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Eine Explosion für „6.000 plus“

Das Team "Who's Who" (Foto: expressen.se)
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Schweden

Boden, Samstag, 19. Juni 2021. Es ist von dieser Seite schon oft darüber geschrieben worden, wie sehr dieser Who’s Who seinem Vater Maharajah gleicht. Von der Physiognomie, der äußeren Gestalt kommt er fast als Eins-zu-Eins-Kopie daher, auch die Art zu laufen ähnelt auf verblüffende Weise der seines Erzeugers: Grundschnelligkeit auf diesem Niveau nur mittelprächtig, dafür umso stärkerer Durchzug auf den letzten 500 Metern, wenn das Tempo denn hoch ist und er sein ganze bullige Kampfkraft in die Waagschale werfen kann.

Leider hat er auch diverse Unpässlichkeiten und gesundheitliche Imbalanzen geerbt, die dem nunmehr Siebenjährigen wie seinem Herrn Papa so manchen Strich durch Rechnungen gemacht haben, die auf dem Papier lösbar aussahen. Ist auf Gruppe-I-Niveau auch nur ein Prozent nicht abrufbar, dann wird’s auf diesen eisigen Höhen nichts mit großen Würfen. So endete Who’s Whos Versuch, wie Maharajah auf dem Plateau de Gravelle Spuren zu hinterlassen, im Winter 2019/20 in echten Debakels, so dass man ein Jahr später auf einen Vincennes-Besuch gleich ganz verzichtete.

Im Paralympiatravet endete der Travkompanier nach einem mörderischen Run von der Spitze ausgepumpt auf Platz sechs. Sehr viel besser sah da schon der Ehrenplatz im Harper Hanovers Lopp unter Egalisierung des Weltrekords aus. Der erste große Wurf bei den Älteren gelang ihm – „Endlich!“, wie der Stoßseufzer seines Trainers Pasi Aikio unmittelbar nach dem Ziel verriet - im Norrbottens Stora Pris.

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(Foto: trav365.no)

Jenem bedeutendsten Match auf Schwedens nördlichster Rennbahn ein paar Kilometer südlich des Polarkreises, das heuer von 965.000 Kronen zur Dotation wie vor der Corona-Pandemie zurückgekehrt war. Von den ausgelobten 1.810.000 Kronen stand allein dem Sieger eine blanke Million zu, dessen mehr als 6.000 Besitzer zum guten Renntagsende um kurz vor 22.00 Uhr mit der Mittsommernachtssonne um die Wette strahlten. Sei es zu geringeren Teilen „live“, sei es vor den Bildschirmen daheim oder in den ATG- oder sonstigen Wettshops nach Zittern und Zagen: „Das kann nie gehen!“

Dank eines Monsterspurts bog der bullige Braune die Partie, die längst zu Gunsten Very Kronos‘ gebucht schien, in der Manier seines Vaters um und ließ selbst seinen Ausbilder verblüfft zurück: „Als sich Very Kronos auf der ersten Runde alles prima und vergleichsweise gemütlich einteilen durfte, hätte ich nie gedacht, dass Who’s Who aus dem dritten Paar außen das noch schaffen könnte, obwohl ich natürlich wusste, wie gut er drauf ist - aber das sind die Anderen ja auch."

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Trainer Pasi Aikio (Foto: aftonbladet.se)

"Und dann diese finalen 250 Meter - unfassbar, wie Örjan das wieder hinbekommen hat. Es brodelt in mir nach diesem seinem ersten bedeutenden Sieg als älteres Pferd“, war Aikio zu Tränen gerührt über den Hengst, der ihm vor drei Jahren das (erste) gelbe Jackett als Derby-Sieger geschenkt hatte - auch das damals in Weltrekordzeit. „Er ist das Pferd, von dem du träumst, das du vielleicht nur einmal in deiner Karriere in Händen hast. Er ist mein, er ist das Gesicht der Travkompaniet“, die seit den goldenen Jahren der Maharajah, Panne de Moteur, One too Many und Orecchietti eher wenig zu lachen hat.

