Die Konkurrenz klassisch aufs Kreuz gelegt

(nn) Örebro, Samstag, 2. Mai 2020. Die Gulddivisionen, als Håkan „Lillis” Olssons Lopp Referenz für einen jahrzehntelangen Funktionär und Visionär in Diensten der ATG gelaufen, über 1609 Meter angelegt - da schrillen Anfang Mai alle Alarmglocken bei Solvallas Machern auf der Suche nach einem möglichen Kandidaten für ihren in 29 Tagen ausgetragenen Elitloppet.
Es konnte für Sportchef Anders Malmrot keinen besseren „Winner“ geben als Tae Kwon Deo, jenen amerikanischen Hengst, der zweijährig seine ersten Lektionen bei Lutfi Kolgjini mit einem Sieg in einem der Breeders‘-Crown-Läufe nicht schlecht verinnerlicht hatte und dann nach „drüben“ ans andere Ufer des Atlantik gewechselt war, wo er das ganz große Geld scheffeln sollte. Das ging 2018 selbst unter Jimmy Takters bewährter Regie gründlich schief. Wie geplant 2019 zurück nach Europa „verschifft“, zeigte er erneut unter der Regie der Kolgjinis, was wirklich in ihm steckt, und holte sich unter anderem auf einen Schlag jene 1,2 Millionen Kronen, die für den „SprinterMästaren“ ausgelobt waren. Spätestens seitdem hatten die neuen alten Herren Lutfi und Adrian kein Hehl daraus gemacht, ihn zu einem Elitloppet-Kandidaten aufzubauen.
Ein rasender Beginner war der Muscle-Hill-Sohn nie, und so hielt sich Adrian Kolgjini trotz der verlockenden Abflugrampe „2“ gegen die Super-Eintreter vornehm zurück. Nur kurz testete auch Minnestads El Paso (4), ließ dann den an der „1“ wie ein Wirbelwind losfegenden Esprit Sisu ziehen, der im ersten Bogen von Snowstorm Hanover höllisch unter Druck gesetzt und in dessen Scheitelpunkt abgelöst wurde. Kaum war die Tribünengerade erreicht, kam Tae Kwon Deo in zweiter Spur anmarschiert und brachte neben sich Perfect Spirit mit, für den Örjan Kilhström die gleiche Taktik der frühen Attacke erdacht hatte. Der „Iceman“ hatte sich jedoch gründlich verrechnet. Kolgjini junior dachte gar nicht daran, Snowstorm früh unter Druck zu setzen, so dass Perfect Spirit keine Parkmöglichkeit fand, in dritter Spur bleiben musste und dort 500 Meter vorm Pfosten kräftig zum Rückzug blies.
Auf der Zielgeraden machte Tae Kwon Deo in ganz starker Manier rasch alles klar. Zwei leichte „Streichler“ Mitte des Einlaufs waren die einzige Aufforderung, dann nahm Kolgjini junior die Peitsche wieder nach hinten und konnte sich drei Längen voraus im „Amerikaner-Sulky“ für den Fotografen zurechtlegen. Snowstorm Hanover war die knüppelharte Eröffnung eindeutig zu viel. Der Kentucky-Futurity-Sieger von 2017, der in Europa einfach nicht nachhaltig auf die Füße kommt, musste Minnestads El Paso, der sich mit schneidigem Endspurt zum Ehrenplatz bei Rebecca Dahlén für eine umsichtig defensive Fuhre bedankte, und Speedy Face vor sich anerkennen und wäre gar nur Fünfter geworden, hätte sich Esprit Sisu mit Treppchen-Aussichten nicht 40 Meter vorm Ziel um Kopf, Kragen und eine ordentliche Prämie galoppiert. Test Drive war in der horrend schnellen Startphase ausgefallen.
1:09,8 - Skandinaviens Saisonbestzeit bei idealen Bedingungen eingestellt - außen rum ohne Führpferd waren eine höchst nachdrückliche Ansage des auf der Lexingtoner Jährlings-Auktion 2016 für stolze 240.000 USD versteigerten Tae Kwon Deo, für den Ludde Kolgjini sofort eine Lanze brach: „Wenn sie den nicht einladen, weiß ich nicht, wie gut die anderen sein sollen!“ Sein Sohn, der das Trainergeschäft offiziell von ihm übernommen hat, fasste zusammen, wie er sich unterwegs fühlte: „Er war heute absolut fantastisch. 600 Meter vorm Ziel wusste ich selbst nicht, wie viel er noch drin hat. Doch zwei ganz leichte Ermahnungen genügten - dann explodierte er wie eine Bombe. Es kommt höchst selten vor, dass Sie nach solch einem Marsch in dieser Tempo so leicht siegen. Ich habe vorher gesagt, dass dies heute die Nagelprobe ist. Ist er gut, würde ich sehr gern mit ihm am Elitloppet teilnehmen.“
Allzu lange warten mussten Vater und Sohn nicht: 1½ Stunden ließ sich Solvallas Sportchef Anders Malmrot Bedenkzeit und Traber-Schweden zappeln - dann gab’s die rosarote Eintrittskarte.
Håkan “Lillis” Olssons Lopp -Gulddivisionen - (int., mind. 900.001 SEK)
1609m Autostart, 306.500 SEK
1. Tae Kwon Deo 09,8 Adrian Kolgjini 22
5j.dklbr. Hengst von Muscle Hill a.d. Brigham Dream von Kaisy Dream
Be: Whap Capital AB, Lutfi Kolgjini AB & Erkén; Zü: Deo Volente Farms, US; Tr: Adrian Kolgjini
2. Minnestads El Paso 3. Speedy Face 4. Snowstorm Hanover 5. Ghazi BR 6. Perfect Spirit 7. Giveitgasandgo Esprit Sisu Test Drive |
10,1 Rebecca Dahlén 10,3 Dante Kolgjini 10,4 Rikard Skoglund 11,1 Tom Erik Solberg 11,3 Örjan Kihlström 11,5 Thomas Uhrberg dis.r. Erik Adielsson dis.r. Erik Berglöf |
140 394 127 180 542 39 52 218 |
Sieg: 22; Richter: überlegen 3 - 1 - 5 - 1½ - 1½ Längen; 9 liefen (NS Stepping Spaceboy / Fieber)
Zw-Zeiten: 07,6/500m - 09,8/1000m - 10,0/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 37.500 - 19.000 - 12.000 - 8.000 - 5.000 SEK
Vielleicht folgt ihm ein Bronsdivisionär zum Elitloppet; Timo Nurmos hat ja mit Tjacko Zaz 2017 schon ein ähnliches Husarenstück vollbracht. Aus viermonatiger Pause stellte er den Amerikaner Seismic Wave, der von „drüben“ neben fünf Siegen aus 14 Starts einen 1:08,5-Rekord mitgebracht hatte, perfekt vor. Natürlich war eine gehörige Portion Massel dabei, dass Örjan Kihlström mit der „9“ in der Meilenprüfung früh im zweiten Paar außen hinter Zap di Girifalco zu liegen kam, nachdem Kim Eriksson mit Mr Southwind im ersten Bogen im Kampf um die Führung Adrian Kolgjinis Neelix rasiert hatte (2.000 SEK Bußgeld und äußerst bescheidene drei Tage „Zaunstehen“ wegen groben Störens) und beide am Turm gelandet waren.
Aus der Traumlage erschütterte die Erdbeben-Welle den führenden Randemar R.D. gewaltig und gab ihm in 1:11,0 zu 1:11,2 ganz leicht mit 1½ Längen das Nachsehen. Der Totalisator honorierte das mit 1,8fachem Einsatz, der Veranstalter mit 110.000 Kronen, mit denen der fünfjährige Explosive-Matter-Wallach nun 941.655 SEK auf der Habenseite hat. Den von Friedrich Gentz gezüchteten Syoss, über Norwegen nach Nordschweden eingewandert, dirigierte Mats Djuse unter Rekordverbesserung auf 1:11,7 zu Platz fünf und 9.000 SEK, ohne nach vorn mehr Möglichkeiten zu haben.
Starkstrom zum Schluss
Kräftig zusammengestrichen von 776.000 auf 409.500 Kronen war das eigentliche Highlight des Tages. Das Örebro International über 3140 Meter plus maximal zwei Zulagen stellt stets eine Generalprobe für den Harper Hanovers Lopp dar, Schwedens renommiertesten, am Elitloppet-Wochenende ausgetragenen Traber-Marathon. Fast hätten die Kolgjinis, deren Stallform seit vielen Monaten sehr zu wünschen übrig lässt, auch das zweite große Los des Tages gezogen. Lange sah es so aus, als solle Adrian mit dem von der Grundmarke gestarteten Tengil Face alle im Griff haben.
Sofort vor Vikens Dome, Flash Hammering und Making Love in Front geschickt, wurde der Fünfjährige bald von 40:10-Favorit Figaro Vici begleitet, mit dem Björn Goop dank eines Explosiv-Starts die 20 Meter Zulage nach wenigen Metern wettgemacht hatte. In dem in Frankreich geborenen Village-Mystic-Sohn fand Electrical Storm einen exzellenten Windbrecher. Dem Schützling Mattias Djuses folgten der im zweiten Bogen bei mäßigem Tempo kurz rumpelnde, doch seine Position haltende Rajesh Face, Pacific Face, Super Nice, Lover Face und Perfect Dynamite, während der zu Beginn patzende McGarret am inneren Ende des Pulks Platz nahm. Für Marc Elias‘ Ferrari Sisu, mit 40 Meter Zulage bedient und äußerst mäßig in Gang gekommen, war nach einem viel Terrain kostenden Trab-Aussetzer nach 600 Metern bereits Schluss - der Derby-Zweite wurde aussichtslos angehalten.
Hatte man sich für 1½ Kilometer mit dem Paarlaufen bei einer Fahrt im 1:16-Bereich bequem eingerichtet, so herrschte mit Beginn der Schlussrunde allgemeine Aufbruchstimmung. Rajesh Face eröffnete Spur drei mit einer ganzen Schar von Lakaien im Gefolge, doch sollte niemand von ihnen eine wesentliche Rolle spielen. Das Spitzentrio, von dem Figaro Vici noch am ehesten schwächelte und als Dritter abschnitt, hatte sich die Kräfte prima eingeteilt. Geradezu perfekt galt das für Electrical Storm, der sich mit viel Mumm um einen „Hals“ an Tengil Face vorbeiraufte.
Für den Make-it-Happen-Sprössling setzte es mit 200.000 SEK den höchsten Scheck seiner aus 44 Starts und 13 Siegen bestehenden Karriere und die Gewissheit, im Harper Hanovers Lopp wie heute aus dem zweiten Band starten zu dürfen. So gesehen kein Beinbruch war die knappe Niederlage für Tengil Face: Sollte er am 30. Mai im Harper Hanovers Lopp, der mit einem ersten Preis von 500.000 SEK lockt, antreten, darf er sich bei 643.300 Kronen Einkommen neuerlich vorneweg versuchen; bei einem Volltreffer hätte er aus Band zwei losgemusst, denn die erste Zulage gibt’s ab 700.001 SEK.
Örebro Intn’l - Stayerlopp - (Gruppe II int.)
