„Enrico nazionale“ lässt den Toto beben
(nn) Bologna, Sonntag, 26. September 2021. Ein wenig ins internationale Abseits geraten ist trotz der üppigen Dotation von 154.000 Euro der Gran Premio Continentale, der klassische Vierjährigen-Vergleich in der alten norditalienischen Universitätsstadt Bologna. In Frankreich werden die Vierjährigen schon aufs Winter-Meeting präpariert, Nordeuropa hat die Derbys gerade hinter und die Vorläufe zum Europachampionat vor sich. Da bleibt wenig ausländisches Ambiente übrig für den rührigen Veranstalter, zumal ein 800-Meter-Oval wie jenes des Ippodromo Arcoveggio nicht jeden Pferdes Sache ist.
Von den kurzen Geraden und engen Bögen waren einige für die 2.060 Meter oder 2½ Runden zu meistern. Einzig Franck Leblanc schickte mit Jahrgangscrack Hooker Berry einen Aspiranten über die Alpen, verpflichtete mit Jos Verbeeck einen Mann, der schon alles gesehen hat, worauf man Pferd und Wagen sportlich vorwärtsbewegen kann, und hatte bei der Startplatzauslosung das Glück des Fremden: Über die „3“ konnte das Umfeld des kernigen Fuchses nicht klagen.
Der „diable Belge“ versteht es noch immer, Pferde rasant wie kaum ein Zweiter vom Start zu schicken. Nach der zur Disqualifikation führenden Galoppade Bepi Bis (1), womit sich Alessandro Gocciadoro die Titelverteidigung umgehend abschminken konnte, hatte „Monsieur Jos“ nur noch Blackflash Bar (2) zu knacken. Santo Mollo hielt ihn durch den ersten Bogen in zweiter Spur, trat die Tête dann ab, und fortan verlebte der wie immer ohne Check aufgebotene Fuchs eine gemütliche Nachmittagssause.
Innen folgten Billy Idol Jet, Bonneville Gifont, Betta Zack und Brillant Ferm, außen wartete Bonjovi MMG vor Belzebu‘ Jet, Birba Caf und Bubble Effe, dass ihn jemand vom Todessitz erlösen möge. Nach 900 Metern fasste sich Enrico Bellei ein Herz und scheuchte Birba Caf im Rush an Hooker Berrys Flanke, was den Franzosen noch vor keine Probleme stellte. Die kamen eine Runde später - und zwar massiv. Noch vor Erreichen der Schlusskurve saß Verbeeck mit leeren Händen da und wurde zum Bremsklotz für die hinteren Garden, während Bellei die Reserven Birba Cafs goldrichtig eingeschätzt hatte.
Um den dritten Europäer nach Heinz Wewering und Jorma Kontio, der - am 17. März 2021 - 10.000 Siege im Sulky erreicht hatte, war es nach einer langwierigen Armverletzung in den letzten Jahren doch sehr viel stiller geworden. Nun zeigte der 23-fache „Campione“ mit seinem vierten Erfolg in diesem Klassiker, dass er von seinem Können nichts verlernt hat. Wuchtig entschwand die Oropuro-Bar-Tochter auf zwei Längen ihrem „Hintermann“ Bonjovi MMG zum zehnten und mit weitem Abstand wertvollsten Sieg ihrer am 24. November 2019 hier in Bologna mit einem Ehrenplatz begonnenen Laufbahn. Gerechnet hatte damit kaum jemand - die Odds von 593:10 sprachen Bände.
Bitter wurde der Nachmittag für Jos Verbeeck, der zu seinem Bedauern „beim Pferd bleiben musste“ - und das wurde Letzter.
73. Gran Premio Continentale (Gruppe I int., vierj. Hengste und Stuten)
2060 Meter Autostart, 154.000 Euro
1. Birba Caf 14,9 Enrico Bellei 593
4j.br. Stute von Oropuro Bar a.d. Marasque von Cantab Hall
Be: Scud. Superfantastica Sas; Zü: Az.Agr. Castelluccio; Tr: Enrico Bellei
2. Bonjovi MMG 15,0 Giampaolo Minnucci 41
3. Belzebu’ Jet 15,2 Vincenzo Luongo 395
4. Bubble Effe 15,3 Marco Stefani 18*
5. Blackflash Bar 15,4 Santo Mollo 45
6. Brillant Ferm 15,4 Andrea Farolfi 350
7. Betta Zack 15,7 Davide Nuti 1102
8. Billy Idol Jet 15,7 Massimiliano Castaldo 253
9. Bonneville Gifont 15,9 Wilhelm Paal 617
10. Hooker Berry 15,9 Joseph Verbeeck 35
Bepi Bi dis.r. Alessandro Gocciadoro 18*
*Stallwette
Sieg: 593; Richter: leicht 2 - 2 - 1½ - Hals - 1 - 3 Längen; 11 liefen (NS Bahamia)
Wert: 64.400 - 30.800 - 16.800 - 8.400 - 5.600 sowie 28.000 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/video/00000087867#