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Die eiskalte Rache des Dorgos de Guez

Dorgos de Guez überläuft Ausreißer Frisbee d'Am (Foto: paris-turf.com)
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Frankreich

(nn) Vincennes, Samstag, 30. Januar 2021. Im Vorjahr hatte er, lange innen eingesperrt, im Prix du Luxembourg Anzi des Liards, den großrahmigen Wallach aus dem Süden der Republik, mit seinem horrenden Endspurt um eine Dreiviertellänge verfehlt und als 18:10-Favorit mit dem Ehrenplatz vorliebnehmen müssen.

Im „kleinen Amérique“, der mit dem „echten“ insofern wenig gemein hat, weil er mit dem Auto gestartet wird, nur über 2100 Meter führt und auch für Wallache offen ist, rächte sich Dorgos de Guez, der in den letzten zwölf Monaten noch stärker geworden ist, während an Anzi des Liards auf den letzten Metern seiner französischen Karriere ein wenig der Zahn der Zeit vieler harter Schlachten nagt, spät, jedoch unmissverständlich.

Einfach wurde dem Fuchs mit der riesigen Blesse und den drei weißen Strümpfen der bei 13:10 allseits erwartete 30. Sieg seiner 70 Starts umfassenden Karriere jedoch erneut nicht gemacht. Anstelle Anzi des Liards‘, der sich im Mitteltreffen dezent zurückhielt und nie eine Rolle spielte, schwang sich Frisbee d’Am zum potentiellen Spielverderber auf.

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Fribee d'Am auf der Flucht (Foto: canalturf.com)

Mit dem ersten Schritt ließ es Anthony Barrier gewaltig kesseln, fast als wollte er beweisen, dass der Westerink-Schützling sehr wohl auch im Amérique, aus dem er als Letzter nach Gewinnsumme eliminiert worden war, hätte antreten können. Bereits in der Senke betrug der Vorsprung des Zweiten des Europachampionats der Vierjährigen 2019 rund 40 Meter.

Dort hatte Monsieur Bazire mit dem Eric Raffin anvertrauten Dreambreaker den ersten seiner drei Musketiere im Galopp verloren. Nummer zwei Blé du Gers machte sich mit Violetto Jet im Gepäck eher halbherzig auf die Verfolgung des Flüchtlings, der nach irrwitzigen 1:05,8 für die ersten 600 Meter auch den Berg extrem schwungvoll hochstiefelte.

Also musste es Jean-Michel Bazire doch mit Dorgos de Guez selbst richten, der im Schlussbogen die Meter nur so fraß. An der letzten Ecke war er in Schlagdistanz, ließ den wie immer ohne Check, Nasenriemen und Eisen aufgeputzten Romcok-de-Guez-Sohn noch einen Moment im Windschatten des müde werdenden Frisbee d’Am verschnaufen und machte ihm dann rasch den Garaus.

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Dorgos de Guez kontrolliert die Gegner (equidia.fr)

Wie bei den Siegen in den Prix de Cevennes (28. Oktober), Jean Dumouch (20. Dezember) und de Brest (23. Januar) verlangte er seinem Partner nur das Allernötigste ab und beschränkte sich auf den finalen 120 Meter darauf, Barrier und Frisbee d’Am eine halbe Länge vorbei mit den Augen zu fixieren. Fast im schlanken Gang wanderten nach 1:10,9 - so schnell war auch Anzi des Liards im Vorjahr am Ziel der Wünsche, was gar nicht so weit entfernt von Urlo dei Ventis 1:10,6-Rennrekord ist - weitere 45.000 Euro auf das Konto des Fuchswallachs, das mit 942.030 Euro proper gefüllt ist.

Aus dessen Windschatten rang Violetto Jet für „Bronze“ Blé du Gers nieder, der über den größten Teil des Weges den äußeren Fahrtwind ungebremst zu schmecken bekam.
Hochzufrieden war „JMB“ mit dem vierten Coup in Folge seines Eleven: „Ich kann nicht klagen - im Moment läuft sein Motor auf Hochtouren, er hat den Killerinstinkt und gibt immer das Maximum. Ich hab einmal mit der Zunge geschnalzt - schon ist er losmarschiert. Der Rest war ‚easy‘, als er mit Frisbee d’Am auf Augenhöhe war.“

Dessen Ausbilder Richard Westerink konnte ebenfalls nicht klagen: „Bei den jüngsten Starts ist uns mit dem Rennverlauf immer irgendwas in die Quere gekommen. Weil er im Training exzellent drauf war, haben wir es eben so versucht: Die Spitze nehmen und ab, so weit die Füße tragen. Das war heute sein wahres Gesicht. Gut möglich, dass wir im Frühjahr zu einer Nordeuropa-Kampagne aufbrechen.“

Leicht verknurrt war Franck Nivard: „Ich hätte nicht gedacht, dass Frisbee seinen Tempolauf durchhält, und habe bewusst nicht versucht, die Lücke zu schließen. Wer weiß, wenn Violetto Jet unterwegs weiter vorn gelegen hätte. Er nähert sich ganz deutlich der Bestform.“

