Drei kleine Stiche für die „grüne Hornisse“
Campbellville / Ontario, Freitag, 18. Oktober 2019. „It all comes down to the Breeders Crown”: Alles spitzt sich am Ende der Grand-Circuit-Season als letzter Kraftakt auf die Breeders Crown zu, die erstmals seit 2015 wieder in Kanada ausgefahren wird.
Nicht mehr in Woodbine, das mittlerweile zur reinen Galopprennbahn geworden ist, sondern im Woodbine Mohawk Raceparkquasi um die Ecke, dem ohnehin bedeutendsten Hippodrom der Ahornblätter. Insgesamt wird es am 25. und 26. Oktober bei zwölf „Krönungen“ um sechs Millionen US-Dollar „Apanage“ für die Jahrgangs-Primi und ihre Adepten beiderlei Geschlechts und Gangart gehen. Dieses Wochenende stand auf dem 1408 Meter weiten Oval westlich von Toronto im Zeichen der Vorläufe, so sie denn nötig waren.
Den Auftakt machte das junge „trabende Gemüse“, für das sich Yannick Gingras als deren Master erwies und sich in seiner Heimat, aus der er einst losgezogen ist, die USA zu erobern, beide Vorläufe für die 2017 geborenen Ladys sowie den einzigen für die Jungs an seine reich geschmückte Fahne heftete. Zweimal für Jimmy Takters Nachfolger Per Engblom, einmal für Trainerchampion Ron Burke, wobei er nie die Auserkorenen der Wetter zur Hand hatte.
Erst Shishito, zu Beginn der ersten Kurve Sister Sledge und in deren Scheitel Hypnotic Am waren die Spitzenreiterinnen in Vorlauf 1, mit dem die Elf-Gänge-Abendkarte eröffnet wurde. Dieses Trio machte auch die Stockerl-Plätze unter sich aus, wobei es überraschend der bei all ihren sieben Starts siegreichen Hypnotic Am für 12:10 nicht gelang, ihre strahlend weiße Weste zu verteidigen, obwohl sie auf dem dritten Viertel das Tempo sehr deutlich herausnehmen und somit viele Reserven sparen konnte. 250 Meter vorm Ziel aus dem Windschatten der in Schweden geborenen Chapter-Seven-Tochter der Courant AB beordert, stiefelte Sister Sledge unter Gingras‘ dezenten Rucklern um eine Länge vorbei zum achten Treffer aus zehn Versuchen, mit dem sie 305.102 USD schwer ist; am 5. November 2018 war sie für 35.000 Dollar über den Auktionstisch von Harrisburg gegangen. Sah es lange danach aus, als solle Violet Stride Shishito Rang drei abjagen, so biss die wie die Siegerin von Father Patrick gezeugte Engblom-Schülerin ein ums andere Mal zurück und distanzierte die Trixton-Tochter mit Mühe um einen langen „Hals“.
„Eigentlich sollte sie bereits zuletzt im International Stallion Stakes zu Lexington am 4. Oktober im Winner Circle aufkreuzen, aber da hab ich sie wohl etwas abrupt schnell machen wollen und sie ist etwas aus dem Takt geraten. Aus jenem Fehler hab ich gelernt. Ich ließ ihr mehr Zeit, sich auf freier Bahn zu sortieren, und es hat wunderbar geklappt. Sie ist schon eine sehr, sehr Gute“, bemerkte Gingras.
