Ecurie D. wie aus einem Guss

(nn) Mantorp, Samstag, 16. Mai 2020. Einer der besten Stuten Schwedens aller Zeiten war das finanzielle Hauptereignis gewidmet: Ina Scot, in der Nähe von Mantorp von Kjell Dahlström ausgebildet, hält mit 31 Siegen an der Strippe noch immer den Serienrekord der schwedischen „Warmblüter“; mehr hat nur Kaltblut-König Järvsöfaks geschafft, der über drei Jahre 42 Mal in Folge nicht aus diversen Winner Circles zu boxen war.
Es waren mitnichten kleine Fische, die Ina Scot bei ihrer Serie gefangen hat. Größte Points waren Travkriterium, Derby gegen die Hengste, Europachampionat der Vierjährigen, Drottning Silvias Pokal sowie Breeders‘ Crown. Am letzten Januar-Sonntag des Jahres 1995 schrieb sie dann ganz große Geschichte: Mit Dahlströms Lebensgefährtin Helen Johansson gelang ihr der Triumph im renommiertesten Trabrennen der Welt, dem Prix d’Amérique.
Ihr zu Ehren wird die Ina Scots Ära für Vierjährige ausgetragen, in deren Siegerliste prominente Namen wie Opal Viking, Going Kronos und Spartan Kronos prangen. Nun kam einer hinzu, der eine ähnliche Laufbahn wie jenes Trio nehmen könnte. Ecurie D., von Jean-Pierre Dubois in Frankreich gezüchtet, aber, weil aus italienisch-amerikanischen Blutlinien stammend, im dortigen Zuchtbuch nicht zu registrieren - um solche Marginalien hat sich Monsieur Dubois noch nie geschert -, ist offiziell ein Däne, der vom Norweger Frode Hamre trainiert wird.
Acht Starts, acht Siege standen für ihn zu Buche vor seiner bislang schwersten Prüfung, die er auch noch von Startplatz „12“ in Angriff nehmen musste. „Angriff ist die beste Verteidigung“, in diesem Fall der weißen Weste, dachte sich Björn Goop und machte dem Infinitif-Sohn sofort Beine. Durch den ersten Bogen donnerte der muskulöse Braune in vierter und dritter Spur, klopfte nach 500 Metern beim ausgangs der ersten Kurve an Surf’n Turf vorbei in Front gezogenen Armour As an und holte sich bei dem eine barsche Abfuhr.
Kein Problem für Ecurie D. - blieb er eben in der Außenspur und setzte ab 500 Meter vorm Ziel ernsthaft die Daumenschrauben an, was die restlichen Bewerber vor enorme Probleme stellte. Armour As tat, was er konnte, und das war eine ganze Menge. Bis 100 Meter vorm Ziel hielt der von Jerry Riordan gecoachte Varenne-Sohn prächtig stand. Dann neigte sich die Waage immer deutlicher zu Ecurie Ds Gunsten, der schließlich ganz sicher mit einer Länge Vorsprung in 1:12,2 zum neunten Mal einnetzte und sein Konto um 250.000 auf 1.595.625 Kronen trieb.
Solvallas Fyraåringseliten am 31. Mai scheint der nächste logische Schritt für ihn - oder doch der Elitloppet? Goop plädierte für die kleine Lösung: „Er hat erst neun Rennen bestritten. Es wäre unfair, ihn gegen die gestählten Elite-Pferde anzuspannen, und dann auch noch auf der Sprintdistanz. Keine Frage - auf der Mittelstrecke könnte er gegen sie mitmischen, denn er hat jetzt schon alles, was ein erstklassiges Rennpferd braucht: Grundschnelligkeit, Kapazität, Können und den ausgeglichenen Rennkopf. Heute hat er sich großartig präsentiert - Armour As aber auch! Vielleicht sah es im letzten Bogen ein wenig besorgniserregend aus, als ich ihn hinter jenem einparkte. Doch er ist immer etwas phlegmatisch, und ich wollte ihn ein wenig aufbauen. Ich habe auf den letzten 150 Metern nichts von ihm verlangt - er ist im Grunde von sich aus vorbeimarschiert, und das mit fester Watte in den Ohren. Ein Supertalent.“
Hart umkämpft war weitere sechs Längen zurück Platz drei, den Rally Hans aus dem dritten Paar außen mit den letzten Schritten gegen den durchweg vor ihm liegenden Jason’s Camden und Power an Land zog. Robert Berghs Travkriterium-Sieger, erst vor einer Woche Vierter des Kungapokalen geworden und am Start innen neben Ecurie D. postiert, fand mäßig in die Hufe, war durchweg Schlusslicht der zweiten Reihe und bekam nach dem Marsch durch Spur drei ab 600 Meter vorm Ziel dann doch weiche Knie. Mehr als Platz fünf war da nicht mehr drin, so sehr sich der Googoo-Gaagaa-Sprössling auch ins Zeug legte.
