Elitloppet 2021: Die Zangengeburt
Solvalla, Sonntag, 30. Mai 2021. Am Sonntag um kurz nach 10 Uhr war die Zangengeburt rund um den 70. Elitloppet, die Solvallas Sportchef auch einigen - diplomatisch beschrieben - gewöhnungsbedürftigen Entscheidungen seiner schwedischen Rennleitungskollegen zu verdanken hatte und die Délia du Pommereux, Hail Mary und vielleicht auch Dorgos de Guez als echte Werbeträger vergrault hatten, endlich beendet.
Als letzten der 16 prognostizierten Starter konnte Anders Malmrot die eisenharte Französin Bahia Quesnot verpflichten, nachdem am späten Samstagnachmittag Jerry Riordan bestätigt hatte, dass es für ihn selbstverständlich und eine Ehre sei, mit Gareth Boko, dem Sieger des Prins Daniels Lopp zu Gävle, anzutreten. Wie 2020 übrigens zum großen Leidwesen aller Beteiligten ohne Zuschauer, die erst ab dem 1. Juni in begrenzter Zahl wieder zugelassen sind.
„So chaotisch, so schwierig war es für mich und mein Team noch nie auch wegen der Absagen eines Trios, das eigentlich schon fest auf meiner Teilnehmerkarte stand“, klappte Malmrot halbwegs zufrieden und sehr erleichtert sein Arbeitsbuch zu. Herausgekommen ist, auch der noch immer grassierenden Corona-Pandemie geschuldet, wie im Vorjahr eher keine inoffizielle Sprinter-WM, sondern eine nordeuropäische, wie man sie auch in einem Gulddivisionen-Finale erwarten könnte, mit einigen fremden Farbtupfern.
Zwei Vertreter Italiens, von denen mit Titelverteidiger Cokstile einer norwegischen Geblüts ist, sowie zwei Franzosen vermitteln wenigstens einen Hauch internationales Flair. Echte Außenseiter sucht man vergeblich in den Vorläufen; vorab scheint ein jedes Gespann die realistische Chance auf einen Platz im Endlauf zu haben, in dem es um stolze sechs Millionen Kronen geht.
Nach der Auslosung der Startplätze fiel wie üblich einigen zweibeinigen Teilnehmern kräftig der Unterkiefer herunter. In erster Linie waren dies mit den von Malmrot gesetzten Don Fanucci Zet und Very Kronos zwei vorab als äußerst chancenreich angesehenen „Heimspieler“, die beide mit Startplatz „8“ maximal schlecht von der Losfee bedient wurden.
„Mit einer halbwegs vernünftigen Nummer maximal bis zur ‚6‘ hätte ich uns schon als leichten Vorlauf-Favorit gesehen. So sind’s rund 10 bis 15 Meter mehr, die Very Kronos kurbeln müsste, um in Front zu kommen - das wird haarig und macht die Sache nur noch ausgeglichener. Wir haben eine Woche Zeit, um nach dem Los-Schock dafür in die nötige Aufbruchstimmung zu kommen“, verriet Trainer Svante Båth.
Sein Kollege Daniel Redén stieß in ein ähnliches Horn: „Das ist alles andere als erfreulich. Wir müssen das Beste daraus machen. Don Fanucci arbeitet exzellent, ist ein harter Hund. Bei allen heurigen Auftritten war er mit Gummi-Boots unterwegs. Darauf werden wir wohl am 30. Mai verzichten, damit er noch ein wenig spritziger ist. Er kann sich ein Rennen auch von hinten aufbauen.“
Mehr Freude hatte Redén an seinem zweiten Aspiranten. „Heavy Sound darf von der Ideal-Rampe „2“ los. Bei ihm muss ich nur aufpassen, dass ich ihn im Training nicht überdrehe. Er ist nervlich ein kleines Sensibelchen“, so der 41-jährige, in Solvalla lizenzierte aktuelle Trainer-Champion der Tre Kronors.
70. Elitloppet (int.)
1609m Autostart, 600.000 SEK
Wert: 250.000 - 125.000 - 75.000 - 50.000 sowie viermal 25.000 SEK
1. Vorlauf (mit Trainer); Startzeit 15.30 Uhr
1. Vivid Wise As Alessandro Gocciadoro dto
2. Moni Viking Björn Goop dto
3. Milliondollarrhyme Fredrik Larsson dto
4. Aetos Kronos Magnus Djuse Jerry Riordan
5. Hickothepooh Vidar Hop Trond Anderssen
6. Bahia Quesnot Junior Guelpa dto
7. Cyber Lane Johan Untersteiner dto
8. Don Fanucci Zet Örjan Kihlström Daniel Redén
2. Vorlauf (mit Trainer); Startzeit 16.00 Uhr
1. Cokstile Vincenzo Gallo Mattia Orlando
2. Heavy Sound Kenneth Haugstad Daniel Redén
3. Seismic Wave Claes Sjöström Timo Nurmos
4. Gelati Cut Gabriele Gelormini Romain Christian Larue
5. Gareth Boko Mats E Djuse Jerry Riordan
6. Ecurie D. Ulf Ohlsson Frode Hamre
7. Click Bait Per Lennartsson Stefan Melander
8. Very Kronos Erik Adielsson Svante Båth
Ins Finale - Startzeit 18.10 Uhr - kommen die jeweils besten Vier, bei totem Rennen auf Platz vier das Pferd mit der höheren Startpunktzahl.
1609m Autostart, 6.000.000 SEK
Wert: 3.000.000 - 1.500.000 - 750.000 - 375.000 - 175.000 - 100.000 - 60.000 - 40.000 SEK
Deutsche Teilnehmer sucht man im Elitloppet freilich vergebens. Dafür sind aus hiesiger Sicht die Montéeliten (630.000 SEK/ca. 62.000 Euro) ein besonderer Leckerbissen. In dem stets rekordverdächtigen, da nur 1640 Meter kurzen Reiten sind mit Zauni (Ronja Walter) und Dreambreaker die zwei besten deutschen Vertreter dieses Metiers unter Order. Auf dem "Oberkracher" sitzt erstmals die bei Jean-Michel Bazire tätige Norwegerin Matilde Herleiksplass.
Von Startplatz 4 bzw. 5 treffen die beiden Deutschen u.a. auf den fast zwei Millionen schweren On Track Piraten, der mit Emilia Leo im Alter von 13 Jahren erst zum zweiten Mal unter dem Sattel antrifft. Der Start erfolgt um 13:25 Uhr.
Gar um 2 Mio. schwedische Kronen (rund 197.000 Euro) geht es nur zwei Rennen später um 14:15 Uhr im ersten Finale des Dreijährigen-Breeders-Course, das dafür erneut mit dem Håkan Wallner Memorial (Treåringseliten) "fusioniert".
Mit Stall Habos von Sybille Tinter trainierter Okira Bo (Björn Goop), die ihren Vorlauf in Solvalla überzeugend gewann, und Roman Thomaskamps Gigi Barosso (Robin Bakker), die sich als Dritte in Wolvega qualifizierte, sind auch hier deutsche Farben vertreten.
Paul Hagoort stellt mit Love You Too (Micha Brouwer), Zweiter in Wolvega, einen weiteren Teilnehmer. Rick Ebbinge steuert den italienisch registrierten Carloforte Font, Zweiter im Jägersro-Vorlauf.