Breeders Crown - Trot - (zweijährige Stuten)
1609m Autostart, 25.000 USD (32.500 CAD)
Wert: 12.500 - 6.250 - 3.000 - 2.000 - 1.250 USD
1. Vorlauf
1. Sister Sledge 10,4 Yannick Gingras 69
2j.dklbr. Stute von Father Patrick a.d. Behindclosedoors von Andover Hall
Be: Burke Racing Stable, Melillo, Pumel & Libb, Weaver Bruscemi; Zü: Sergeant Stables & Andray Farms; Tr: Ronald Burke
2. Hypnotic Am 3. Shishito 4. Violet Stride 5. Madame Sherry 6. Globetrotting 7. Winter Olympics 8. Whose Blues |
10,5 Brian Sears 10,6 Dexter Dunn 10,7 Tyler Buter 11,0 Tim Tetrick 11,0 Anthony MacDonald 11,3 Åke Svanstedt 11,8 Bob McClure |
12 78 215 336 563 781 181 |
Sieg: 69; Richter: sicher 1¼ - 1¼ - ¼ - 2¼ - ½ Länge; 8 liefen
Runter wie Öl dürfte Züchter und Großbesitzer Al Libfeld, der gemeinsam mit seinem vielfachen Partner Marvin Katz Hauptsponsor der diesjährigen Breeders Crown ist, der Sieg seiner ausnahmsweise „solo“ gezüchteten Ms Savannah Belle in Vorlauf 2 gegangen sein. Yannick Gingras, derzeit die Nummer zwei der „money ranking list“ mit 10,36 Millionen Dollar an Einfuhren, brachte die Muscle-Hill-Tochter von der „8“ brillant ab. Noch schwungvoller konnte es nur die von der „9“ loslegende May Baby, die die „grüne Hornisse“ sofort als Tempomacherin akzeptierte und sich in deren Fahrasser ausgesprochen gut aufgehoben fühlte. Dort konnte er bis zu Beginn der langen Zielgeraden ausharren, weil bei dem knackigen Tempo von hinten gar nichts kam, was insbesondere für die bei ihren fünf Auftritten bisher unbezwingbare Ramona Hill etwas verwunderte. Der Rest war Formsache für Ms Savannah Belle, die mühelos 3½ Längen voraus zum vierten Erfolg aus acht Starts segelte und mit 212.908 Dollar ins Finale geht. Auf den finalen 100 Metern bekam May Baby Beine wie Blei, so dass Wine Rack Hanover (von Kadabra) und Ramona Hill (von Muscle Hill) sich um jeweils eine halbe Länge vorbei zu raufen vermochten.
„Heute war’s überaus simpel“, resümierte Trainer Per Engblom, der ja auch Shishito, die Dritte aus Vorlauf 1, und Synergy bei den Jungs im Finale anspannt, „obwohl wir wie so oft eine miese Startnummer erwischt haben. Trotz der knappen Niederlage hat sie mir bereits in Lexington am 27. September super gefallen. Wir haben ihr in Kentucky einen zweiten Auftritt erspart, um sie für die Breeders Crown richtig frisch zu haben. Ich denke, das hat sich ausgezahlt. Nächste Woche wird sie noch ein bisschen schärfer sein.“
2. Vorlauf
1. Ms Savannah Belle 10,5 Yannick Gingras 53
2j.br. Stute von Muscle Hill a.d. Stubborn Belle von Taurus Dream
Be / Zü: Al Libfeld; Tr: Per Engblom
2. Wine Rack Hanover 3. Ramona Hill 4. May Baby 5. Dip Me Hanover 6. Crucial 7. Sherry Lyns Lady 8. Tricky Sister Jula Shes Magic |
10,9 Sylvain Filion 11,0 Andrew McCarthy 11,0 James Yoder 11,3 David Miller 11,6 Chris Page 11,6 Tim Tetrick 12,8g Daniel Dube hdF Jody Jamieson |
308 15 175 98 357 91 489 522 |
Sieg: 53; Richter: überlegen 3½ - 1½ - ½ - Hals - ½ Länge; 9 liefen
Ausgelost wurden die Startplätze fürs Finale am Freitag, 25. Oktober, wobei allein die Vorlaufsiegerinnen Wahlrecht hatten. Alle anderen wurden zugelost.
Breeders Crown - Trot - (zweijährige Stuten)
1609m Autostart, 600.000 USD
Wert: 300.000 - 150.000 - 72.000 - 48.000 - 30.000 USD
1. Hypnotic Am
2. Sister Sledge*
3. May Baby
4. Dip Me Hanover
5. Ms Savannah Belle*
6. Wine Rack Hanover
7. Madame Sherry
8. Shishito
9. Violet Stride
10. Ramona Hill
*Vorlaufsiegerinnen
Glückliche Fügung
Zeigten sich die „Mädchen“ als brave Musterschülerinnen - lediglich zwei der 17 genehmigten sich falsche Schritte -, so ging’s bei den „Bengels“, die zwischendurch dran waren, ziemlich drunter und drüber. Von denen woll(t)en 13 ans große Geld. Da die Ställe von Real Cool Sam, Port Perry und Capricornus Wildcards akzeptierten und ihren Jungstars eine Woche kreative Regeneration spendierten, war aus dem verbliebenen Zehnerfeld des einzigen Vorlaufs nur für Drei der Traum von der ersten Krone frühzeitig beendet. Überraschend zählte Back of the Neck dazu. Dem vom Schweden Stefan Balaszi (Stall Order by Stable) gezüchteten Ready-Cash-Sohn verschrieb Brian Sears nach einem Patzer im ersten Bogen an zweiter Stelle - dort war auch Horse Trader aus dem Takt gekommen, während es Chestnut Hill kurz nach dem Ab erwischt hatte -, einen Marsch durch die Todesspur, die dem Schützling Marcus Melanders übergründlich den Garaus machte. 15 Längen hinter dem Sieger trudelte „die Faust im Nacken“ als Neunter ein. Haarscharf am „Out“ vorbei schrammte 15:10-Favorit Amigo Volo. Der Father-Patrick-Wallach kam überaus behäbig ab und verlor durch einen Fehler kurz vor Halbzeit zu seinen zwölf Längen Rückstand auf den Leader weitere zehn, schaffte jedoch aus vorletzter Position mit letztem Einsatz um eine Dreiviertellänge Platz sieben und darf sich in einer Woche um 600.000 „bucks“ noch einmal versuchen.