Ina Scots Ära (int., Vierjährige)
2140m Autostart, 505.500 SEK
1. Ecurie D. 12,2 Björn Goop 20
4j.br. Hengst von Infinitif a.d. To Soon von Muscles Yankee
Be: Global Glide AB & Smart Repair Center AB Zü: Jean-Pierre Dubois, FR / DK; Tr: Frode Hamre
2. Armour As 3. Rally Hans 4. Jason’s Camden 5. Power 6. B.W.T.Echo 7. Gerry 8. Jareth Boko Surf n’Turf King of Everything Benjamin S.H. L.L.Royal |
12,3 Stefan Persson 12,9 Mika Forss 13,0 Örjan Kihlström 13,0 Robert Bergh 13,9 Jorma Kontio 14,2 Ulf Ohlsson 14,2 Torbjörn Jansson dis.r. Peter Ingves agh. Claes Svensson agh. Erik Adielsson agh. Rikard Skoglund |
55 443 187 35 953 342 634 594 274 658 601 |
Sieg: 20; Richter: leicht 1 - 6 - Kopf - 8 - 2½ Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 08,8/500m - 12,8/1000m - 13,0/1500m - 11,3/letzte 500m
Wert: 250.000 - 125.000 - 62.500 - 31.500 - 18.500 - 11.000 - 7.000 SEK
Wertvoll endlich auch in der Heimat
Anders als in den letzten Wochen, als viele Gulddivisionen als Sieb für den Elitloppet über kurze Wege führten, waren im Östgötalopp elf Herren und eine Dame mit etwas längerem Atem gefragt. 2640 Meter - solch ein Weg ist genau nach dem Geschmack Mindyourvalue W.F.s, der derartige Aufgaben liebt, drei Winter in Folge auf dem Plateau de Gravelle mit den weiten Bögen und langen Geraden viel Geld verdient hat, sich in Schweden, wo es fast ausschließlich 1000-Meter-Bahnen gibt, eher selten wohlfühlt.
Robert Bergh ließ sich mit dem Klotz von einem Pferd auf keine Ränkespiele ein, sondern wählte jene Taktik, die in Frankreich vorm Sulky wie unterm Sattel von immensem Erfolg gekrönt war. Nur VästerboontheNews schnellte schwungvoller hinter den Flügeln des Autos weg, doch war Ersatzmann Peter Ingves gut beraten, den knapp vor dem am Start gründlich patzenden Chief Orlando zum Favoriten erkorenen Mindyourvalue ausgangs der ersten Kurve passieren zu lassen.
Innen koppelten sich Mellby Drake und Gareth Boko an, so dass Dreammoko der Part des äußeren Anführers vor Michelangelo Ås, Handsome Brad, Racing Brodda und dem nochmals Anschluss findenden Chief Orlando anheimfiel. Nach moderaten 1800 Metern versuchte es Bergh mit der Flucht. Zügig baute er den Vorsprung auf vier, fünf Längen aus, was umso leichter fiel, da VästerboontheNews sofort erfasst war und für die „Innenspurler“ zum Bremsklotz wurde. Angeschmiert waren insbesondere Mellby Drake und Gareth Boko.
Kurz vor Erreichen der Zielgeraden wurde Gareth Boko etwas hemdsärmelig nach außen in Spur drei gequetscht und machte gewaltig Boden gut. Für den Sieg kam der Schwarzbraune längst nicht mehr in Frage. Den hielt Mindyourvalue W.F., dem auf den letzten 100 Metern sichtlich die Kräfte schwanden, eisern gegen Handsome Brad fest, der nach neun Monaten Pause mit einem enormen Schlussakkord nicht nachdrücklicher auf die Pisten, die die Welt bedeuten, zurückkehren konnte.
Für „Bronze“ erwischte Gareth Boko um ein paar Zentimeter Dreammoko, wie das Zielfoto auswies, doch sollten die dafür ausgelobten 37.500 SEK trotzdem in der Schatulle des schmucken Fuchses landen. Die bittere Pille für Lugauer: Nicht nur Platz drei war wegen der „Drängelei“ zu Lasten Racing Broddas futsch. Neben 3.000 Kronen Buße muss der 45-jährige vom 30. Mai bis 3. Juni ein fünftägiges Fahrverbot abbrummen und sich unter anderem Samstag und Sonntag die Elitloppet-Show von draußen ansehen.
