Dienst nach Vorschrift für 40 Mille
Cagnes-sur-Mer, Mittwoch, 1. Februar 2023. In Cagnes-sur-Mer ist Jean-Michel Bazire eher selten präsent. Schon gar nicht während des laufenden Winter-Meetings in Vincennes, ist doch seine Equipe perfekt eingestellt auf die Berg-und-Tal-Bahn auf dem Plateau de Gravelle, und mehr Geld gibt’s dort im Allgemeinen auch zu verdienen.
Das hindert den 20-fachen Sulky d’Or natürlich nicht, hin und wieder einem chancenreichen Kandidaten die weite Reise in den Süden angedeihen zu lassen, wenn die Ausschreibung aufs I-Tüpfelchen passt. Das war zum Beispiel am 12. Januar für den von ihm trainierten Schweden Bordeaux S. im Prix de la Côte d’Azur der Fall, dessen Sieg mit Christophe Martens in dem 120.000er bei „JMB“ offensichtlich Appetit auf mehr gemacht hat.
An diesem in Vincennes rennfreien Mittwoch standen im Grand Prix de Vincennes für etwas mehr als zwei Runden rum 90.000 Euro auf dem Spiel. 25 Meter Mehrarbeit gemeinsam mit Fighter Smart sollten Gently de Muze nicht jucken, befanden die „turfistes“, auch nicht der Handwechsel zu Martens, „JMBs“ Catchdriver für den Süden Frankreichs, der auf dem Hippodrom in Sichtweite der Côte d’Azur jedes Sandkorn kennt, und so kürten sie den siebenjährigen Hengst bei 1,8-fachen Odds zum glasklaren Favoriten des Elferfeldes.
Aus dem genehmigten sich Dick des Malberaux und Dexter des Baux kurze Startfehler, womit für dieses Duo der Bandvorteil flöten war. Anders Estero. Mit der dritten Kraft des Wettmarkts löste Lokalmatador Nicolas Ensch, der sich in seinem Wohnzimmer so leicht nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen gedachte, in der ersten Biege French Man als Zeremonienmeister ab und gab fortan einen munteren Takt vor.
Weit nach hinten versetzt schwang sich Gangster Davaness zum äußeren Leader auf, hinter dem Martens in aller Seelenruhe sein Pulver trocken hielt. Auch als nach einer Runde Faithful vor den Gangster dirigiert wurde, war das für den gebürtigen Belgier kein Grund zu sonderlicher Unruhe. Als aber auch Gabriele Gelormini keine Anstalten machte, dem Tempomacher ernsthaft auf die Pelle zu rücken, war’s Im vorletzten Bogen mit der dezenten Zurückhaltung des favorisierten Gespanns vorbei.
Schwungvoll umkurvte Gently de Muze seine beiden Lokomotiven. Ensch merkte, was die Stunde geschlagen hatte, und zog 800 Meter vorm Ziel die Temposchraube an, so dass sein nunmehr erster Verfolger ihm zunächst nicht an die Gurte kam.
Für Gently de Muze schien das jedoch alles eher Spielerei: Auf der ellenlangen Zielgeraden - da grüßten die kurz nacheinander ausgefallenen Dick des Malberaux, French Man und Faithful längst vom Sünderturm - machte er nach zwei energischen „Bitten“ Ernst und bekam den sich bis ins Ziel heftig wehrenden Estero, zu dem sich der stets als innerer Dritter aktive Danseur Baroque am besten hielt, um 1½ Längen bombensicher in den Griff.
Der mit sieben Jahren noch gar nicht so alte Perlando-Nachkomme entwickelte sich in diesem Winter zum Goldesel: Siege in diesem Prix de Vincennes, im Prix de Crécy La Chapelle und in der Clôture des GNT sowie die Plätze zwei im Prix du Forez und drei im Prix de Bar-le-Duc haben seit dem 4. Dezember 174.600 der 496.900 Euro in die Kasse von Besitzer Yannick Desmet gespült.
„Jean-Michel vertraut mir stets perfekt vorbereitete Pferde an, und solche Chancen darfst du dir nicht entgehen lassen. Ich musste etwas früher als geplant in die Offensive, weil meine beiden Führpferde keinen Zug nach vorn entwickelten. In der letzten Kurve war Estero zwar noch ein gutes Stück voraus, aber Gently lief längst nicht auf Hochtouren. Schon dort ahnte ich, dass es reichen würde“, zog Martens erfreut Bilanz.
Nicolas Ensch ließ das Geschehen Revue passieren: „Ich hab’s auf diese Weise versucht. Hätte ich mehr oder früher Tempo bolzen sollen? Ich denke, es hätte nicht viel geändert, weil Gently einfach der Bessere war.“
Grand Prix de Vincennes (Gruppe III int.; Sieben- bis Zehnj., keine 640.000 Euro)
2925m Bänderstart, 25m Zulage ab 281.000 Euro; 90.000 Euro
1. Gently de Muze 2950 13,2 Christophe Martens 18
7j.br. Hengst von Perlando a.d. Obade Mancellerie von Halimède
Be: Yannick Desmet; Zü: Joris de Brabander; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Estero 2925 14,0 Nicolas Ensch 78
3. Danseur Baroque 2925 14,0 Jean-Charles Feron 140
4. Dollar du Plain 2925 14,1 Yannick-Alain Briand 190
5. Fast Domino 2925 14,5 Maxime Grasset 200
6. Gangster Davaness 2925 14,6 David Cinier 640
7. Dexter des Baux 2925 14,6g Edouard Coubard-Meunier 810
8. Fighter Smart 2950 14,3 Jean-Christophe Sorel 160
French Man 2925 dis.r. Laurent Gout 510
Faithful 2925 dis.r. Gabriele Gelormini 49
Dick des Malberaux 2925 dis.r. Antoine de Vaugiraud 410
Sieg: 18; Richter: sicher 1½ - ¾ - 1 - 5 - ¾ - 1 Länge; 11 liefen
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-02-01/0601/4