Die Hände reiben konnte sich hingegen Yannick Gingras, der durch die Galoppade Back of the Necks den Platz im Nacken von Tempomacher Beads erbte und dahinter frohlockte: Back of the Neck machte unaufhörlich Druck, was letztlich beiden Protagonisten nicht gut bekommen sollte. Aus vierter Stelle zog in dem turbulenten Match Third Shift in großer Haltung auf, doch war dem Chapter-Seven-Sohn die dritte Schlussbogenspur in einem furiosen Finish letztlich den entscheidenden Tick zu viel. „Es war besonders im ersten Bogen viel Trouble drin, und wo Amigo Volo abgeblieben ist, weiß ich gar nicht. Für mich war er das zu schlagende Pferd. Åkes Third Shift lief fantastisch, doch Synergy hatte mittenmang den deutlich kürzeren Weg. Das gab den Ausschlag“, resümierte Gingras, „ich hatte eingangs der Zielgeraden noch ’ne Menge in der Hand. Im September im Wellwood Memorial hatte er einen kleinen Hänger, danach hat Per den Beschlag etwas verändert; nun tut er sich deutlich leichter, wie bereits in Lexington zu sehen war“, ergänzte der 40-jährige. Nur eine halbe Länge später schlug Rome Pays Off an, und was Chestnut Hill leistete, war schlichtweg sensationell. Der frühe Aussetzer hatte den Sohn der Giganten Muscle Hill und Poof Shes Gone 18 Längen gekostet, von denen er rund 16 aufholte und als mit Abstand Schnellster des letzten Quarters auf Platz vier landete. Wie schloss Gingras sein Statement? „Ein Startplatz von 1 bis 5 ist Gold wert“ - und da hatte Chestnut Hill bzw. Trainer Nifty Norman ein zweites Mal Glück ganz im Gegensatz zu den drei „Wildcardern“: Sie bekamen die höchsten Nummern aufgebrummt.
Breeders Crown - Trot - (zweijährige Hengste & Wallache)
1609m Autostart, 25.000 USD (32.500 CAD)
Wert: 12.500 - 6.250 - 3.000 - 2.000 - 1.250 USD
Vorlauf
1. Synergy 11,5 Yannick Gingras 184
2j.br. Hengst von Father Patrick a.d. Southwind Sauna von Muscles Yankee
Be: Brittany Farms, Fielding, Liverman & Anderson; Zü: Southwind Farms; Tr: Per Engblom
2. Third Shift 3. Rome Pays Off 4. Chestnut Hill 5. Moon Bridge 6. Beads 7. Amigo Volo 8. Blue Cupertino 9. Back of the Neck 10. Horse Trader |
11,5 Åke Svanstedt 11,5 Tim Tetrick 11,6g Dave Miller 12,0 Dexter Dunn 12,1 Paul Macdonell 12,1g Dexter Dunn 12,2 Douglas McNair 13,3g Brian Sears 15,6g Trevor Henry |
95 91 126 267 798 15 358 91 1041 |
Sieg: 184; Richter: Kampf ½ - k.Kopf - 1 - 3 - ½ - ¼ - ¾ Länge; 10 liefen
Die Startplätze fürs Finale (Freitag, 25. Oktober)
Breeders Crown - Trot - (dreijährige Hengste & Wallache)
1609m Autostart, 600.000 USD
Wert: 300.000 - 150.000 - 72.000 - 48.000 - 30.000 USD
1. Beads
2. Synergy*
3. Moon Bridge
4. Amigo Volo
5. Chestnut Hill
6. Rome Pays Off
7. Third Shift
8. Capricornus
9. Real Cool Sam
10. Port Perry
*Vorlaufsieger