Örjan Kihlström tilgte mit diesem Spektakel tatsächlich eine kleinen Makel, hatte er diese 1985 als „Top of Europe“ initieerte Prüfung bisher noch nie gewinnen können: „Seit er vierjährig ist, hat er gezeigt, dass er zu Besonderem fähig ist, und heute hat er’s erstmals gegen gestandene Recken bewiesen. Passt alles, dann kann er auch sprinten, das hat er im Paralympiatravet bewiesen, bei dem wir unterwegs pausenlos Druck bekommen haben."

"Es war heute eine extrem schwierige Mission, weil Very Kronos, den ich als stärksten Widersacher ausgemacht hatte, noch in der Schlusskurve fast unerreichbar weit vor uns lag. Doch dann hat er gezeigt, was in diesem Sport alles möglich ist. Who’s Who ist ein total umgänglicher Typ mit einer bemerkenswerte Abgeklärtheit und Psyche“, gestand der 58-jährige „Iceman“.

Ein wenig verknurrt kam Erik Adielsson daher, dem der vierte Triumph in diesem Klassiker auf den letzten Metern buchstäblich aus den Händen gerissen wurde: „Mit dem Pferd bin ich vollauf zufrieden, mit dem Resultat nicht. Ich hatte knapp unter 1:10 für die letzten 1.000 Meter auf der Uhr - das reicht normalweise immer. Obwohl ich wusste, was noch kommen könnte, wurden wir von einem Pferd mit einem galaktischen Endspurt erwischt. Schade - auch Very Kronos hätte nach dem Elitloppet-Desaster den Sieg verdient gehabt.“

Der Rennverlauf

Weil Antonio Trot an der „1“ eintrat wie die berühmte Karre Sand - Vernissage Grif zeigte schon beim Anrollen des Startwagens sein Miesepeter-Gesicht und war nicht zum Traben zu bewegen -, hatte der auch ob der idealen Startrampe „2“ knapp zum Favoriten erkorene Very Kronos kein Problem, sich sofort den Taktstock zu krallen. 1:11,1 für die erste halbe Bahnrunde waren für diese höchste Kategorie genauso lächerlich wie 1:13,3 für den ersten Kilometer, was auch daran lag, dass mit Moni Viking der Elitloppet-Fünfte den äußeren Aufpasser spielte.

Innen sahen Milliondollarrhyme, Antonio Trot, Gareth Boko, der mit der „5“ in vierter Spur hängen zu bleiben drohte und von Mats Djuse zurückgenommen wurde, sowie Zaccaria Bar, außen Wild Love, Who’s Who und Upset Face zu, wie sich die beiden Meistgewetteten belauerten - und hielten selbst alle Füße still. Richtig Druck aufzubauen vermochte Moni Viking nie: In prächtiger Manier stolzierte Very Kronos, hinter dem sich Erik Adielsson hin und wieder umschaute, wo denn Wild Love und Who’s Who wohl blieben, daher und bot dem Goop-Schützling nie eine Angriffsfläche.

Und weil auch Wild Love, die sich ab 300 Meter in dritter Spur versuchte, dort bei extrem gesteigerter Pace nicht weiter kam, blieb Who’s Who nur der Ausflug in Spur vier, wo er ebenfalls nicht wirklich gefährlich aussah. Adielsson kann man kaum vorwerfen, er hätte die entscheidende Phase verschlafen. Obwohl er Moni Viking und den Rest sicher im Sack hatte, fing der 46-jährige, der mit dem dritten V75-Sieg zum König des Nordens hätte werden können, mit dem Finish rechtzeitig an.

Es nützte alles nichts, denn Kihlström hatte augenscheinlich bis 200 Meter vorm Ziel das letzte Triebwerk noch gar nicht zugeschaltet. Was dann kam, glich einer Explosion. Wie eine Rakete kam der Travkompanier angedüst, meisterlich zirkelte ihn „ÖK“ an Very Kronos zum insgesamt 19. Sieg aus 38 Versuchen um einen „Hals“ vorbei, mit dem der Hengst in den Kreis der Zehn-Millionen-Kronen-Elite einzog: Genau 10.070.759 SEK prangen nun auf dem Konto - Balsam für so viele Besitzerseelen.