Prix du Luxembourg (Gruppe III int., Fünf- bis Elfjährige, keine 800.000 Euro)
2100 Meter Autostart, 100.000 Euro
1.    Dorgos de Guez    10,9    Jean-Michel Bazire    13
    8j. Fuchswallach von Romcok de Guez a.d. Lady Fromentro von Quito de Talonay
    Be / Zü: Ecurie Vautors (René Guezille); Tr: Jean-Michel Bazire
2.    Frisbee d‘Am    11,0    Anthony Barrier    230
3.    Violetto Jet    11,1    Franck Nivard    120
4.    Blé du Gers    11,2    Alexandre Abrivard    140
5.    Anzi des Liards    11,3    Romain Derieux    85
6.    Désir Castelets    11,4    Gabriele Gelormini    550
7.    Tamure Roc    11,5    Filippo Rocca    710
8.    Romanesque    11,7    Christophe Martens    1170
    Zlatan    dis.r.    Björn Goop    470
    Dreambreaker    dis.r.    Eric Raffin    100
Sieg: 13; Richter: leicht ¾ - 1½ - ¾ - 1½ - 1¼ Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 05,8/600m - 08,1/1100m - 10,6/1600m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-01-30/7500/6

Ein Muscle-Hill-Sohn zum Verlieben

Die Corona-Pandemie verbannte nicht nur die Zuschauer aus dem „Stadion“. Auch der internationale Fahrervergleich der Profis wie der Amateure, der Coupe d’Europe des Amateurs, fiel ihr in den Zeiten der scharfen Reise- und Bewegungsrestriktionen zum Opfer.

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Because you love me sensationell (zeturf.com)

Bei bestem Januar-Wetter - 12 Grad und trocken - ging‘s mit einem aus niederländisch-deutscher Sicht sehr erfreulichen Paukenschlag los. Nach einer Glanzfahrt Robin Bakkers, der Because you love me nach zügigem Start als inneren Dritten der kurioserweise Prix Moni Maker getauften 2.700-Meter-Aufgabe für vierjährige Hengste und Wallache, die keine 39.000 Euro reich waren, versteckte, öffneten sich für den Muscle-Hill-Sohn an der letzten Ecke alle Tore.

Der erstmals seit seinem Breeders-Crown-Triumph am 25. Oktober wieder in einem Rennen angetretene mächtige Braune aus Zucht und Besitz der Gerrits Recycling Group ließ dieses Premium-Angebot nicht vom Tisch gehen.

Weil Alessandro Gocciadoro mit dem an der Spitze „mausetoten“ Geheimtipp Benedetto OP nach innen ausstieg, überrannte Because you love me seine beiden Vorderleute wie nix, hielt auch den Italiener Bramante Ors viel leichter auf Distanz, als die Dreiviertellänge Vorteil aussagen mag, und steckte für 1:14,3 14.850 Euro ein. Jubeln durften die Anhänger des Hengstes, der mit 441:10 ein deftiges Toto-Beben auslöste.

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-01-30/7500/1

Nicht übel war die unmittelbar folgende Premiere City Guides unter Pierre Levesques neuer Regie. Im Prix Ready Cash (2850m; sechsjährige Hengste und Wallache, keine 162.000 Euro) gab für mehr als zwei Kilometer Björn Goop mit Mellby Glader den Ton an. Robert Berghs zweite Farbe jagte teils 25 Meter voraus, wurde von Berghs Pinto Bob an der Einmündung der kleinen Bahn gestellt und baute auf den finalen 300 Metern krass ab.

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Favori de l’Iton mit Franck Nivard (zeturf.com)

Für den Trainingsgefährten sollte die Taktik nicht aufgehen, denn die beiden französischen Favoriten Favori de l’Iton / Franck Nivard (16:10; 22.500 Euro) und Forum Meslois / Gabriele Gelormini (36; 12.500 Euro) ließen ihn locker links liegen. Es reichte gerade so zu Platz drei für den Schweden.

Der durchweg die rote Laterne tragende City Guide überzeugte beim ersten Schnupperkurs mit Thomas Levesque auf dem höllisch zügigen Endstück mit viel Mumm und kassierte für Platz sechs zwei Längen hinter Forum Meslois 1.000 der 50.000 Euro; ein deutlicher Aufwärtstrend für den Gerrits-Traber, der bei den letzten drei Frankreich-Auftritten mit den Plätzen 8, 7 und 8 alles andere als Marksteine gesetzt hatte.

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-01-30/7500/2

Tyrolean Dream guter Zweiter

Einen kräftigen schwarz-rot-goldenen Farbtupfer setzte 500 Kilometer südlich auf dem 1200 Meter langen Rechtskurs von Saint Galmier wenige Minuten nach dem Prix du Luxembourg Tyrolean Dream im Prix des Cérisiers um 26.000 Euro (2000m Autostart, Sechs- bis Zehnjährige, keine 170.000 Euro), den im Vorjahr Popeye Diamant und Gerd Biendl auf Platz zwei beendet hatten.

Nach dem Fehler des die äußere Spur anführenden Espoir de Bellouet stand Rudi Haller im ersten Bogen plötzlich ohne Deckung da, machte aus der Not die Tugend, das Gaspedal kräftig durchzutreten und übernahm das Kommando von Dutiful, der bei 40:10 zur engsten Konkurrenz zählte. Außen zog bald 28:10-Favorit Tyl Etoile auf, an den sich Elan de Dompierre koppelte.

Lange durfte das deutsche Gespann auf den vollen Erfolg hoffen: Dutiful fand keine Passage, Tyl Etoile hatte nach dem aufwändigen Verlauf nicht mehr den nötigen Punch, den Spieß zu seinen Gunsten zu drehen. Bis 50 Meter hing der Himmel voller Geigen für Tyrolean Dream, der dann doch nur Zweiter wurde und mit 6.500 statt 11.700 Euro im Gepäck die Heimreise antreten musste.

Den höchsten Pott schnappte sich 229:10-Outsider Elan de Dompierre, den Mathieu Daougabel um eine halbe Länge zum fünften Sieg „lifetime“ vorbei stukte. Beide wurden in 1:13,5 gestoppt.

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-01-30/4203/3