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Enrico Bellei - der dritte Mann

Enrico Bellei - der dritte Mann
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Italien

Rom, Mittwoch, 17. März 2021. Nun hat es für den 23-fachen Champion der Azzurri, der diesen Titel von 1999 bis 2017 in unterunterbrochener Folge trug und in dieser Ära alle Gelüste der Roberto Veccione, Roberto Andreghetti und Vincenzo Piscuolglio dell’Annunziata, ihn vom Thron zu stoßen, stets mit gewaltigem Vorsprung ins Reich der Fabel expedierte, doch etwas länger gedauert, als 2016 zu erwarten gewesen war.

Ende Juli jenes Jahres war er während des Derby-Meetings in Berlin-Mariendorf zur Europameisterschaft der Profis mit 9.121 Siegen aufgekreuzt, und bei durchschnittlich etwas mehr als 300 Treffern pro Jahr sollte für „Enrico nazionale“ die runde 10.000 spätestens im Frühjahr 2019 fällig sein.

Dass er nicht längst schon ein Zehntausender ist, war einer schweren Schulterverletzung zuzuschreiben, derentwegen er ab Mitte 2018 für Monate außer Gefecht gesetzt war. Das Comeback gestaltete sich außerordentlich schwierig. Gab es früher kaum einen Gran Premio in Nord- und Mittelitalien, für den er, schöpfte er nicht aus dem Reservoir des eigenen Quartieres, nicht als Catchdriver gebucht war, so wurden die Rufe fremder Trainer zunehmend seltener.

Die Arrivierten und die jungen Wilden, allen voran Antonio di Nardo und Alessandro Gocciadoro, übernahmen mehr und mehr die Regie im Fahrerlager. Ein weiterer Sturz auf die lädierte Schulter im November 2020, diesmal zum Glück ohne solch schwerwiegende Folgen wie zwei Jahre zuvor, verbesserte die Situation naturgemäß nicht.

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Vollbracht: No. 10.000 für Enrico Bellei (sportal.it)

Mit 9.998 Treffern war der am 3. Mai 1963 geborene Florentiner am frühen Mittwochnachmittag in die Veranstaltung von Rom-Tor di Valle eingestiegen, hatte im 3. Rennen mit der Stute Birba Caf vorneweg Nummer 9.999 souverän eingeklinkt und ließ die Honoratioren und Statistiker anschließend nicht lange zappeln. Zeichnete er für die Orlando-Vici-Tochter selbst verantwortlich, so wird das „Jubiläumspferd“, das ihm 80 Minuten später die runde, in Europa lediglich von Heinz Wewering (am 30. September 1995 mit Early Dragon in Pfaffenhofen) und Jorma Kontio (am 16. August 2015) erreichte Marke bescherte, von Roberto Faticoni trainiert.

Endgültig in trockenen Tüchern war der 10.000. Sieg mit der beim neunten Auftritt überhaupt erst zum zweiten Mal fehlerlos um den Parcours gekommenen, ins französische Gestütbuch eingetragenen Isabella Ferm, mit der der 57-jährige nach 400 Metern die Führung an sich gerissen hatte, als 100 Meter vorm Ziel der mit Alessandro Gocciadoro energisch attackierende Cobra aus dem Tritt kam. Der Rest war Formsache für Bellei, dem das Rennfahrerblut in die Wiege gelegt worden war: Sein 2006 im Alter von 75 Jahren in Montecationi Terme, dem Wohn- und Arbeitssitz der Belleis, verstorbener Vater Nello trug insgesamt elf Mal die Würde - und manchmal auch Bürde - eines Fahrerchampions.

Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/video/00000082869#

Zügig ist der junge Enrico die Treppe des Erfolgs hinan gestürmt. In seinem ersten Jahr 1982 gelangen ihm bei lediglich 89 Fahrten 22 Siege - ein Schnitt, den er zu seinen besten Zeiten auf Sieg-Prozente stets zwischen 30 und 40 ausbaute.

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Enrico Bellei (cavallomagazine.it)

Den ersten Frustino d’Oro, die goldene Peitsche, holte er sich 1992. Drei Jahre später knackte er beim zweiten Titel mit 276 Siegen den seit 1960 von Ugo Bottoni (262) gehaltenen Uralt-Rekord und verbesserte ihn ziemlich konstant fast jedes zweite Jahr über 321 (1996), 323 (1997), 429 (2005) auf 538 - eine Zahl, die außer Heinz Wewering keinem Europäer je gelungen ist. In jener Saison 2010 wurde er beim „Heimspiel in Italien“ erstmals Europameister und verteidigte den Titel 2012 in Hamburg.

Dass er nicht ein Jota von seinem goldenen Händchen, für das er von vielen Kollegen gerühmt wird, und seinem taktischen Geschick eingebüßt hat, bewies er mit seinem fünften Sieg im Derby Italiano del Trotto nach Uronometro‘ (1997), Echo‘ del Veltri (2004), Pascia‘ Lest (2012) und Testimonial OK (2015): Als 2019 der haushohe Favorit Axl Rose patzte, sprang er als Catchdriver mit Alrajah One in die Bresche, und riss für Alessandro Gocciadoro wenigstens den Trainer-Erfolg aus dem Feuer.

Bedeutendste seiner internationalen Erfolge waren jene in Frankreich mit Pascia‘ Lest (Prix de l’Atlantique in Enghien, Gruppe I, 2014), mit Farifant 2005 und Vivid Wise As 2017 im Prix Henri Cravoisier (Enghien) sowie im Vincenner Prix du Luxembourg 2018 mit Urlo dei Veltri. Drei Treffer gelangen ihm 2006/2007 mit Stall Catch Glorys Early Maker.

1997 holte der Mann, der sich in die Siegerlisten aller italienischen Klassiker sicherheitshalber zumeist mehrmals eingeschrieben hat, mit Wesgate Crown als Zweiter zu Gum Ball seine beste Platzierung im Elitloppet.

In Deutschland gewann Bellei 1997 das Buddenbrock-Rennen mit Dino As und belegte mit ihm im Derby Rang drei.