Die Bombe platzt zum Schluss

Solvalla, Samstag, 21. Juni 2023. 3½ Wochen nach dem Elitloppet-Meeting war Solvalla erneut das Maß aller skandinavischen Traberdinge und schüttete ein üppiges Füllhorn über die Pferdebesitzer aus. Es gab weit mehr zu verdienen als bei der regulären V75-Runde, die ausnahmsweise am Sonntag in Kalmar ausgetragen wird.
An erster Stelle klingelte es für die einheimischen Vierjährigen in der Kasse: 1.132.000 Kronen standen über der 5. Ausgabe des Prix Readly Express, 768.000 SEK spuckte der noble Veranstalter für das zum zweiten Mal ausgetragene Pendant für die Ladys der 2019er Generation, den Prix Diana Zet, aus.
Das höchstdotierte Rennen hatte sich Solvalla für den krönenden Abschluss aufgehalten. War zuvor alles speziell für die V86-Wette ziemlich in vorhergesehenen Bahnen verlaufen, so platzte die Bombe um kurz vor 22 Uhr und machte die Großwette, die einen Umsatz von 24,3 Millionen SEK generierte, doch noch ein bisschen fetter. Mehr als 4.309 Kronen, die 1.464 Systeme kassierten, waren nach der vorangegangenen Fackelparade der Favoriten aber nicht drin.
Dafür sorgten der mal wieder vom Start springende Favorit Greensboro Zet (2) - seinem schlechten Beispiel folgte Hustle Rain (9) - und ein mit Startplatz „8“ arg gehandicapter Bedazzled Sox, für den dessen Standardfahrer Torbjörn Jansson 700 Meter vorm Ziel eine Entscheidung traf, die den zuverlässigen Burschen vor ein unlösbares Problem stellte. Bis dahin hatte er, am Start sofort zurückgenommen, geduldig im dritten Paar außen hinter Staro Mack Crowe und Thereisnolimit gelauert.
Following, E3-Sieger und Breeders‘-Crown-Zweiter, nutzte die Gunst der „3“, setzte sich ruckzuck vor Coquaholy (1), Every Day Elegant (6) sowie Paul Hagoorts Monastery Boko (4) die Kapitänsmütze auf und nahm so gründlich die Fahrt heraus, dass die beiden frühen „Galopper“ nach einer halben Runde schon wieder dran waren. Damit nicht genug, machte sich Örjan Kihlström bei der Bummelei in der zweiten Kurve über Spur drei auf den Vormarsch.
Vor ihm scherte Staro Mack Crowe mutig nach außen, kreuzte nach einem Kilometer an der Flanke des Anführers auf und hielt Greensboro Zet rigoros an der ganz frischen Luft. Diesen Gewaltmarsch hielt der Father-Patrick-Sohn nur bis 600 Meter vorm Ziel durch und hisste dann nachhaltig die weiße Fahne - just in jenem Moment, als Jansson sich entschlossen hatte, nach außen zu gehen und ihn zu umkurven.
Der Rücksturz des Favoriten nahm Bedazzled Sox jeden Schwung und zwang ihn danach in Spur vier, wo er gegen die geschonten vorderen Kräfte zu wenig Boden gutmachen konnte. Als Fünfter verfehlte der Brillantissime-Sohn erst zum zweiten Mal das Treppchen. Obwohl ihm Björn Goop unterwegs nicht viel abverlangt hatte, war Following überraschend früh gestellt.
Wie auf Flügeln endete hingegen trotz der Todeslage Staro Mack Crowe. Den ärmsten der Neun steuerte Rikard Skoglund für Katja Melkko ganz leicht zum dritten Karriere-Treffer, mit dem der Bold-Eagle-Sohn sein Gehalt auf 1.075.500 Kronen mehr als verdoppelte. 2½ Längen hinter dem 222:10-Longshot ging auch der Ehrenplatz an einen Außenseiter: Gar für 34-fachen Einsatz war Thereisnolimit zu haben.
„Wer den Prix Readly Express gewonnen hat, hat auch beim Derby seinen Schnitt gemacht. Ich hoffe, dies bleibt auch bei Staro Mack Crowe so. Dann wäre dies sein Debüt auf der großen Bühne“, blickte Skoglund hoffnungsvoll in die Zukunft. Attraversiamo (2019) und Francesco Zet (2022) haben das Blaue Band Schwedens anschließend gewonnen, Don Fanucci Zet war 2020 Zweiter, San Moteur 2021 Dritter. Rosige Aussichten also für den Halbbruder Cash Crowes, die sich 2017 das Stuten-Derby einverleibt hat.
