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Ein Prinz wird Frühjahrskönig

Per Nordström stach mit seinen Dreijährigen © gratistravtips.se
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Schweden

(nn) Solvalla, Mittwoch, 22. April 2020. Für fast jeden etwas drin war am sonnenüberfluteten Abend auf der Hauptstadtbahn, die mit drei Prüfungen lockte, in denen dem Sieger jeweils ein sechsstelliger Scheck zustand. 200.000 Kronen warteten auf den Besten des Vårfavoriten, eines Dreijährigen-Vergleichs, in dem der Nachfolger solcher Koryphäen wie Big Spender (1984), Remington Crown (1996), Gigant Neo (2001) und Kadett C.D. (2010) gesucht und in Önas Prince gefunden wurde.

Der eigens aus Jägersro angereiste Per Nordström schwang, nachdem er eine frühe Anfrage Forever Melons ins Reich der Träume verbannt hatte, mit dem Chocolatier-Hengst vor dem Favoriten, Stall Habos Climber und T.Midi das Zepter, während Global Badman bei durchweg strammem 1:14er Tempo vor Jeppas Unplugged und Global Bookmaker der beschwerliche Weg des äußeren Anführer blieb. Der rechtzeitig von innen wegbugsierte Forever Melon bekam nach drei Siegen eine harsche Abfuhr: Unbeeindruckt verabschiedete sich der „Prince“ auf fünf Längen zur dritten und wertvollsten Krönung seiner fünf Starts umfassenden Laufbahn, nach der er nun 350.700 SEK reich ist. Genauso unangefochten war Platz zwei des zäh durchhaltenden Global Badman, während sich der zu keinem Moment überzeugende Forever Melon mit Ach und Krach und mächtig ausgeschüttelt Platz drei eine Nasenspitze vor Climber sicherte, der 26.500 SEK als ersten Obolus der Saison 2020 einstrich.

„Ich habe Önas Prince bei den Züchtern ausgesucht. Er hat uns enorme Probleme beim Einbrechen gemacht und muss noch immer mit Samthandschuhen angefasst werden - ein Rohdiamant eben. Es wird noch ein Weilchen dauern, bis ich ihn so zurechtgemacht an den Start bringen kann, wie ich mir das vorstelle. Er ist leicht zu erschrecken und kommt dann total aus dem Konzept, darum hat er noch eine feste Ohrenkappe drauf. Doch sein Potential ist enorm“, freute sich Nordström (52).

Vårfavoriten (nat., Dreijährige)

2140m Autostart, 393.500 SEK

1.      Önas Prince                   13,5     Per Nordström                   87                           

         3j.stichelh.dklbr. Hengst von Chocolatier a.d. Sobra von Pine Chip

         Be: Per Nordström AB, Hansson & Nilsson; Zü: Tomas Jonsson; Tr: Per Nordström

2.      Global Badman      

3.      Forever Melon        

4.      Climber                    

5.      Global Bookmaker    

6.      Jeppas Unplugged  

7.      T.Midi                         

13,9     Daniel Wäjersten             

14,1     Christoffer Eriksson         

14,1     Kim Eriksson                  

14,2     Mattias Djuse                  

14,3     Kaj Widell                        

15,0     Olle Alsén                        

32

18

161

201

111

555

Sieg: 87; Richter: überlegen 5 - 1½ - k.Kopf - 1½ Längen; 7 liefen

Zw-Zeiten: 12,2/500m - 14,6/1000m - 14,2/1500m - 11,8/letzte 500m

Wert: 200.000 - 100.000 - 50.000 - 26.500 - 17.000 SEK

 

Kleine Rakete macht ihren Besitzer zum „Mann des Tages“

Weil’s so gut geklappt hatte, versuchte es Nordström im halb so wertvollen Vårfavoriten for Ston für dreijährige schwedische Stuten mit einer ähnlichen Taktik, wobei seine Tiny Rocket ebenfalls wie eine Rakete in Front schoss, das Tempo jedoch enorm auf 1:19 für 1000 Meter drosseln durfte. Das stellte die von der „8“ am Start wie einst Ingemar Stenmark um Slalomstangen in die Innenspur wedelnde Favoritin Florist als Dritte hinter Camelita vor enorme Probleme. Etwas freier wurde die Fahrt für die Schlussrunde, als Ester Wibb die Faxen dicke hatte und an die Seite der „kleinen Rakete“ flitzte. Diese Beiden kämpften im Einlauf um jeden Zentimeter, wobei die Djali-Boko-Tochter um einen „Kopf“ das beste Ende für sich behielt und beim neunten Start den zweiten vollen Erfolg fixierte. Für Rang drei schaltete sich aus dem Hintertreffen weit außen Quantal Quetzal prächtig ein, wogegen Florist nie auf freie Bahn fand und als Fünfte unter Wert bezwungen blieb.

