Elsa aus der Kiste
(nn) Cagnes-sur-Mer, Donnerstag, 9. Januar 2020. Bis gestern Abend kurz vor 22.00 Uhr hatte Björn Goop die schwedische Hauptstadt bzw. deren Piste von Solvalla beehrt und quasi „en passant“ zwei Rennen gewonnen.
Donnerstag zur Mittagszeit war der zwölffache Schweden-Champ schon wieder in Frankreich auf Achse - sein schier unglaubliches Reisepensum ist allein ein Ausrufungszeichen wert. Ausnahmsweise war nicht Vincennes der Bestimmungsort, sondern das rund 900 Kilometer südlich gelegene Cagnes-sur-Mer, das ihn mit strahlendem Sonnenschein und 11 Grad empfing. Das dortige Winter-Meeting der in Sichtweite der Riviera gelegenen, 1288 Meter langen Bahn spielt sich bei den enormen Paketen, die auf dem Plateau de Gravelle geschnürt werden, für den Rest Europas meist ein wenig unter dem Radar ab. Objekt der Goopschen Begierde war der 120.000 Euro wertvolle Prix de la Côte d’Azur, in dem nicht er, wohl aber Familienpferd Bryssel Neuland betrat. Gleichwohl trug der Ready-Cash-Sohn dank zweier souveräner aktueller Vincennes-Siege mit 34:10 Favoritenehren - und bekam kräftig unter die braune Nase gerieben, dass sich die Südfranzosen nicht ohne weiteres von den Nordlichtern unterbuttern lassen.
Der Achtjährige legte am Start ein paar Galoppsprünge ein, wodurch die 25 Meter Vorsprung gegen die Spitzengarde der Einheimischen perdü waren, noch ehe das Match begonnen hatte. Am zügigsten sauste aus Band eins Black d’Arjeanc los und trat das Kommando an Elsa de Belfonds ab, kaum dass die erste Kurve erreicht war. Bryssel war im fünften Paar außen hinter Baby Lou Max, Earl Simon, Coach Franbleu, die wie Blitze aus dem Zulagen-Band losgeschossen waren, und Beppe Am ziemlich weit vom vorderen Schuss entfernt. Bei bummeligem Tempo klemmte sich für die Schlussrunde Cagnes-Spezialist Baby Lou Max, der hier sage und schreibe 17 seiner 20 Siege eingerannt hatte, ins Kommando, was die Lage des Goop-Schützlings nur marginal besserte. In Anbetracht der ewigen Zielgeraden war das noch kein Beinbruch, doch an einen Sieg des Schweden vermochte an der letzten Ecke dennoch kaum jemand zu glauben. Dort sah alles danach aus, als solle Earl Simon seinen tollen Cagnes-Schnitt aufrechterhalten: Dreimal hatte Jarmo Niskanens Hengst hier sein Présent gegeben, genauso oft war er als Sieger hochgezogen worden. Franck Ouvrie saß drauf wie ein Major, bis dem von Prodigious gezeugten Schwarzbraunen auf den letzten 100 Metern die Luft ausging. Er hatte den Prix Ténor de Baune, sein erklärtes Winter-Ziel, am 22. Dezember wegen eines kleinen Infekts auslassen müssen und schien noch nicht wieder ganz auf Hundert.
Umso besser war Elsa de Belfonds drauf. Nach Nicolas Enschs kurzem, trockenem Tritt aufs Gaspedal flitzte sie auf drei Längen weg zum achten Cagnes-Treffer, dem wertvollsten der Karriere, und baute ihr Konto auf 353.690 Euro aus. Earl Simon biss tapfer die Zähne zusammen und wimmelte für den Ehrenplatz den ebenso brillant geschonten Black d’Arjeanc ab, dem dichtauf Voltaire Gifont und ganz außen Beppe Am folgten. Bryssel, durch den vor ihm galoppierenden Coach Franbleu 300 Meter vorm Ziel minimal gestoppt, hatte keinen Moment und in Bulle de Laumont eine Leidensgefährtin, die nie in vordere Sphären zu schnuppern vermochte und zum schlechten Ende gemaßregelt wurde.
Wie wenig Schwung in der Party war, unterstrich der Blick auf den Chronometer: Mit 1:14,2 blieb die kernige Elsa deutlich über dem 2019 von Bel Avis auf 1:12,5 geschraubten Rennrekord. „Bravo, Nicolas!“ strahlte Mitbesitzer Thomas Levesque, der Ensch die Stute vor knapp zwei Jahren überstellt hatte, nachdem es im Norden nicht sonderlich gut mit ihr gelaufen war, „seit einem halben Jahr spricht er mit mir über dieses Rennen und hat immer wieder betont, sie sei eine erstklassige Stute, die sich entwickeln müsse.“ Was an diesem 9. Januar gegen 14.00 Uhr auch dem letzten Zweifler klar geworden sein dürfte.
Prix de la Côte d’Azur (Gruppe III int., Fünf- bis Elfjährige)
2925m Bänderstart; 25 Meter Zulage ab 305.000, 50 Meter ab 655.000 Euro (unbesetzt); 120.000 Euro
1. Elsa de Belfonds 2925 14,2 Nicolas Ensch 47
6j.br. Stute von Tornado Bello a.d. Taifa von Gros Grain
Be: Ec. Thomas Levesque; Zü: Emmanuel Varin; Tr: Nicolas Ensch
2. Earl Simon 3. Black d’Arjeanc 4. Voltaire Gifont 5. Beppe Am 6. Eclat de Gloire 7. Créature Castelets 8. Baby Lou Max 9. Balthazar Maza 10. Balzac de Souvigné 11. Allegro Nonantais 12. Bryssel 13. Vanderlov Alexia du Cherisay Bulle de Laumont Coach Franbleu |
2950 13,8 Franck Ouvrie 2925 14,5 Eric Raffin 2950 13,9 Pietro Gubellini 2925 14,6 Franck Marty 2950 14,0 Loris Garcia 2950 14,0 Jean-Charles Féron 2950 14,0 Nicolas Mortagne 2925 14,7 Laurent-Guy Richard 2925 14,7 David Békaert 2925 14,7 Yannick-Alain Briand 2925 14,9 Björn Goop 2950 14,7 Anthony Laigron 2925 dis.r. Romuald Mourice 2950 dis.r. Stéphane Cingland 2950 dis.r. Franck Nivard |
2. 37 320 890 450 200 2450 30 2550 200 2190 34 2030 1590 130 85 |
Sieg: 47; Richter: leicht 3 - Kopf - ½ - ¾ - Hals - ¾ - ¾ - k.Kopf - Hals; 16 liefen
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro