Die Million ist voll
(nn) Vichy, Samstag, 10. Juli 2021. „Kacke am Hacken“ hatte einige Male Dorgos de Guez, was die Vollendung der runden Million betrifft. Zweimal im Mai blieb er mit den Plätzen fünf in Vincennes und vier in Caen unter den zugegeben bei ihm stets sehr hochgesteckten Erwartungen.
Am 12. Juni in Vincennes war’s eigentlich als Sieger bereits vollbracht, als die Stewards doch noch ein Haar in der Suppe bzw. eine Behinderung an Chica de Joudes fanden und den Fuchs mit den unverwechselbaren Abzeichen im Nachklapp disqualifizierten. Auf dem 1.325 Meter langen Rechtskurs von Vichy stieß er im Grand Prix du Conseil Municipal den zähen Bock endlich um, wenngleich ihm der 32. Treffer versagt blieb.
Als ziemlich unerwartete Spielverderberin erwies sich Trainingsgefährtin Rebella Matters, die sich in der Hand von Christophe Martens ersichtlich am wohlsten fühlt, aber keine Siegertype ist. Sie vermasselte dem Romcok-de-Guez-Sohn mit ihrem dritten Frankreich-Treffer aus 24 dortigen Versuchen die ganz große Tour.
Allzu großes taktisches Geschick musste der 48-jährige Belgier, auf allen Pisten Europas daheim, dafür nicht an den Tag legen, denn vom ersten Schritt an hatte er in Crack Money eine erstklassige Lokomotive, die durchweg für enormes Tempo sorgte und an der er wie angeschweißt klebte.
Der aus vier Aspiranten zusammengestellte Bazire-Zug war auch sonst bestens aufgestellt, denn Sobel Conway und Dostoievski, denen - rundum mit Eisen versehen - Romain Congard und Stéphane Bourier offensichtlich nur ein Trainingsmatch unter Rennbedingungen angedeihen lassen sollten, lagen als Dritter und Vierter gut in der Party. Auch der Maître, der in unnachahmlicher Manier Dorgos de Guez als Schnellsten des Zulagen-Bandes flott hatte und als innerer Sechster einscherte, konnte sich nicht beklagen.
Als Bilooka du Boscail nach einem Kilometer die äußere Anführerin gab, lavierte er seinen Partner vor Bugsy Malone in deren Fahrwasser. Wenn Bazire darauf spekuliert hatte, dem munteren Spitzenduo würden im Laufe der fast drei Kilometer die Beine schwer, so hatte er sich gründlich geschnitten - zumindest, was Rebella Matters betraf. Nachhaltiger war dies bei Sobel Conway und vor allem Dostoievski der Fall, die sich im Schlussbogen nach hinten orientieren.
Vorn hatte Martens mit der Tochter der norwegischen Derby-Siegerin von 2006 ganz simples Spiel. Viel leichter, als es die im Rennbericht ausgewiesene halbe Länge Vorsprung ausweisen mag, band er den Sack zu vor Dorgos de Guez, der nie eine Siegchance hatte.
Heimlich, still und leise hatte David Békaert Carat Williams durchs Feld geschummelt, wofür sich der zähe Fuchs mit Rang drei vor Be One des Thirons bedankte, der durchweg im vorderen Mittelfeld aktiv war und die zwei aktuellen roten Karten vergessen machte. Erst dann kam der unermüdliche Hase Crack Money ins Ziel, der zudem Glück hatte, dass der dort an fünfter Stelle aufrüstende Bugsy Malone 200 Meter vorm Ziel aus dem Tritt kam.
Trotz der horrenden Fahrt blieb Aubrion du Gers‘ sagenhafter Renn- und Distanz-Bahnrekord von 1:10,9 aus dem Jahre 2018 unangetastet. Für seine 1:11,9 sackte Dorgos de Guez 22.500 Euro ein - macht insgesamt 1.006.230 Euro Gage.
Grand Prix du Conseil Municipal (Gruppe II int., Vier- bis Zehnjähr.)
2950m Bänderstart, 25m Zulage ab 450.000 Euro; 90.000 Euro
1. Rebella Matters 2950 12,5 Christophe Martens 177
6j.br. Stute von Explosive Matter a.d. Mystical News von Super News
Be: Stall T.R.E. Rebell (Rune Madsen), NO; Zü: Ole-Terje Obrestad (Stall Rebellion), NO; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Dorgos de Guez 2975 11,9 Jean-Michel Bazire 16
3. Carat Williams 2975 12,0 David Békaert 140
4. Be One des Thirons 2950 12,8 Philippe Daugeard 290
5. Crack Money 2950 12,9 Cédric Terry 84
6. Bilooka du Boscail 2975 13,0 Yves Hurel 480
7. Bacherra du Moulin 2950 14,1 Georges Fournigault 1340
8. Sobel Conway 2950 14,9 Romain Congard 400
9. Eclat de Gloire 2975 14,4 Loris Garcia 640
10. Dostoievski 2950 21,5 Stéphane Bourier 1170
Bugsy Malone 2975 dis.r. Franck Nivard 42
Sieg: 177; Richter: leicht 1 - Kopf - 1½ - Kopf - 2 - 1½ Längen; 11 liefen
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-07-10/0305/1
Unbezwingbarer Izoard
Am Nachmittag fand in Enghien der um 700 auf 2.150 Meter verkürzte und mit dem Auto gestartete Prix de Berlin für Dreijährige, die keine 110.000 Euro gewonnen hatten, mal ausnahmsweise ohne deutsche Beteiligung statt. Diesen Weg der Generalprobe fürs deutsche Traber-Derby hatte unter anderem Russel November 2006 erfolgreich absolviert.
Die 70.000-Euro-Prüfung wurde die Beute eines Allaire-Trabers, der seinem hochtrabenden Namen alle Ehre machte: Der Col d’Izoard ist durch die Tour de France der Pedaleure zu einem der berühmtesten Pässe in den französischen Alpen geworden und hat oft genug dafür gesorgt, dass sich die Spreu gründlich vom Weizen getrennt hat.
Offensichtlich hat Züchter Jaen-Pierre Guay schon bei der Geburt eines kleinen, von Bird Parker gezeugten Rappen geahnt, dass in ihm ein mehr oder weniger großer Stolperstein für die Konkurrenz stecken würde, der sich auch bei der zweiten „Anfahrt“ auf Gruppe-III-Level als viel zu hoch erweisen sollte. Vier Wochen nach dem Prix de Gien zu Vincennes war der nächste große Zahltag fällig, der Izoard Védaquais‘ Konto bzw. jenes Philippe Allaires, für dessen weiß-rote Farben er antritt, auf 121.950 Euro ausbaute.
„Er hat mir schon im Heat prächtig gefallen. Ich hatte nur ein wenig Angst vor dem Autostart - es war schließlich sein erster. Aber wie immer war er von Philippe perfekt eingestellt und hat das bestens hingekriegt. Sobald er seinen Motor angeworfen hat, musst du allerdings auf der Hut sein. Er ist ein Super-Typ“, sollte Eric Raffin nach diesem siebenten Streich strahlen.
Weit weniger Geschmack an den Flügeln des Startwagens als der Musterknabe bewies seine vermeintlich größte Gegenspielerin Independancia und sprang sich am Anrollen des Autos um Kopf und Kragen. Kaum war dies weggeschnellt, legte der aus drei Waggons bestehende Allaire-Zug los. War es erst Ivensong (1), die dirigierte, so wurde sie Ende der Startgeraden von Trainingskameradin Isla Bonita (6) abgelöst.
Lange auf sich warten ließ Izoard Védaquais (5) nicht. Am Start etwas zurückgehalten, scheuchte ihn Frankreichs Champion mit viel Vertrauen im ersten Bogen durch Spur drei, zog für die Schlussrunde in Front und hatte damit das Gröbste erledigt, zumal Idéale du Chêne der äußere Fahrtwind um die Nase pfiff und Ikacou des Cinty als innerer Vierter ausbruchsicher verstaut war.
Die endlose Zielgerade auf dem Plateau de Soisy, die schon so manchen das Fürchten gelehrt hat, offenbarte für Izoard Védaquais nicht die geringsten Schrecken. Ohne dass sein Chauffeur einen Finger rührte, stiefelte er der Konkurrenz in bestechender Haltung davon. Der Vorteil von lediglich zwei Längen zum prima spurtenden Imagine Darling war allein der Tatsache zu verdanken, dass Raffin die Hände auf den finalen 200 Metern in den Schoß legte.
Wacker schlug sich Idéale du Chêne als Dritte, während Ivensong sich zu Beginn des Einlaufs mit einer Galoppade empfahl.
Prix de Berlin (Gruppe III int., Dreijähr., keine 110.000 Euro)
2150m Autostart, 70.000 Euro
1. Izoard Védaquais 12,4 Eric Raffin 14
3j. Rapphengst von Bird Parker a.d. Dokha Védaquaise von Prodigious
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Jean-Pierre Guay
2. Imagine Darling 12,6 Etienne Dubois 540
3. Idéale du Chêne 12,8 Paul-Philippe Ploquin 480
4. Ikacou des Cinty 12,8 Laurent Koubiche 110
5. Isla Bonita 12,8 François Lagadeuc 400
6. Iseult Flower 13,2 Anthony Muidebled 390
7. Invictus Madiba 13,2 Adrien Lamy 150
8. Independancia 44,9g Jean-Pierre Dubois 69
Condor Bar dis.r. Mario Minopoli jr 610
Illusive Artist dis.r. Julien Dubois 350
Ivensong dis.r. David Thomain 140
Sieg: 14; Richter: überlegen 2 - 1½ - k.Kopf - ½ - 4½ - Kopf; 11 liefen
Zw-Zeiten: keine
Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 - 700 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-07-10/7502/6