5. Prix Readly Express - (nat., Vierjährige)
2140m Autostart, 1.132.000 SEK
1. Staro Mack Crowe 11,7 Rikard Skoglund 222
4j.br. Hengst von Bold Eagle a.d. Giant Crowe von Gigant Neo
Be: Staro Onternational AB & Väsby Häst AB; Zü: Petri Puro; Tr: Katja Melkko
2. Thereisnolimit 12,0 Ulf Ohlsson 341
3. Following 12,1 Björn Goop 76
4. Every Day Elegant 12,1 Per Lennartsson 644
5. Bedazzled Sox 12,2 Torbjörn Jansson 44
6. Hustle Rain 12,2g Magnus Djuse 59
7. Coquaholy 12,3 Mats Djuse 125
8. Monastery Boko 12,6 Robin Bakker 470
9. Greensboro Zet 12,9g Örjan Kihlström 21
Sieg: 222; Richter: leicht 2½ - 1½ - ½ - Hals - Hals - 1 Länge; 9 liefen
Zw-Zeiten: 08,4/500m - 13,9/1000m - 12,7/1500m - 09,4/letzte 500m
Wert: 600.000 - 300.000 - 125.000 - 60.000 - 30.000 - 17.000 SEK
Fröhlich zum 23. Sieg
In der zweiten Auflage des Prix Diana Zet unterstrich Joviality, dass die krachende Niederlage gegen Jazzy Perrine bei den Fyraåringseliten for Ston am Elitloppet-Tag keine nachhaltigen Spuren hinterlassen hat. Wieder musste die in den USA mit dem Dan Patch Award als beste dreijährige Traberstute Ausgezeichnete eine miese Startnummer verdauen. War es am 28. Mai die „9“, so gab’s diesmal Startplatz „8“.
Da passte es gut, dass sich O’Mara Zon (3) und Queen Belina (7) ruinös um die Spitze kloppten. Die ersten 500 Meter in 1:06,3 - das spielte Joviality in die Karten, die weit nach hinten versetzt die zweite Spur anführte, als Queen Belina nach 700 Metern endlich als innere Dritte hinter Decision Maker Luft schnappen durfte. Allmählich tastete sich Erik Adielsson an die Flanke von Wäjerstens Fuchsstute und setzte ihr ab Mitte der Schlusskurve die Daumenschrauben an.
Für die Maharajah-Tochter, immerhin zweite Kraft des Wettmarkts, kam, was fast zwangsläufig kommen musste: Sie kapitulierte früh, während Joviality fröhlich auf und davon zog zum 23. Sieg aus 32 Starts und ihre Favoritenstellung fürs StoChampionatet wie die Derby-Stoet zementierte. Verblüffend, wie Queen Belina die Anfangs-Offensive wegsteckte und sich zu Platz drei hinter Decision Maker (beide von Nuncio) raufte, die im Windschatten O’Mara Zons viele Körner hatte sparen können.
„Es macht Spaß zuzusehen, wie sie in der letzten Kurve mühelos eine gehörige Schippe drauflegt und Erik ganz entspannt das Ziel ansteuern kann. Vor den Vorläufen zum StoChampionatet (14. Juli) wird sie nicht mehr antreten“, verriet Trainerin Sabine Kagebrant. Die StoSprintern, deren Vorläufe am 26. Juni über die Halmstader Bühne gehen, wird sie folglich auslassen.
2. Prix Diana Zet (nat., vierj. Stuten)
2140m Autostart, 768.000SEK
1. Joviality 11,0 Erik Adielsson 13
4j.dklbr. Stute von Chapter Seven a.d. Pasithea Face von Muscle Hill
Be: Stall Courant AB (Anders Ström); Zü: Am Bloodstock AB; Tr: Sabinme Kagebrant
2. Decision Maker 11,4 Carl Johan Jepson 325
3. Queen Belina 11,4 Björn Goop 96
4. Crazy Life 11,6 Per Lennartsson 1105
5. Eireann 11,7 Örjan Kihlström 207
6. O’Mara Zon 11,7 Daniel Wäjersten 44
7. Sparven 12,2 Jörgen Westholm 409
8. Stens Retention 13,7 Johan Untersteiner 859
9. Cypress Point 14,0 Linda Forsén 3563
Sieg: 13; Richter: überlegen 4 - Hals - 2 - Hals - Hals - 5 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 06,3/500m - 10,4/1000m - 11,1/1500m - 11,0/letzte 500m
Wert: 400.000 - 200.000 - 92.000 - 42.000 - 22.000 - 12.000 SEK
Charmant „comme à la parade“
International konzipiert war der Icelands Lopp für Fünfjährige, mit dem an Stefan Melanders Elitloppet-Sieger von 2010 erinnert wird. Der erste „Test“ für den sich an die Generation 2018 wendenden Jubileumspokalen wurde ein abendlicher „walk in the park“ für Alessandro Gocciadoros Charmant de Zack.
Mit Italiens 2021er Derby-Sieger löste er bereits im Scheitel der ersten Kurve den von der „5“ nach vorn gepreschten Nugget Zon ab, drückte damit Favorit Ikaros Sisu für dessen Comeback nach sieben Monaten Pause den Todessitz auf und erhöhte 800 Meter vorm Ziel sukzessive die bis dahin eher dezente Fahrt. Das stellte den Rest vor immense Probleme, zumal der Vivid-Wise-As-Sprössling einen weiteren Gang zuschalten konnte.
