Duell der Cousins
(nn) Vincennes, Freitag, 11. Oktober 2019. Zügigen Schritts geht nicht nur der Sommer, sondern auch das entsprechende Meeting in Vincennes seinem Ende entgegen.
Die sechsstellig dotierten Prüfungen sind seit dem 29. September passé, bis zum 29. Oktober steht in der verbleibenden Handvoll an Gruppe-III-Aufgaben nur noch „Kleingeld“ zur Debatte - was im Fall des Prix Gordonia für die ältere europäische Kavallerie mit 80.000 Euro beileibe nicht zu verachten ist.
In der über 2850 Meter bzw. zwei Runden auf der „petite piste“ führenden Aufgabe wollte Vertige de Chenu beim 140. Auftritt beweisen, dass er auf seine alten Tage Geschmack am Monté-Sport gefunden hat und sein Erfolg vor drei Wochen in einer ähnlichen Prüfung stramm vorneweg kein Zufall gewesen war. Wieder legte der Lynx-de-Bellouet-Sohn los wie die Feuerwehr und schwang das Zepter, doch diesmal war die Konkurrenz gewappnet und ließ den Zehnjährigen, der nach den jüngsten Beschlüssen in Frankreich noch bis zum 31. März 2020 starten darf, nicht so weit aus den Fängen wie an besagtem 22. September. Schwer am Hacken klebten ihm mit Corail d’Aure und Carly die beiden Cousins Alexandre und Matthieu Abrivard. Außen mühte sich Vivier de l’Oison vor Volcan de Bellande, Al Capone Jet und nach wie immer behäbigem Beginn Jerry Mom, innen folgten Accord Marjacq und Julio de Luxe.
Als Alexandre eingangs der zweiten Überseite trotz der flotten Pace energisch zu drücken begann, war es um Jean-Michel Baudouins Schützling geschehen: Er stieg im Galopp aus. Ab 400 Meter vorm Pfosten lag die Entscheidung nur noch zwischen den beiden Abrivards, die sich fünf Längen vor dem mittlerweile von Accord Marjacq angeführten Rest beharkten, als kennten sie keine Verwandten. Schien zu Beginn der Zielgeraden Carly den besseren Zug zu haben und Corail d’Aure auffressen zu wollen, so hatte jener doch noch einige Reserven in petto. 100 Meter vorm Ziel neigte sich die Waage zurück zu dem die berühmten, weiß-blau längsgestreiften Farben Jag de Bellouets bzw. Michel Galliers tragenden Schwarzbraunen, für den dieser eine knappe Länge voraus festgemachte 15. Treffer zugleich der erste auf Gruppe-Ebene war.
Nach formidablen 1:12,2/2850m spuckte der Totalisator 6,1-fachen Sieg-Einsatz aus. Aufs Konto von Monsieur Gallier wanderten 36.000 Euro, womit die „Koralle“ 332.610 Euro wert ist. Fünf Längen dahinter ließ sich Accord Marjacq den dritten Platz von Jerry Mom nicht mehr stibitzen, der unterm Sattel im Finish längst nicht so schwungvoll auf Touren kam wie sonst vorm Sulky.
Prix Gordonia - Monté - (Gruppe III int., Sechs- Zehnjährige, keine 650.000 Euro)
2850m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Corail d’Aure 12,2 Alexandre Abrivard 61
7j.schwbr. Wallach von Cygnus d’Odyssée a.d. Murcia von Goetmals Wood
Be: Michel Gallier; Zü: Eric Delarue; Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Carly 3. Accord Marjacq 4. Jerry Mom 5. Vivier de l’Oison 6. Al Capone Jet 7. Volcan de Bellande 8. Julio de Luxe Vertige de Chenu |
12,3 Matthieu Abrivard 12,6 Paul-Philippe Ploquin 12,9 Yoann Lebourgeois 13,1 Laure Darlay 13,2 François Lagadeuc 13,5 Noémie Hardy 14,0 Mathieu Mottier dis.r. Eric Raffin |
26 300 59 350 170 610 670 30 |
Sieg: 61; Richter: sicher ¾ - 5 - 3½ - 4 - 1½ - 5 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 12,4/1850m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Kleingeld für Broadwell
Seiner Favoritenrolle vollauf gerecht wurde im Prix Bohémia für Vier- und Fünfjährige bis 224.999 Euro an Gewinnen der von Philippe Billard respektive Fabrice Souloy trainierte Violetto Jet. Schon zu Beginn der Autostartprüfung, die Vash Top im Galopp vermasselte, zeigte Franck Nivard, wer Herr im Hause ist, installierte den From-Above-Sohn sofort an der Tête und ließ sich dort durch den von Jean-Michel Bazire als „Drücker“ mit Alexandre Abrivard vorgeschickten Ghazi B.R. nicht vertreiben. Gründlich verrechnet hatte sich der 20-fache französische Champion, als er mit einem 700 Meter vorm Ziel aus dem dritten Paar außen angezettelten Überfall mit Valzer di Poggio die Ernte einfahren wollte.
Der Konter Violetto Jets saß knallhart. Der fünfjährige Italiener legte eine Schippe drauf, als hätte ihn die vorherige Massage durch Ghazi B.R. erst richtig warm und geschmeidig gemacht, und feierte in 1:11,7/2100m 3½ Längen voraus den vierten Frankreich-Treffer in Folge, der 26.550 der ausgelobten 59.000 Euro in seine Kasse spülte. Ebenso übersichtlich tanzte der chancenlose Landsmann Valzer di Poggio zu Rang zwei (1:12,0) vor dem Schweden Current Affair. Deutschlands Derby-Dritter 2018 Fabio de Pervenche kam aus dem fünften Paar außen als Fünfter (1:12,6) ein, musste den Platz nach Gangartüberprüfung jedoch räumen. Sein Pech war das Glück des stets direkt hinter ihm postierten Broadwell, mit dem sich weitere zwei Längen zurück Gabriele Gelormini durch die Geschlagenen mogelte, ohne sonderlich aufzufallen. Als Lohn gab’s 2.950 Euro für den aus zweimonatiger Pause kommenden Schützling Erwin Bots.