Gemeinsam übrigens mit Bergh, der wegen übermäßigen Peitschengebrauchs drei Tage (30. Mai bis 1. Juni) „zu Fuß gehen“ darf. Davon unbeeindruckt hofft er für den Hövding-Lavec-Sohn auf einen Platz im Elitloppet-Feld: „Er hat oft genug bewiesen, welche Kapazitäten in ihm schlummern, und die Härte für zwei Heats an einem Nachmittag. Er hat alle Ingredienzien, die es für den Elitloppet braucht.“
Östgötaloppet - Gulddivisionen - (int.)
2640m Autostart, 306.500 SEK
1. Mindyourvalue W.F. 13,1 Robert Bergh 26
7j.br. Wallach von Hövding Lavec a.d. Mind Your Manners von Dahir de Prélong
Be: Christer Englund & Jacob Markström; Zü: WF Förvaltning AB; Tr: Robert Bergh
2. Handsome Brad 3. Dreammoko 4. Michelangelo Ås 5. Racing Brodda 6. Mellby Drake 7. Hotshot Luca 8. Charrua Forlan 9. Chief Orlando 10. Test Drive 11. VästerboontheNews Gareth Boko* |
13,1 Carl Johan Jepson 13,3 Björn Goop 13,7 Örjan Kihlström 13,8 Mattias Djuse 13,9 Dwight Pieters 14,0 Erik Adielsson 14,0 Torbjörn Jansson 14,1g Rikard Skoglund 14,2 Michael Larsson 14,7 Peter Ingves 3.dRL Conrad Lugauer |
81 117 224 138 500 755 375 32 773 785 114 |
*als Dritter disqualifiziert wegen Drängelns zu Lasten Racing Broddas 300 Meter vorm Ziel
Sieg: 26; Richter: Kampf ½ - 2½ - (k.Kopf) - 4 - 1 Länge; 12 liefen
Zw-Zeiten: 10,8/500m - 13,8/1000m - 14,5/1500m - 13,4/2000m - 12,8/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 37.500 - 19.000 - 12.000 - 8.000 - 5.000 SEK
Obwohl die ersten beiden und der letzte Sieger gar nicht so einfach auf den Schein zu bekommen waren, gab’s für fünf Richtige nichts. Am kommenden Samstag lockt Gävle neben dem Prins Daniels Lopp, in dem dem Sieger ein Elitloppet-Ticket winkt, mit einem 28-Millionen-Kronen-Jackpot, der wie üblich in Rang eins eingespeist wird.
V75-1 (Stayer): V75-2 (Silver): V75-3 (Ina Scot): V75-4 (Diam-Sto): V75-5 (Klass II): V75-6 (Guld): V75-7 (Brons): |
Cobbys Nana / Örjan Kihlström Maze Runner / Ulf Ohlsson Ecurie D. / Björn Goop Karamel Hill / Björn Goop Mr Marvelous / Ulf Ohlsson Mindyourvalue W.F. / Robert Bergh Zap di Girifalco / Björn Goop |
148 78 20 18 38 26 67 |
Umsatz V75: 108.096.363 SEK
1. Rang: 9.188 Systeme à 3.058 SEK
2. Rang: 47 SEK
3. Rang: Jackpot
Umsatz Top-7 (Klass II): 2.040.147 SEK
Hidalgo - auf dem langen Weg zum Derby
Vor der Königswette gab’s einen deutschen Derby-Aspiranten zu bestaunen. Dritter Start, dritter 40.000 Kronen wertvoller Sieg nach einem Vorlauf zum am 21. September entschiedenen „Sikta mot Stjärnorna“ (Suche nach den Sternen) steht nun im Fahrtenbuch von Hans Ulrich Bornmanns Hidalgo Heldia. Nach dem Rückzug von „Torfrau“ Follow my Lead schien die 2140 Meter lange Aufgabe endgültig zum Elfmeter für den muskelbepackten Braunen zu werden, der souverän mit dem ersten Schritt vorneweg Etappen von 1:12,4, 1:14,8 und 1:15,7 vorlegte.
600 Meter vorm Ziel fasste sich Ulf Ohlsson ein Herz und bat mit Playing Trix zum finalen Tanz. Ein wenig kam Ginger Heldias kleiner Bruder mit der hohen Vorderknie-Aktion unter Druck ins Schwimmen, doch half ihm Björn Goop meisterhaft über die kritische Phase im Schlussbogen hinweg. Im Einlauf hielt der Raja-Mirchi-Sohn in 1:14,4 eine Länge Vorteil dann problemlos fest; der Toto hatte bei 13:10 nichts anderes erwartet.
Es war der erste von fünf Treffer des zwölffachen schwedischen Champions, der nach drei V75-Winnern auch die letzte Prüfung mit der Italienerin Ale‘ Pride Gar einklinkte und einen funkelnden Arbeitstag beendete.