Es war zugleich ein Spiegelbild der fahrerischen Performance zweier schwedischer Größen: Björn Goop, der zweifellos nichts falsch gemacht hat, dem aber seit Monaten das Quäntchen Fortune fehlt, wurde mit einem Moni Viking durchaus exzellenter Dritter; der ebenfalls von Maharajah gezeugte Fuchs unterstrich, dass mit ihm über alle Distanzen zu rechnen ist.

Die üppige vierte Prämie ging an Gareth Boko, der um Antonio Trot und Milliondollarrhyme herumkurvte und sie knapp ausstach. Nur sieben Tage nach dem Ehrenplatz in Jämtlands Stora Pris konnte hingegen Wild Love als einzige Lady gegen das starke Geschlecht im nächsten Großen Preis keine Akzente setzen.

35. Norrbottens Stora Pris - Gulddivisionen - (int.)
2140m Autostart, 1.810.000 SEK
1.    Who’s Who    11,3    Örjan Kihlström    70
    7j.br. Hengst von Maharajah a.d. Reality Pride von From Above
    Be: Travkompaniets Stall AB; Zü: Menhammar Stuteri AB; Tr: Pasi Aikio
    Pflegerin: Jenny Ek
2.    Very Kronos    11,4    Erik Adielsson    28
3.    Moni Viking    11,5    Björn Goop    43
4.    Gareth Boko    11,7    Mats Djuse    88
5.    Antonio Trot    11,7    Ulf Ohlsson    337
6.    Milliondollarrhyme    11,7    Fredrik Larsson    155
7.    Wild Love    11,8    Kevin Oscarsson    100
8.    Zaccaria Bar    11,9    Mika Forss    594
9.    Upset Face    12,3    Per Linderoth    744
    Vernissage Grif    dis.r.    Alessandro Gocciadoro    84
Sieg: 70; Richter: sicher Hals - 1½ - 2 - Hals - Kopf - 1¼ - Hals; 10 liefen
Zw-Zeiten: 11,1/500m - 13,3/1000m - 12,4/1500m - 08,8/letzte 500m
Wert: 1.000.000 - 400.000 - 200.000 - 100.000 - 50.000 - 20.000 - 20.000 - 20.000 SEK

Video: https://www.youtube.com/watch?v=gXVbHeTvEy0

Zwei zuvor ergatterte V75-Schleifen mussten für Erik Adielsson als Trostpflaster herhalten. Mit Jörgen Westholms Guli Rubin sackte er das Match der Kaltblüter samt 110.000 SEK ein und landete unmittelbar vor Who’s Whos „Big Bang“ selbst einen gehörigen Knaller: Außen herum zerlegte er mit Upstate Face in der 2640 Meter langen Silverdivisionen für Adrian Kolgjini den gewiss nicht schlechten Tempomacher Cab Lane / Örjan Kihlström nach Strich und Faden und knöpfte ihm in neuer 1:12,9-Bahnrekordzeit für ältere Hengste und Wallache bis ins Ziel volle fünf Längen ab.

Er war einer der Gründe, warum die Königswette, die trotz eines 23-Millionen-Jackpots nur 114,4 Millionen SEK Umsatz generierte, letztlich 223 Systeme mit 235.238 Kronen reich belohnte.

V75-1 (Klass I):    Silver Bullit / William Ekberg    151
V75-2 (Kallblod):    Guli Rubin / Erik Adielsson    71
V75-3 (Klass II):    Pewdiepie / Björn Goop    29
V75-4 (Diam-Sto):    Todays Estelle / Per Linderoth    99
V75-5 (Brons):    Swagger / Sandra Eriksson    18
V75-6 (Silver):    Upstate Face / Erik Adielsson    32
V75-7 (Guld):    Who’s Who / Örjan Kihlström    70

Umsatz V75: 114.406.317 SEK

1. Rang: 223,1 Systeme à 235.238 SEK
2. Rang: 1.219 SEK
3. Rang: 96 SEK

Umsatz Top-7 (Brons): 1.721.843 SEK