Die Youngsters mit den ersten Duftmarken

Vincennes, Freitag, 20. Oktober 2023. Selbstverständlich gebührte der Nummer eins der französischen Traberpisten die Ehre, die ersten Gruppe-Aufgaben für den jüngsten startberechtigten Jahrgang auszutragen. Vom „Jugendarbeitsschutz“ scheinen Vincennes‘ Macher jedoch noch nichts gehört zu haben: Die Youngster mussten als Letzte um 21.40 bzw. 22.10 Uhr auf der kleinen Bahn ran.
Genauso selbstverständlich war um die ersten Gruppe-Lorbeeren - jene der niedrigsten Kategorie III - das Quartier von Philippe Allaire dick im Spiel um die jeweils 54.000 Euro.
Drei Starts, drei Siege, davon zwei auf dem Plateau de Gravelle - mit weißer Weste ging sein Little Brown den Prix Louis Cauchois als 16:10-Chance an und hatte Trainingskumpel Luciano Menuet, der auch erst einmal den Kelch des zweiten Platzes hatte auskosten müssen, als moralische Unterstützung dabei.
Und es lief gut für die beiden Allaires, die im Gegensatz zum früh springenden Le Cap sofort im Vordertreffen zu finden waren und Little King, der am flottesten in Gang gekommen war, gehörig unter Druck setzten. Vor der Tribüne zog Luciano Menuet in Front, überließ für die letzte Runde Little Brown die Regie, derweil sich Little King im Galopp ausklinkte, und blockte auf der Gegengeraden in zweiter Spur potentielle Angreifer ab.
Alles easy für Little Brown? Mitnichten! Auf der Zielgeraden kam der Goetmals-Wood-Sohn gehörig unter Druck und wurde von Luciano Menuet, der mit Alexandre Abrivard das härteste Pensum zu absolvieren hatte, und aus dessen Fahrwasser auch Lovino Bello überlaufen. Es fehlten nur ein paar Zentimeter, dann hätte ihn der ganz außen gehörigen Speed auspackende Loulou de Mye komplett vom Treppchen gestoßen.
Monsieur Allaire dürfte dennoch zufrieden gewesen sein, denn der von Feliciano gezeugte Luciano Menuet aus dem Besitz der Ecurie des Charmes steht mit dem dritten Treffer bei 71.250 Euro.
Prix Louis Cauchois (Gruppe III nat., zweij. Hengste und Wallache)
2200m Bänderstart o.Z., 54.000 Euro
1. Luciano Menuet 15,8 Alexandre Abrivard 30
2j.dklbr. Hengst von Feliciano a.d. Flore Mika von Royal Dream
Be: Ecurie des Charmes (Lucien Urano); Zü: Michel Menuet; Tr: Philippe Allaire
2. Lovino Bello 15,9 Eric Raffin 230
3. Little Brown 15,9 David Thomain 16
4. Loulou de Mye 15,9 Romain-Christian Larue 210
5. Lutteur des Glénan 16,1 Anthony Barrier 470
6. Le Cap 16,8g Théo Duvaldestin 100
7. Lover des Brousses 17,7 Benjamin Rochard 430
8. Lucas d’Avril 18,2 Franck Ouvrie 990
Little King dis.r. Romain Congard 880
Sieg: 30; Richter: sicher ¾ - ¾ - k.Kopf - 2 - 6 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 16,8/1200m - 17,1/1700m
Wert: 24.300 - 13.500 - 7.560 - 4.320 - 2.700 - 1.080 - 540 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-10-20/7500/6
Auch bei den eine halbe Stunde später um kurz nach 22.00 Uhr im Prix Marcel Dejean zum ersten Gruppe-Rapport gebetenen Mademoiselles hatte Allaire mit Listentothemusic und Luna Nova Gwen zwei vielversprechende Aspirantinnen unter Order, die bei ihren zusammen sechs Versuchen stets auf dem Stockerl gelandet waren.
Zur Favoritin erkoren die „turfistes“ jedoch die von Frédéric Prat vorbereitete Lopigna - und fuhren goldrichtig mit ihr. Im Gegensatz zu Lourga und La Vie Est Belle traten die drei Reichsten fehlerlos in die Party ein, wobei Listentothemusic die schnellsten Beine offenbarte, jedoch vor den schütter besetzten Rängen Lopigna das Zepter überließ und ihrerseits Luna Nova Gwen, Lilas Castelle und die schon etwas nachklappende Linada Bella am Hacken hatte.
