Die drei Musketiere des Herrn Bazire
(nn) Vichy, Samstag, 6. Juli 2019. Wie es scheint, macht Jean-Michel Bazire die bereits 2017 getätigten Ankündigung wahr, keinen sonderlichen Anspruch auf den Sulky d’Or, die Insignie des französischen Fahrer-Champions, zu hegen - es wäre Nummer 21.
2017 und 2018 hatte er seinen Kollegen am Ende dennoch Saures gegeben, diesmal sieht’s ein wenig anders aus. 47 Siege beträgt derzeit „kurz nach Halbzeit“ sein Rückstand auf Eric Raffin, dem er sogar die eine oder andere Fahrt aus seinem reichhaltigen Lot zugeschanzt hat. Nur 286 Mal ist „JMB“ in seine wacklige Kiste gestiegen, Raffin hingegen 714 Mal.
Nicht nehmen lässt sich der 48-jährige die großen Nummern mit Pferden, die ihm aus dem einen oder anderen Grund ans Herz gewachsen sind. Die elegante Tänzerin Bélina Josselyn gehört dazu, der weltbeste Wallach Aubrion du Gers und eben Cleangame, den er vom hochtalentierten, seine Kapazitäten jedoch oftmals im Galopp verschleudernden Saulus zum fast lammfrommen Paulus geformt hat, der binnen 18 Monaten 14 der 17 Auftritte unter der Regie des Meister als Primus beendet hatte und 2018 GNT-Champion mit dem gewaltigsten Punktvorsprung aller Zeiten geworden war.
Nummer 15., zugleich der 25. Karriere-Treffer, war am Abend auf dem 1325 Meter langen Rechtskurs im mittelfranzösischen Städtchen Vichy fällig, wo der Grand Prix du Conseil Municipal als wertvollstes Rennen der dortigen Saison Objekt der Bazireschen Begierde war. Mitgebracht hatte der Ouragan-de-Celland-Sohn seinen Stall- und Trainingsgefährten Blé du Gers sowie den Dänen Valokaja Hindö, einen jener Ausländer, den Bazire wie Looking Superb und Dreambreaker binnen kurzem vom Nobody zum Oho-Erlebnis geformt hat. Die drei Musketiere räumten mit den Plätzen eins bis drei 75.600 der ausgelobten 90.000 Euro ab, und selbst an Platz vier war ein Bazire nicht ganz unbeteiligt: Filius Nicolas, der vor kurzem seinen 50. Sieg unter Dach und Fach gebracht hat und damit zum „Professional“ geworden ist, holte eben diesen mit dem unermüdlichen Cicero Noa für Trainer Jan Vanhocke. (Foto: lamontagne.fr)
Während sich Avrik de Guez im ersten Band einen ausgiebigen, zur roten Karte führenden Startfehler leistete, konnte Alexandre Abrivard jenen Blé du Gers‘, der wie Cleangame und Balbir 25 Meter mehr zu arbeiten hatte, rasch ausbügeln. Ende der Startgeraden hatte Cantin de l’Eclair endlich Bilooka du Boscail die Regie entwunden. Ihnen folgten Valokaja Hindö, Verika Dairpet, Cicero Noa und dann schon Cleangame, den „JMB“ fliegend abgebracht hatte und der Balbir, Blé du Gers und Eclat de Gloire hinter sich her zog. Langes Zaudern kannte Frankreichs Superstar nicht. Im ersten Bogen dirigierte er den 16:10-Favoriten nach außen, rückte peu à peu voran, lockte Bilooka du Boscail Mitte gegenüber aus der Reserve, die sich das Kommando von Cantin de l’Eclair zurückholte, und durfte anschließend 500 Meter an dritter Stelle „Halbspur“ fahren, weil Christophe Martens mit Valokaja Hindö logischerweise den nötigen Platz ließ.
