Er ist wieder da!

(nn) Vincennes, Samstag, 5. Dezember 2020. Großkampf-Wochenende auf dem Plateau de Gravelle! Während der Sonntag mit den Finales in GNT und Le Trot Open des Régions für die Drei-, Vier- und Fünfjährigen ganz im Zeichen der einheimischen Trotteurs steht, begann der Samstagnachmittag nur theoretisch mit einem Hauch Internationalität. Ausländer waren nämlich abstinent im Prix Joseph Lafosse für fünfjährige Monté-Spezialisten, für die dies ein weiterer Schnupperkurs Richtung des nicht mehr in gar so weiter Ferne liegenden Prix de Cornulier war.
Dem Sieger winkte eine Freikarte für die Prix du Calvados, de Cornulier und de l’Île de France, jene drei bedeutenden Sattel-Klassiker des Winters - und pünktlich meldete sich Fado du Chêne, der ebenso laufgewaltige wie manchmal unwirsche und kaum zum Traben zu bewegende Bursche, dem über Sommer kaum etwas gelungen war, machtvoll zu Wort. Dabei sah es unterwegs beim Privatduell, in dem sich Feeling Cash innen und Flèche Bourbon außen ab eine Runde vorm Ziel kräftig fetzten und Noble Superb sich das als Wasserträger dahinter anschaute, gar nicht so aus, als solle Julien Le Mers Schützling für den Platz an der Sonne je in Frage kommen.
Vorsichtig beginnend, klappte der bullige Singalo-Sohn als Anführer des restlichen Rudels lange Zeit bis zu 30 Meter nach. Als der Gipfel erreicht war, war Noble Superb mit seinem Latein am Ende, der zur Monté-Premiere einen gallebitteren Geschmack davon bekam, dass es in dieser Disziplin nicht leichter wird als vorm Wagen. Dafür tanzte Fado umso schwungvoller an. Als es auf die Zielgerade ging, setzte sich der frisch rasierte Feeling Cash locker von Flèche Bourbon ab, der der Husarenritt außen rum bleischwere Beine bescherte.
Dort wurde Fado du Chêne immer stärker und stach mit seinem Standardreiter Paul-Philippe Ploquin den nach außen driftenden Feeling Cash auf der inneren Bahn sicher mit 1½ Längen aus. Es war aus 31 Versuchen der 13. Sieg des Braunen mit der langen schmalen Blesse und der erste seit dem 4. Januar; danach war achtmal in Folge so ziemlich alles schief gegangen. 813.900 Euro stehen nun in seinem Sparbuch.
Lichtjahre hinter den beiden Großen gab’s für Flèche Bourbon, die sich mit ihrer Dauerattacke auf Feeling Cash heillos übernommen hatte, ein Waterloo: France Brésil, Force Vive, die unauffällig durchs Mittelfeld schlingernde Flicka de Blary und Fantaisie - sie alle liefen der völlig ausgepumpten Favoritin Rang um Rang ab. „Wunderschön, Fado wieder auf der Siegerstraße zu sehen“, schwärmte Trainer Julien Le Mer; die Rennrekordzeit von 1:12,5 lässt für den weiteren Verlauf des Meetings einiges erwarten.
Prix Joseph Lafosse - Monté - (Gruppe II int., fünfj. Hengste und Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 85.000 Euro
1. Fado du Chêne 12,5 Paul-Philippe Ploquin 68
5j.br. Hengst von Singalo a.d. Star du Chêne von Coktail Jet
Be / Zü: Claude Guedj; Tr: Julien Le Mer
2. Feeling Cash 12,6 Eric Raffin 28
3. France Brésil 13,6 Adrien Lamy 180
4. Force Vive 13,7 Benjamin Rochard 360
5. Flicka de Blary 14,0 Camille Levesque 330
6. Fantaisie 14,2 François Lagadeuc 220
7. Flèche Bourbon 14,4 Alexandre Abrivard 20
8. Flore de Janeiro 15,1 Florian Desmigneux 880
9. Noble Superb 15,3 Jean-Yann Ricart 260
Sieg: 68; Richter: sicher 1½ - 13 - 1½ - 5 - 2 - 3½ Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 12,5/1200m - 11,2/1700m - 11,9/2200m
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-05/7500/2
Des Fakirs neunter Streich
Der zweite Gruppe-II-Vergleich für die Generation 2015 war 150 Meter länger und den Sulkypferden vorbehalten. Drei der neun Aspiranten für den Prix Doynel de Saint-Quentin kamen aus dem Quartier Jean-Michel Bazires, darunter mit Rebella Matters die einzige Ausländerin. Die gebürtige Norwegerin war in dem abwechslungsreichen Match, bei dem beim Schlafwagen-Tempo von 1:18,5 auf den ersten 1.500 Metern die Führung munter von Flamme du Goutier über Fairplay d’Urzy, Fun Quick, im unteren Bogen zurück zu Fairplay d’Urzy und endlich für den Bergauf-Part zu For You Madrik wechselte, stets im Hintertreffen zu sehen. Dort, wo die „Turfistes“ sie als 500:10-Outsiderin auch in der Abrechnung erwarteten.