3140m Bänderstart, plus 20m ab 650.001, 40m ab 1.400.001 SEK; 409.500 SEK
1. Electrical Storm 3160 14,3 Mattias Djuse 68
6j.br. Wallach von Make it Happen a.d. Blend of Gold von Cantab Hall
Be / Zü: Top of Europe Management AB & A. Djuve; Tr: Mattias Djuse
2. Tengil Face 3. Figaro Vici 4. Pacific Face 5. Hard Times 6. McGarret 7. Rajesh Face 8. Super Nice 9. Making Love 10. Lover Face 11. Perfect Dynamite 12. Flash Hammering Ferrari Sisu Vikens Dome |
3140 14,8 Adrian Kolgjini 3160 14,5 Björn Goop 3180 14,1 Giuseppe Lubrano 3180 14,1 Ulf Ohlsson 3140 15,1g Micael Stjernström 3180 14,2g Erik Adielsson 3180 14,3 Torbjörn Jansson 3160 14,7 Örjan Kihlström 3180 14,3 Jorma Kontio 3180 14,3 Ante Lisell 3160 15,2 Jörgen Westholm 3180 agh. Marc Elias 3140 dis.r. Thomas Dalborg |
88 40 313 178 107 111 84 182 423 382 475 533 72 |
Sieg: 68; Richter: Kampf Hals - 1¼ - 1 - ¾ - 1 Länge; 14 liefen (NS Lucifer Lane / lahm)
Zw-Zeiten: 16,3/500m - 16,2/1000m - 16,3/1500m - 15,8/2000m - 14,1/letzte 500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 50.000 - 26.500 - 17.000 - 10.000 - 6.000 SEK
Ein echter Hingucker war Very Kronos, der in der Silverdivisionen Frontrenner Religious kräftig ins Gebet nahm und ihn Mores lehrte. Der von Svante Båth vorbereitete Ready-Cash-Sohn scherte sich nicht um die vermeintliche Todeslage, spulte die letzten 800 Meter in 1:10 runter und gab Religious um eine Länge das Nachsehen, ohne dass Erik Adielsson die Hände aufmachen musste. Nach 1:12,5/2100m waren 125.000 Kronen im Kasten; der Schwarzbraune, aus lediglich 28 Versuchen 15 Siege schwer, wird sich beim neuen Kontostand von 1.753.059 SEK abgesehen vom Silverdivisionen-Finale demnächst als „Gold“-Schürfer verdingen müssen.
War die V75-Serie ein Fest für die Favoritenwetter - am wenigsten zu erwarten war noch der Erfolg Tessy d’Etés in der Sto-Eliten, mit der Carl Johan Jepson nach perfekter Matchführung im Speed zuschlug -, so machten die V75-Spezialisten lange Gesichter: Trotz eines 40-Millionen-Jackpots aus Åby bekommen 4.908 Systeme bzw. deren „Hintermänner und -frauen“ schmale 16.124 SEK überwiesen; Rang drei wurde mangels Masse nicht ausgeschüttet. Der ATG kann’s nur recht sein. Bereits am nächsten Samstag, an dem in Göteborg die beiden Königspokal-Endläufe das Gerüst der Großwette bilden, können sie auf mehr Rendite hoffen: Erneut locken zusätzliche 40 Millionen Kronen für sieben Richtige auf einem Schein.
V75-1 (Klass II): V75-2 (Silver): V75-3 (Guld): V75-4 (Elit-Sto): V75-5 (Klass I): V75-6 (Brons): V75-7 (Stayer): |
T.Rex Face / Björn Goop Very Kronos / Erik Adielsson Tae Kwon Deo / Adrian Kolgjini Tessy d‘Eté / Carl Johan Jepson Valiant Dream / Mika Forss Seismic Wave / Örjan Kihlström Electrical Storm / Mattias Djuse |
39 24 22 90 56 18 68 |
Umsatz V75: 152.584.611 SEK
1. Rang: 4.908 Systeme à 16.124 SEK
2. Rang: 93 SEK
3. Rang: Jackpot
Umsatz Top-7 (Klass I): 1.983.954 SEK