Als es an der Startstelle vorbeiging, war auch dies nur eine Fußnote der Geschichte. Bazire trat kräftig aufs Gas, setzte sich 1500 Meter vor der entscheidenden Linie an die Spitze und bekam für die Schlussrunde Gesellschaft von seinem Spezi Blé du Gers, dem Balbir und Cicero Noa wie zwei Schatten folgten. Die beiden Cracks des Jean-Michel Rancoule in Front - das erstickte jedwede Angriffsgelüste im Keim. Allein um Valokaja Hindö musste sich der Maître ein wenig Sorgen machen, der als innerer Vierter hinter Schloss und Riegel war. Mitte der Zielgeraden ging die Tür für den Great-Challenger-Sohn auf, der reichlich auf der Pfanne hatte. Beließ es Bazire „händevoll“ als Demonstration der Macht bei einer Länge Vorsprung zu Blé du Gers, so musste der um den Ehrenplatz noch etwas bangen, für den Valokaja Hindö bis auf Haupteslänge heranflitzte. 1½ Längen hinter diesen beiden Kampfhähnen machte Cicero Noa den Bazireschen Supersamstag mit Platz vier knapp vor Balbir rund, der nach dem Windschattenrennen am Ende ruhig etwas kerniger hätte kämpfen sollen. (Foto: c-f.fr)
Cleangames Kontostand kletterte mit dem Jubiläumssieg auf 865.970 Euro; übernommen hatte ihn Bazire zu Beginn des Vorjahres mit 192.470 Euro. Ein Bein ausreißen musste sich der siebenjährige Wallach heute nicht: Hatte Bazire im Vorjahr die Gegner mit Aubrion du Gers in 1:10,9 vernascht, so genügten diesmal popelige 1:14,4.
Grand Prix du Conseil Municipal (Gruppe II int.)
für Dreijährige, die keine 110.000 Euro gewonnen hatten, als Generalprobe für ein Engagement im deutschen Traber-Derby auserkoren. Diesen Weg hatte unter anderem Russel November 2006 erfolgreich absolviert. Geht man nach der alten Theaterweisheit, so müsste der Sieg in vier Wochen über diese Beiden führen. Für die von Jean-Pierre Dubois gezüchtete Donato-Hanover-Tochter währte der Traum nur bis zur ersten Kurve. Dann grüßte sie gemeinsam mit Top-Favorit Aramis Bar, Alcide Roc und Amornero Roc vom Sünderturm, zu dem sich nach 700 Metern der weit voraus aus dem Tritt geratende Gilmour, im dritten Bogen Gamin des Perdrix und in der Schlussbiege Laternenträger Give Me Cash gesellten, so dass nur sechs der 13 Kombattanten nach 2875 Metern das Ziel ohne Makel erreichten.
Durch den Ausfall Gilmours erbte Guerrier Royal den Posten des Dirigenten vor der nach einer Runde kurz patzenden Gazelle du Corta, Godfather und Admiral Effe. Hugo Langeweg fühlte sich bemüßigt, mit Jambers, dem mit 10.650 Euro ärmsten aller 13, die äußere Reihe anzuführen und erlitt auf der ewigen Zielgeraden mit dieser Taktik schweren Schiffbruch. Was Platz fünf und 3.500 Euro in diesem unansehnlichen Galopp-Festival mehr als zehn Längen hinter dem Spitzen-Trio im Hinblick aufs Blaue Band Deutschlands wert sind, muss sich in den in drei Wochen stattfindenden Vorläufen zeigen. (Foto: zeturf.fr)
Lange schnupperte der „königliche Krieger“ am dritten Sieg der Karriere, wurde nach hartem Kampf von Louis Baudrons Godfather um eine knappe Länge niedergestreckt und widerstand dem spät aus dem dritten Paar außen auf Touren kommenden Grand Art lediglich um eine Nasenspitze.
Prix de Berlin (Gruppe III int., Dreijähr., keine 110.000 Euro)
2875m Bänderstart o.Z., 70.000 Euro
1. Godfather 15,6 Louis Baudron 286
3j.br. Hengst von Village Mystic a.d. Horsaca von Buvetier d’Aunou
Be: Mauricette de Sousa; Zü / Tr: Louis Baudron
2. Guerrier Royal 3. Grand Art 4. Admiral Effe 5. Jambers 6. Gazelle du Corta Amornero Roc Alcide Roc Give Me Cash In Your Dreams Aramis Bar Gilmour Gamin des Perdrix |
15,6 Guillermo Roig Balaguer 15,6 Jean-Philippe Dubois 16,1 Benoît Robin 16,4 Hugo Langeweg jr 16,5g Mathieu Mottier dis.r. Filippo Rocca dis.r. Gabriele Gelormini dis.r. Eric Raffin dis.r. Matthieu Abrivard dis.r. Franck Nivard dis.r. Yoann Lebourgeois dis.r. Léo Abrivard |
790 130 320 100 270 360 250 100 140 19 420 81 |
Sieg: 286; Richter: Kampf ¾ - k.Kopf - 8 - 3½ - 1½ Längen; 13 liefen
Zw-Zeiten: 17,2/1875m - 15,8/2375m
Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 (- 700) Euro
Im Prix Club Porsche-Savole - Course E für Vierjährige (20.000 €) gab es einen Trainerpunkt für Maik Esper. Focus Quick siegte mit Fahrer T. Le Beller in 1:14,0/2.150m.