Viel Mut bewies Mathieu Mottier, als er gegenüber Lilas Castelle in Spur zwei beorderte und mit der El-Villagio-Tochter, für die bislang je zwei Ehrenplätze und rote Karten im Bordbuch notiert waren, sogar die Favoritin angriff. Die machte sich unter ein paar Zupfern Eric Raffins jedoch sicher frei, und auch Listentothemusic konnte die durch den dezenten Rückzug Lilas Castelles entstandene Lücke nicht zum Umsturz nutzen.
Kraftvoll zog Lopigna zum dritten Treffer aus vier Versuchen durch und setzte sich mit 65.640 zu 61.320 Euro Listentothemusics an die Spitze der weiblichen Rangliste. Trotz David Thomains streng defensiver Ausrichtung hatte die Booster-Winner-Tochter Luna Nova Gwen in der Entscheidung nichts mehr in petto und belegte deutlich zurück nur Rang vier.
„Lopigna war heute ein wenig faul - ich kenne sie kerniger“, gestand Raffin, „ich hab sicherheitshalber die Ohrenwatte gezogen, um nicht überrascht zu werden.“ Überrascht dürfte er dennoch gewesen sein: Mit 1:15,4 knackte die Braune den Rennrekord Girls Talks und Havana d’Aurcys um eine halbe Sekunde.
Prix Marcel Dejean (Gruppe III nat., zweij. Stuten)
2200m Bänderstart o.Z., 54.000 Euro
1. Lopigna 15,4 Eric Raffin 22
2j.br. Stute von Alto de Viette a.d. Ecume de Reville von Hand du Vivier
Be / Zü: Ecurie du Liamone; Tr: Frédéric Prat
2. Listentothemusic 15,5 Alexandre Abrivard 43
3. Lilas Castelle 15,7 Mathieu Mottier 260
4. Luna Nova Gwen 16,4 David Thomain 30
5. Linada Bella 16,9 Corentin Delbecq 710
6. La Vie Est Belle 19,9g Tony Le Beller 230
Lourga dis.r. Matthieu Abrivard 370
Lionne de Citrus dis.r. Benjamin Rochard 180
Sieg: 22; Richter: leicht 2 - 1½ - 7 - 4 Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 15,0/1200m - 16,0/1700m
Wert: 24.300 - 13.500 - 7.560 - 4.320 - 2.700 - 1.080 (- 540) Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-10-20/7500/7
Deutlicher Fingerzeig Richtung Winter
In der Quinté-Wette des Abends, dem Prix Thémis für sechs- bis zehnjährige Europäer, die keine 399.000 Euro auf dem Kerbholz hatten, begann für Harlem de Bucy der Ernst des Lebens, was ein möglichst ebenso erfolgreiches Winter-Meeting wie das vergangene betrifft.
2022/23 hatte sich der Schützling von Christophe Ecalard nach vier Siegen in Courses D, C und B mit Hurra auf der ganz großen Bühne angemeldet und musste beim ersten Versuch auf klassischem Level im Prix de Paris nur Ampia Mede SM vor sich dulden. Die 25 Meter Zulage, die der Lilium-Madrik-Sohn an diesem Abend abzuarbeiten hatte, machten dem Langstrecken-Aficionado nicht das geringste Kopfzerbrechen.
Als Alexandre Abrivard mit dem bei 18:10 gehandelten Sechsjährigen richtig loslegte, war es um Jean-Michel Bazire und Chandelles rasch geschehen. Auf der Zielgeraden setzte sich Harlem de Bucy bei strömendem Regen in 1:12,7/2875m überlegen auf fünf Längen von der norwegischen Stute ab, die unter JMBs früh einsetzenden energischen „Hilfen“ den Ehrenplatz eisern gegen He and Me und Hidden Texas festhielt.
Harlem de Bucys Konto wuchs um 30.600 auf 424.770 Euro. Um zu den 18 Heroen des Prix d’Amérique 2024 zu gehören, ist dies ein bisschen wenig - da muss eine Direktqualifikation über eines der vier „B“-Rennen her.
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-10-20/7500/3
Den Start völlig verschlafen und mit 20 Meter Rückstand zum Feld der 13 Konkurrentinnen begonnen, die im Prix Ophiucus für dreijährige Stuten bis zu Gewinnen von 62.999 Euro an Teile der 62.000 Euro wollten, dafür im Endspurt hellwach - das reichte für Robbin Bot und Stall Habos Kira Bo Face nach 1:15,1/2700m drei Längen hinter der Siegerin Kanaka de Busset/Franck Ouvrie (1:14,1/27.900 Euro) zu Rang fünf und 3.100 Euro.