„Es wurde noch höllisch eng, obwohl ich ihr unterwegs viele Reserven habe aufsparen können. Ausgerechnet heute ist sie rossig geworden. Ich denke, deswegen hat sie nicht so exzellent durchgezogen, wie ich das aus dem Training gewohnt bin. Schwamm drüber - Hauptsache, sie hat gewonnen“, strahlte Nordström, in Jägersro Herr über 23 Traber. Eine kleine Privatfete wird’s in Stockholm trotz des großen Reibachs nicht geben: „Meine Frau fährt mit den Pferden heim, und ich halte auf dem ‚Önas‘-Gestüt bei Örebro nach vielversprechenden Jährlingen Ausschau.“

Vårfavoriten - Ston -(nat., dreij. Stuten)

2140m Autostart, 197.000 SEK

1.      Tiny Rocket                    16,0     Per Nordström                   39                                          

         3j.br. Stute von Djali Boko a.d. Sandbar Hanover von Cantab Hall

         Be / Zü / Tr: Per Nordström

2.      Ester Wibb                 

3.      Quantal Quetzal       

4.      Global Broadcast     

5.      Florist                       

6.      Camelita                 

7.      Hazelnut Sisu          

8.      Global Brexit             

16,0     Oskar Andersson             

16,1     Mattias Djuse                  

16,2     Rikard Skoglund            

16,2     Kevin Oscarsson              

16,6     Mika Forss                       

16,8     Jorma Kontio

19,1g   Daniel Wäjersten           

33

167

519

31

255

77

177

Sieg: 39; Richter: Kampf Kopf - ½ - 1 - Kopf - 4 Längen; 8 liefen

Zw-Zeiten: 15,0/500m - 19,0/1000m - 17,6/1500m - 12,4/letzte 500m

Wert: 100.000 - 50.000 - 25.000 - 13.500 - 8.500 SEK

Orlando in 1:09,8 der Chef

Den Knüller hatten sich die Stockholmer für den Schluss aufgehoben. In der letzten Prüfung der V86-Wette, die mit 31.839.389 SEK erneut einen exzellenten Umsatz akquirierte, musste Chief Orlando, dessen „Großvater“ mütterlicherseits der deutsche 1998er Derby-Sieger Felix Santana ist, für die 100.000 Kronen Siegprämie den skandinavischen Saisonrekord von 1:09,8 einstellen - ganz nach dem Geschmack von Namensgeber The Onion, einst Sprint-Weltrekordler bei den Vierjährigen (1983) und Elitloppet-Sieger 1984.

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Chief Orlando in 1:09,8 © travnet.se

In einer furiosen Anfangsphase fetzten sich der Orlando-Vici-Sohn (2), der außen die Nase stets um eine halbe Länge voraus hatte, und Evaluate (1) wie die Teufel um die Spitze, was in ersten 250 Metern um die 1:01 gipfelte. Nach knüppelharten 500 Metern hatte Stefan Melander ein Einsehen und ließ den seit rund drei Jahren für finnische Interessen laufenden Norweger vorbei, und nun konnte auch der bis dahin um rund 20 Meter nachklappende Rest aufschließen, von dem sich einige ob jenes irrwitzigen Duells die Hände rieben. Doch zu früh gefreut.

Zwar bezahlte Evaluate den Kraftakt, bereits auf dem Rückzug, mit einer Galoppade eingangs der letzten Kurve, wo auch der mal wieder die Außenspur beackernde Lionel Notsignale zu senden begann, doch hatte Richard Skoglund bei Chief Orlando noch einiges im Tank. Vielleicht hätte ihn Cokstile erwischt, hätte sich der Sieger des Gran Premio delle Nazioni und des Palio dei Comuni zur Saisonpremiere in dritter Angriffslinie einen Patzer eingangs der Schlusskurve verkniffen. Von Catchdriver Christoffer Eriksson meisterhaft ausgebügelt, setzte der ebenfalls in Norwegen geborene Quite-Easy-Sohn seinem auf drei, vier Längen enteilten Landsmann nach, vermochte den Abstand aber nur auf 1½ Längen zu verkürzen.

