Die lachende Dritte

(nn) Vincennes, Montag, 23. November 2020. Lange schien der Prix Edmond Henry, das von Flore de Janeiro und Fado du Chêne im Galopp begonnene Satteltraben der Kategorie II für die Generationen 2014 und 2015, lediglich eine Angelegenheit zwischen Etonnant und Feeling Cash zu sein.
Der Cornulier-Zweite, vorm Sulky ähnlich wie früher Arlington Dream ungenießbar geworden, preschte los wie von der Tarantel gestochen und führte dank des Höllenritts von Anthony Barrier teilweise 40 Meter voraus. Der Allaire-Schützling, ein Mister Zuverlässig in beiden Disziplinen, der selten siegt, aber immer für ein vorderes Plätzchen gut ist, was ihn zum Millionär gemacht hat, führte die Meute hinterher und mühte sich redlich, die Lücke zu schließen. Am Berg wurde der Timoko-Sohn allmählich kürzer, eingangs der Schlusskurve betrug sein Vorteil nur noch zwei, drei Längen und war ausgangs derselben praktisch aufgebraucht.
Zwei, drei kräftige Hiebe Eric Raffins - Feeling Cash schaute seinem Widersacher in die Augen und kam im zähen Kampf die Zielgerade herunter doch nicht vorbei. Das Gemetzel der beiden Granden hatte sich Adrien Lamy aus dritter Position höchst interessiert angeschaut. Schien seine Etoile de Bruyère 300 Meter vor Schluss nur für Platz drei in Frage zu kommen, für den sich zu jenem Zeitpunkt auch Ezalyo Smart noch nachdrücklich bewarb, so tat sich auf den finalen 200 Metern Erstaunliches. Heimlich, still und leise ging der Stern der Dunkelbraunen mit der Riesenblesse auf, die sich zur Verblüffung vieler streng innen um eine Länge an den beiden Kampfhähnen vorbei zum siebenten Sieg ihrer 45 Starts umfassenden Laufbahn raufte.
„Ein perfekter Ritt von Adrien! Beim letzten Mal (am 17. Oktober im Fahren des Prix de la Ville de Caen/Anm.d.Red.) hat sie mich doch sehr enttäuscht, so dass ich die Schraube im Training angezogen habe. Wir haben sie etwas anders zusammengestellt - das hat offensichtlich Früchte getragen. Mit diesem Run hat sie bewiesen, dass sie noch immer im Stande ist, eine scharfe Klinge zu schlagen. Der Prix de Cornulier ist noch ein Weilchen hin. Nun liegt‘s an mir, ihre Form bis dahin zu konservieren“, steckte Trainer und Besitzer Charles Dreux (32) die Marschrichtung der kommenden Wochen ab.
Prix Edmond Henry - Monté - (Gruppe II int., fünf- und sechsj. Hengste und Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 85.000 Euro
1. Etoile de Bruyère 12,8 Adrien Lamy 75
6j.dklbr. Stute von Kénor de Cossé a.d. Reinette du Tijas von Ekir de Léau
Be / Tr: Charles Dreux; Zü: Véronique Levrard
2. Etonnant 12,8 Anthony Barrier 62
3. Feeling Cash 12,9 Eric Raffin 19
4. Ezalyo Smart 13,3 Mathieu Mottier 160
5. East River 13,7 Alexandre Abrivard 87
6. Freeman de Houëlle 14,8 David Thomain 520
7. Excessive Well 14,9 Léo Abrivard 1340
8. Fighter Smart 15,5 Théo Peltier 1560
Flore de Janeiro dis.r. Florian Desmignieux 660
Fado du Chêne dis.r. Paul-Philippe Ploquin 67
Sieg: 75; Richter: Kampf 1 - ½ - 6½ - 5 - 15 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 12,1/1200m - 12,9/1700m - 12,2/2200m
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-11-23/7500/2
Teufelsbraten Jean-Michel Bazire
Wichtigster Vergleich vorm Sulky war der als Quinté-Rennen ausgetragene Prix de Montignac-Charente, in dem es für sechs- bis zehnjährige Europäer, die keine 460.000 Euro auf der hohen Kante hatten, über die Amérique-Distanz von 2700 Metern um 67.000 Euro ging. Drei Pferde hatte Jean-Michel Bazire unter Order, entschied sich erstmals seit dem 13. Februar bzw. fünf Prüfungen wieder für die formlose Norwegerin Calina, die ärmste der 14 Aspiranten, und gegen Dostoievski und Chalimar de Guez - und drehte mit der Archipelago-Tochter allen eine ellenlange Nase.
Während Eric Raffin den vor neun Tagen beim Frankreich-Debüt so überzeugend siegenden Milliondollarrhyme gut vom Start brachte, in vorderster Linie herumturnte und ihn bei sehr mäßigem Tempo nach einem Kilometer als Dritten in die Innenspur verfrachtete, wo er nie mehr das Tageslicht sehen sollte, verfuhr der 20-fache Sulky d’Or genau anders herum. Nach vorsichtigem Start in der Nachhut untergekommen, führte Bazire bergauf die dritter Reihe an und überrumpelte eingangs der Schlusskurve mit einem geharnischten Zwischenspurt den gesamten Pulk.
An der letzten Ecke hatte sich Calina um fünf Längen abgesetzt und hielt davon mit einem feixenden Steuermann im Sulky bis ins Ziel zwei fest, ohne sich ein Bein auszureißen. In breiter Phalanx raufte der restliche Haufen um die übrigen Prämien - mit einem hauchdünnen Vorteil für den Nichttempomacher Black Jack From, der sich endlich mal jeden Aussetzer verkniff und Dream de Lasserie, Cash du Rib, Elvis du Vallon sowie Dostoievski mit dem letzten Seufzer in Schach hielt.
Raffin suchte noch „eine Stunde später“ nach einem Schlupfloch für den als Achter total unter Wert genasführten Milliondollarrhyme. 30.150 Euro wurden Calina gutgeschrieben, die seit ziemlich genau einem Jahr in Bazires Obhut ist und unter seiner Regie im elften Rennen den zweiten Treffer setzte. Der Totalisator honorierte dies mit 98:10.
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-11-23/7500/1