pulk knapp vor Mellby Jinx, Seven Nation Army und dem gefallenen Westholm-Star als Vierter herausschälte.
Ganz bitter wurde es fürs Team Gocciadoro, für das diesmal bei neun Startern vergleichsweise wenig heraussprang. Jimmy Ferro BR kam als Letzter ein, Clarissa war disqualifiziert - drei Ehrenplätze durch Southern Mazzarati (im Monté), Eli Jet und Cayenne SLM waren das höchste der Gefühle für die sonst so erfolgreich in Skandinavien wildernden Italiener.
Örjan Kihlström: „Francesco Zet ist definitiv einer der Besten, die wir in Schweden haben“ und, möchte man hinzufügen, gemeinsam mit seinem „Jubileums“-Vorgänger San Moteur der einzige der Tre Kronors, dem man in den Großprüfungen des Vincenner Winters zutraut, die in den letzten Jahren etwas ramponierte Bilanz der stolzen Wikinger aufzupeppen.
Daniel Redén schwärmte einmal mehr: „Francesco ist nicht von dieser Welt. Ich würde gern seine Gedanken lesen können. Zwei, drei Mal hat er mir in der Arbeit nicht sonderlich gefallen, und hätte er nicht gut aufgewärmt, hätte ich ihn streichen lassen. Und dann legt er so ein Rennen hin - auf die härteste Tour. Ich denke, er weiß, dass er ein König ist.“
Neben der Jubiläums-Krone hat das Eigengewächs des Stalles Zet um Redén nach nur 23 Engagements schon 18.455.000 Kronen auf dem Konto.
47. Solvalla Jubileumspokalen - Margareta Wallenius-Klebergs Pokal - (Gruppe I int., Fünfjährige)
2140m Autostart, 3.000.000 SEK
1. Francesco Zet 10,5 Örjan Kihlström 11
5j.br. Hengst von Father Patrick a.d. Shaqline von Credit Winner
Be: Stall Zet (Daniel Redén); Zü: Brixton Medical AB (Daniel Redén); Tr: Daniel Redén
Pflegerin: Carolina Persson
2. Borups Victory 10,7 Daniel Wäjersten 96
3. High on Pepper 10,8 Jorma Kontio 429
4. Invictus Madiba 10,9 Björn Goop 601
5. Mellby Jinx 11,0 Erik Adielsson 486
6. Seven Nation Army 11,0 Bo Westergaard 555
7. Castor the Star 11,0 Mats Djuse 163
8. Imperatur Am 11,2 Magnus T. Gundersen 586
9. Jimmy Ferro BR 11,4g Magnus Djuse 198
Clarissa dis.r. Alessandro Gocciadoro 267
Sieg: 11; Richter: leicht 2 - 1 - 1½ - Hals - Hals - Kopf - 1 Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 08,8/500m - 10,6/1000m - 10,3/1500m - 11,2/letzte 500m
Wert: 1.500.000 - 750.000 - 375.000 - 200.000 - 110.000 - 65.000 SEK
Große Gefühle um Great Skills
Eine verblüffend klare Sache wurde die 2011 erstmals ausgetragene, seit 2016 als Prix Maharajah gelaufene European Championship for Fillies and Mares für Great Skills. Die Dunkelbraune, bei dreifachen Sieg-Odds zur Favoritin der Mitteldistanz-Prüfung erkoren, landete ihren zweiten Gruppe-I-Treffer und zwölften insgesamt in einer Manier, an der es nicht das Mindeste zu mäkeln gab.
Von Beginn an legte Daniel Wäjersten mit seinem Juwel von der „6“ den Vorwärtsgang ein. Nachdem sich Imhatra Am (5) mit Düsenantrieb gegen die mit der „1“ nicht unbedingt glückliche Glamorous Rain, Miss Pepper (2), Global Yankee (3) und Golden C N (9) für die Spitze durchgesetzt hatte, kam Great Skills angerauscht und übernahm nach 600 Metern den Taktstock.
Führte zunächst Isla Jet die äußeren Garden Chebba Mil, Barbro Kronos, Blackflash Bar und Icelands Falls an, so hatte es die in dritter Spur verhaftete Zeudi AMG noch ein bisschen eiliger. Keine Frage, dass Björn Goop die in Jarlsberg und Halmstad mit zwei 1:09er Zeiten aufwartende Italienerin als Lokomotive akzeptierte, der die letzten 500 Meter jedoch deutlich zu viel wurden. Ab der Schlusskurve ging’s für sie rückwärts, womit Isla Jet mit Chebba Mil im Gepäck früher in Spur drei musste, als ihren Piloten lieb war.