Den totalen norwegischen Triumph komplettierte der ehemalige Mittelstrecken-Weltrekordler Ferrari B.R., der aus Cokstiles Rücken Bronze ergatterte. Ziemlich unter ging Lionel; der kernige Fuchs mit der großen Blesse signalisierte nicht zum ersten Mal, dass nach extrem harten und höchst erfolgreichen Rennjahren - erinnert sei nur an den Erfolg im Prix de Paris - das Ende der Fahnenstange längst erreicht ist. Der auf geheimen Wegen innen geschonte Partizan Face knöpfte ihm Rang vier ab.

Der nunmehr 18fache Sieger Chief Orlando brachte sich mit dieser fulminanten Vorstellung stark für einen Auftritt im Elitloppet ins Gespräch.

The Onions Lopp (int., mind. 500.001 SEK)

1640m Autostart, 202.500 SEK

1.      Chief Orlando               09,8     Rikard Skoglund                38                           

         7j.schwbr. Hengst von Orlando Vici a.d. Muito Bonita von Felix Santana

         Be: Kari Ala-Röyskö & Esa Himanen, FI; Zü: Jim Kartevoll & Svein Grödem, NO; Tr: Pia Huusari

2.      Cokstile                  

3.      Ferrari B.R.               

4.      Partizan Face        

5.      Lionel                            

6.      Canari Match             

7.      I Love Paris                 

         Evaluate                       

09,9g   Christoffer Eriksson         

10,2     Torbjörn Jansson             

10,2     Erik Adielsson                

10,3     Göran Antonsen               

10,6     Örjan Kihlström              

10,7     Björn Goop                      

dis.r.    Stefan Melander            

48

30

211

96

145

107

137

Sieg: 38; Richter: sicher 1½ - 2 - ¾ - ¾ - 2 Längen; 10 liefen (NS Generaal Bianco / Erkältung; Rose Run Sydney / Fehler bei der Starterangabe)

Zw-Zeiten: 06,9/500m - 10,1/1000m - 09,1/letzte 500m

Wert: 100.000 - 50.000 - 25.000 - 13.500 - 8.500 - 5.500 SEK

 

Kleiner Bruder ganz famos

Schlecht losgegangen war der Abend für den Stall Habo. Der fürs deutsche Derby 2020 eingeschriebene Eagle in the Sky kam mit Martijn de Haan auch beim zweiten Versuch seiner Karriere nicht fehlerfrei um den Parcours. Ein Patzer nach 600 Metern warf den von Jean Huls gezüchteten Halbbruder Mister F Daags ans Ende des Pulks, von wo er bei der zügigen 1:17,3-Fahrt, nach der Björn Goop mit Bombus Jet überlegen voraus war, keine Chance hatte, in vordere Gefilde zu gelangen. Platz elf in 1:20,8 und 500 Kronen Antrittsprämie waren die magere Beute.

Wesentlich besser, ja schlichtweg überragend versah der ebenfalls fürs Blauen Band vorgesehene Hidalgo Heldia seinen zweiten Dienst. Kim Eriksson fackelte mit dem in Statur und Geläuf stark an seinen Vater Raja Mirchi erinnernden bulligen Braunen nicht lange, sauste ruckzuck ins Kommando und schob nur insofern eine ruhige Kugel, als er das Tempo mit durchweg 1:16 stramm und sich damit jedwede Konkurrenz vom Leib hielt. Als ihn der zwei Jahre ältere Ole auf Herz und Nieren prüfen wollte, legte Ginger Heldias kleiner Bruder locker zu und siegte zwischen „leicht“ und „überlegen“ mit 2½ Längen Vorsprung in 1:14,3/2140m, ohne dass Eriksson die Hände aufmachen musste. 40.000 Kronen gab’s aufs Konto von Hans-Ulrich Bornmann, 3,2-fache Sieg-Odds für Hidalgos Anhänger.

Ein deutschblütiger Sieger war auch auf der V86-Partnerbahn Bergsåker zu bestaunen. Von der „3“ war der von Friedrich Gentz gezüchtete Syoss in einer Sprintprüfung andere Ware und holte sich mit dem dreifachen Tagessieger Mats Djuse vorneweg die 27. Ehrenschleife seiner Laufbahn. 47 Mal ist der siebenjährige Wallach dafür In diverse Ringe gestiegen; nach kernigen 1:13,2 wanderten 60.000 Kronen auf sein mit nunmehr 654.132 SEK propper gefülltes Konto.