Acht Längen vor den gestäupten Verfolgerin, von denen der tapfere Ikaros Sisu auf den letzten Metern Platz zwei an Power Doc abtreten musste, paradierte Charmant de Zack in 1:11,1 zum elften Sieg seiner 39 Starts umfassenden Laufbahn. „Ich denke, dies war eine seiner besten Vorstellungen unter meiner Regie. Er kam endlich mal richtig zügig in die Hufe und hat sich am Ende ganz, ganz leicht abgesetzt. Da hat er mich sehr an seinen Vater erinnert“, strahlte Gocciadoro.
9. Icelands Lopp - första Jubileumstestet - Gulddivisionen - (int., Fünfj., mind. 200.000 SEK)
2140m Autostart, 329.000 SEK
1. Charmant de Zack 11,1 Alessandro Gocciadoro 27
5j.br. Hengst von Vivid Wise As a.d. Martina Grif von Varenne
Be: Comantiale S.A.S. di Siddi Giacomo, IT; Zü: Az.Agr.Zaccarella, IT; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Power Doc 11,8 Åke Lindblom 62
3. Ikaros Sisu 11,9 Magnus Djuse 23
4. High on Pepper 11,9 Jorma Kontio 82
5. Nugget Zon 12,0 Per Lennartsson 212
6. Indy Rock 12,1 Johan Untersteiner 153
Sieg: 27; Richter: überlegen 8 - ½ - Hals - Hals - 1 Länge; 6 liefen (NS Aquarius Face / Halsinfekt)
Zw-Zeiten: 12,7/500m - 13,0/1000m - 12,0/1500m - 08,7/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
Doppeltreffer des italienischen „Campione“
Neben diesen Hochkarätern ging Vorlauf 1 der zweiten Breeders-Course-Serie für Dreijährige - die erste war erst am 28. Mai beendet worden -, der mit einer Dotierung von 217.000 SEK jedem deutschen Trabrennen-Veranstalter zur Ehre gereicht hätte, etwas unter. Über 1.640 Meter kommt dem Start eine entscheidende Bedeutung zu.
Gut begann Jasper Roos‘ und Johann Holzapfels Favorit Yin Yang (2), besser Gocciadoros zweite Waffe Eros Jet, der von der „5“ wie ein Pfeil losflog und sich in 1:07 für die ersten 250 Meter völlig problemlos die Spitze sicherte. Weitaus schwieriger fand es Everything Bi vor, mit dem sich Alessandro Gocciadoro durch die Außenspur an die Flanke des Trainingsgefährten tankte.
Damit war für Yin Yang die Bude zugenagelt. Im Einlauf machten die beiden Italiener die ersten beiden Prämien unter sich aus, wobei sich die Waagschale ganz sachte zugunsten Everything Bis neigte, der beim zwölften Versuch den fünften Volltreffer landete. Yin Yang verkaufte sich, nachdem ihn Robin Bakker in Spur drei gezirkelt hatte, als Dritter gut, verfehlte aber vorerst die Finalfahrkarte.
Breeders Course - 2. Serie / 1. Vorlauf - (int., Dreijährige)
1640m Autostart, 217.000 SEK
1. Everything Bi 12,0 Alessandro Gocciadoro 69
3j.br. Hengst von Varenne a.d. Las Brisas Bi von Toss Out
Be / Zü: Az.Agr. Biasuzzi, IT; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Eros Jet 12,0 Magnus Djuse 20
3. Yin Yang 12,2 Robin Bakker 28
4. Escobar Fi 12,4 Carl Johan Jepson 279
5. Global Edge 12,7 Mats Djuse 1027
6. Can Paixano 12,8 Per Lennartsson 321
7. Tino Barosso 12,9 Örjan Kihlström 81
Sieg: 69; Richter: Kampf Kopf - 1¼ - 1½ - 2 - 1 - ½ Länge; 7 liefen
Zw-Zeiten: 10,2,5/500m - 13,1/1000m - 09,5/letzte 500m
Wert: 100.000 - 50.000 - 29.000 - 17.500 - 11.500 - 9.000 SEK
Die weiteren Vorläufe: Åby 29. Juni, Jägersro 11. Juli, Wolvega 13. Juli, Neapel 14. Juli; für das Finale am 25. Juli, dem Tag des Åbergs Memorial, in Jägersro um 800.000 SEK für den Sieger qualifizieren sich die jeweils zwei Besten.
Schnörkellos wollte sich Örjan Kihlström in seinem Wohnzimmer vom italienischen Überflieger dann doch nicht abbürsten lassen. Der „Iceman“ hielt mit den jeweils deutlich siegenden Redén-Schützlingen Jikken (Hengst von Propuslion; 110.000 SEK) und Faeza Zet (Stute von Ken Warkentin; 110.000 SEK) kräftig gegen.
Der imaginäre Titel des „Fahrer des Abends“ ging dennoch an Gocciadoro, der noch mit Celiaz Platz zwei, mit Cronos degli Dei Platz drei hamsterte und all seine vier Fuhren auf dem Podest beendete. Zudem kam mit der von Magnus Djuse verwandelten Cayenne SLM die Siegerin des Schyssta Loppet aus seinem Quartier.