Zeudi AMGs Rückzug schuf zugleich für Glamorous Rain das Schlupfloch aus der Falle, doch gegen ihre Dauerrivalin stand selbst die Redén-Elevin auf verlorenem Posten. Als ob’s zuvor nur eine Spazierfahrt war, schaltete die Ready-Cash-Tochter einen Gang höher und setzte sich auf vier Längen ab. Imhatra Am bunkerte Platz drei vor der Französin Isla Jet, die knapp vor den von hinten auf Touren kommenden Blackflash Bar und Iceland Falls anschlug. Dicht dabei blieb Chebba Mil, ohne zum Schluss nachdrücklicher auf sich aufmerksam zu machen.
„Sie lag übers gesamte Rennen prächtig in der Hand“, schwärmte Wäjersten, „es ist ein tolles Gefühl, hinter ihr zu sitzen. Es freut mich jedes Mal, wenn ich sie morgens in ihrer Boxe begrüße. Eine außergewöhnliche Stute.“ Ganz leise ließ er anklingen, dass man es mit ihr in dieser Verfassung durchaus auch mal in Paris versuchen könnte.
Prix Maharajah / European Championship for Fillies and Mares (Gruppe I int., drei- bis zehnj. Stuten)
2140m Autostart, 2.000.000 SEK
1. Great Skills 10,9 Daniel Wäjersten 30
5j.dklbr. Stute von Ready Cash a.d. Prowess Kronos von Andover Hall
Be: Bro Byggnads; Zü: Julinus AB & Mitzü. AB; Tr: Daniel Wäjersten
Pflegerin: Martina Giljjam
2. Glamorous Rain 11,3 Örjan Kihlström 57
3. Imhatra Am 11,4 Mats Djuse 220
4. Isla Jet 11,5 Björn Goop 91
5. Iceland Falls 11,6 Carl Johan Jepson 305
6. Blackflash Bar 11,6 Alessandro Gocciadoro 81
7. Chebba Mil 11,6 Robin Bakker 208
8. Miss Pepper 11,7 Åsbjörn Tengsareid 363
9. Barbro Kronos 11,8 Markus Svedberg 837
10. Zeudi AMG 12,1 Magnus Djuse 37
11. Global Yankee 12,4 Jeppe Juel 1683
12. Golden C N 13,5 Bent Svendsen 2732
Sieg: 30; Richter: überlegen 4 - 1 - 1½ - ½ - Hals - Kopf - 1 - ½ Länge; 12 liefen
Zw-Zeiten: 07,9/500m - 11,0/1000m - 11,2/1500m - 10,2/letzte 500m
Wert: 1.000.000 - 500.000 - 250.000 - 135.000 - 75.000 - 40.000 SEK
Der falsche Nurmos-Schützling vorn
Wie im Vorjahr schnappten sich Timo Nurmos als Vorbereiter und Mats Djuse als Vollstrecker den Big Noon Pokalen für Drei- und Vierjährige, bei dem die Jüngeren 20 Meter Vorgabe auf die 1.640 Meter kurze Reise mitnahmen, mit einem Außenseiter.
Von der durch die Absagen von Periculum und One Cristal auf sieben Gespanne geschrumpften Truppe begann Kong Venience sehr zögernd und landete gleich bei den Vierjährigen, von denen Dakovo Mail am zügigsten in die Hufe kam und durchweg in zweiter Spur vor B A Superhero aktiv war. Die Musik machte Savile Row vor Icebreaker Pellini und Kojak Sisu 20 Meter vor der zweiten Abteilung, die nach einem Kilometer die Reihe endlich geschlossen hatte.
Zu jenem Zeitpunkt hatte Dwight Pieters seinen Icebreaker Pellini nach außen beordert - eine goldrichtige Entscheidung, denn wenig später streckte der bislang bei drei Auftritten nie bezwungene Savile Row gründlich die Waffen. Als Dakovo Mail an der letzten Ecke im Galopp Valet sagte und auch B A Superhero keinen Punch hatte, hing der Himmel für den „Eisbrecher“ voller Geigen.
Einen Schnaps mehr drauf hatte allerdings der auf den Punkt gebrachte Kojak Sisu, der den Fall auf der Linie um eine Nasenspitze löste, beim vierten Start die zweite Siegerschleife holte und sein Konto um satte 300.000 auf 374.00 SEK ausbaute. Als Sahnehäubchen egalisierte er mit 1:12,2 den vorjährigen Weltrekord für dreijährige Hengste und Wallache in einer Bänderstart-Aufgabe seines „Stablemate“ Daven Port.
Big Noon Pokalen (int., Drei- und Vierjähr.)
