Dimitri Ferm - die Nummer eins im Revier

Bologna, Sonntag, 24. September 2023. Immer öfter geraten die internationalen Klassiker Italiens ins Abseits, was mehr oder weniger illustre Gäste anbelangt. Üppige 154.000 Euro, die über dem Gran Premio Continentale, dem Vierjährigen-Klassiker in der alten norditalienischen Universitätsstadt Bologna, stehen, locken selbst die reisefreudigen Nordländer nicht mehr über die Alpen, weil sie ihre Derbys gerade hinter und die Vorläufe zum Europa-Derby der Vierjährigen vor sich haben.
Ganz zu schweigen von den Franzosen, für die mit dem Critérium des 4 Ans das Gleiche gilt. Zudem dürfte für sie, die Weiten der gallischen Pisten gewohnt, die Umstellung auf ein 800-Meter-Oval wie jenes des Ippodromo Arcoveggio mit kurzen Geraden und engen Bögen noch schwieriger zu bewerkstelligen zu sein als für die auf 1.000-Meter-Bahnen ausgebildeten Skandinavier.
Die große Ausnahme bildete der in den USA bei Marcus Melander groß gewordene Jetborne, der mit extrem mauen Formen aus Schweden die Fahne der Internationalität hochzuhalten versuchte. Bei den 2019 geborenen Stuten war in dieser Hinsicht komplette Fehlanzeige.
Schwer zu kauen am Resultat des Hauptlaufs, in dem zwölf Hengste unter sich waren, hatte Alessandro Gocciadoro, dessen Quartett ziemlichen Schiffbruch erlitt. Er selbst wurde mit Favorit Denver Gio (1) Vierter, sein fast ebenso intensiv beachteter „Compadre“ Diamond Truppo (5) war als Sechster „Bester ohne Prämie“, und Dolce Viky (9) und Dakovo Mail (3) sahen rote Karten.
Dabei lief lange alles nach Plan für den 48-jährigen, der selbst mit Denver Gio die Spitze behauptete, sofort in Diamond Truppo einen „Abschirmer“ bekam, hinter dem der dritte Stablemate Dolce Viky die Bude für den innen verhafteten Dimitri Ferm (2) rigoros zunagelte. Lediglich Dakovo Mail sprang sich in der Anfangsphase um Kopf und Kragen.
Nach nicht mal einer halben Runde war die Sachlage geklärt, und fortan konnte oder wollte niemand das Gocciadoro-Trio reizen, das selbstverständlich kein Interesse an einer allzu zügigen Pace hatte. Dumm nur, dass es in Bologna eine innere Überholspur gibt. In dritter Spur hatte ausgangs der Schlusskurve, als endlich gehobelt wurde, dass die Späne flogen, Dolce Viky seinen großen Auftritt, der jedoch nicht lange währte, sondern im Galopp endete.
Andrea Farolfi hoffte inständig auf den Open Stretch, und dann hieß es: Dimitri Ferm hinein lavieren und sich wohlfühlen. Der Nad-Al-Sheba-Sohn hatte, weil Denver Gio überraschend wenig Widerstand leistete, im Handumdrehen gewonnenes Spiel.
Zwei Längen vor Daniele Jet klinkte der Derby-Sieger 2022, für den es heuer höchst beschwerlich gelaufen war, den zwölften Sieg insgesamt und vierten auf höchster Ebene ein, womit der Schützling von Mauro Baroncini bei 650.666 Euro angelangt ist. An Denver Gio quetschte sich innen Diluca Mo zu Rang drei vorbei, und auch Diamond Francis kam aus dem dritten Paar außen noch gehörig auf Touren.