Ihnen machte die Explosive-Matter-Tochter beim neunten Frankreich-Versuch mit dem dritten sehenswerten Auftritt einen gründlichen Strich durch die Kombinations-Rechnungen. Während For You Madrik unter dem enormen Druck Fakir du Loraults, der mit François Lecanu, nachdem For You Madrik das Dirigat übernommen hatte, durch die Todesspur dampfen musste, zu Beginn der Zielgeraden schachmatt war und Jean-Michel Bazire bei Fairplay d’Urzy schon 100 Meter zuvor leere Hände hatte, legte Rebella Matters ganz außen einen Endspurt hin, der sich gewaschen hatte.
Lediglich Fakir du Lorault, der in vielen Gruppe-Prüfungen gestählte, aber in einer der Kategorie I oder II noch nie gekrönte Braune Mickaël Charuels, lag für sie außer Reichweite. Der Vaillant-Cash-Sohn biss sich sicher durch zum neunten Sieg aus 55 Engagements, der ihn auf 518.290 Euro hievte. Die stets in seinem Windschatten lauernde Féerie Wood holte eine weitere Länge zurück Bronze vor Fun Quick, der lange innen verhaftet war. Deutlicher distanziert war Flamme du Goutier, die vermutlich im Monté-Sport erfolgversprechender untergebracht ist und mit For You Madrik und Frisbee d’Am fast auf einer Linie anschlug.
Prix Doynel de Saint-Quentin (Gruppe II int., fünfj. Hengste & Stuten)
2850m Bänderstart, 25m ab 600.000 Euro (unbesetzt); 85.000 Euro
1. Fakir du Lorault 2850 14,4 François Lecanu 34
5j.br. Hengst von Vaillant Cash a.d. Native du Lorault von Chef du Châtelet
Be: Joëlle Laignel; Zü: Colette Esnault; Tr: Mickaël Charuel
2. Rebella Matters 2850 14,5 Christophe Martens 500
3. Féerie Wood 2850 14,5 Alexandre Abrivard 36
4. Fun Quick 2850 14,6 Matthieu Abrivard 85
5. Flamme du Goutier 2850 14,8 Théo Duvaldestin 130
6. For You Madrik 2850 14,8 Eric Raffin 48
7. Frisbee d’Am 2850 14,8 Anthony Barrier 140
8. Fairplay d’Urzy 2850 15,4 Jean-Michel Bazire 85
9. Freyja du Pont 2850 26,1 Nicolas Bazire 970
Sieg: 34; Richter: sicher 1 - 1 - 1 - 2½ - k.Kopf - ½ - 8 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 18,5/1350m - 15,7/1850m - 14,9/2350m
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-05/7500/5
Italienisches Allaire-Thomain-Doppel
Ein gefundenes Fressen für Philippe Allaire, den Mann für Frankreichs Youngsters schlechthin, waren die Gruppe-III-Vergleiche für den jüngsten betriebsfähigen Jahrgang, in denen es um jeweils 50.000 Euro ging. Dank Vollstrecker David Thomain, der vor wenigen Tagen den 1.500. Treffer seiner Laufbahn gesetzt hatte und im Rennen der Ladys mit Italienne zum 1.000. Mal in einem „Attelé“ ganz vorn war, wanderten beide Schleifen in sein Quartier. Wie üblich war der 61-jährige bestens aufgestellt, doch sollte im Prix Vourasie, der an die kleine Schwester Ourasis erinnert, nicht die indisponiert scheinende, zur Hälfte der 2.200 Meter kurzen Strecke immer schlechter trabende und disqualifizierte Favoritin It’s Now or Never zur Nachfolgerin seiner Beautiful Colibri werden.
Gut, dass er mit Italienne noch eine zweite messerscharfe Waffe im Match hatte, die sich im Dreikampf ums Kommando gegen Idylle à Vie, I Wanna Be Queen, Infinity Kalouma, Ivana Bella, Inès Fligny und dann erst It’s Now or Never durchsetzte und fortan zum gemütlichen Kaffeekränzchen bat. An dem nahmen Isola Farnese und I Want You schon nicht mehr teil, die sich kurz nach dem „Ab“ vergaloppiert hatten. Ein wenig mehr Schwung in die recht müde Sache kam erst auf der Zielgeraden, wo die Goetmals-Wood-Tochter aus Zucht und Besitz der Familie Tébirent unantastbar zwei Längen voraus zum dritten Erfolg aus sechs Versuchen durchzog, mit dem sie 63.370 Euro ihr Eigen nennt. Den Platz in ihrem Windschatten nutzte die von Allaires Ready Cash gezeugte Idylle à Vie zum ebenso unumstrittenen Ehrenplatz vor I Wanna Be Queen, die Sattelchampion Bilibili zum Vater hat.
„Das war eine ganz leichte Sache. Italienne ist eine sehr sympathische, trabsichere und leicht zu steuernde Lady, die trotz ihrer jungen Jahre weiß, was sie wie wann zu tun hat“, stellte der frischgebackene „1.000er“ ihr ein gutes Zeugnis aus.