1640 Meter Bänderstart, 20m Zulage für Vierjährige; 608.000 SEK
1. Kojak Sisu 1640 12,2* Mats Djuse 245
3j.br. Wallach von Muscle Mass a.d. Dixi Sisu von Ready Cash
Be / Tr: Timo Nurmos; Zü: Sisyfos Breeders AB;
Pflegerin: Laura Martinnen
2. Icebreaker Pellini 1640 12,2 Dwight Pieters 44
3. Kong Venience 1640 12,7 Markus Svedberg 512
4. B A Superhero 1660 12,0 Bo Westergaard 35
5. Savile Row 1640 13,6 Björn Goop 48
6. Cypress Point 1660 14,8 Linda Forsén 1326
Dakovo Mail 1660 dis.r. Magnus Djuse 25
*Weltrekord für dreijährige Hengste/Wallache über 1.640m Bänderstart eingestellt.
Sieg: 245; Richter: Kampf k.Kopf - 4 - 1½ - 6 Längen; 7 liefen (NS Periculum / Fieber; One Cristal / schlechte Blutwerte)
Zw-Zeiten: 13,1/500m - 12,5/1000m - 11,5/letzte 500m
Wert: 300.000 - 150.000 - 75.000 - 37.000 - 20.000 - 13.000 - 13.000 SEK
An seinem Jubiläumstag bewies Solvalla auch ein Herz für Kaltblüter. Die 200.000 Kronen für Platz eins des Jäntungen Lopp wanderten in die Tasche des Grauschimmels Tangen Bork, der den Start aus „Springspår 7“ blendend hinbekam, sich sofort vor seinen schärfsten Widersacher Brenne Odin (6) setzte und lange außen von Trainingskamerad Smedheim Braut abgeschirmt wurde.
Für 12:10 bzw. 65 Prozent in der V75-Wette, aus der nur 20 Prozent aller Systeme herausfielen, machte der sechsjährige Hengst beim 32. Auftritt des zweite Siegdutzend voll, ohne dass sich Tom Erik Solberg rühren musste, und ist nun 5.014.810 SEK reich.
Zog Chebba Mil nicht wie gewünscht durch und musste mit dem ersten brotlosen Platz sieben vorliebnehmen, so sorgte im Stayerlopp über 3.140 Meter plus Zulagen Reisegefährte Cash Winner für strahlende Gesichter im Team Hagoort. Robin Bakker kam mit dem Ready-Cash-Sohn blendend aus dem zweiten Band („Er liebt Bänderstarts und lange Wege.“), ließ sich von Ingesson und später auch von Battuta Face durch die zweite Spur ziehen und machte für die Schlussrunde in dritter Linie ein Fass auf.
Paroli zu bieten vermochte ihm allein Battuta Face, doch „bereits im Schlussbogen ahnte ich, dass ich gewinnen würde. Dort hatte ich immer noch richtig was in der Hand.“ Sein Animus trog nicht: Auf der Zielgeraden gewann der Sieger des Hamburger Pit-Pan-Rennens und des Münchner Großer Preis von Bayern viel leichter die Oberhand, als der Vorsprung von einer halben Länge aussagen mag.
Nach 1:15,7/3160m war der neunte Sieg des Wallachs samt 60.000 Kronen im Kasten. „Für Trainers eigene Kasse zu gewinnen, macht doppelt Spaß“, griente Bakker.
Zwei felsenfest stehende „Volksbanken“ machten aus der V75- de facto eine V5-Wette. Die ATG durfte sich über einen Jackpot-Zuwachs von 9,3 Millionen Kronen freuen. Im Topf der Ausspielung am 26. August in Bergsåker zum Abschluss des Sommar-Travet warten nun schon 24.380.486 Kronen auf all jene Wetter, die alle sieben „Vinnare“ auf einem Schein unterbringen.
V75-1 (Kallblod): Tangen Bork / Tom Erik Solberg 12
V75-2 (3- & 4j.): Kojak Sisu / Mats Djuse 245
V75-3 (Elit-Sto): Great Skills / Daniel Wäjersten 30
V75-4 (Stayer): Cash Winner / Robin Bakker 33
V75-5 (Sto): Felicia Zet / Örjan Kihlström 15
V75-6 (Jub-Pok.): Francesco Zet / Örjan Kihlström 11
V75-7 (Sto): Amazing Lady / Jorma Kontio 323
Umsatz V75: 35.740.361 SEK
1. Rang: 1.055 Systeme à 8.805 SEK
2. Rang: 66 SEK
3. Rang: Jackpot 9.292.494 SEK
Umsatz Top-7 (Sto): 523.752 SEK