74. Gran Premio Continentale - Trofeo Tomaso Grassi - (Gruppe I int., vierj. Hengste und Stuten)
2060 Meter Autostart, 154.000 Euro
1. Dimitri Ferm 13,4 Andrea Farolfi 44
4j.schwbr. Hengst von Nad Al Sheba a.d. Tracy Chapman von Goetmals Wood
Be / Zü: Scud. Dream Ferm; Tr: Mauro Baroncini
2. Daniele Jet 13,6 Gaetano di Nardo 121
3. Diluca Mo 13,7 Marcello di Nicola 247
4. Denver Gio 13,7 Alessandro Gocciadoro 24
5. Diamond Francis 13,7 Vincenzo-P. dell’Annunziata 247
6. Diamond Truppo 13,9 Antonio Simioli 31
7. Destino DJ 13,9 Pietro Gubellini 681
8. Denzel Treb 13,9 Antonio di Nardo 143
9. Danubio 14,8 Andrea Guzzinati 442
10. Jetborne 15,9 Marco Stefani 430
Dolce Viky dis.r. Manuel Pistone 105
Dakovo Mail dis.r. Massimiliano Castaldo 133
Sieg: 44; Richter: leicht 2 - 1 ¼ - k.Kopf - k.Kopf - 1 - Kopf; 12 liefen
Zw-Zeit: 14,4/1000m
Wert: 64.400 - 30.800 - 16.800 - 8.400 - 5.600 sowie 28.000 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6337754436112
Vorneweg zum ersten Gruppe-Streich
Weit mehr Freude hatte Italiens Trainerchampion 60 Minuten zuvor an der mit 66.000 Euro dotierten Filly-Abteilung, in der er fünf Schützlinge stellte, jedoch nicht selbst im Sulky aktiv war und von außen entspannt zuschauen konnte, wie seine Catchdriver die Prämien eins, zwei und vier einheimsten. Lediglich Diana Pizz und die im ersten Bogen springende Dolcezza Sergio kehrten ohne Hafergeld heim.
Höchst willkommen dürfte seiner Truppe gewesen sein, dass Due Italia (3), 2022 eine der herausragenden Stuten ihrer Generation und „pünktlich“ zu den Oaks außer Form, in gestrecktem Galopp begann, womit sich das Team Farolfi/Baroncini einen Doppelschlag abschminken konnte.
Für die „Gocciadoros“ lief’s wie am Schnürchen. Von der „2“ flitzte Dali Prav vor Dea Grif (5) ins Kommando und bekam mit Daughter As (9) einen Satelliten aus dem eigenen Lot. Innen folgten Dea Sprint Bar und Diana Pizz, außen waren Duna di Girifalco und Dilva Jet die Nächsten.
Bei dem Waffenstillstand konnte René Legati seiner Stute alle nötigen Reserven bewahren für den siebenten Sieg, der der erste auf höherem Parkett war und der Donato-Hanover-Tochter ein deutliches „Upgrade“ auf 98.390 Euro bescherte. Aus der permanenten Todeslage biss sich Daughter As (von Father Patrick) zum Ehrenplatz vor Dea Grif (von Varenne) durch, der der Open Stretch kaum etwas nützte.
Gran Premio Continentale - Filly - (Gruppe II int., vierj. Stuten)
1660 Meter Autostart, 66.000 Euro
1. Dali Prav 12,5 René Legati 83
4j.br. Stute von Donato Hanover a.d. Latina Prav von Lemon Dra
Be: Scud. Indal; Zü: Lainate Nord di Pietro Pravettoni; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Daughter As 12,5 Francesco Tufano 19
3. Dea Grif 12,6 Antonio di Nardo 69
4. Dea Sprint Bar 12,7 Santo Mollo 191
5. Duna di Girifalco 12,8 Andrea Guzzinati 101
6. Diana Pizz 12,8 Manuel Pistone 376
7. Dilva Jet 13,7 Ferdinando Pisacane 207
Due Italia dis.r. Andrea Farolfi 35
Dolcezza Sergio dis.r. Antonio Simioli 74
Sieg: 83; Richter: sicher ¾ - Kopf - ¾ - 1 - 1 Länge; 9 liefen
Wert: 27.600 - 13.200 - 7.200 - 3.600 - 2.400 sowie 12.000 Euro Züchterprämie