Prix Vourasie (Gruppe III int., zweij. Stuten)
2200m Bänderstart o.Z., 50.000 Euro
1. Italienne 17,2 David Thomain 40
2j.br. Stute von Goetmals Wood a.d. Docéanide von Love You
Be: Kévin Tébirent; Zü: Marvin Tébirent; Tr: Philippe Allaire
2. Idylle à Vie 17,3 Alexis Chéradame 71
3. I Wanna Be Queen 17,5 Léo Abrivard 88
4. Infinity Kalouma 17,6 Romain Derieux 180
5. Ines Fligny 17,8 Charley Heslouin 1100
6. Ivana Bella 19,7 Anthony Barrier 710
7. Insolence du Lude 20,0 Hugues Monthulé 1600
8. Iseult de Bellou 20,2 Paul-Philippe Ploquin 1250
Isis de Rose dis.r. Guillermo Roig Balaguer 1550
Isola Farnèse dis.r. Jean-Michel Bazire 250
I Want You dis.r. Eric Raffin 79
It’s Now or Never dis.r. Yoann Lebourgeois 24
Sieg: 40; Richter: sicher 2 - 1½ - 1 - 2½ - 21 Längen; 12 liefen (NS Iseult Flower)
Zw-Zeiten: 18,8/1200m - 18,7/1700m
Wert: 22.500 - 12.500 - 7.000 - 4.000 - 2.500 - 1.000 - 500 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-05/7500/7
Nachfolger von Helgafell wurde im Prix Ourasi, dem Gegenstück für die zweijährigen Hengste, mit Italiano Vero ein weiterer Schützling aus der schier unerschöpflichen Kaderschmiede des Monsieur Allaire. Dies bedeutet zugleich, dass die Siegesserie des vor wenigen Tagen von Roger Wittmann und Thorsten Weck zur Hälfte von Fabrice Souloy erworbenen Idéal Ligneries ein abruptes Ende fand. Dass der Repeat-Love-Nachkomme im sechsten Anlauf die erste Niederlage kassieren würde, war so unerwartet nicht, denn Italiano Vero hatte sich nach zwei völlig vermasselten Auftritten zu Beginn seiner Laufbahn bei den folgenden drei Versuchen von bester Seite präsentiert und jeweils leicht gewonnen, was ihm mit 16:10 die Favoritenrolle bescherte.
Wer auf einen Wackler des Ready-Cash-Sohnes gesetzt hatte, hoffte vergeblich. Den leistete sich, nachdem er rasch den Taktstock an sich gerissen und ihn bei deutlich zügigerer Fahrt als im Prix Vourasie vor den - leeren - Tribünen an Italiano Vero abgetreten hatte, der „halbe Deutsche“ ein- wie ausgangs der zweiten Biegung. Italianos Windschatten nutzte nun Idem du Pont vor Intense de Tillard und In The Money, Spur zwei bewachte mit Inoui Danica „Allaire Numéro 2“ vor Invincible de Bry und Infant Perrine. In dritter Reihe kühlten Ibsen und Idéal d’Avenir bis zur letzten Kurve ihr Mütchen und tauchten dann dorthin ab, wo sie hergekommen waren - nach ganz hinten.
David Thomain hatte alle im Griff und konnte sich zeitig für die Fotografen in Positur setzen. 2½ Längen voraus schlug Italiano Vero für Allaires eigene Brieftasche zum vierten Mal (in Folge) zu, stemmte sein Konto auf 56.700 Euro und ist bis zum nächsten Duell mit Idéal Ligneries die Nummer eins im Jahrgang. Auf Platz zwei glänzte der ganz außen toll spurtende In The Money (von Crystal Money), der sich einen „Hals“ vor Infant Perrine (von Atlas de Joudes) und eine weitere halbe Länge vor Idem du Pont (von Quinoa du Gers) 12.500 Euro zu Gemüte führte.
Prix Ourasi (Gruppe III int., zweij. Hengste)
2200m Bänderstart o.Z., 50.000 Euro
1. Italiano Vero 15,4 David Thomain 16
2j.br. Hengst von Ready Cash a.d. Baraka d’Henlou von Diamant Gédé
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Guido Carnesecca
2. In The Money 15,6 Thierry Duvaldestin 160
3. Infant Perrine 15,6 Paul-Philippe Ploquin 780
4. Idem du Pont 15,6 Yoann Lebourgeois 450
5. Inoui Danica 15,7 Eric Raffin 87
6. Intense de Tillard 15,7 Tony Le Beller 1060
7. Idéal de l’Avenir 16,3 François Lagadeuc 1660
8. Ibsen 17,4 Romain Congard 1520
Is a Dream Louise dis.r. Franck Anne 600
Invincible de Bry dis.r. Romain Derieux 420
Idéal Ligneries dis.r. Franck Nivard 34
Sieg: 16; Richter: überlegen 2½ - Hals - ½ - ¾ - Hals - 6½ Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 14,9/1200m - 15,6/1700m
Wert: 22.500 - 12.500 - 7.000 - 4.000 - 2.500 - 1.000 - 500 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-05/7500/8